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Sonntag, 17. April 2022

Liebe Kinder (II)

So ist es richtig.

Dass ich mich so schnell wieder an euch wenden muss, hätte ich auch nicht gedacht. 

Was ihr meiden solltet

Aber besser ist es wohl, wenn ich euch rate, nicht in zu frühen Jahren den Sportteil der "Diario de Notícias" (DN)  zu lesen. Während ihr im "Jornal da Madeira" lediglich falsche Fußballergebnisse zu lesen bekommt (jüngtes Beispiel FC Barcelona gegen Eintracht Frankfurt 1 : 3 statt 2 : 3), erschüttert die DN auch noch alle von euch gepaukten Grundlagen der einfachen Mathematik.

Diese Zeitung rechnet so: Marítimo 9 9 12 37. Richtig aber ist: Marítimo 9 9 12 36. Denn 9 gewonnene Spiele bringen neun mal drei Punkte, neun unentschiedene Spiele bringen neun mal einen Punkt und zwölf verlorene Spiele bringen zwölf mal gar nichts.  Sind 27 plus 9 gleich 36 Punkte.

In Deutschland erscheint der "kicker". Das ist eine Sportzeitung wie "A Bola". Wie man in Deutschland rechnet, seht ihr links oben. 

Liebe Kinder (III) 

Samstag, 2. April 2022

Alltägliches (208)

Die Freiheit ist wieder fast
grenzenlos. Foto: Tjaden

Corona-die bald wieder vergessene Krankheit

Nun geht es Corona wie allen anderen Krankheiten, die Schlagzeilen gemacht haben: Thema fast erledigt. Auch das "Jornal da Madeira" und die "Diario de Notícias" erübrigen täglich höchstens noch 40 Zeilen für Meldungen aus den Krankenhäusern, wo sowohl Geimpfte als auch Nichtgeimpfte auf Heilung hoffen. Diese Hoffnung ist lediglich für einen oder zwei am Tag vergeblich. An Corona gestorben sind seit dem offiziellen Beginn der Pandemie 242 Frauen und Männer. Die meisten waren über 65 Jahre alt.

Die Zahl der belegten Betten in den Hotels steigt und erreicht fast schon wieder das Niveau des Jahres 2019. Da Touristinnen und Touristen meistens in größeren Gruppen unterwegs sind, weil sie möglichst viel von dem sehen wollen, was andere bereits gesehen haben, dauert ein Spaziergang durch die Altstadt für mich wieder länger. Doch mit der Dauer steigen auch meine Möglichkeiten, falsche Angaben von Reiseführerinnen und Reiseführern im Vorübergehen zu korrigieren. Wie zum Beispiel: Madeira ist nicht 1919 entdeckt worden, sondern 1419.    

Sonntag, 20. März 2022

Alltägliches (205)

Laranja Leaks, "Diario de Notícias", 20. 3. 2022
Regierungschef Miguel Albuquerque (Zweiter
von rechts) und andere Großverdiener. 

"Haben Sie mal einen Euro für mich?"

Ich bin gestern Nachmittag erneut dort gewesen, aufgefallen ist mir das nicht: Die "Diario de Notícias" behauptet heute in einer Reportage, in Camera de Lobos nehme die Zahl der Bettler zu. Auf Seite 1 und im Innenteil werden zwei Fotos veröffentlicht, auf denen gebettelt wird. Dabei handelt es sich aber in beiden Fällen um denselben Mann.  Als ich gestern vor einem Café in der Nähe der Kirche gesessen habe, stand dieser Bettler hinter mir. Nach ihm umdrehen musste ich mich nicht. Ich konnte ihn riechen. Später sah ich ihn auch noch an einem Taxistand, wo er die Taxifahrer mit seinen gelallten Sprüchen unterhielt. 

Solche Szenen gehören zum Alltag auf Madeira. Sie häufen sich nicht, die Häufigkeit hängt von der Örtlichkeit ab. Dabei haben es die Bettler vornehmlich auf Touristen abgesehen. Setzt man sich in der City von Funchal vor einem Café an einen Tisch und holt eine Zigarettenschachtel heraus, lassen die Schnorrer nicht lange auf sich warten. Die Augen einiger Bettler in der Altstadt von Funchal sind  sogar schon so sehr geschult, dass sie die Umrisse einer Zigarettenschachtel in einer Hemdtasche erkennen können, bevor man selbst überhaupt ans Rauchen denkt. Wenn man an den Brunnen auf der Avenida do Mar seine Beine ausstreckt, sollte man nichts auf den Rasen legen. Einige Bettler sind nämlich auch raffinierte Diebe. 

Das Verhältnis zwischen Madeirern, die Arbeit haben, und Madeirern, die betteln müssen, dagegen scheint ziemlich entspannt zu sein. Das könnte daran liegen, dass die Arbeitenden schnell zu den Arbeitslosen gehören können. Die "Diario de Notícias" weist ebenfalls heute darauf hin, dass in den vergangenen fünf Jahren 1054 illegale Arbeitsverhältnisse aufgeflogen seien. Über diese Zahl habe ich mich gewundert. Denn: Ich hatte mit über 1000 pro Monat gerechnet. 

Was ich hier schildere, war auch schon vor der Corona-Pandemie so. Damals war ich aber ein Tourist, heute wohne ich hier. Da sieht man mehr. Der Kontrast zwischen Schönheit der Insel und Alltag vieler Menschen, die hier leben, springt mich täglich an. Den Touristinnen und Touristen zuliebe werden auf Madeira immer mehr schöne Ecke mit grässlichen Hotelbauten verschandelt. Manchmal sieht man den Atlantik und die Berge vor lauter Beton schon nicht mehr. Die Personen, die dafür verantwortlich zeichnen, werden heute von der "Diario de Noticias" in einer Karikatur dargestellt. Verlassen können sie sich auf im öffentlichen Dienst Beschäftigte, die im Monat durchschnittlich 767 Euro mehr verdienen als die Beschäftigten im privaten Sektor. Sie bekommen also das Doppelte. Schwarz arbeiten müssen sie auch nicht, deswegen müssen sie auch nicht damit rechnen, eines Tages von der "Diario de Notícias" als Bettler abgelichtet zu werden...  


Freitag, 24. Dezember 2021

Weihnachten 2021

"Jornal da Madeira"
2. Dezember 2021
Und es begab sich zu einer Zeit, als auf Madeira sogar Grashalme beleuchtet wurden

2. Dezember 2021-12 Uhr. "Da ist mächtig was schief gegangen", hätte Jesus beinahe den Erzengel Gabriel über den Haufen gerannt, als er seinem Vater zeigen wollte, was heute in der "Diario de Notícias" stand, denn es ähnelte sehr dem, was das "Jornal da Madeira" berichtete. 

Der Vater von Jesus lächelte milde, als er seinen Sohn derart aufgeregt auf sich zukommen sah, wieder ermahnte er ihn: "Denk daran, dass auch du schon über 2 000 Jahre alt bist. Lass es in deinem Alter endlich etwas langsamer angehen. Hast du eigentlich eine Ahnung, wo ich die Geschenke für Maria und Josef versteckt habe?"

Nicht zum ersten Mal ärgerte sich Jesus über die ruhige Art seines Vaters, die er sich angewöhnt hatte, nachdem er irrtümlicherweise - aufgeregt wie er war - Sodom und Gomorrha in Schutt und Asche gelegt hatte. Doch manchmal wäre er gern genauso wie sein Vater. Jetzt aber nicht.

