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Mittwoch, 20. Juli 2022

Liebe Autofahrer

Durchgezogene Linie=Mauer.
Foto: Heinz-Peter Tjaden

Was ihr sem carta wohl nicht wisst

An die "lieben Kinder" schreibe ich schon, nun schreibe ich auch noch an die "lieben Autofahrer" und erwähne erst einmal "sem carta" und "com alcool", denn das lese ich am häufigsten über Autofahrer in den Zeitungen. 

Bei Kontrollen der Polizei werden viele Autofahrer ohne Führerschein (sem carta) und mit Alkohol (com alcool) erwischt. Wer keinen Führerschein hat, weiß natürlich auch nicht, dass eine durchgezogene Linie auch auf der Estrada Monumental wie eine Mauer wirken soll. Da eine durchgezogene Linie aber nur eine Mauer symbolisiert, wird sie von Autofahrern sem carta überquert. Denn der Radweg ist ein beliebter Parkplatz-nicht nur von Autos, auch von Bussen. Die blockieren dann beide Fahrtrichtungen, als Radfahrer muss man nach rechts auf die Fahrbahn oder auf den Bürgersteig ausweichen. 

Das könnte gefährlich werden-besonders für Kinder, die auf diesem Radweg das Radeln üben. Jedes Mal stelle ich mir vor, ein Kind weicht einem parkenden Auto oder Bus aus und wird auf der Straße von einem entgegenkommenden Fahrzeug erfasst. Dass ich mir das vorstelle könnte daran liegen, dass ich einen Führerschein habe.

Wenn trotzdem einige Falschparker sem carta auch noch so tun, als könnten sie sich Gedanken machen, dann kann passieren, was mir passiert ist: Auf dem Radweg parkt in Höhe Madeira Forum ein Bus, ich halte an und bleibe demonstrativ stehen. Schon werde ich aus dem Bus gefragt, ob ich einen Schwächeanfall hätte.



Dienstag, 19. Juli 2022

Alltägliches (229)


Beide aus Burgdorf:
Bernd Lange und die
EU-Kommissionschefin
Ursula von der Leyen.
An den Vorsitzenden des Handelsausschusses
Herrn Europabgeordneter Bernd Lange

mail@bernd-lange.de

Lieber Herr Lange, 

erst einmal ein freundlicher Gruß von der Insel Madeira. Ich hoffe, dass Sie gesund und munter sind. Wahrscheinlich sind Sie derzeit häufiger in Burgdorf (mächtigste Kleinstadt Europas) als ich. 

Ich wohne seit Februar 2021 auf Madeira. Wenn ich das Haus verlasse und etwa 40 Meter bergauf gehe, erreiche ich die Estrada Monumental, auf der ich entweder die Innenstadt von Funchal oder Camara de Lobos erreiche. Meistens bin ich mit dem Rad unterwegs. Um die Estrada Monumental geht es in meiner mail. 

Diese Straße ist in den vergangenen Monaten saniert worden. Die Sanierungsarbeiten waren im Herbst vergangenen Jahres auch Wahlkampfthema, als es um den Bürgermeister von Funchal ging. Ich begleitete die Arbeiten in meinem blog "Madeira Observer" eher mit Humor, wie auf Madeira Baustellen aussehen, lässt mich gelegentlich an einen Schutzheiligen für Bauarbeiter glauben, der mehr zu tun hat als alle anderen Schutzheiligen auf Madeira zusammen-und davon gibt es hier wahrlich viele.

Doch ich hatte auch Anlass zur Freude anderer Art. Der Radweg wurde verlängert. Er führte nun bis vor die Stadttore, Funchal hatte inzwischen mit Pedro Calado einen neuen Bürgermeister. Fast ein halbes Jahr lang schien die Estrada Monumental fertig zu sein. Bis zum April 2022. Plötzlich verlautete aus dem Rathaus, bei der Sanierung sei etwas schief gegangen. Doch man habe noch 150 000 Euro, um das in Ordnung zu bringen.

Vor den Stadttoren begann die Buddelei erneut. Auf mehreren hundert Metern wurde neu gemacht, was noch gar nicht so alt war. Den Radweg ließ man wieder verschwinden. Das rief die Opposition auf den Plan, die Verschwendung von Fördergeldern der Europäischen Union witterte und sich deshalb in diesen Tagen Zeitungsberichten zufolge an das Europäische Amt für Betrugsbekämpfung wendete. 

