Sonntag, 5. Juni 2022

Liebe Kinder (V)

Gemalt für die Semana
do Ambiente. 
Foto: Heinz-Peter Tjaden

War in Wirklichkeit ein Elefant

Ich habe während meiner Grundschulzeit nur einmal ein Lob von meiner Kunstlehrerin für ein Bild bekommen. Sie war begeistert von der Maus, die ich gezeichnet hatte. Dass es sich um einen Elefanten handelte, verriet ich ihr nicht. Sonst hätte sie ihr Lob vielleicht noch zurückgenommen.

Was ihr dagegen zeichnet, beeindruckt mich immer wieder. Zu jedem Thema, das auf Madeira diskutiert wird, habt ihr etwas zu malen. Damit eure Kunstwerke unvergänglich werden, veröffentliche ich sie bei Facebook. Damit auch viele andere auf der Welt erfahren: Ihr seid wahre Künstlerinnen und Künstler. Hier klicken  

Samstag, 4. Juni 2022

Liebe Kinder (IV)

Sieht auch noch schick aus.

Keine Sorgen auf dem Laufrad

Wenn ihr mich in Funchal auf dem Rad seht, macht ihr euch keine Sorgen. Ihr seid begeistert, eure Eltern reagieren mit "Bicicleta". Und schon lernt ihr: Wer auf einem Rad unterwegs ist, darf sich keine Sorgen machen. Dazu gehört: Man muss dafür sorgen, dass man mit dem Rad nicht umfällt. 

Das lernt ihr am besten auf einem Laufrad. Kinderfahrräder mit Stützrädern findet ihr sicherlich auch nicht so spannend. Auf denen sehen Kinder aus, als würden sie es nie lernen. Wenn ihr aber mit einem Laufrad immer schneller werdet und dann eure Beine hoch nehmt, ohne umzufallen, dann wissen alle Erwachsenen: Ihr lernt schnell. 

Das kann man nicht von allen Erwachsenen sagen. Schaut euch doch einmal auf der Avenida do Infante die Autos an, die auf dem Bürgersteig stehen, wenn sich dort Erwachsene in einem Haus treffen, weil sie angeblich so klug sind. Die sind nicht einmal klug genug, um zu wissen, wie kleine Pflastersteine reagieren, wenn auf ihnen Autos stehen. Gestern habe ich dort ungefähr 100 Autos gezählt, die dicht an dicht nebeneinander standen. Die wiegen zusammen 1 400 Tonnen. Also soviel wie 5 000 Kinder. Ohne Laufrad.

Wenn ihr dort Laufräder ausprobiert, passiert dem Bürgersteig nichts. Er bekommt keine Löcher und keine Risse , er wird nicht rund.  Wenn dort so viele Autos parken, passiert dem Bürgersteig sehr viel. Das muss dann repariert werden. Kaum ist das passiert, findet wieder ein Treffen von Erwachsenen statt, die sich für klug halten. 

Liebe Kinder (V)

Freitag, 27. Mai 2022

Alltägliches (220)

Kapelle für eine Heilige,
die nie gelebt hat.
Foto: Heinz-Peter Tjaden

Über die christlichen Feiertage auf Madeira
 

Ab Ostern können auch die Kirchen mit den christlichen Feiertagen kaum noch etwas anfangen. In Deutschland muss trotzdem auch an diesen Tagen nicht gearbeitet werden. Je katholischer ein deutsches Bundesland ist, desto mehr christliche Feiertage gibt es. Da Madeira zu über 90 Prozent katholisch ist (die Tier- und Pflanzenwelt nicht mitgezählt), rechnete ich bei meinem ersten Besuch der Insel damit, dass ich mich rechtzeitig mit Lebensmitteln eindecken müsste, weil Weihnachten - wie es so schön heißt - vor der Tür stand. Doch auch Heiligabend waren die Supermärkte geöffnet. Mein "Feliz natal" ("Frohe Weihnachten") erregte mehr Verwunderung als  freundliche Erwiderung. Am ersten Weihnachtsfeiertag flog ich wieder nach Hannover. In der Küche des Hostels stand ein Aufsteller mit dem Hinweis, dass dieser Tag der Familie gehöre und deswegen müssten sich die Gäste um sich selbst kümmern.

Mein dritter Besuch fiel in die Osterzeit. Doch nicht einmal die Hinrichtung von Jesus konnte das Leben auf der Insel stoppen. Der Karfreitag, an dem in Deutschland nicht einmal öffentlich ein fröhliches Lied gesungen werden darf, war ein Tag wie jeder andere. Auch um das glimpfliche Ende der Hinrichtung kümmerte sich kaum jemand.

Deswegen dürfte es auch niemanden mehr verwundern, dass ich gestern ohne das deutsche Fernsehen gar nicht mitbekommen hätte, dass es nach Ostern noch einen christlichen Feiertag gibt, bevor mit Pfingsten auch in Deutschland ein Feiertag begangen wird, den niemand mehr erklären kann. Die einen sagen, das sei der Geburtstag der Kirche, die anderen sagen, das sei doch Unsinn, denn die Kirche habe es noch gar nicht gegeben, als die Jünger von Jesus plötzlich mehrere Sprachen beherrschten. Womit Pfingsten wohl der Geburtstag der Volkshochschulen in Deutschland wäre. 

Dafür aber werden auf Madeira immer wieder irgendwelche Figuren durch die Straßen getragen, die Heilige darstellen. Einer der Parks in Funchal ist sogar einer Heiligen gewidmet, die nie gelebt hat. Dennoch reichte es sogar für eine Kapelle im Katharinenpark.