"Auf Madeira feiert man meinen Geburtstag dieses Jahr mit mehreren 100 000 Lichtern an Bäumen, Palmen und Straßenlaternen. Man stellt Lichterbögen auf und beleuchtete Pyramiden."

Bei dem Wort Pyramiden erschrak der Vater von Jesus. Jedes Mal, wenn er dieses Wort hörte, dachte er an die Plagen, die er Ägypten geschickt hatte und bedauerte stets aufs Neue, dass er dergleichen getan hatte.  Doch lange bereute der Vater von Jesus nie etwas. Denn das Wichtigste war für ihn immer sein Sohn, mit dem er wieder einmal Großes vorhatte. 

2. Dezember 2021-19 Uhr. "Mein Sohn", sagte er, "nach deiner zweiten Session auf Erden wird sowas nie wieder passieren. Dann wirst immer du an deinem Geburtstag im Mittelpunkt stehen."

"Da bin ich aber gespannt", dachte Jesus an die vielen negativen Erfahrungen, die er bei seinem ersten Besuch auf Erden gemacht hatte. "Dass mit dem Kreuz lasse ich jedenfalls nicht noch einmal mit mir machen."

"Sei unbesorgt", sagte der Vater von Jesus. "Dieses Mal wird die Strafe angenehmer sein. Niemand wird dir ein Härchen krümmen. Der Fehler begann doch schon bei der Auswahl deiner Eltern. Ein Zimmermann und ein schwangeres junges Mädchen. Besonders beeindruckend war das nicht. Dieses Mal werden ein Fußballstar und eine Musikerin deine Eltern sein."

"Vergiss aber eins nicht."

"Und das wäre?"

"Ich muss aus dem Hause Davids kommen."

Der Vater von Jesus amüsierte sich sehr über seinen Sohn, der manchmal zu oft grübelte.

"Wirst du. Du wirst aus dem Hause von David Beckham kommen. Deine Mutter wird die Desgnerin und Musikerin Victoria sein."

"Die Namen sagen mir nichts."

"Das wird sich ändern. Einen Event-Manager habe ich für dich auch schon gefunden. Schon zu Lebzeiten wird er die Lichtgestalt genannt."

"Ich bin das Licht der Welt."

"Das jetzt auf Madeira an Bäumen und Palmen hängt? Mein Sohn, das hast du doch nicht gewollt. Sonst wärest du ja nicht so aufgeregt zu mir gekommen."

"Also. Sag schon. Wer ist es?"

"Franz Beckenbauer. Ebenfalls ein ehemaliger Fußballstar."

3. Dezember 2021-12 Uhr. Jesus bat sich einen Tag Bedenkzeit aus, denn das Wagnis eines zweiten Besuches der Erde schien ihm sehr groß zu sein. Doch der Erzengel Michael, der dafür zuständig war, solche Besuche vorzubereiten, hatte es an diesem Morgen so eilig wie gestern Jesus, weil in der "Diario de Notícias" zu lesen war, dass der Trainer von Benfica Lissabon ebenfalls Jesus hieß. 

"Doch es kommt noch besser", sagte der Erzengel Michael. "Heute Abend steht das Derby gegen Sporting Lissabon auf dem Spielplan. Alle reden darüber. Auch auf Madeira."

Da Jesus sich nicht daran erinnerte, jemals ein Fußballspiel gesehen zu haben, bat er den Erzengel Michael um weitere Erläuterungen hinsichtlich der Bedeutung des Fußballsportes.

"Das würde zu lange dauern", antwortete der Erzengel Michael, "ich würde dir lieber etwas zeigen."

"Dann zeig mal."

Was der Erzengel Michael Jesus zeigte, war eine App, von der Jesus so viel verstand wie vom Fußball. Damit hatte der Erzengel durchaus gerechnet.

"Wenn du einverstanden bist, dann preisen wir ab sofort diese App erst einmal in Portugal und auf Madeira und den Azoren an. Wer diese App hat, erfährt nicht nur alles über dieses Derby, er erfährt auch, dass es neben dem Trainer von Benfica Lissabon noch einen Jesus gibt."

"Neben?", zog Jesus seine Stirn in Falten. "Genügt es nicht, dass es auf der Erde jemanden gibt, der behauptet, er vertrete dort meinen Vater? Muss jetzt auch noch sein Sohn mit einem Fußballtrainer konkurrieren?"

"Sei doch nicht so empfindlich", versuchte der Erzengel Michael Jesus zu besänftigen, was ihm auch gelang, denn Jesus galt vielen auch als Lamm. "Es dient deiner Sache."

"Und wenn Benfica Lissabon verliert?", fragte Jesus. "Was dann?"

"Dann werden wir die Schuld bei dem anderen Jesus suchen", antwortete der Erzengel Michael. 

Jesus genehmigte die App, der Erzengel Michael bedankte sich und begab sich auf den Flug nach Lissabon. 

4. Dezember 2021 -11.50 Uhr. "Nur gute Nachrichten", jubelte der Erzengel Michael. "Benfica Lissabon hat im eigenen Stadion des Lichts 1 : 3 verloren. Sporting Lissabon machte Benfica das Licht aus, heißt es in den Medien. Sie werfen dem Trainer taktische Fehler vor. Die er am nächsten Mittwoch in der Champions League gegen Dynamo Kiew nicht wiederholen dürfe."

Jesus zweifelte zwar daran, dass es sich dabei um gute Nachrichten handelte, blieb sich aber treu und sah in allem wieder einmal nur das Gute. Das war dieses Mal das ausgemachte Licht.

"Ich werde für Benfica das Licht schon wieder anmachen", sagte Jesus. "Der Gedanke, ein zweites Mal die Erde zu besuchen, gefällt mir immer besser. Muss ich auch dieses Mal vorher in die Wüste?"

"Mach dir keine Sorgen", antwortete der Erzengel Michael. "Ich rede mit deinem Vater. Auf keinen Fall sollte er dir den Vatikan zumuten."

6. Dezember 2021-11.40 Uhr. "Wir haben ein Problem", eröffnete der Erzengel Michael die täglichen Beratungen zur Vorbereitung des Besuches von Jesus (BVBJ) mit leicht geknickten Flügeln. 

"Was für eins?", fragte Jesus. 

"Für deinen Besuch auf Madeira musst du gegen Corona geimpft sein. Außerdem brauchst du eine Testbescheinigung, die alle sieben Tage erneuert werden muss. Sonst darfst du fast nirgendwo rein."

"Dann halte ich meine Reden eben auf einem Berg. Berge gibt es doch auf Madeira?"

"Die gibt es. Aber wie willst du auf die Insel kommen?"

Jesus lächelte und nannte den Erzengel Michael einen Kleingläubigen, der wohl vergessen habe, wie er vor fast 2 000 Jahren nach der Kreuzigung zu seinem Vater zurückgekehrt ist. 

"Eine umgekehrte Himmelfahrt", strafften sich die Flügel des Erzengels Michael wieder. "Was für eine tolle Idee." 

