Posts mit dem Label Begeisterung werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Begeisterung werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Samstag, 4. Juni 2022

Liebe Kinder (IV)

Sieht auch noch schick aus.

Keine Sorgen auf dem Laufrad

Wenn ihr mich in Funchal auf dem Rad seht, macht ihr euch keine Sorgen. Ihr seid begeistert, eure Eltern reagieren mit "Bicicleta". Und schon lernt ihr: Wer auf einem Rad unterwegs ist, darf sich keine Sorgen machen. Dazu gehört: Man muss dafür sorgen, dass man mit dem Rad nicht umfällt. 

Das lernt ihr am besten auf einem Laufrad. Kinderfahrräder mit Stützrädern findet ihr sicherlich auch nicht so spannend. Auf denen sehen Kinder aus, als würden sie es nie lernen. Wenn ihr aber mit einem Laufrad immer schneller werdet und dann eure Beine hoch nehmt, ohne umzufallen, dann wissen alle Erwachsenen: Ihr lernt schnell. 

Das kann man nicht von allen Erwachsenen sagen. Schaut euch doch einmal auf der Avenida do Infante die Autos an, die auf dem Bürgersteig stehen, wenn sich dort Erwachsene in einem Haus treffen, weil sie angeblich so klug sind. Die sind nicht einmal klug genug, um zu wissen, wie kleine Pflastersteine reagieren, wenn auf ihnen Autos stehen. Gestern habe ich dort ungefähr 100 Autos gezählt, die dicht an dicht nebeneinander standen. Die wiegen zusammen 1 400 Tonnen. Also soviel wie 5 000 Kinder. Ohne Laufrad.

Wenn ihr dort Laufräder ausprobiert, passiert dem Bürgersteig nichts. Er bekommt keine Löcher und keine Risse , er wird nicht rund.  Wenn dort so viele Autos parken, passiert dem Bürgersteig sehr viel. Das muss dann repariert werden. Kaum ist das passiert, findet wieder ein Treffen von Erwachsenen statt, die sich für klug halten. 

Liebe Kinder (V)

Samstag, 11. September 2021

Alltägliches (127)

Mein neues Fahrrad.
Aus dem Schlagloch in die Kirche

Der Taxifahrer schaut nach links, zeigt nach oben: "Dort ist Decathlon Sao Martinho." Ich stimme ihm zu. Er wendet auf der Estrada Monumental und biegt in eine Straße ab, die steil hinauf führt. 

"Ist ziemlich groß", sagt der Taxifahrer.

"Stimmt. Ich habe dort vorige Woche ein Fahrrad bestellt. Mein altes ist kaputt. Jetzt hole ich das Fahrrad ab."

"Haben Sie keine Angst, dass Sie vom Rad fallen könnten?"

"Nein."

"Aber einige Straßen auf Madeira sind sehr schlecht."

Ist mir bekannt. Aber in der Stadt, in der ich aufgewachsen bin, kann man von Straßen manchmal gar nicht mehr sprechen. Das sind eher Schlaglochsammelstellen. Der Taxifahrer merkt, dass mich nichts erschüttern kann, und sagt, dass er ebenfalls gern mit dem Rad unterwegs sei. Aber nur in flachen Gegenden. Ich empfehle ihm Hannover

"Dort ist es flach und man kann gut mit dem Rad fahren."

Sehr begeistert ist er nicht. Statt dessen scheint er sehr begeistert von der Kirche in Sao Martinho zu sein, die links oben steht. Sieht er mich dort schon in einem Sarg liegen, während die Gemeinde meinen Sturz vom Fahrrad mit Todesfolge beweint?

Meine erste Fahrt mit dem neuen Rad gestalte ich nach dem Motto "Runter kommt man immer". Das Häusermeer öffnet sich für den Atlantik, ich werfe von der Straße aus einen Blick in das Stadion von Maritimo und trinke im Supermarkt "Pingo Doce" einen Kaffee. Ein Mann spricht mich auf mein neues Rad an, bevor ich weiterfahre, sagt er: "Gott schütze dich." Nicht nur Begeisterung, auch Ermutigung sieht anders aus. 

Freitag, 2. Juli 2021

Alltägliches (XXXXIV)

Nicht nur der Flughafen
wird immer lebendiger, 
die Statistiker werden
es auch.
 
Madeira muss anbauen

Das ist die beeindruckendste Statistik, die ich jemals gesehen habe. Jede Steigerungsrate geht bei den Prozentzahlen in die Tausende.  Veröffentlicht wird dieses Zahlenwerk heute im "Jornal da Madeira" auf Seite 15, die ich beim Kaffee trinken vor einer Taverne gleich herumgezeigt habe. Die Begeisterung war riesengroß. Wir waren uns einig: Wenn das so weitergeht, muss Madeira mehrere Inseln anbauen.

Als Vergleichsmonate für die Entwicklung im Tourismus-Sektor wurden der Mai 2021 und der Mai 2020 herangezogen. Das konnte nur sensationell klingende Zahlen nach sich ziehen: 4850,2 Prozent plus bei den Gästen, 4035,4 Prozent plus bei den Übernachtungen. Denn im Mai 2020 war die Insel wegen Corona dicht. Kein Restaurant war geöffnet, kein Café, kein Museum, kaum etwas hätte Touristinnen und Touristen nach Madeira locken können, bereits gebuchte Reisen mussten storniert, Flüge und Kreuzfahrten gestrichen werden. 

Nur ein Vergleich der Monate Mai 2021 und Mai 1421 wäre noch beeindruckender ausgefallen. Denn vor 700 Jahren soll sich ein Liebespaar auf die Insel verirrt haben, das zudem nicht lange zu zweit war. Sie stammte aus England und starb schon bald, er stammte aus Schottland und starb kurz darauf.    

Montag, 27. Mai 2019

Vor der vierten Reise

Der öffentliche Bücherschrank
in Burgdorf. Foto: Heinz-Peter Tjaden
"Das muss ich meiner Tochter erzählen"

Madeira scheint ein Zauberwort zu sein. In einer Tankstelle in Großburgwedel, wenn ich dort sonntags meinen Kaffee trinke und aus dem Urlaub zurückgekehrt bin - und heute vor dem öffentlichen Bücherschrank in Burgdorf.

Eine Frau bittet mich, etwas zur Seite gehen, weil sie Bücher einsortieren will. Sie fragt mich, ob ich eines der Bücher haben will. Ich entscheide mich für einen Roman von Carlos Ruis Zafón.

"Ich fliege nächste Woche wieder nach Madeira. Ich lese gern im Flugzeug", sage ich.

Die Frau dreht sich um.

"Das ist ja fantastisch."

Ich erzähle ihr, dass ich einen blog über Madeira ins Netz gestellt habe.

"Madeiranowordsneeded, das ist der Werbespruch der Insel. Außerdem habe ich drei Erzählungen geschrieben, die auf der Insel spielen."

"Die werde ich googeln", sagt die Frau. "Das muss ich meiner Tochter erzählen. Die ist auch begeistert."