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Freitag, 27. Januar 2023

Alltägliches (254 c)

Und neben ihm der Reichtum.
Foto: Heinz-Peter Tjaden
Bettler mit mehreren Zweigstellen

Mir hat er sofort angesehen, dass ich aus Deutschland komme. "Guten Abend", grüßte er und zeichnete weiter. Inzwischen weiß ich, dass er auf Deutsch nur diesen Gruß beherrscht und "Alles gut?" Mit "Guten Abend" grüßt er auch um 14 Uhr. 

Doch damit ist er bisher weit gekommen. Supermarkt-Kunden bringen ihm etwas aus dem Geschäft mit, er mag jede Joghurt-Sorte. In seiner Spendendose klimpert es häufiger als in anderen Spendendosen. Wahrscheinlich, weil er ein Zeichner ist. Dass er nur Punkte miteinander verbindet und die entstehenden Flächen mit Buntstiften füllt, merkt keiner. Aus irgendwelchen Gründen sind die meisten Touristinnen und Touristen sogar dann in Eile, wenn es noch gar nicht Abend ist und schauen nie so genau hin, was ein Mann um die 50 auf der Straße macht. 

Erfolgreich ist auch der wesentlich jüngere Bettler, der in der Nähe sitzt. Er ist sogar so erfolgreich, dass er mehrere Zweigstellen hat. Verlässt er eine davon, lässt er seine Sachen und die Spendendose zurück. Er hat mehrere davon. Über seine Einnahmen scheint er von einer Freundin informiert zu werden. Die hat immer ein Smartphone am Ohr und leistet ihm Gesellschaft, wenn eine hübsche Frau werbewirksam sein kann.

Kontrastreich mag es ein Bettler, der stets in der Nähe eines Geldautomaten sitzt. Über ihm der mögliche Reichtum und da unten ist er immer noch arm. 

Der Geruhsame und die Aggressiven

Sonntag, 16. Oktober 2022

Alltägliches (240)

Schöne Augenblicke

Ich verstaue meine Einkäufe in meinem Rucksack, draußen vor dem Schaufenster steht die Frau, die mich mit zwei Liedern auf die Insel gelockt hat, sie vergleicht die Einträge in ihrem Smartphone mit den Einträgen in ihrem Notizbuch, von dem, was um sie herum geschieht, nimmt sie nichts wahr. Sie ist schöner denn je. Wir sind zwar kein Paar geworden, wir haben uns auch schon einige Wochen nicht mehr gesehen, aber ich weiß: Wenn ich nicht auf Madeira wäre, hätte ich diesen Augenblick verpasst.

Im Frühjahr hat er noch die Nummer 7 auf seinem kleinen Rücken getragen. Auf seinem Rad war er noch ein wenig wackelig, deswegen freuten sich seine Eltern, wenn ich mit meinem Rad stehen blieb, um den etwa Dreijährigen nicht zu gefährden. Gestern radelte er gar nicht mehr wackelig an mir vorbei, ich saß auf einer Mauer, er blickte sich so lange nach mir um, bis ich den Daumen hob, er grüßte mich mit einer Armbewegung und radelte weiter.

Sie öffnet den roten Umhang, ich gebe ihr einen Kuss auf die linke Brustwarze. Sie bedeckt ihre Brüste wieder, als wolle sie diesen Augenblick für immer bewahren. In ihren Augen lese ich tausend Geschichten, eine neue ist dazu gekommen.

Freitag, 26. August 2022

Alltägliches (234)

Damit das 
Eis nicht läuft.
Foto: Tjaden
Funchal amüsiert sich

Gestern sind mir in Funchal nur fröhliche Menschen begegnet. Ein Mann mit Nickelbrille fiel sogar fast über seine Beine, als er aus dem "Continental"-Supermarkt kam und mich sah. Fröhlich blieb es, bis ich mich vor dem Kiosk am Stadtpark auf mein Fahrrad schwang. Nun war ich zu schnell für weitere fröhliche Begegnungen.

Der Grund für die Heiterkeit: Mein Bilderbogen über Touristinnen und Touristen, die Eis essen. Besonders beliebt scheint das Foto zu sein, das ich vor dem Italiener "Gelataria Italiana da Lorenzo" geschossen habe. Es zeigt eine Frau, die ihr Eis mit dem Smartphone fotografiert. Die Bildunterschrift müssen Sie schon selbst lesen. 

Freitag, 8. Juli 2022

Alltägliches (226)

Vor lauter Musik hört man
den Atlantik nicht. 
Foto: Heinz-Peter Tjaden

Der genervte Mann und das Meer

Jedes Meer singt seine eigene Melodie. An die vielstimmigen Melodien des Schwarzen Meeres mag ich gerade nicht denken, dort will ein Vollidiot aus Moskau das Orchester kapern und dirigieren. Würde ihn doch einer dieser Wellen erfassen! Die Nordsee kann wütend klingen, während die Ostsee nur leise summt. Wenn sich der Wüstensand aus Nordafrika auf das Mittelmeer legt, wird daraus ein stummes Meer. Die Karibische See flüstert nur. 