7. Dezember 2021-10.50 Uhr. "Ritsche, ratsche, voller Tücke in die Brücke eine Lücke" zitierte der Erzengel Michael aus dem Gedächtnis, was Wilhelm Busch über die Streiche von Max und Moritz geschrieben hatte. "Dieser Streich ist gelungen. In der portugiesischen Sportzeitung `A Bola´ stimmt der Kunde in dem Cartoon von Luis Afonso ´Barba e cabelo" schon einen Abgesang auf den anderen Jesus an."

"Abgesang? Du meinst den Jesus von Benfica Lissabon? Diesen Trainer?"

Der Erzengel Michael holte die Sportzeitung aus der Tasche, die über seinem linken Flügel hing und las vor: "Erstes Bild, der Kunde: `Os Jogos até ao natal vao ser decisivos para Jesus.´ Zweites Bild, der Friseur: ´Percebo.´ Drittes Bild, wieder der Kunde: ´Se correr mal, quando chegarem os reis magos, Jesus é bem capaz de ja nao estar no presépio do Benfica.´"

"Wie hast du das denn geschafft?", bewunderte Jesus den Erzengel Michael nicht zum ersten Mal. "Der andere Jesus liegt also, wenn er bei Benfica nicht schnell wieder erfolgreich ist, Weihachten nicht mehr in der Krippe. Heißt das auch, dass die Menschen sich  in diesem Fall Weihnachten auch wieder auf meinen Geburtstag konzentrieren?"

Da war sich der Erzengel Michael alles andere als sicher. Doch er versprach: "Ich werde weiter mein Bestes tun. Dem Luis Afonso habe ich für sein Entgegenkommen einen Platz im Paradies versprochen. Das war doch in Ordnung?"

"War es."

9. Dezember 2021-12.10 Uhr. Der Erzengel Michael trug einen schwarzen Anzug, dazu eine schwarze Krawatte. Seine Flügel hatte er zur Altflügelsammlung gegeben. Doch Jesus war gut gelaunt. Das konnte der Erzengel Michael nicht verstehen.

"Warum so fröhlich?", fragte der Erzengel. "Benfica Lissabon hat gegen Dynamo Kiew gewonnen, und da Bayern München..."

Jesus gebot dem drohenden Redefluss des Erzengels Michael Einhalt.

"Ich habe mit meiner Mutter gesprochen."

"Du redest wieder mit deiner Mutter? Als sie während deines ersten Erdenbesuches  mit dir sprechen wollte und deine Brüder auch, hast du sie abgewimmelt, weil dir das, was du den anderen zu sagen hattest, wichtiger war als die Sorgen deiner Mutter und deiner Brüder."

"Alles vergeben und vergessen. Zum Glück. Obwohl meine Mutter deswegen beinahe katholisch geworden wäre."

"Erinnere mich bloß nicht daran", schlug der Erzengel Michael seine Hände vors Gesicht.

"Kein Irrtum irrt sich immer", philosophierte Jesus. "Wenn die katholische Kirche nicht versucht hätte, meiner Mutter beizubringen, dass sie Teil meines Körpers geworden ist, als ich zu meinem Vater zurückkehrte, wäre sie wahrscheinlich katholisch geworden.  Trotzdem glauben das immer noch viele Katholiken. Da der Jesus von Benfica Lissabon wieder erfolgreich ist, könnte ich doch bei meinem zweiten Erdenbesuch behaupten, dass ich Teil des Körpers von Jorge Jesus geworden bin."

Da fiel der Erzengel Michael in Ohnmacht und Jesus konnte nur hoffen, dass er noch vor Weihnachten wieder wach werden würde.

12. Dezember 2021. Maria Magdalena ist außer sich. Beinahe hätte sie Petrus sogar noch einen Fußtritt verpasst. Jesus bat Petrus, die Wohnung zu verlassen und begrüßte die Frau von Pontius Pilatus. 

"Was war denn los?", fragte Jesus die beiden Frauen, die auch in schweren Zeiten zu ihm gehalten hatten. 

"Der Heini hat schon wieder behauptet, dass Frauen keine Menschen sind", schimpfte Maria Magdalena. 

Die Frau von Pontius Pilatus dagegen schmunzelte nur. 

"Du darfst Männer nie zu ernst nehmen."

Maria Magdalena fing den Blick von Jesus auf und machte sich Sorgen um ihren Ehemann wie seit seiner Hinrichtung nicht mehr, über die es in der römischen Geschichtsschreibung nur einen Satz gab. 

"Anwesende natürlich ausgeschlossen", fügte die Frau von Pontius Pilatus sogleich hinzu. "Was damals wirklich geschehen ist, wissen doch nur wir drei. Und dein Vater natürlich."

"Wenn ich euch nicht hätte", stieg die Laune von Jesus wieder. "Ich schau jetzt mal nach dem Erzengel Michael. Vielleicht ist er wieder wach geworden."

Doch der Erzengel war immer noch nicht wieder wach.

13. Dezember 2021-19.21 Uhr. Wichtige Gespräche führte auch die Familie von Jesus erst einmal im engsten Kreise. In bequemen Sesseln saßen Maria, Josef, Maria Magdalena, die drei Brüder von Jesus, der Vater von Jesus und Jesus. Die Frau von Pontius Pilatus servierte Messwein und hielt sich im Hintergrund. Der Vater von Jesus zeigte sich erbost über den Event-Manager.

"Diese angebliche Lichtgestalt unterstand sich, einen Engel zu sich zu locken, dem er einen Vertragsentwurf mitgab. Vertragspartner wären die Lufthansa und du mein Sohn. Man bietet dir unendlich viele Bonusmeilen für den Spruch `Schon Jesus wäre mit uns zum Himmel gefahren´. Dann könnten die ja auch mit dem Spruch ´Mohammed hätte bei uns den Pilotenschein gemacht´werben."

Maria Magdalena kannte Mohammed nur flüchtig, seine zehn Ehefrauen traf sie ebenfalls nur selten, dennoch war sie sicher, dass Mohammed durchaus ein guter Lufthansa-Pilot gewesen wäre. Dafür sprachen nach ihrer Auffassung schon allein seine hochfliegenden Pläne für eine einzige Weltreligion. Diese Gedanken äußerte sie aber nicht laut, der Vater von Jesus bat um Abstimmung über den Vertragsentwurf per Handzeichen, der jüngste Bruder von Jesus beantragte eine schriftliche Abstimmung, weil er immer noch sauer auf Jesus war, der ihn nicht einmal besucht hatte, als er vor 2000 Jahren nach Tiberias umgezogen war. 

"Die Abkürzung über die Steine im See Genezareth  hattest du doch schon gefunden", hielt er aufs Neue seinem Bruder Jesus vor. 

Da die beiden anderen Brüder weniger nachtragend waren, wurde der Antrag auf schriftliche Abstimmung abgelehnt. So erging es auch dem Vertragsentwurf. Der Engel, der sich auf die Erde hatte locken lassen, sollte Franz Beckenbauer darüber unterrichten. In diesem Moment betrat der Erzengel Michael den Raum. Alle freuten sich. Das Familientreffen wurde unterbrochen.

16. Dezember 2021-12.45 Uhr. Ohne Flügel sah der Erzengel Michael noch besser aus als mit Flügeln. Ohne Flügel fiel er auf der Erde auch weniger auf. Aufmerksamkeit erregte er allerdings, weil er in vielen Ländern alle Frauenzeitschriften kaufte, die es gab-und das waren eine Menge. Diese Frauenzeitschriften legte er Jesus und seinem Vater vor.

