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Samstag, 21. Januar 2023

Alltägliches (254 b)

Das Nachtlager 
eines Bettlers.
Foto: Tjaden

Nur die Münze im Blick


Er dreht und wendet das Messer zwischen den beiden Brettern so weit er kann. Er sieht nur die Münze, die er herausholen will. Sein Hund liegt neben dem Weg aus Holzbrettern auf dem Rasen und schläft. Er dreht und wendet das Messer. Er sieht nur die Münze. Über ihm schwebt eine Gondel zum Monte. Die Leute, die auf einen Bus warten, sieht er ebenfalls nicht. Er kniet auf dem Holzweg. Mit dem Messer in der Hand. Er gehört zu den vielen Bettlern in Funchal. Manche von ihnen sitzen neben den Geldautomaten, an denen es in der Innenstadt auch nicht mangelt.

In einem Gebüsch steckt ein Beutel mit dem Nachtlager eines anderen Bettlers, der in einem Hauseingang abwechselnd zwei Flaschen zum Mund führt. Eine mit Wein, die andere mit Schnaps. Er ist gerade erst aufgewacht. Er hat vor einem Supermarkt seinen Rausch ausgeschlafen, sein Nachtlager versteckt und nun will er den nächsten Rausch.  

Zum Beginn der Serie

Bettler mit mehreren Zweigstellen


Dienstag, 1. November 2022

Alltägliches (243)

Sie ist wieder aufgetaucht,
deshalb habe ich ihr Gesicht
unkenntlich gemacht.
Foto: Heinz-Peter Tjaden

Unter dem Hütchen ist nichts

Um die Leute übers Ohr zu hauen, reichen ein Tisch, drei Becher und eine Münze. Die Münze wird unter einem der Becher versteckt, die Becher werden blitzschnell hin- und hergeschoben, die Leute machen ihre Einsätze und raten, wo sich die Münze befindet. Dieses Hütchenspiel ist in Deutschland zwar verboten, denn die Münze befindet sich unter keinem der Becher, sondern in der Hand oder in der Hosentasche des Hütchenspielers, aber Leute, die sich hereinlegen lassen, gibt es immer wieder.

Um sich selbst übers Ohr zu hauen, braucht man auf Madeira zwar auch Tische, aber die werden nur für Wutausbrüche gebraucht. Hat man genug Mobiliar zerstört, zieht man einfach um. Um eine neue Wohnung zu finden, braucht man eigentlich keinen Hütchenspieler,  ihre Dienste bieten sie aber trotzdem gern an. Der Hütchenspieler verspricht am neuen Wohnort einen tollen Job mit einem hohen Verdienst. Dann muss man zwar nicht unbedingt verschwinden, wie die Münze in der Hand oder in der Hosentasche des Hütchenspielers, aber auch das kann passieren. Auf diese Weise ist einer Wohngemeinschaft aus Funchal eine 29-jährige Mieterin abhanden gekommen, die inzwischen angeblich in Monte lebt. 

Dass dieses plötzliche Verschwinden Probleme mit sich bringt, wen kümmert es schon? Den Hütchenspieler bestimmt nicht. In diesem Fall kümmert es immerhin die ehemaligen Kolleginnen und Kollegen der 29-Jährigen in einem Pub. Sie versuchen seit Tagen vergeblich, sie per Handy zu erreichen. Auch auf mails reagiert sie nicht, wie ich inzwischen festgestellt habe.