Was ist darüber in Brüssel bekannt? Diese Frage stelle ich auch, weil auf Madeira die Parteien einen merkwürdigen Umgang miteinander pflegen, bei dem es zu vielen Übertreibungen und zu einer Wortwahl kommt, die ich noch nicht erlebt habe. Wahrscheinlich gibt es auf Madeira auch einen Schutzheiligen für die Verbreitung von haltlosen Thesen. Merkwürdig ist allerdings, dass man so schnell einen Radweg wieder verschwinden lässt. Warum der Bau für einen Fehler gehalten wird, verrät hier auch niemand.

Anbei zwei Fotos. Estrada Monumental im Januar und im Juli 2022.

Bei Amt für Betrugsbekämpfung angemeldet

19. Juli 2022. Das Büro von Bernd Lange hat meine Anfrage an das Europäische Amt für Betrugsbekämpfung weitergeleitet. Dort habe ich nun einen Benutzernamen und ein Passwort, so dass ich mich weiter um das Thema kümmern kann.

Donnerstag, 7. Juli 2022

Alltägliches (224)

Hat vor einem halben Jahr
wie fertig ausgesehen.
Foto: Heinz-Peter Tjaden

Als der Bus den Radweg verließ

27. Juni 2022. Über die Estrada Monumental in Funchal gibt es viele schöne Geschichten. Die schönste endet stets mit den Worten "Die Straße ist fertig!" Doch dann tauchen sie wieder auf, die Männer in den gelben Westen, die irgendwo Löcher buddeln, Pflastersteine auf einen Haufen werfen und Straßenabschnitte sperren, in denen es angeblich schon seit längerer Zeit keinen Grund mehr gibt, den Verkehr zu behindern. 

Wer gern buddelt, buddelt natürlich auch auf dem Radweg. Wo das gerade geschieht, kann man hören. Dort bin ich derjenige, der klingelt, weil die Autofahrer hinter mir hupen. Einige Autofahrer hupen ausgesprochen schön. Aber nicht schön genug.

Wie neue MAN-Busse hupen, weiß ich noch nicht. Auf dem Radweg in Höhe Forum Madeira hat er heute Abend plötzlich vor mir gestanden und blockierte beide Fahrtrichtungen des Radweges.  Kein Millimeter war mehr frei. Ich hielt direkt vor dem Bus an und redete der Fahrerin ins Gewissen. Die Bedeutung von "Bicicleta", "Bicycle" und "Fahrrad" klingelte ich ihr ins Gewissen, bis sie davon fuhr. Auf der Estrada Monumental, die schon lange fertig ist.

Die Estrada Monumental
wird asphaltiert. Wo bleibt
der Radweg? Foto: Tjaden

Betrug beim Straßenbau?

7. Juli 2022. Die Confianca-Koalition wittert Betrug. Die Verwaltung von Funchal verschleudere Mittel der Europäischen Union. Anlass sind die Sanierungsarbeiten in der Estrada Monumental, die auch mir seltsam vorkommen. Da wird ein Radweg wieder beseitigt und die Fahrbahn auf mehreren hundert Metern weggefräst, die vor wenigen Monaten noch fertig zu sein schien. Die Beschwerde über vermeintliche Steuerverschwendung liegt nun dem Europäischen Amt für Betrugsbekämpfung vor. Bürgermeister Pedro Calado hat darauf leicht säuerlich reagiert. Die Confianca-Koalition habe ihre Wahlniederlage noch nicht verwunden, meint er.  Siehe auch hier 

Donnerstag, 28. April 2022

Alltägliches (213)

Sie haben das Ende des
Radweges erreicht...
Foto: Heinz-Peter Tjaden
Das jähe Ende eines Radweges 

Demnächst wird auf der Estrada Monumental wieder gebuddelt: Die Kritik am gegenwärtigen Zustand hat sich auch bis ins Rathaus herumgesprochen. Darauf reagiert Bürgermeister Pedro Calado so: Die Sanierung musste nach monatelangen Behinderungen des Verkehrs endlich abgeschlossen werden. Doch nun wird wieder in die Hände gespuckt. Was falsch gewesen ist, soll nun richtig werden.

Der Radweg soll einen neuen Verlauf bekommen und nicht mehr abrupt unterbrochen werden, damit sich Autos und Fahrräder nicht länger plötzlich ins Gehege kommen. An anderer Stelle kreuzen sich Straße und Radweg auf sehr schwungvolle Weise. Die Beseitigung der überraschenden Unterbrechung und des großen Schwunges wird nach Einschätzung des Bürgermeisters 150 000 Euro kosten. 