"Zeitungen und Zeitschriften werden auf der Erde kaum noch gelesen", sagte er. "Aber diese Zeitschriften sind immer noch sehr beliebt. Ich weiß inzwischen auch, warum."

Da waren Jesus und sein Vater aber sehr gespannt.

"Weil sie über Hochzeiten und Scheidungen von Prominenten berichten. Auch Kochrezepte tragen zum Erfolg bei."

Nun waren Jesus und sein Vater noch gespannter.

"Wenn du bei deinem zweiten Erdenbesuch Aufmerksamkeit erregen willst, dann musst du dich entweder von Maria Magdalena scheiden lassen oder das Rezept verraten, das du bei der Speisung der 5 000 für die Brote und die Fische verwendet hast", sagte der Erzengel Michael  zu Jesus.

Jesus schloss eine Scheidung von Maria Magdalena sogleich aus. Über das Rezept wollte er nachdenken.

17. Dezember 2021-11.17 Uhr. Der Erzengel stöberte weiter in allem, was auf der Erde gedruckt wurde. Als er in Leipzig ein Antiquariat betrat, wünschte er sich eine halbe Stunde später, dieses Antiquariat nie betreten zu haben. Denn aus einem Stapel alter Bücher zog er einen Roman, der sich mit König David beschäftigte und von einem Juden geschrieben worden war. Erzählt wurde, was der Historiker Ethan ben Hoshaja, der in der Bibel zweimal erwähnt wird, erfuhr, als er den "Einen und Einzigen Wahren und Autoritativen, Historisch Genauen und Amtlich Anerkannten Bericht über den Erstaunlichen Aufstieg, das Gottesfürchtige Leben, sowie die Heroischen Taten und Wunderbaren Leistungen des David ben Jesse, Königs von Juda während Sieben und beider Juda und Israel während Dreiunddreißig Jahren, des Erwählten Gottes [!] und Vaters von König Salomo" verfassen sollte und sich dem Zwang widersetzte, der auf ihn auf der Suche nach der Wahrheit ausgeübt wurde. 

Wenn auch nur ein Zehntel der Geschichten, die man sich über König David erzählte, stimmte, dann müsste das Urteil immer noch vernichtend sein. Trotzdem wollte Jesus immer noch aus dem Hause David stammen? 

18. Dezember 2021-11.32 Uhr. "Das kläre ich sofort mit meinem Vater", sagte Jesus, als der Erzengel Michael seine Ausführungen beendet hatte. "Ich stamme also angeblich von einem Haus ab, das einen Mörder hervorgebracht hat, der auch noch seine spätere Ehefrau vergewaltigte. Und diesem Haus soll mein Vater prophezeit haben, dass es ewig herrschen wird."

Der Erzengel Michael bat Jesus, seinen Vater schonend zu behandeln, diese Prophezeiung habe er schon oft genug bereut.

"Außerdem hat dein Vater, als du zum ersten Mal auf der Erde warst, nicht darauf bestanden, dass du dich im Namen des Königs David zum Herrscher der Welt aufschwingst."

"Toller Trost. Dafür bin ich unschuldig hingerichtet worden."

Wenn Jesus etwas in den Kopf schoss, dann sah man ihm das an.

"Wie ist eigentlich dieser andere David, den mir auch mein Vater so sehr empfohlen hat?"

"Du meinst David Beckham?"

"Den meine ich."

"Der vergewaltigt keine Frauen und bringt auch keine Ehemänner um. Wenn der früher Fußball spielte, dann kamen die meisten Männer wegen seiner Ehefrau Victoria ins Stadion. Trotzdem wurde keinem dieser Verehrer auch nur ein Härchen gekrümmt."

Jesus liebte seinen Vater plötzlich wieder sehr.

"Was du über diesen David erzählst, spricht auch für meinen Vater. Bei dem anderen David hat er sich einfach nur versehen. Ich werde dieses Thema ruhen lassen."

19. Dezember 2021-19.10 Uhr. Jesus schlug sich mit der flachen Hand immer wieder an die Stirn. 

"Ich bin so dumm. So ein Esel."

Die Frau von Pontius Pilatus, die mit Jesus allein war, fragte Jesus, ob sie sich Sorgen machen müsse. Das verneinte Jesus und schalt sich weiter einen Dummkopf, für Sorgen sei es zu spät.

"Maria Magdalena hat mir ihr Tagebuch gezeigt. Aus Nazaret. Dort lernten wir uns kennen. Sie kannte sogar noch das Datum. 8. März 8 nach Christi Geburt. Sie lief mir über den Weg, als ich aus der Werkstatt meines Vaters kam. In Gedanken versunken, weil ich mit meiner Familie den Tempel in Jerusalem besuchen wollte. Ich erzählte ihr davon. Sie half mir bei der Vorbereitung."

"Verstehe", sagte die Frau von Pontius Pilatus. "Deswegen hast du die Schriftgelehrten im Tempel so sehr verblüfft."

"Das tut doch hier..."

Jesus fing sich gerade noch rechtzeitig.

"Du hast damit angefangen."

"Entschuldige. Was ich eigentlich erzählen wollte. Sie beschreibt in ihrem Tagebuch, wie wir uns über jedes Wiedersehen gefreut haben, wie wir uns küssten und herzten."

"Und?"

"Sie warf mir vor, dass inzwischen aus unserer Ehe die Luft raus sei."

"Ist nun mal so nach 2 000 Jahren."

"Auch, dass sie sich eher wie meine Schwester als meine Frau fühlt?"

Die Frau des Ponitius Pilatus hatte sich zu jener Zeit, als sie für Jesus eintrat, an der Seite ihres Mannes nicht einmal mehr wie eine Schwester gefühlt.

"Ich werde sie wieder häufiger herzen und küssen. Ich werde nicht länger ein Esel sein."

21. Dezember 2021-19.15 Uhr. Der Erzengel Michael schaute täglich nach, der Vater von Jesus ließ sich täglich berichten.  An der Wohnungstür von Maria Magdalena und Jesus hing das Schild

الرجاء عدم الازعاج

24. Dezember 2021-10.4o Uhr. Petrus, der manchmal noch sauer ist, weil Maria Magdalena beim ersten Erden-Besuch für Jesus oft wichtiger war als er, erfuhr es dieses Mal zuerst. Maria Magdalena und Jesus hatten hinter verschlossenen Türen ein neues Christkind gezeugt. "Es soll ein Mädchen werden", sagten Maria Magdalena und Jesus. Da wurde Petrus saurer denn er je war. Maria und Josef aber freuten sich: "2000 Jahre mussten wir warten. Aber nun werden wir doch noch Großeltern."   

Mittwoch, 10. November 2021

Alltägliches (151)

Auf diesem Platz ist auch 
schon 2019 geparkt worden.
Foto: Heinz-Peter Tjaden
Platz da für Autos

Auch auf Madeira steigen die Benzinpreise. Deswegen sparen sich Autofahrerinnen und Autofahrer in Funchal so manchen Weg? Zum Beispiel in eine Tiefgarage? Wer auf der Tiefgarage parkt, fährt ein paar Meter weniger? 

Neuerdings veröffentlicht "Diario de Notícias" Fotos von Autos über der Tiefgarage des Praça do Carmo, in der Tiefgarage sind solche Fotos nicht möglich. Dort parken keine Autos.