Der Atlantik dagegen grollt, weil er nie weiter kommt als bis zum Ufer. Der Wind bläst die Wangen auf, bis die Wellen brechen. Auf die Musik des Atlantiks freue ich mich schon, während ich einen schwarzen Tee bestelle und die Zeitung aufschlage. Weitere Gäste kommen. Jemand dreht die Musikanlage auf. Dagegen kommt auch der Atlantik nicht mehr an. Die Sängerin winselt und jammert, als werde sie aufs offene Meer hinaus getrieben. 

Ich bezahle den Tee, radele weiter bis zu einer Mauer, auf die ich mich setzen will, um dem Meer zu lauschen. Jemand setzt sich neben mich-und er macht es wirklich. Was ich befürchte, das tut dieser 18-Jährige. Er holt sein Smartphone heraus und ruft die Liste seiner Lieblingslieder auf. Der Sänger winselt und jammert-hoffentlich, weil er auf das Meer hinausgetrieben wird. 

Donnerstag, 27. Januar 2022

Alltägliches (188)

Auch das ist Madeira.
Diese Maske reicht-in 
Deutschländ käme ich 
mit ihr kaum noch
irgendwo rein.
Foto: Patricia Kloppert

Vielfalt statt Einfalt

Ich habe schon immer die Meinung vertreten, dass man den Alltag in einem Land erst kennen lernt, wenn man dort lebt, und ich halte gar nichts von der Auffassung, dass sich ein Ausländer  wie ein Inländer benehmen muss. Vielfalt ist eine Bereicherung, alles andere ist Einfalt. 

Im Netz habe ich Berichte über Madeira gelesen, die mit der Wirklichkeit nicht viel zu tun haben. Da werde ich vor Besuchen von Lokalen gewarnt, in denen Einheimische verkehren. Ich bin gern dort. Irgendwann gehört man auch dazu. Das dauert auf Madeira länger als beispielsweise in Mainz, wo ich studiert habe. Auf der Insel muss man erst einmal Marken setzen. Bei meinen ersten Besuchen der Altstadt in Funchal behauptete ich, ich sei Fan des FC Porto. Davon wollen mich immer noch viele abbringen. Gelingt ihnen aber nicht. Das sorgt für immer neuen Gesprächsstoff. 

Ich werde auch nie bereits am Vormittag Poncha trinken. Ich brauche Kaffee, um wach zu werden. Wenn ich mit dem Rad unterwegs bin, lasse ich mein Handy zuhause. Dass in Funchal so viele mit dem Smartphone in der Hand durch die Gegend hasten, reicht. Finde ich jedenfalls. Ich meide Lokale, in denen ununterbrochen der Fernseher läuft. Die Leute, die an mir vorbeilaufen, finde ich viel spannender. Da kann Putin noch so viele Panzer und Soldaten an der Grenze zur Ukraine versammeln. Dass der eine Meise hat, wusste ich schon vorher. Und dass die Vögel vieler anderer Politiker auch nicht viel kleiner sind, ist mir schon lange bekannt. 

Die Rücksichtslosigkeit, die in der männlichen Etage  meiner Wohngemeinschaft herrscht, beantworte ich inzwischen mit noch größerer Rücksichtslosigkeit. Als gestern Nacht wieder einmal ein junger Mann, der sein Zimmer kaum verlässt, meinte, auf seinem Smartphone eintönige Musik hören zu müssen, schaltete ich mein Radio ein. Das ist lauter als jedes Smartphone. Das habe ich ihm bewiesen. Danach herrschte Ruhe. Denn ich habe auch schon immer diese Meinung vertreten: Wer sich mit mir anlegt statt mir freundlich zu begegnen, muss sich auf einiges gefasst machen. Auch auf Madeira.   

Sonntag, 2. Januar 2022

Alltägliches (175)

Laut Bibel weder Könige,
noch heilig noch zu
dritt. 
Die Sonntagsunruhe meines Zimmernachbarn

Der Papst in Rom und der Bischof in Funchal wären möglicherweise stolz auf mich. 

"Was?", würden sie fragen. "Der ist evangelisch getauft, geht nie in die Kirche und glaubt nicht an den Gott, an den wir glauben? Über den Aufsatz, den unser ehemaliger Bischof Teodoro de Faria über die ewige Jungfräulichkeit Marias heute im ´Jornal da Madeira´ veröffentlicht hat, kann er nur schmunzeln und das Bild von den Heiligen drei Königen, das zu diesem Aufsatz gehört, hält er für die Illustration eines Märchens? Aber den Sonntag hält er für wichtig für Geist und Seele?"

So ist das. Doch in der Wohngemeinschaft, in der ich lebe, kann ich auch sonntags weder Geist noch Seele pflegen. Mein Zimmernachbar lässt sonntags den Fernseher von morgens bis nachts laufen, wenn sich Männer und Frauen in irgendeinem Film anschreien, hält er das für so wichtig, dass er seine Zimmertür sogar dann offen lässt, wenn er in der Küche ist.

Ich werde mich gleich wieder in die Sonne setzen, ein Buch lesen, irgendwo Kaffee trinken, mit Freundinnen und Freunden, die ich in Funchal treffe, plaudern-und mich keinesfalls auf die Rückkehr freuen.

