Mittwoch, 21. April 2021

Alltägliches (XXI)

Auch 2017 kann nur Papi
lesen. Gefunden im Facebook
unter "Campanha assinaturas".
Assinaturas para famílias felizes-oder: Nur der Mann kann lesen

Vater und Mutter sitzen auf dem Sofa, die beiden Töchter und der Sohn hocken auf dem Teppichboden, Oma lächelt auf einem Sessel, die Sitzmöbel sind hell-wie bei allen Familien mit Kindern?: "Diario de Notícias" gönnt sich heute eine ganze Seite für Eigenwerbung um "ein Abo mit Wert für die ganze Familie", wobei die Zeitung wohl nur einen Wert für den Vater hat, während die Werbegeschenke wie die Konfitüre, der Wein, der Streaming-Dienst und der Videoclub für die anderen Familienmitglieder attraktiv sind.

Schon 2017 ist die "Diario de Notícias" nur etwas für Männer gewesen. An einem Tisch auf der Uferpromenade studiert er die Zeitung, die Mutter kümmert sich um die Kinder. Sind übrigens ebenfalls drei. Immerhin hat es auch schon einmal eine Werbekampagne gegeben, bei der sie ihm beim Lesen der Zeitung über die Schulter blicken durfte.

Bei der aktuellen Aktion liest er die Zeitung wieder allein, während seine Frau Wein trinkt und Oma die Weinflasche neben sich auf einem Tisch gebunkert hat. Bei den drei Kindern gibt es ebenfalls eine klare Rollenverteilung. Für die Mädchen gibt es Kekse, der große Bruder hat die Fernbedienung für den Fernseher in der Hand.


Dienstag, 13. April 2021

Alltägliches (XX)

Foto: Karin Liebich

Lehrjahre mit Monica

Mit dem Rad brauche ich keine Viertelstunde bis zu diesem Museum, in dem vom 13. April bis 12. Juni eine Wanderausstellung mit Schreibmaschinen gezeigt wird.  32 sind es, die älteste aus dem Jahre 1917. Eine interessiert mich besonders. Die stammt laut Auskunft des Museums aus dem Jahre 1958 und ist eine "Olympia". 

Dort habe ich von 1967 bis 1969 Industriekaufmann gelernt, "Olympia" gehörte damals zu den größten Schreibmaschinenherstellern der Welt und hatte über 10 000 Beschäftigte, vornehmlich in Roffhausen bei Wilhelmshaven, wo ich geboren wurde. Der ganze Stolz der Firma hieß "Monica", bei ihr klemmte nie ein Buchstabe, die anderen waren so genannte "Schreibmaschinen mittel" (SM) und "Schreibmaschinen groß" (SG), die während meiner Lehrzeit auch schon elektrisch wurden. Die "Monica" begnügte sich bis zuletzt mit mechanisch. Als sie von der Reiseschreibmaschine "Traveller" abgelöst werden sollte, ging es mit dem Unternehmen bergab.

Mit Kugelkopf und Schreibrad wurden die Schreibmaschinen von "Olympia" zwar immer schneller, der Vorstand wurde aber auch immer schneller noch unfähiger, so dass die Werkstore 1991 in Roffhausen für immer geschlossen werden mussten.

Museu de Imprensa Madeira Avenida da Autonomia nº 3 9300-146 Câmara de Lobos

Geöffnet 10 bis 17 Uhr

Samstag, 10. April 2021

Alltägliches (XIX)

Wer kennt diese kriminelle
Taubenbande?

Überfall in der Altstadt von Funchal

Auf Madeira ist die Kriminalität gering. Jedenfalls bei den Menschen. Doch bei den Tauben scheint sie zu steigen. Heute Nachmittag hat mir eine gurrende Bande in der Altstadt von Funchal den Blätterteig gestohlen. Vorher wurde meine Kaffeetasse umgestoßen.

Der Tathergang: Ich bestelle in meiner Lieblingsbäckerei eine Tasse Kaffee und einen Blätterteig. Mit der Tasse und dem Blätterteig, der sich auf einem kleinen Teller auf einer Serviette befindet, begebe ich mich nach draußen. Ich stelle beides vor der Nachbartür auf die Stufe, die ich als Sitzplatz nutzen will. Während ich meine Maske an den Fahrradlenker hänge, landet hinter mir eine Taube, die wohl für ihre Bande die Lage checken soll. 

Ich setze mich, nehme die Tasse in die Hand und gönne mir einen Schluck. Bevor ich nach dem Teller mit dem Kuchen greife, stelle ich die Tasse vor mir auf die Pflastersteine. Die Taube stößt mit dem Schnabel meine Tasse um. Ich versuche zu retten, was an Trinkbarem noch zu retten ist, die Taube zerrt derweil an der Serviette und zieht so den Kuchen zu sich heran. Der Blätterteig fällt auf die Pflastersteine.

Nach wenigen Sekunden ist die gurrende Bande vollzählig. Bevor mir diese kriminelle Horde auch noch den restlichen Kaffee stiehlt, trinke ich die Tasse aus. Der Blätterteig befindet sich inzwischen außerhalb meiner Reichweite und wird von den gefiederten Kriminellen mit Genuss verzehrt. Nach getaner Straftat fliegt die Bande davon. 

Der nächste Überfall