Doch: Die Benzinpreise als einziger Grund können gleich wieder gestrichen werden. Denn 2019, als ich diesen Platz fotografiert habe, parkten dort auch schon Autos über der Tiefgarage. Nicht so viele, wie heute, aber: In Funchal habe ich viele Autofahrer erlebt, die ihr Fahrzeug erst verlassen, wenn die Zahl der Meter, die sie von ihrem Ziel trennt, unter 10 liegt. Besuchen die ein Restaurant und sitzen draußen, sind sie erst voll und ganz zufrieden, wenn einer der Seitenspiegel ihren Tisch berührt.   

Mittwoch, 3. November 2021

Alltägliches (148)

Benfica mit leeren
Händen und
Manchester United
königlich. 
Könige müssen sich nicht anstrengen

Haben sich angestrengt. Reichte nur für leere Hände ("Mao cheia de nada"). Benfica Lissabon verlor in München 2 : 5. Bleiben aber immer noch zwei Möglichkeiten. Platz 2 und weiter in der Champions League. Oder Platz 3 und runter in die Europa League. So reagieren heute "Diario de Notícias" (DN) und "Jornal da Madeira" (JM). Platz 3 belegt Benfica Lissabon übrigens auch in der nationalen Liga. Die Mannschaft von Jorge Jesus ist am vergangenen Wochenende vom FC Porto und von Sporting Lissabon überholt worden. 

Und schon viel früher von Cristiano Ronaldo. Wo der auch spielt, bei ihm schlagen die Herzen der Sportredakteure von CN und JM höher. Für ihn gilt heute in beiden Zeitungen "Kniefall". Das JM ernennt den 37-Jährigen sogar zum "König der Champions" ("Rei da Champions"). Seine Majestät hat sich nämlich gestern in Atalanta immer dann die Ehre gegeben, wenn seine Untertanen entweder in die Pause oder nach Hause gehen wollten. Er schnappte sich die ihm untertänigst ergebene Pille nicht nur, er zwang sie auch nicht nur in die Maschen des gegnerischen Tores, er wählte für diese majestätischen Momente auch beide Mal die Nachspielzeit (45+1, 90+1), um Atalanta vor anschließenden Majestätsbeleidigungen per erneutem Führungstreffer oder gar Siegtreffer zu bewahren.

Jedes Tor, das Cristiano Ronaldo schießt, gilt auf Madeira als Werbung für die Insel. Denn hier ist er geboren und hier hat man ihn auf die Besteigung des Fußballthrons vorbereitet. Cristiano Ronaldo muss sich nicht anstrengen, er macht alles aus dem Fußgelenk.  

Samstag, 9. Oktober 2021

Alltägliches (135)


Heute als Beilage in der
"Diario de Notícias" zum
Internationalen Mädchentag.

Liebe Mädchen,

wer von euch noch weiß, was eine Tageszeitung ist, kann gleich den nächsten Absatz lesen. Für alle anderen: Tageszeitungen sind so was Ähnliches wie Suchmaschinen, nur aus Papier. Allerdings funktionieren sie ohne Strom, man kann sie deshalb auch weder aus- noch einschalten. Wie jede Suchmaschine suchen Tageszeitungen, was wichtig ist und verbreiten es. Was für euch wichtig ist, ist allerdings nicht für alle wichtig. Für die Älteren sind es die Todesanzeigen, für euch beispielsweise "A malta do diário".

Der ist kleiner als die Tageszeitung. Eure Hände sind ja auch kleiner als die Hände der Erwachsenen, die noch eine Tageszeitung wie beispielsweise "Diario de Notícias" lesen. Diese Erwachsenen braucht ihr aber, wenn ihr Mitglied eines Clubs werden wollt, der viel Erfreuliches verkündet. 

Das tun auch die Mitglieder, erzählt Malta auf Seite 2: "A Malta voltou á escola e há tantes novidades para contar. Os nossos amigos e amigas mandaram muitos cartas á Malta do bem sobre o que tem feito nestes dias de escola. Continuem a mandar mensagens que nós adoramos."

Malta geht also wieder zur Schule, erfährt dort viel Neues und bekommt auch Post, wie die von der neunjährigen Sofia Andrade: "Viste e discurso da Greta Thunberg na Itália? E uma menina com grande coragem que luta todos os dias pelo nosso Planeta e diz coisas importantes aos adultos que andam entretidos com o blá blá blá."

Solche Mädchen wie Greta Thunberg und  Sofia Andrade braucht das Land, damit es davon immer mehr gibt, wird am 11. Oktober der Internationale Mädchentag gefeiert. 

Siehe auch



Samstag, 25. September 2021

Alltägliches (133)

Passiert im Restaurante
pingo doce.
Foto: Heinz-Peter Tjaden


Szenen einer Ehe, die Männer früher sterben lassen

Im heutigen Cartoon fragen sich die beiden Korbschlitten-Männer in der "Diario de Notícias", warum Frauen sieben Jahre länger leben als Männer. Die Antwort ist einfach: Das liegt an der Ehe. In der es solche Szenen gibt, wie ich sie gestern in einem Supermarkt-Restaurant erlebt habe.

Sie sitzen sich kerzengerade an einem Tisch gegenüber. Er öffnet die im Supermarkt gekaufte Weinflasche, sie gabelt in einem Frischhalte-Tablett herum und führt das Aufgegabelte zum Mund. Er füllt zwei Gläser mit Wein. Sie isst und nippt, er nippt nur. Sie sitzen immer noch kerzengerade.

Sie findet nichts mehr, was sie aufgabeln kann. Er steht auf, geht zwei, drei Schritte und reißt zwei, drei Blatt Papier von einer Rolle ab. Er setzt sich wieder. Sie sagt etwas zu ihm. Er steht wieder auf, holt noch einmal zwei, drei Blatt Papier, die anderen zwei, drei Blatt Papier wirft er in einen Papierkorb. Sie sagt nichts zu ihm. Sie wischt sich die Finger ab und stopft die zwei, drei Blatt Papier unter die Frischhaltefolie. 

Dabei entdeckt sie noch etwas, was sie hätte aufgabeln können. Die Weinflasche ist inzwischen halbleer. Er schenkt wieder nach. Sie gibt ihm das Fundstück, das er sich in den Mund steckt. Sie verlangt noch einmal nach zwei, drei Blatt Papier, mit denen sie verschiedene Falt-Techniken probiert, bis die Weinflasche leer ist. 

Sie sitzen sich kerzengerade an einem Tisch gegenüber. Und wenn er nicht sieben Jahre vor ihr sterben würde, würden sie dort noch sieben Jahre länger sitzen. 

Freitag, 6. August 2021

Alltägliches (LXI)

Liebe Mithündinnen, liebe Mithunde, 

nun schaut erst einmal nach links. "Niedlich", werdet ihr sagen, "hoffentlich finde ich auch so ein Frauchen." Doch diese Aktion von "Protection society of domesticated animal" und "Diaro de Notícias" könnte für euch auch schlimm enden. Mit einem Herrchen, wie ich es gehabt habe.

Keine Bange, am ersten Tag wird er nicht gleich kommen, dieser Heini am anderen Ende der Leine plant genau, was er euch antun will. Dafür braucht er Zeit. Da jedoch diese Tiervermittlungsaktion bis zum 23. August dauert, hat er genug davon. Zu nächtlicher Stunde wird er sein Opfer erst einmal ausspähen oder er wird so dreist sein und euch abfangen, bevor ihr überhaupt die Chance bekommt, ein nettes Frauchen oder Herrchen zu finden.

