Dienstag, 29. März 2022

Alltägliches (207)

Für wen arbeiten sie?
Foto: Heinz-Peter Tjaden

Die Antwort kennt nicht der Wind, sondern der Querdenker

Gestern Nachmittag ist in einem Lokal am Atlantik eine Taube auf meine Beine geweht worden. Das ist eine einfache Meldung, die einem Querdenker aber nicht einfach nicht genug wäre. Deshalb frage ich mich, warum Psychologen behaupten, Verschwörungstheorien dienten der Vereinfachung komplizierter Zusammenhänge. 

Für einen Querdenker kann die Landung der Taube wohl kaum mit dem Wind allein erklärt werden, zumal die Taube sich auf meinen Beinen auch noch ausgeruht hat. Während mir mein Tischnachbar gerade weis machen wollte, dass Lebensversicherungen derzeit zuhauf Verträge von Corona-Geimpften kündigen, weil die Impfungen lebensgefährlich sind, verhinderte die Landung der Taube weitere Ausführungen seinerseits. 

Das soll allein am Wind gelegen haben? Völlig unmöglich. Wahrscheinlich hat die Pharma-Industrie der Taube einen Störsender verpasst, der sie zur Landung auf meinen Beinen zwang, als der Querdenker seine wichtige Überzeugungsarbeit verrichtete.  Ich war zwar gar nicht geneigt, seinen Ausführungen Glauben zu schenken, aber das konnte die Taube ja nicht wissen. Die hört schließlich nur auf ihren Störsender. 

Selbst denkende Tauben, die sich andere Beine für ihre Landungen ausgesucht hätten, wären auch gar nicht im Interesse der Verschwörer, die der gestern auf meinen Beinen gelandeten Taube sogar verheimlichen, dass Tauben mit Störsender eine noch geringere Lebenserwartung haben als Tauben, die in Städten leben vorher schon. Tauben könnten nämlich bis zu 10 Jahre alt werden, Stadttauben leben aber nur 2 bis 3 Jahre, Stadttauben mit Störsender sterben vielleicht demnächst bereits, bevor sie auf meinen Beinen landen können. 

Donnerstag, 24. März 2022

Estrada Monumental

Schwungvoller Radweg, der
von den Autos und Bussen,
die zum Hotel wollen,
überquert werden muss.
Foto: Heinz-Peter Tjaden

Die Straße, die viele Geschichten erzählen könnte

Wenn die Estrada Monumental Geschichten erzählen könnte, käme sie aus dem Plaudern nicht mehr heraus. Lassen wir doch einmal einen Bogen des neuen Radweges zu Wort kommen, der meines Erachtens nur mit einem Fehler in der Planung zu erklären ist. 

Welche Bogen die Madeirer machen sollen, ist auf Madeira lange Zeit nicht von Straßenbauern, sondern  von der katholischen Kirche bestimmt worden. Als 1838 der schottische Arzt Robert Kalley auf die Insel kam, weil für seine Frau das Klima auf der Insel aus gesundheitlichen Gründen vorteilhaft war, entsetzte ihn die mangelnde Bildung der Bevölkerung. Er lehrte die Menschen Lesen und Schreiben und machte sie auch mit der Bibel bekannt, die es bis dahin nur auf Latein gab. Die katholische Kirche reagierte darauf mit Verboten der Predigten von Kalley, die Polizei stellte sich allen in den Weg, die in das Haus des schottischen Arztes wollten, die Schulen, die er gegründet hatte, wurden geschlossen, seine Anhängerinnen und Anhänger wurden verfolgt. Einige wurden sogar zum Tode verurteilt. 1855 verließ Kalley Madeira und machte einen Bogen um die Insel, bis er als Frau verkleidet in Brasilien ankam.

Die katholische Kirche hatte den Bogen zwar überspannt, aber für die Folgen wurde Robert Kalley nicht von der katholischen Kirche, sondern vom portugiesischen Staat entschädigt. Die Scherben sammelte der Governeur José Silvestre Ribeiro wieder auf, der bis 1852 im Amt war. Während seiner Amtszeit wurde auch die Estrada Monumental gebaut. Damals allerdings noch ohne Radweg, der sehr schwungvoll gestaltet worden ist, weil die Straßen- und Tiefbauunternehmen die Pläne für die Renovierung wohl nur auf Latein bekommen haben. 



Mittwoch, 23. März 2022

Alltägliches (XVII)


Warum Funchal?

31. März 2021. Die Frage, warum Funchal 2027 europäische Kulturhauptstadt sein sollte, wird auf www.funchal2027.net so beantwortet: "Funchal ist die Hauptstadt einer europäischen Region in äußerster Randlage. Die Stadt repräsentiert die europäische Präsenz in einem strategischen Gebiet der Welt und ein kulturelles Erbe von 500 Jahren Geschichte und Traditionen."

Unterwegs aufgeschnappt

"Mama, wenn du Englisch sprichst, merkt man dann eigentlich, dass du keine Engländerin bist?"

Kleines Mädchen mit Zöpfen in der Altstadt von Funchal am 22. März 2021

Fast alle für Funchal als Kulturhauptstadt Europas

31. Mai 2021. Nur eine Nein-Stimme: 23 Leserinnen und Leser des "Madeira Observers" haben sich bisher an der Funchal-Umfrage beteiligt, 12 Einheimische und 11 Touristinnen und Touristen. Die Nein-Stimme kommt von einem Touristen/einer Touristin. Zur Umfrage 

Das 32. Ja aus dem Schwarzwald

28. Juni 2021. Mein blog führt dazu, dass sich bei mir auch alte Bekannte melden, die mich wegen meiner Berichte über Madeira bei google wieder finden. Aus dem Schwarzwald erreichte mich soeben die Nachricht "Ich habe mit Ja gestimmt." Seine Stimme war die 32. Ja-Stimme, es blieb bei einer Nein-Stimme.

Mehrheit immer größer

10. Juli 2021. Die Zahl der abgegebenen Stimmen ist auf 40 gestiegen, 39 entfielen auf ja.

101 Stimmen für Kulturhauptstadt

14. November  2021. Die Umfrage endet mit 102 Stimmabgaben, 48 von Einheimischen, 54 von Touristinnen und Touristen. Es gibt eine Nein-Stimme, die kommt von einem Touristen. 

Funchal misst sich mit 11 anderen Städten

28. Februar 2022. In Lissabon muss sich Funchal am 9. März der nationalen Konkurrenz stellen, die aus elf Städten besteht. Bürgermeister Pedro Calado und seine Mitstreiterin Sandra Nóbrega vom städtischen Kulturamt und seine Mitstreiter Maurício Marques als Organisator der Kandidatur und Raquel Brazao als Kulturchef der Insel werden die Stadt ins rechte Licht rücken. Sollte Funchal tatsächlich Kulturhauptstadt Europas 2027 werden, stünden auch 139 Projekte von 87 internationalen Partnern aus 18 Ländern auf dem Programm. 

Aus dem Rennen

23. März 2022. Funchal ist aus dem Rennen. Ponta Delgada, Braga, Aveiro und Evora können noch Kulturhauptstadt Europas 2027 werden.