Posts mit dem Label sem-abrigo werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label sem-abrigo werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Dienstag, 11. April 2023

Alltägliches (261)

Unterkunft Drei Eichen in
Burgdorf bei Hannover.
Hier wohne ich gerade.
Foto: Heinz-Peter Tjaden

Sind Portugal und Madeira wirklich in der EU?

Ich habe noch niemanden getroffen, der das versteht, seit meiner Flucht von Madeira sind alle nur fassungslos: Deutschland muss jetzt Kosten für mich tragen, weil auf der Blumeninsel die Justiz wohl immer noch nicht begriffen hat, was die EU-Mitgliedschaft auch für sie bedeutet. Eine Frau bringt es auf den Punkt: "Sie müssten doch dort die gleichen Rechte haben wie hier." 

Als Mitglied einer Wohngemeinschaft in Sao Martinho habe ich mich um mehr gekümmert als ein Mieter müsste, dennoch startete mein Vermieter RB Living aus Funchal im August 2022 eine Kampagne gegen mich, die ihresgleichen sucht. Begonnen wurde mit Telefonterror, kleinen Nadelstichen und der illegalen Kündigung meines Zimmers zum 31. Januar 2023. Als ich mich dagegen wehrte, agierte RB Living aus dem Hinterhalt. Irgendwann reichte mir das, ich wendete mich an das Amtsgericht in Funchal, das es nicht einmal für nötig befand, mir zu antworten. Auch die Staatsanwaltschaft ließ mich ins Leere laufen. 

So ermunterte man meinen Vermieter zu weiteren Schikanen. Am 1. Februar 2023 schloss man mein Badezimmer ab, am 3. Februar 2023 tauchte mein Vermieter ungebeten im Haus auf und hielt mir ein Blatt Papier mit Drohungen unter die Nase, am 9. Februar 2023 bedrohte mich eine Mieterin mit einem Messer. Seitdem bin ich obdachlos. Ob die Justiz meine entsprechenden Nachrichten überhaupt zur Kenntnis nimmt, frage ich mich nicht erst seit gestern. 

Seit dem 11. März 2023 bin ich wieder in Deutschland. Ich wohne immer, wenn ich wieder einmal kein Geld mehr habe, in Heimen, die von den deutschen Steuerzahlern finanziert werden. Kirchliche Einrichtungen sorgen für mein Wohlergehen, sobald es gefährdet ist. 

Auch diesen Bericht werde ich wieder an die Justizbehörden in Funchal schicken.  "Ich drücke Ihnen die Daumen", sagt eine Frau. "Bringen Sie denen mal bei, was die Europäische Union (EU) bedeutet." Ein Mann fügt hinzu: "Ich habe da meine Bedenken."

Ich will zurück nach Madeira, mein Vermieter und die Messer-Frau müssen unverzüglich vor Gericht gestellt werden, ich will auch nicht länger auf die Februar-Miete warten, die ich am 31. Januar 2023 an RB Living überwiesen habe. 

Tagebuch meiner Flucht  

Unglaubliche Untätigkeit

11. April 2023. Über Ostern habe ich meine Unterlagen in Sachen Tjaden gegen RB Living sortiert. Ich kann es nur bemerkenswert nennen, womit sich die Gerichte in Funchal noch nicht öffentlich beschäftigt haben. Sogar Hilferufe wurden überhört...

Sonntag, 5. Februar 2023

Alltägliches (254 d)

Nichts für ihn dabei?
Foto: Heinz-Peter Tjaden

Der Optimist

Als Fotograf muss man im richtigen Moment am richtigen Ort sein, auch wenn man über Menschen ohne Dach über dem Kopf schreibt. Ich pflanzte diesen Mann nicht etwa optisch wirkungsvoll auf diesen Fensterplatz der Immobilienfirma RB Living in der Rua Ivens 29, als ich kam, schlief er dort. Ich weckte ihn unabsichtlich, als ich mein Fahrrad abstellte. 

Während ich zum Briefkasten von RB Living ging, um dagegen zu protestieren, dass ein Vertreter dieser Firma vor fast 100 Stunden in unserem Haus die beiden Toiletten und Duschen abgeschlossen hat, um mich ebenfalls sem-abrigo  zu machen, rauchte er erst einmal eine Zigarette. Als ich ihm noch einen geruhsamen Schlaf wünschte, bedankte er sich. 

Aber es gibt nicht nur Optimisten unter dieser Bevölkerungsgruppe. Am Rande der Altstadt zerrte einer von ihnen an meinem Hemd, bis ich stehen bleiben musste. Er fummelte an meinem Rad herum, ich befreite mich. Vor einem Supermarkt ging einer von ihnen mit seiner Gehhilfe auf mich los und wollte mir mein Fahrrad stehlen. 

Freitag, 27. Januar 2023

Alltägliches (254 c)

Und neben ihm der Reichtum.
Foto: Heinz-Peter Tjaden
Bettler mit mehreren Zweigstellen

Mir hat er sofort angesehen, dass ich aus Deutschland komme. "Guten Abend", grüßte er und zeichnete weiter. Inzwischen weiß ich, dass er auf Deutsch nur diesen Gruß beherrscht und "Alles gut?" Mit "Guten Abend" grüßt er auch um 14 Uhr. 