Donnerstag, 24. März 2022

Estrada Monumental

Schwungvoller Radweg, der
von den Autos und Bussen,
die zum Hotel wollen,
überquert werden muss.
Foto: Heinz-Peter Tjaden

Die Straße, die viele Geschichten erzählen könnte

Wenn die Estrada Monumental Geschichten erzählen könnte, käme sie aus dem Plaudern nicht mehr heraus. Lassen wir doch einmal einen Bogen des neuen Radweges zu Wort kommen, der meines Erachtens nur mit einem Fehler in der Planung zu erklären ist. 

Welche Bogen die Madeirer machen sollen, ist auf Madeira lange Zeit nicht von Straßenbauern, sondern  von der katholischen Kirche bestimmt worden. Als 1838 der schottische Arzt Robert Kalley auf die Insel kam, weil für seine Frau das Klima auf der Insel aus gesundheitlichen Gründen vorteilhaft war, entsetzte ihn die mangelnde Bildung der Bevölkerung. Er lehrte die Menschen Lesen und Schreiben und machte sie auch mit der Bibel bekannt, die es bis dahin nur auf Latein gab. Die katholische Kirche reagierte darauf mit Verboten der Predigten von Kalley, die Polizei stellte sich allen in den Weg, die in das Haus des schottischen Arztes wollten, die Schulen, die er gegründet hatte, wurden geschlossen, seine Anhängerinnen und Anhänger wurden verfolgt. Einige wurden sogar zum Tode verurteilt. 1855 verließ Kalley Madeira und machte einen Bogen um die Insel, bis er als Frau verkleidet in Brasilien ankam.

Die katholische Kirche hatte den Bogen zwar überspannt, aber für die Folgen wurde Robert Kalley nicht von der katholischen Kirche, sondern vom portugiesischen Staat entschädigt. Die Scherben sammelte der Governeur José Silvestre Ribeiro wieder auf, der bis 1852 im Amt war. Während seiner Amtszeit wurde auch die Estrada Monumental gebaut. Damals allerdings noch ohne Radweg, der sehr schwungvoll gestaltet worden ist, weil die Straßen- und Tiefbauunternehmen die Pläne für die Renovierung wohl nur auf Latein bekommen haben. 



Montag, 14. Februar 2022

Alltägliches (194)

"Wow!" Foto: Tjaden
Trotz "Wow" immer noch sehr bescheiden

So bin ich nun einmal. Immer bescheiden. Sogar, wenn eine junge Mutter "Wow!" hinter mir her ruft, hebe ich nicht ab. Andere hätten schon längst ihren Freunden davon erzählt, die darauf mit der Frage reagiert hätten "Hast du nun wenigstens ihre Handynummer?" Habe ich nicht. Ich habe sie auch nicht danach gefragt. 

Das liegt aber nicht nur an meiner Schüchternheit. Sondern auch daran, dass sie diesem "Wow!" sofort das Wort "Bicicleta" hinzufügte. Denn ich war in dieser Szene, die sich soeben auf der Estrada Monumental zutrug, nur Staffage. Die Hauptperson war ihre Tochter, die sie auf den Armen trug. 

Dass Kinder auf Madeira Fahrräder mögen, ist mir schon länger bekannt. Noch nicht bekannt ist mir, was die Baustellen, die es auf der Estrada Monumental immer noch gibt, zu bedeuten haben. Einige sehen so aus, als sollten daraus Radwege werden. Das würde nicht nur die Kinder freuen. 

Freitag, 16. Juli 2021

Der Maskenführer (III)

Vorbildlicher Radweg und
vorbildliche Fußgänger.
Foto: Heinz-Peter Tjaden

Regierung wagt das Gewagte für den Radverkehr

Im Maskenführer vom 30. Juni 2021 habe ich die seinerzeit noch gewagt klingende Vermutung geäußert, dass die Regierung von Madeira das Radwegenetz erweitern wird. Jetzt wird das Gewagte gewagt: An der Estrada Monumental entsteht zwischen dem Restaurant "Avista" und der Avenida do Infante ein vorbildlicher Radschutzsteifen für beide Fahrtrichtungen. 

Und wie das auf Madeira so ist: Die ersten Fußgängerinnen und Fußgänger, die von Sao Martinho nach Funchal wollen, probieren diesen neuen Weg bereits aus. Doch noch kann ich mich durchschlängeln. 

Vor dem Autoverkehr werden die Radfahrerinnen und Radfahrer geschützt. Einen solchen Schutz sollte es auch auf der Bürgersteigseite geben. Nur viel höher.