Bei mir ist das so gelaufen: Mein Frauchen geht zum Tierheim, wo sie einen Zettel an das Schwarze Brett heften will, weil sie mich hübschen Jagdterrier nicht mehr ernähren kann. Er lässt sie gar nicht erst ins Tierheim, sondern zeigt geheucheltes Interesse an mir. Sie fällt darauf herein, vereinbart ein Treffen mit ihm, und ich laufe in die Falle. Anfangs habe ich diesen Heini am anderen Ende der Leine sogar nett gefunden.

Bis wir in seiner Wohnung waren. Obwohl Jagdterrier viel Auslauf brauchen, war diese Wohnung nur gut 40 Quadratmeter groß, das hätte mich nicht gestört, wenn er mir im Wohnzimmer das Sofa überlassen hätte, doch das nahm er sofort in Beschlag, um sich im Fernsehen ein Fußballspiel anzuschauen. Das grenzte schon an Terrierquälerei, denn ich liebte Bälle, bis ich sie völlig zerfetzt hatte. Den Ball im Fernsehen bekam ich aber gar nicht zu fassen. Vor Wut hätte ich am liebsten in die Fernbedienung gebissen. Doch das durfte ich so wenig wie auf dem Sofa liegen.

Für die Nacht wies er mir ein so genanntes Körbchen zu, das viel kleiner war als das Sofa. Dort sollte ich schlafen, während er es sich in einem so genannten Bett bequem machte, das noch größer war als das Sofa. Ich nutzte die Nacht, um mich in der Wohnung umzusehen. Die leckeren Sachen lagerte er in einem so genannten Kühlschrank, den ich nicht öffnen konnte. Außerdem teilte er mir am nächsten Morgen mein Fressen zu. In einem so genannten Napf. Er dagegen hatte Teller, Tassen, Gläser.

Auch bei unserem ersten gemeinsamen längeren Spaziergang schikanierte er mich. Er bestimmte, wo es lang ging. Zudem hatte er ein Fahrrad, ich nicht. Dass alle mich niedlich fanden und niemand ihn ebenfalls niedlich fand, tröstete mich nur wenig. Dann kam die günstige Gelegenheit. Während er von seinem Fahrrad stieg, um in einem Supermarkt für sich etwas einzukaufen, lief ich weg. Meine Pfoten trugen mich bis zu dem Tierheim, vor dem er mein Frauchen abgefangen hatte. Dort fanden mich einige Besucherinnen und Besucher so niedlich, dass sie mich gleich mitnehmen wollten. Aber ich landete wieder bei diesem Heini am anderen Ende der Leine. 

So lief das über viele Jahre, bis ich in den Hundehimmel kam. Bei meiner Ankunft wurde mir versichert, dass Menschen hier nicht rein dürfen.

Nun schaut noch einmal nach links: Das bin ich, Mike Tjaden, Jagdterrier, dieses Auto fahren durfte ich auch nicht. Ich wünsche euch ein final feliz.
   

 

Samstag, 17. Juli 2021

Alltägliches (XLIX)

Foto: Heinz-Peter Tjaden
Was war da los?

Ich habe heute Morgen vor der Taberna do Arieiro in Sao Martinho im "Jornal de Madeira" hin- und in der "Diario de Notícias" hergeblättert, doch einen Bericht zu dem Foto, das ich gestern Nachmittag in Funchal vor der Kirche des Jesuiten-Kollegs bzw. der Kirche Sankt Johannes der Evangelist gemacht habe, fand ich nicht.

Allerdings fanden schon viele bei Facebook dieses Foto sehenswert, doch meine Frage "Was war da los?" beantwortete bisher niemand. Deshalb versuche ich es nun auch hier. 

Sonntag, 20. Juni 2021

EURO 2020 (VIII)

"Diario de Notícias"

Dieser Schlag war kein Pech

"Nicht Pech", meint "Diario de Notícias", "sondern viele Fehler" haben zur 2 : 4-Niederlage Portugals gegen Deutschland geführt. Nun werde die Lage schwierig. Da Spanien nach zwei Spieltagen erst zwei Punkte hat, könnte das Achtelfinale sogar ohne die iberische Halbinsel stattfinden. Wenn nicht auch die vier besten Gruppen-Dritten weiter kämen. Die es allerdings mit schwereren Gegnern zu tun bekämen als in dieser Phase des Turniers gewollt. 

A Bola
"Portugal, aufstehen", hakt die Sportzeitung "A Bola" die Niederlage ab, nach dem Schlusspfiff hat sich die Redaktion noch im Ton vergriffen und behauptet, ein "germanischer Panzer" ("tanque germanico") sei über die zerbrechliche portugiesische Abwehr hinweggerollt. Solch dumme Vergleiche sind eigentlich schon seit Jahrzehnten aus der Mode.







Jornal da Madeira
Geradezu poetisch wird das "Jornal da Madeira" und bildet auf Seite 1 einen Cristiano Ronaldo ab, der nicht in die Wirklichkeit zurückfindet. Die Niederlage empfindet die Sportredaktion als "Schlag in München".

Sonntag, 13. Juni 2021

EURO 2020 (IV)

Diario de Noticias, 13. 6. 2021
 Erst einmal nachdenken

 Über diesen Cartoon muss ich erst einmal nachdenken. Ich melde   mich später wieder. Vielleicht fällt mir dazu am Strand etwas ein.   Versprechen kann ich nichts. Wenn Sie Vorschläge haben, dann   tragen Sie diese bitte in das Formular für Kommentare ein. Danke!


EUR0 2020 (V): Punkte-Diebstahl 

Samstag, 12. Juni 2021

Alltägliches (XXXVII)

Stadtfest in Burgdorf.
Foto: Heinz-Peter Tjaden
Besuch aus der mächtigsten Kleinstadt Europas

Die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen kommt nach Portugal. Berichtet heute "Diario de Notícias". Woher sie kommt, verrät die Zeitung allerdings nicht. Ursula von der Leyen kommt aus Burgdorf. Diese Kleinstadt ist seit dem 1. Dezember 2019 die mächtigste Kleinstadt Europas. Für jede Portugiesin und jeden Portugiesen muss es also eine Ehre sein, wenn diese Frau zu Besuch kommt. 

Burgdorf liegt bei Hannover, hat rund 31 000 Einwohnerinnen und Einwohner, Fachwerkhäuser prägen das Bild der Innenstadt,  in dieser Stadt ist eigentlich immer etwas los, dafür sorgt nicht nur der Verkehrs- und Verschönerungsverein mit über 100 Veranstaltungen im Jahr, auch zahlreiche Sport-, Schützen- und gemeinnützige Vereine lassen Langeweile gar nicht erst aufkommen.

Burgdorf und Madeira verbindet einiges, auch in der mächtigsten Kleinstadt Europas sind die Leute etwas eigenwillig, was schön ist, hätten sie gern noch schöner und ist es noch schöner geworden, fürchten sie, dass andere wegen dieser Schönheit neidisch werden könnten. Für die Insel-Regierung in Funchal lauert die Gefahr oftmals in Lissabon, für die Kleinstadt-Regierung in der niedersächsischen Landeshauptstadt Hannover. Der Werbespruch eines Unternehmens, der da "Den Weg nach Hannover können Sie sich sparen" lautet, sagt alles über die Burgdorfer Mentalität. Deswegen geht so manche Geschäftsfrau und so mancher Geschäftsmann lieber erst nach Einbruch der Dunkelheit in Hannover einkaufen.