Denn dann pflegt mein Zimmernachbar zwar bereits die vom Papst angemahnte Brüderlichkeit-aber nur mit Alkohol.  Der ihn so schwerhörig macht, dass er in der Küche sein Smartphone in voller Lautstärke schnarren lässt. Allerdings: Dass der Fernseher in seinem Zimmer immer noch läuft, höre auch ich nicht mehr. 

Sonntag, 14. März 2021

Alltägliches (XIII)

Hat den schnellsten
Bettler von
Funchal stets
beeindruckt. 

Der schnellste Bettler von Funchal

Bettlerinnen und Bettler gehören zum Straßenbild in Funchal, nicht nur im Zentrum, sondern auch im Hotelviertel. Die beiden im Hotelviertel nehmen die Passanten allerdings kaum wahr, weil sie mit ihren Smartphones beschäftigt sind. Nur, wenn sie nicht  zu zweit sind, sprechen sie die Vorübergehenden gelegentlich auch einmal an. 

Den schnellsten Bettler gibt es im Zentrum von Funchal. Ihn kenne ich schon seit meinem ersten Aufenthalt auf der Blumeninsel im Dezember 2018. Geld wollte er nie von mir. Er lobte mich nur jedes Mal dafür, dass ich mit einem Bike von "Happy Bike" unterwegs war. 

Doch das änderte sich im vergangenen Jahr. Denn nun war ich ein Fußgänger-und nie so schnell wie er. Obwohl er nur noch ein Bein hat und Krücken braucht, holte er mich jedes Mal ein, wenn ich in der Nähe der Kathedrale Sé auftauchte. Er dachte sich wohl, wenn ich kein Geld mehr für die Bike-Miete brauche, habe ich Geld für ihn übrig. Womit er seit September recht hat.

Betteln macht er öffentlich, nur eins macht er eher heimlich: Immer, wenn er an der Kathedrale vorbeikommt, bekreuzigt er sich. Demnächst habe ich wieder ein Fahrrad. Ein eigenes. Mit dem ich schneller bin als er. Mal sehen, wie er darauf reagiert. 


Donnerstag, 4. März 2021

Alltägliches (XI)

Hier vergessen: das 
Madeira-Forum.

Wie finden Sie eigentlich das Fundbüro in Funchal?

Das ist die steilste Treppe, die ich in Funchal kenne. Sie führt ins Polizeirevier. Zehn Meter über der Erde empfängt mich ein Polizeibeamter am Glaseingang und fragt mich, was ich wolle. "Ich will zum Fundbüro", antworte ich auf Englisch. Er versteht mich nicht und fragt mich, ob ich auch Portugiesisch beherrsche. Was ich verneine. Der Polizeibeamte verschwindet. Ich warte vor dem Eingang. 

Vorige Woche Freitag habe ich mir in der Altstadt von Funchal in einem Souvenir-Shop (den ich nur empfehlen kann) eine kleine Tasche aus Kork gekauft, damit Handy und Kamera nicht immer meine Hosentaschen ausbeulen. Am Montag kaufe ich gegen 16 Uhr im Supermarkt des Madeira-Forums ein und nehme einen Einkaufskorb, in dem ich die Korktasche vergesse. Zuhause bemerke ich den Verlust und kehre sofort um. Meine Korktasche mit Handy und Kamera ist nicht gefunden worden. Am Dienstag und Mittwoch versuche ich es wieder.

Bleibt noch das Fundbüro im Polizeirevier von Funchal. Dort stehe ich nun vor dem Glaseingang. Der Polizeibeamte kehrt zurück, er tippt etwas in sein Smartphone, hält es mir hin. Eine Frauenstimme fragt mich auf Englisch, was ich wolle. "Ich will zum Fundbüro", antworte ich auf Englisch. Der Polizeibeamte verschwindet erneut. Ich warte vor dem Eingang.

Beim dritten Mal schlage ich dem Polizeibeamten vor, dass ich ihm das Fundbüro zeige, denn ich sei schon einmal dort gewesen. Danach lässt er mich noch länger vor dem Eingang warten. Schließlich schlägt er mir vor, es morgen noch einmal zu versuchen...

Freitag, 28. Dezember 2018

Ferien auf der Blumeninsel (II)

Der Rathausplatz in Funchal.
Der gebeugte Mensch

21. Dezember 2018. Damit sich kein Autofahrer über Touristinnen und Touristen wundern muss, die ihm vor das Auto laufen, leuchten am Straßenrand in das Basalt-Pflaster eingelassene Lichtbänder in der gleichen Farbe wie die Ampeln. Denn der moderne Mensch geht gebeugt. Was nicht auf dem Display des Smartphones erscheint, kann nicht Funchal sein.

Aber auch das kleine Hotel in der Altstadt gibt es wirklich. Hier mieten Rucksacktouristen vornehmlich aus England und Deutschland preiswerte Zimmer, manche teilen sich einen kleinen Raum, in dem zwei Hochbetten stehen. Das Wichtigste ist, HiFi ist bei Carolina kostenlos.

Ferien auf der Blumeninsel (III)