Freitag, 6. August 2021

Alltägliches (LXI)

Liebe Mithündinnen, liebe Mithunde, 

nun schaut erst einmal nach links. "Niedlich", werdet ihr sagen, "hoffentlich finde ich auch so ein Frauchen." Doch diese Aktion von "Protection society of domesticated animal" und "Diaro de Notícias" könnte für euch auch schlimm enden. Mit einem Herrchen, wie ich es gehabt habe.

Keine Bange, am ersten Tag wird er nicht gleich kommen, dieser Heini am anderen Ende der Leine plant genau, was er euch antun will. Dafür braucht er Zeit. Da jedoch diese Tiervermittlungsaktion bis zum 23. August dauert, hat er genug davon. Zu nächtlicher Stunde wird er sein Opfer erst einmal ausspähen oder er wird so dreist sein und euch abfangen, bevor ihr überhaupt die Chance bekommt, ein nettes Frauchen oder Herrchen zu finden.

Bei mir ist das so gelaufen: Mein Frauchen geht zum Tierheim, wo sie einen Zettel an das Schwarze Brett heften will, weil sie mich hübschen Jagdterrier nicht mehr ernähren kann. Er lässt sie gar nicht erst ins Tierheim, sondern zeigt geheucheltes Interesse an mir. Sie fällt darauf herein, vereinbart ein Treffen mit ihm, und ich laufe in die Falle. Anfangs habe ich diesen Heini am anderen Ende der Leine sogar nett gefunden.

Bis wir in seiner Wohnung waren. Obwohl Jagdterrier viel Auslauf brauchen, war diese Wohnung nur gut 40 Quadratmeter groß, das hätte mich nicht gestört, wenn er mir im Wohnzimmer das Sofa überlassen hätte, doch das nahm er sofort in Beschlag, um sich im Fernsehen ein Fußballspiel anzuschauen. Das grenzte schon an Terrierquälerei, denn ich liebte Bälle, bis ich sie völlig zerfetzt hatte. Den Ball im Fernsehen bekam ich aber gar nicht zu fassen. Vor Wut hätte ich am liebsten in die Fernbedienung gebissen. Doch das durfte ich so wenig wie auf dem Sofa liegen.

Für die Nacht wies er mir ein so genanntes Körbchen zu, das viel kleiner war als das Sofa. Dort sollte ich schlafen, während er es sich in einem so genannten Bett bequem machte, das noch größer war als das Sofa. Ich nutzte die Nacht, um mich in der Wohnung umzusehen. Die leckeren Sachen lagerte er in einem so genannten Kühlschrank, den ich nicht öffnen konnte. Außerdem teilte er mir am nächsten Morgen mein Fressen zu. In einem so genannten Napf. Er dagegen hatte Teller, Tassen, Gläser.

Auch bei unserem ersten gemeinsamen längeren Spaziergang schikanierte er mich. Er bestimmte, wo es lang ging. Zudem hatte er ein Fahrrad, ich nicht. Dass alle mich niedlich fanden und niemand ihn ebenfalls niedlich fand, tröstete mich nur wenig. Dann kam die günstige Gelegenheit. Während er von seinem Fahrrad stieg, um in einem Supermarkt für sich etwas einzukaufen, lief ich weg. Meine Pfoten trugen mich bis zu dem Tierheim, vor dem er mein Frauchen abgefangen hatte. Dort fanden mich einige Besucherinnen und Besucher so niedlich, dass sie mich gleich mitnehmen wollten. Aber ich landete wieder bei diesem Heini am anderen Ende der Leine. 

So lief das über viele Jahre, bis ich in den Hundehimmel kam. Bei meiner Ankunft wurde mir versichert, dass Menschen hier nicht rein dürfen.

Nun schaut noch einmal nach links: Das bin ich, Mike Tjaden, Jagdterrier, dieses Auto fahren durfte ich auch nicht. Ich wünsche euch ein final feliz.
   

 

Donnerstag, 5. August 2021

Alltägliches (LX)

Wirbt für Urlaub auf
Madeira.

Über Reisen ins Ausland während der Corona-Pandemie

Madeira hat ein neues Markenzeichen, das bei jeder Veranstaltung auftaucht und nicht unumstritten ist, wobei für Grafiker gilt, heftige Diskussionen über ein Logo sind immer noch besser als betretenes Schweigen. 

Manchmal allerdings wäre auch Schweigen gut. Warum jetzt auf Madeira Stimmen laut werden, die wegen der Corona-Pandemie der Inselbevölkerung von Reisen ins Ausland abraten, erscheint rätselhaft, denn wenn beispielsweise Engländer nach Madeira fliegen, sind das auch Reisen ins Ausland. Für diese Auslandsreisen hat die Regierung von Madeira bei Einführung der neuen Marke auf rund 100 Taxis geworben, die in London unterwegs sind.

Wer "kommt her" sagt, der sollte auch "fahrt hin" sagen.   

Montag, 2. August 2021

Alltägliches (LIX)

Bisher von mir
übersehen. Foto: Tjaden
Absperrung lässt Gedenkstein aus dem Schatten treten

Im Katharinenpark von Funchal führt ein Gedenkstein ein Schattendasein- für mich aus dem Schatten getreten ist er heute wegen einer Absperrung. Erinnert wird an die rund 2 000 Flüchtlinge aus Gibraltar, die im Juli und August 1940 Zuflucht auf Madeira gefunden haben. 

Obwohl auch Portugal in jener Zeit von einem Diktator regiert wurde, der mit Hilfe der katholischen Kirche ein Ein-Parteien-System installiert hatte, war António de Oliveira Salazar kein Freund Adolf Hitlers, beide hatten allerdings einen gemeinsamen Freund: den italienischen Diktator Benito Mussulini. Das ist irgendwie portugiesisch, denn Portugal ist ein Land der Widersprüchlichkeiten. 

Als Hitler den Zweiten Weltkrieg anzettelte, fürchtete Großbritannien um seine Leute auf Gibraltar und brachte sie erst einmal nach Casablanca. Für alle überraschend entschlossen sich aber Salazar und der Ebenfalls-Diktator Francisco Franco, der nicht ganz ohne Zutun von Adolf Hitler an die Macht gekommen war, zur Neutralität. In Französisch-Marokko waren die Flüchtlinge aus Gibraltar inzwischen nicht mehr sicher, also erinnerten sich die Briten wieder an Madeira als Zufluchtsort. Der portugiesische Diktator Salazar stimmte zu.

Auch verfolgte Juden flüchteten damals nach Portugal, denn auch den Judenhass Hitlers teilte Salazar nicht.