Ursula von der Leyen kann durchaus als typische Burgdorferin bezeichnet werden. Als sie Anfang der 90-er Jahre ihre politische Karriere begann, habe ich sie als Lokalredakteur oft begleitet, sie besuchte eines unserer Kinderfeste, die wir damals als Privatinitiative organisierten und suchte keineswegs den Kontakt mit den anderen Besucherinnen und Besuchern, dass sie da war, musste reichen, schließlich war sie die Tochter des ehemaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten Ernst Albrecht, der sich während einer Wahlkampfveranstaltung seiner Tochter mit mir allerdings lieber über seine Schafzucht unterhielt, bis seine Frau sagte: "Ernst, das interessiert Herrn Tjaden doch gar nicht."

Erwartungsgemäß nahm Ursula von der Leyen Sprosse für Sprosse auf dem Weg nach oben, nichts konnte ihr schaden, weder die Streichung sozialer Leistungen in Niedersachsen noch Zweifel an ihrer Doktorarbeit noch ein seltsames Bündnis, das sie zur EU-Kommissionspräsidentin machte, hielten sie auf. Stets konnte sie sich darauf verlassen, dass genug Burgdorfer Blut in ihren Adern floss, um ihre Gegnerinnen und Gegner in einem reißenden Strom davon treiben zu lassen.

Man darf gespannt sein, ob Ursula von der Leyen den portugiesischen Präsidenten Marcelo Rebelo de Sousa zu einem Gegenbesuch in Burgdorf einlädt. Er würde sich dort wohl fühlen, weil er gerade auch auf Madeira zu Besuch gewesen ist.

P. S. Der Vorsitzende des Ausschusses für internationalen Handel im Europaparlament heißt Bernd Lange. Er kommt ebenfalls aus Burgdorf.  

Freitag, 11. Juni 2021

EURO 2020 (III)

Immerhin gibt es
einen Live-Ticker.

Kein "A Bola-Kiosktag" in Funchal

Gleich ist Anstoß in Rom. Die Türkei und Italien eröffnen die EURO 2020. Fast alle Prominenten auf Madeira tippen auf einen Sieg der Italiener, die "Diario de Notícias" veröffentlichen eine ziemlich unmotivierte Beilage, in der nicht einmal die Termine für die Gruppenspiele genannt werden. Und gestern soll "Kiosk-Tag" ("Nas bancas dia") gewesen sein. Hat die Sportzeitung "A Bola" am 8. Juni in einer großen Anzeige auf Seite 17 versprochen und für den 10. Juni ein Sonderheft angekündigt. 

Das es in Funchal aber nicht gab. Am Kiosk vor dem Stadtpark lautete gestern die Auskunft, dass man nichts über die Veröffentlichung wisse-und außerdem: "Ich kann Ihnen auch nicht sagen, wo es dieses Heft gibt." Eine Stunde später wusste ich, dass auch andere Kiosk-Besitzer nichts wussten. Bis ich auf dem Heimweg an einem Kiosk vorbeikam, in dem ich Trost fand: "Auf Madeira dauert es immer fünf Tage, bis sowas ankommt."

Das wäre der 15. Juni. An dem Tag steigen die deutsche, die französische, die ungarische und die portugiesische Nationalelf in das Turnier ein. Cristiano Ronaldo übt sich schon in Zurückhaltung. Bei der EURO 2020 gebe es einige Titelanwärter. Wenn das so ist, kann ich auch noch vier Tage auf das Sonderheft warten. Es soll auch nur drei Euro kosten.  

  

Donnerstag, 10. Juni 2021

Alltägliches (XXXVI)

Die Seite 3-oben rechts die
unvergessliche Szene. Die in 
der "Diario de Noticías" 
veröffentlichten Fotos sind
oft nicht sehr deutlich. Aber
ich weiß, dass ich das in der
roten Turnhose bin.
 
Unvergessliche Szene bei Sousa-Besuch

Eine Szene, die man so schnell nicht wieder vergisst: Der portugiesische Präsident Marcelo de Sousa macht einen Spaziergang durch die City von Funchal, der Schriftsteller und Redakteur Heinz-Peter Tjaden, der seit dem 1. Februar 2021 auf der Insel wohnt, sitzt auf einer Parkbank und liest die Sportzeitung „A Bola“. Der Präsident und sein Tross kommen um die Ecke, Tjaden will ein Foto machen, die Sportzeitung wird von der Parkbank geweht und fliegt dem Präsidenten vor die Füße. Tjaden hebt die Zeitung auf, die „Diario de Noticias“ macht ein Foto, das heute auf Seite 3 veröffentlicht worden ist.

Mit solchen Schnappschüssen steigert man natürlich die Auflage, zumal auf Seite 1 auch noch Cristiano Ronaldo abgebildet wird, der sein 2 : 0 gegen Israel und damit sein 104. Tor für die portugiesische Nationalelf bejubelt.

Uma cena que não vai esquecer tão cedo: o Presidente português Marcelo de Sousa dá um passeio pela cidade do Funchal, o escritor e editor Heinz-Peter Tjaden, que vive na ilha desde 1 de fevereiro de 2021, está sentado no um banco de parque e lê o jornal esportivo "A Bola". O presidente e sua comitiva dobram a esquina, Tjaden quer tirar uma foto, o jornal esportivo é jogado do banco do parque e voa aos pés do presidente. Tjaden pega o jornal, o “Diario de Noticias” tira uma foto que foi publicada hoje na página 3. 

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Donnerstag, 3. Juni 2021

Alltägliches (XXXII)

Sie sind wieder da.
Foto: Heinz-Peter Tjaden
Wenn die Köpfe in den Nacken gelegt werden

Das wird "Diario de Notícias" und das "Journal Madeira", die seit einigen Tagen jeden Touristen und jede Touristin in der Altstadt von Funchal und auf der Uferpromenade ablichten, neidisch machen: Mir ist heute im Katharinenpark ein Schnappschuss gelungen, auf dem mehr Urlauberinnen und Urlauber zu sehen sind als bisher in diesen beiden Zeitungen zusammen.

Auch sonst habe ich Grund zur Freude. Ich kann wieder auf meine Armbanduhr verzichten, denn um 10 Uhr stehen die geführten Reisegruppen vor der Kathedrale Sé, um 17 Uhr ganz in der Nähe vor dem Basar des Volkes. Pick up ist eben später auch immer drop off. 

Zu den Regelmäßigkeiten gehört zudem: Bleibt jemand stehen, bleiben alle stehen, alle legen dann den Kopf in den Nacken, halten das Smartphone oder die Kamera schräg und fotografieren das, was sich seltsamerweise meistens oberhalb befindet, um es anschließend mit dem zu vergleichen, was die anderen fotografiert haben. 

Aus Deutschland kommen die Gäste noch spärlich, die meisten kommen aus England und Frankreich. Seit wieder mehr Flugzeuge als die täglich sechs vom Festland in Funchal landen, wird darüber diskutiert, ob es auf Madeira genug Unterkünfte für die Touristinnen und Touristen gibt. Die Hoteliers sagen nein. Doch viele sagen auch ja. Sie fürchten um den Charakter der Insel. 

