Montag, 20. September 2021

Alltägliches (131)

Schön rot. 
Foto: Heinz-Peter Tjaden

Kein "Käfer" ohne Beifahrer

Vor 50 Jahren hat jede junge deutsche Frau, die einen VW "Käfer" fuhr, einen Freund gehabt. Nicht unbedingt, weil sie ihn liebte, sondern weil sie ihn im Winter zum Schieben brauchte und im Sommer, um das Seitenfenster rauf und runter zu kurbeln, damit man während der Fahrt keinen Hitzschlag bekam.  Wollte er sich als Belohnung für Schieben und Kurbeln bei der Frau einen Kuss abholen, musste er sich dermaßen verrenken, dass man damalige "Käfer"-Beifahrer heute noch an diversen Rückenleiden erkennt. 

Dennoch ist der "Käfer" Kult geworden und dem Hersteller nahm man auch den Werbespruch "Er läuft und läuft" nicht übel, denn damit war ja nicht das Auto, sondern der Beifahrer gemeint. Der letzte "Käfer" lief am 1. Juli 1974 vom Band, fast 12 Millionen Mal wurde er hergestellt.

Wer heute noch einen "Käfer" besitzt, hegt und pflegt ihn. Wie der Besitzer dieses hübschen Exemplars, das ich heute in Funchal fotografiert habe. Vielleicht ist der Besitzer auch Mitglied des "Volkswagen Madeira Clubs", der sich als "großartiger Treffpunkt für Besitzer und Unterstützer der deutschen Marke" versteht. 

Der VW Madeira Club bei Facebook.


Samstag, 18. September 2021

Alltägliches (130)

Die Taberna do Arieiro und
der Ortsbürgermeister.
Foto: Heinz-Peter Tjaden


Wein, Männer und Gesang

"O vinho grego é como o sangue da terra..."

Ich sitze vor der Taberna do Arieiro in der Morgensonne und blättere im "Jornal da Madeira". Die Melodie kenne ich doch, denke ich. In der Taverne pfeift jemand die Melodie mit.

Der Mann, dem ich täglich hier begegne und den ich gedanklich "den Ortsbürgermeister von Sao Martinho" nenne, ballt seine rechte Faust, um mich Faust an Faust zu begrüßen. Hut auf, Grinsen im Gesicht. Kurze Hose. Wie ein Zelt. "Bom dia." Dann Gespräche mit allen.

"E quando fico triste..."

Das Lied wird in der Taverne nicht mehr nur mitgepfiffen, sondern auch mitgesungen. Das Lied kenne ich wirklich. Udo Jürgens. "Griechischer Wein". Gesungen auf Portugiesisch.

"...é porque sempre sonhei com a minha casa."

Einer pfeift, einer singt, ich summe.

"...weil ich immer träume von daheim." 

Donnerstag, 16. September 2021

Alltägliches (129)

Hier treffe ich meine
Traumfrau.
Foto: Heinz-Peter Tjaden

Der Platz meines Traumes

Kann man im Schlaf durch die Zeit reisen? Wenn man von Vergangenem träumt, dann sicherlich. Wenige Sekunden Traum reichen für Erinnerungen an Tage, Wochen oder Jahre. Aber: Kann man im Traum auch in die Zukunft reisen?

Das frage ich mich bei einem meiner regelmäßigen Träume: Ich schlendere eine Straße hinunter, komme an eine Gabelung mit einem kleinen Platz, von dem ein Bus abfährt, ich begegne einer Frau, die mir mit sanfter Stimme sagt, dass ich auf dem richtigen Weg sei, sie nimmt mich in den Arm, gibt mir einen Kuss-dann gehen wir weiter. "Mach dir keine Sorgen", sagt sie jedes Mal.

Stets habe ich mich gefragt, wo dieser Platz sein mag, kein Platz in der Region Hannover sah so aus wie dieser, ich erinnerte mich nicht an einen ähnlichen Platz in den Städten, in denen ich gelebt habe, ich machte mir immer wieder klar, dass Traumbilder keine klaren Bilder sind. 

Doch das ist mir nun nicht mehr klar, denn heute war ich bei einer Radtour durch Funchal sicher: Das ist der Platz aus meinem Traum. Ich machte ein Foto. Als ich das Foto hoch lud, um es hier zu veröffentlichen, fiel mir ein: Seit ich in Funchal lebe, habe ich nie wieder von diesem Platz und von dieser Frau geträumt...