Montag, 10. Oktober 2022

Alltägliches (239)

Deutliche Worte in der
Altstadt von Funchal.
Foto: Heinz-Peter Tjaden
Die düsteren Farben des ehemaligen Professors

Er beugt sich auf der Bank in der Nähe der Gondel-Station nach vorn, öffnet einen Reißverschluss seines Rucksackes und zieht ein Buch heraus.

"Wenn du das gelesen hast", sagt er, "dann weißt du, was uns bevor steht."

Laut Titel ist das nichts Gutes. Da ich kein Interesse zeige, lässt er das Buch wieder in seinem Rucksack verschwinden.

Ich schildere hier keine Begegnung mit Zeugen Jehovas, sondern mit einem ehemaligen Professor von der Universität Bochum, der nach seinen Angaben in der Nähe von Paderborn ein Haus besitzt und die eher ungemütlichen deutschen Monate auf Madeira verbringt.

An seine Versuche, mir die Laune zu verderben, habe ich mich inzwischen gewöhnt. Ich kenne ihn seit Januar 2021. Damals war er noch ein Mathematiker, der bei den Prim-Zahlen vor einem sensationellen Durchbruch stand. Ich sollte schon einmal einen Saal für eine öffentliche Veranstaltung organisieren, bei der er seine unglaublichen Erkenntnisse publik machen wollte.

Einen Tag nach dem Überfall der Ukraine entpuppte sich dieser ehemalige Professor als Putin-Versteher. Der wehre sich doch nur. Meine Meinung: Wenn das so wäre, täte Putin das inzwischen ebenso erfolglos, als wenn es nicht so wäre. Was diesen Präsidenten der russischen Förderation hoffentlich nicht so weit in den vorhandenen Wahnsinn treibt, dass er die atomare Keule herausholt. 

Ich will weder, dass die Zeugen Jehovas mit ihrer Lieblosigkeit Recht behalten noch wünsche ich mir das für diesen ehemaligen Professor, der bei jeder Begegnung mit mir auf die Gelegenheit lauert, mir mit seinen Verschwörungstheorien einen Schrecken einzujagen. Als er das anschließend auch bei einem Lokalbesuch versuchte, stand ich auf und ging. Das hätte ich nicht getan, wenn er behauptet hätte, dass man jede Primzahl doch durch andere Zahlen teilen könne. Ich hätte ihm sogar einen Saal besorgt. 

 

Mittwoch, 5. Oktober 2022

Druck-Bar 2022 (II)

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Dienstag, 4. Oktober 2022

Alltägliches (238)

Das war nur früher so?

Eine Frau mit zwei Berufen

Wo ich mir einen blasen lassen kann, hat mir ein deutscher Tourist schon am zweiten Tag meines ersten Aufenthaltes auf Madeira verraten. "Kostet 30 Euro", hat er im Dezember 2018 gesagt. Wie der Tarif heute aussieht, weiß ich nicht. Doch rund um die Altstadt kann man noch mehr erleben. Außer Drogenhandel. 

In Portugal ist Prostitution nicht verboten. Meines Wissens darf aber kein Dritter mitverdienen. Und schon bin ich bei der nächsten Geschichte, die ich so verfremden werde, dass sich niemand wiedererkennen kann. Als Redakteur erzählt man mir inzwischen vieles, weil mein blog immer erfolgreicher wird. 

Ein älterer Tourist lernt eine um die 30 Jahre alte hübsche Frau kennen. Sie hat bei ihm eine Zigarette geschnort. Die beiden kommen ins Gespräch, plötzlich entblößt sie sich vor ihm.

"Wenn du mehr willst", sagt sie, "musst du bezahlen."

Er lehnt entschieden ab. Wo das stattgefunden hat, verrate ich hier nicht. 

Ein paar Tage später sitzt er mit einem Bekannten in der Sonne vor einem Pub. Bedient werden sie von der um die 30 Jahre alten hübschen Frau. Sie scheint sich in ihrer Haut nicht wohlzufühlen, er lässt sich nichts anmerken. Das Lokal schließt um 23 Uhr. Sein Bekannter und er machen einen Bummel, bei dem sie dieser Frau wieder begegnen. Sie hat ihre Berufsbekleidung gegen aufreizende getauscht und ist grell geschminkt. 

"Was ist denn mit der los?", fragt sein Bekannter. "Geht die nebenbei anschaffen?"

"Und das gleich nach ihrer Arbeit im Pub?", entgegnet der ältere Tourist und erzählt seinem Bekannten die Geschichte, die mit dem Schnorren einer Zigarette beginnt.