  

Montag, 24. Mai 2021

Alltägliches (XXIX)

Hat auch mal als modern
gegolten. 

Rui Barreto stellt die
Initiative vor.
Fotos (4): Heinz-Peter Tjaden


Busse sollen auf Spitzenplätze in Europa fahren

Tania und Patricia zeigen schon einmal die Fotos herum, die sie gemacht haben, denn dass man diese Fotos morgen auch in der "Diario de Notícias" und im "Journal Madeira" erkennen kann, ist durchaus nicht sicher. 

  "Wir werden weitermachen" hat heute Nachmittag das Motto auf dem Praza do Povo  in Funchal gelautet, fünf schicke Busse und ein Oldtimer bildeten die Kulisse für die Präsentation einer Initiative für die Förderung des öffentlichen Personennahverkehrs. Regionalsekretär Rui Barreto: "Wir wollen zu den Modernsten und Attraktivsten unter den Besten Europas gehören."

Einer der Ehrengäste setzt für die Fotografen die Maske auf und wieder ab, als die Fotos auf den Speicherkarten sind. Vorher hat er seine Krawatte aus der Aktentasche geholt und umgebunden. Die Kulissen-Busse sind schick, da will auch er schick sein. Für Funk, Fernsehen und Presse. Alle sind da.

Presse, Funk und
Fernsehen, alle sind da.


Sind meine Fotos nicht
toll geworden?

Dienstag, 11. Mai 2021

Alltägliches (XXIV)

Fotografiert im Park rund
ums Bürgerzentrum von
Estreito da Calheta von
Heinz-Peter Tjaden

Calhetas Lockruf für digitale Nomaden

Digitale Nomaden sind fast schon täglich Thema in den Medien. Auf Madeira gibt es davon inzwischen fast 2 000. Nun will auch Calheta junge Leute anlocken, die am Computer Ideen entwickeln und verbreiten. Irgendwann ziehen sie dann weiter.

"Calheta schafft die Basis für digitale Nomaden", meldet heute "Diario de Notícias". Bürgermeister Carlos Teles erhofft sich eine wirtschaftliche Belebung der Region. Bei digitalen Nomaden handele es sich zwar um eine "spezielle Sorte von Touristen", aber sie seien gut für den lokalen Handel. Dazu zählt Teles Supermärkte, Bars und Restaurants.

Auch Madeira-Präsident Miguel Aubuqerque fördert den digitalen Fortschritt. Bis Ende Juni läuft ein Pilotprojekt, bei dem Fachleute den digitalen Nomaden mit Rat und Tat zur Seite stehen.   

Samstag, 8. Mai 2021

Das Haus Avis und ich

Wichtiger Mann.

Der älteste Ort der Blumeninsel: Machico

Ich habe Madeira im Dezember 2018 entdeckt. Im deutschen Fernsehen. Dort lief eine Reportage über die Blumeninsel, die mich an meinen Computer trieb. Ich buchte einen Flug nach Funchal, fand mit dem 29 Madeira Hostel eine Unterkunft und packte meine Koffer. Wir schrieben den 18. Dezember, als ich am Flughafen in ein Taxi stieg, wegen eines tropischen Windes lagen die Temperaturen weit über 20 Grad, der Taxifahrer erklärte mir die ersten Sehenswürdigkeiten und das Wichtigste: Cristiano Ronaldo wurde hier geboren und hatte ein eigenes Museum.

Bis das in Beilagen von "Diario de Notícias" und des "Journal Madeira" gewürdigt wird, werde ich noch etwas warten müssen. Heute war erst einmal Machico dran. So heißt der älteste Ort auf Madeira, am 8. Mai 1440 bekam der Kapitän Vaz Teixeira von Heinrich dem Seefahrer die Genehmigung zur Besiedelung. Dazu heißt es in der Beilage von "Diario de Notícias": "Machico liegt an der Ostküste der Insel und zeigt eine faszinierende Geschichte, die uns an die Zeit der portugiesischen Entdeckungen erinnert. Wir erinnern uns daran, dass genau hier im Jahr 1419 die ersten Kapitäne Madeiras gelandet sind."

Die Geschichte Portugals als führende europäische Handels- und Seemacht hat 1383 begonnen, als sich der nichteheliche Abkömmling des Hauses Burgund, Johann von Avis, zum König ausrief und die zweite portugiesische Dynastie, das Haus Avis, gründete. Heinrich der Seefahrer (1394 bis 1460) schickte Schiffe los, um ein Kolonialreich zu errichten.

Heute ist Portugal keine führende Nation Europas mehr, außer im Fußball. Zwei Mannschaften der Insel spielen in der ersten Liga, wobei Nacional Funchal um den Klassenerhalt bange muss, während sich Maritimo Funchal wohl retten kann.

Machico dagegen hat zwar keine erstklassige Fußballmannschaft, dafür laut "Diario de Notícias" fünf "Kronjuwelen": sich selbst, Canical, Santo António da Serra, Porto da Cruz und Agua de Pena. In Agua de Pena gewährt die Landebahn des internationalen Flughafens von Madeira einen fantastischen Blick auf das Blau des Ozeans, heißt es in der Beilage.

Die Sehenswürdigkeiten von Machico

Der Zarco und ich 



Dienstag, 16. März 2021

Alltägliches (XV)


Sag es mit Oscar Wilde


Wenn du einen Spruch suchst, der die anderen aufschrecken, nachdenklich machen oder zum Schmunzeln bringen soll, dann schlag bei dem irischen Schriftsteller Oscar Wilde nach. Auch Jacinta Melim von der EGS Santa Cruz hat das als "Chefredakteurin für einen Tag" der "Diário de Notícias"-Beilage "Ponto e Vírgula" getan. Sie zitiert in ihrem Grußwort den 1854 in Dublin geborenen und 1900 in Paris gestorbenen Lyriker, Romanautor, Dramatiker und Kritiker, der viel über Frauen nachgedacht hat und bei jeder Analyse gescheitert ist, der aber dennoch dafür plädierte, Frauen jede Chance zur Entfaltung zu geben. Das könne nur gut für alle sein, meinte Wilde, obwohl er sicher war, dass Frauen und Männer vieles sein können, nur keine Freunde.

Die Tatsache, dass sich eine Schülerin Gedanken über die Gleichberechtigung von Mann und Frau macht, zeugt davon, dass es auch auf Madeira noch viel zu tun gibt. "Normalerweise verbinden wir Freiheit mit Macht und dies wiederum mit etwas Positivem", schreibt Jacinta Melim. Aber? An die Macht sei nur schwer heranzukommen. Einerseits könne man sich als Frau glücklich schätzen, "in dieser Zeit" geboren zu sein, denn es sei ein langer Weg gewesen, bis Frauen nicht mehr unterdrückt worden seien, aber wieder ein Aber  von Jacinta Melim: "Dieser Weg ist jedoch noch lange nicht abgeschlossen, denn die Ungleichheit der Geschlechter bleibt bestehen, und wir werden sicherlich weiter kämpfen müssen, um das Patriarchat zu stürzen."

Da laut Oscar Wilde Unzufriedenheit der erste Schritt zum Erfolg ist, kann eigentlich nichts mehr schiefgehen.

"Ponto e Vírgula" ist ein Projekt von Tageszeitung und Bildungsministerium