Doch damit ist er bisher weit gekommen. Supermarkt-Kunden bringen ihm etwas aus dem Geschäft mit, er mag jede Joghurt-Sorte. In seiner Spendendose klimpert es häufiger als in anderen Spendendosen. Wahrscheinlich, weil er ein Zeichner ist. Dass er nur Punkte miteinander verbindet und die entstehenden Flächen mit Buntstiften füllt, merkt keiner. Aus irgendwelchen Gründen sind die meisten Touristinnen und Touristen sogar dann in Eile, wenn es noch gar nicht Abend ist und schauen nie so genau hin, was ein Mann um die 50 auf der Straße macht. 

Erfolgreich ist auch der wesentlich jüngere Bettler, der in der Nähe sitzt. Er ist sogar so erfolgreich, dass er mehrere Zweigstellen hat. Verlässt er eine davon, lässt er seine Sachen und die Spendendose zurück. Er hat mehrere davon. Über seine Einnahmen scheint er von einer Freundin informiert zu werden. Die hat immer ein Smartphone am Ohr und leistet ihm Gesellschaft, wenn eine hübsche Frau werbewirksam sein kann.

Kontrastreich mag es ein Bettler, der stets in der Nähe eines Geldautomaten sitzt. Über ihm der mögliche Reichtum und da unten ist er immer noch arm. 

Der Geruhsame und die Aggressiven

Samstag, 21. Januar 2023

Alltägliches (254 b)

Das Nachtlager 
eines Bettlers.
Foto: Tjaden

Nur die Münze im Blick


Er dreht und wendet das Messer zwischen den beiden Brettern so weit er kann. Er sieht nur die Münze, die er herausholen will. Sein Hund liegt neben dem Weg aus Holzbrettern auf dem Rasen und schläft. Er dreht und wendet das Messer. Er sieht nur die Münze. Über ihm schwebt eine Gondel zum Monte. Die Leute, die auf einen Bus warten, sieht er ebenfalls nicht. Er kniet auf dem Holzweg. Mit dem Messer in der Hand. Er gehört zu den vielen Bettlern in Funchal. Manche von ihnen sitzen neben den Geldautomaten, an denen es in der Innenstadt auch nicht mangelt.

In einem Gebüsch steckt ein Beutel mit dem Nachtlager eines anderen Bettlers, der in einem Hauseingang abwechselnd zwei Flaschen zum Mund führt. Eine mit Wein, die andere mit Schnaps. Er ist gerade erst aufgewacht. Er hat vor einem Supermarkt seinen Rausch ausgeschlafen, sein Nachtlager versteckt und nun will er den nächsten Rausch.  

Zum Beginn der Serie

Bettler mit mehreren Zweigstellen


Montag, 16. Januar 2023

Alltägliches (254 a)

Bei Bettlern beliebt: "Pingo
Doce" in Sao Martinho.
Foto: Heinz-Peter Tjaden

Ein Bettler mit Charme und schlechtem Gedächtnis

Er gehört also zu den charmanten Bettlern. Sein Charme beschränkt sich zwar auf ein paar englische Sätze und die Irrtümer, die ihm unterlaufen, sind immer dieselben, aber für mindestens eine Zigarette reicht sein Charme immer. Irrtum nicht ausgeschlossen. Denn einmal ist es ihm sogar gelungen, mir nicht nur eine Zigarette aus der Packung zu locken. Ich saß vor einem Lokal, als dies geschehen ist.

Wenn er mich sieht, gibt es für ihn kein Halten mehr. Ob ich nun stehe, sitze oder laufe, er überhäuft mich sofort mit Komplimenten. Er preist die Schönheit der Insel und meine Klugheit, mich für Madeira entschieden zu haben. Überall habe er mich schon gesehen, immer mit dem Fahrrad, oft mit einem Buch oder mit einer Zeitung in der Hand, ich sei ein sehr kultivierter Mensch, wie die Engländer eben so seien. 

Er könnte mich auch für einen Österreicher oder Schweizer halten, wichtig wäre für ihn nur: Auch dort wird geraucht. Und wenn sich vor einem Lokal die Gelegenheit ergibt, dann nimmt er auch die ganze Schachtel mit. 

Nur die Münze im Blick

Sonntag, 15. Januar 2023

Alltägliches (254)

Bis heute ist es mir nicht
gelungen, den schnellsten
Bettler
Madeiras zu
fotografieren. Foto: Tjaden

Bettler auf Madeira-Erfahrungsberichte für Arbeitskreis "sem-abrigo" (obdachlos)

Wenn an der Spitze Europas eine Frau aus Burgdorf bei Hannover steht (ich kenne die Stadt und Ursula von der Leyen), kann niemand lange sitzen bleiben. Dann wird in die Hände gespuckt. Damit es bis 2030 in der Europäischen Union keine Obdachlosen mehr gibt-beispielweise. 

Auf Madeira werden deshalb  immer mehr neue Hotels gebaut. Bis der Boden dermaßen versiegelt ist, dass Obdachlose nirgendwo mehr ihre Decken ausbreiten können und sich deswegen für die Nacht ein Hotelzimmer nehmen. 

Besonders viel vorgenommen hat sich in dieser Hinsicht wohl Cristiano Ronaldo, der für einen Scheich Fußball spielt und dafür dermaßen viele Millionen bekommt, dass er seine Hotelbeteiligungen ohne Not leiden zu müssen weiter vergrößern kann. Entsprechende Tipps bekommt er möglicherweise von dem in diesen Tagen auf Madeira gegründeten Arbeitskreis, der sich mit "sem-abrigo" (obdachlos) beschäftigt. Um diesem Arbeitskreis zu helfen, schildere ich nachfolgend meine Erfahrungen mit Bettlern und Obdachlosen. 

Zuerst wäre da der Charmeur. Hier klicken