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Dienstag, 22. Februar 2022

Alltägliches (196)

Der dämliche Mann

"Du bist ein Mann." 

Diese Mitteilung eines 58-jährigen Mannes aus unserer Wohngemeinschaft hat mich nicht sonderlich überrascht. Dass ich einer bin, hat mir meine erste Ehefrau schon in den 70-er Jahren mit einer Zeichnung aus einer Zeitschrift beigebracht.  Titel "Peter ist ein Junge".

"Du musst hier nicht sauber machen." 

Diese zweite Mitteilung des 58-Jährigen überraschte mich dagegen sehr. Denn schon meine erste Ehefrau freute sich in unserem Haushalt darüber, wenn ich ebenfalls sauber machte.

"Du darfst von einer Frau niemals so abhängig sein, dass du nicht einmal weißt, wie man eine Waschmaschine  betätigt."

Diese Mitteilung behielt ich bis heute. Das hatte mich eine Frau gelehrt, mit der ich während meiner Studentenzeit in Mainz zusammen war.

"Wenn der Mann stirbt, lebt die Frau noch sieben Jahre. Stirbt die Frau, lebt der Mann nicht mehr sehr lange."

Diese Mitteilung war damals für einen meiner Professoren der Beweis dafür, dass nicht die Frauen das schwache Geschlecht sind, sondern die Männer. Da ich mir bis heute bei keiner meiner Frauen gewünscht habe, dass sie jemals stirbt, kann ich dazu nur sagen: Stimmt wahrscheinlich.

"Als Frau wird man nicht geboren, zur Frau wird man gemacht."

Diese Mitteilung einer Frau, auf die sich heutzutage auch viele der sprachlich verwirrten *innen-Befürworter*innen berufen, ist nach meiner Meinung von ähnlicher Dämlichkeit wie die Mitteilung meines 58-jährigen WG-Mitbewohners. 


Donnerstag, 27. Januar 2022

Alltägliches (188)

Auch das ist Madeira.
Diese Maske reicht-in 
Deutschländ käme ich 
mit ihr kaum noch
irgendwo rein.
Foto: Patricia Kloppert

Vielfalt statt Einfalt

Ich habe schon immer die Meinung vertreten, dass man den Alltag in einem Land erst kennen lernt, wenn man dort lebt, und ich halte gar nichts von der Auffassung, dass sich ein Ausländer  wie ein Inländer benehmen muss. Vielfalt ist eine Bereicherung, alles andere ist Einfalt. 

Im Netz habe ich Berichte über Madeira gelesen, die mit der Wirklichkeit nicht viel zu tun haben. Da werde ich vor Besuchen von Lokalen gewarnt, in denen Einheimische verkehren. Ich bin gern dort. Irgendwann gehört man auch dazu. Das dauert auf Madeira länger als beispielsweise in Mainz, wo ich studiert habe. Auf der Insel muss man erst einmal Marken setzen. Bei meinen ersten Besuchen der Altstadt in Funchal behauptete ich, ich sei Fan des FC Porto. Davon wollen mich immer noch viele abbringen. Gelingt ihnen aber nicht. Das sorgt für immer neuen Gesprächsstoff. 

Ich werde auch nie bereits am Vormittag Poncha trinken. Ich brauche Kaffee, um wach zu werden. Wenn ich mit dem Rad unterwegs bin, lasse ich mein Handy zuhause. Dass in Funchal so viele mit dem Smartphone in der Hand durch die Gegend hasten, reicht. Finde ich jedenfalls. Ich meide Lokale, in denen ununterbrochen der Fernseher läuft. Die Leute, die an mir vorbeilaufen, finde ich viel spannender. Da kann Putin noch so viele Panzer und Soldaten an der Grenze zur Ukraine versammeln. Dass der eine Meise hat, wusste ich schon vorher. Und dass die Vögel vieler anderer Politiker auch nicht viel kleiner sind, ist mir schon lange bekannt. 

Die Rücksichtslosigkeit, die in der männlichen Etage  meiner Wohngemeinschaft herrscht, beantworte ich inzwischen mit noch größerer Rücksichtslosigkeit. Als gestern Nacht wieder einmal ein junger Mann, der sein Zimmer kaum verlässt, meinte, auf seinem Smartphone eintönige Musik hören zu müssen, schaltete ich mein Radio ein. Das ist lauter als jedes Smartphone. Das habe ich ihm bewiesen. Danach herrschte Ruhe. Denn ich habe auch schon immer diese Meinung vertreten: Wer sich mit mir anlegt statt mir freundlich zu begegnen, muss sich auf einiges gefasst machen. Auch auf Madeira.