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Mittwoch, 7. September 2022

Alltägliches (231)

Sprüchesammlung
an meiner Zimmertür.
Foto: Heinz-Peter Tjaden


Was man über mich in der Wohngemeinschaft sagt

11. August 2022. An meiner Tür in unserer Wohngemeinschaft (WG) gibt es etwas Neues: Einen Hinweis auf das, was man sich über mich erzählt. Sonst vergesse ich eines Tages noch einen der Sprüche. Und das muss vermieden werden.  

Ganz neu ist der Spruch der Mieterin J. aus Zimmer A. Sie nannte mich heute gegen 9 Uhr einen "fucking german nazi", weil ich sie auf eine schlimme Verschmutzung der Toilette hinwies, die von einem mit ihr befreundeten WG-Mitglied verursacht worden war. Ich solle doch nach Hause abhauen. 

Dieser Teil des Spruches kam mir bereits bekannt vor. Den hatte sie von einem Telefonterroristen abgekupfert, der gestern 20 Minuten lang immer wieder mein Handy klingeln ließ, weil ich mir bei seinem Anruf auch den Satz "go to your country" nicht gefallen lassen wollte. Als Arbeitgeber gab er die Immobilienfirma RB Living aus Funchal an, die mir ein Zimmer in dem Haus im Caminho do Ariero de Baixo vermietet hat. Ich stellte gegen ihn inzwischen Strafantrag. 

Die Sprüche "Motherfucker" und "Ganova fucking" stammen von zwei Brüdern, die das Haus verlassen haben und meinten, ich hätte dafür gesorgt. In Zusammenarbeit mit einem Vermieter, der mich beschimpft? Komische Vorstellung. 

Immer wenn man mich ärgern will, frage ich mich, was die Täter erreichen wollen. Ich soll mich schlecht fühlen. Ich will mich aber nicht schlecht fühlen. Schon gar nicht auf Madeira. Und so schlecht fühlen wie die Täter will ich mich schon gar nicht. Am gemeinsten finde ich übrigens die Behauptung, ich sei ein deutscher Nazi. Mein Vater wäre 1944 beinahe von den Nazis erschossen worden. Wegen angeblicher Wehrkraftzersetzung. Gerettet wurde er von den Amerikanern. Aus der Kriegsgefangenschaft geholt wurde er von einem jüdischen Kaufmann. 

"Motherfucker" ist ebenfalls unterste Schublade.

12. August 2022. Meine Nachbarn meinen nicht, dass ich ein "fucking german nazi" bin. Sie verzogen das Gesicht, als ich ihnen von dieser Beschimpfung erzählte. 

22. August 2022. Jemand hat gestern den Zettel von meiner Zimmertür entfernt. Still und heimlich.

7. September 2022. Einbrecher aus Zimmer D nennt mich "deutschen Nazi" Hier klicken 

Freitag, 24. Dezember 2021

Weihnachten 2021

"Jornal da Madeira"
2. Dezember 2021
Und es begab sich zu einer Zeit, als auf Madeira sogar Grashalme beleuchtet wurden

2. Dezember 2021-12 Uhr. "Da ist mächtig was schief gegangen", hätte Jesus beinahe den Erzengel Gabriel über den Haufen gerannt, als er seinem Vater zeigen wollte, was heute in der "Diario de Notícias" stand, denn es ähnelte sehr dem, was das "Jornal da Madeira" berichtete. 

Der Vater von Jesus lächelte milde, als er seinen Sohn derart aufgeregt auf sich zukommen sah, wieder ermahnte er ihn: "Denk daran, dass auch du schon über 2 000 Jahre alt bist. Lass es in deinem Alter endlich etwas langsamer angehen. Hast du eigentlich eine Ahnung, wo ich die Geschenke für Maria und Josef versteckt habe?"

Nicht zum ersten Mal ärgerte sich Jesus über die ruhige Art seines Vaters, die er sich angewöhnt hatte, nachdem er irrtümlicherweise - aufgeregt wie er war - Sodom und Gomorrha in Schutt und Asche gelegt hatte. Doch manchmal wäre er gern genauso wie sein Vater. Jetzt aber nicht.

"Auf Madeira feiert man meinen Geburtstag dieses Jahr mit mehreren 100 000 Lichtern an Bäumen, Palmen und Straßenlaternen. Man stellt Lichterbögen auf und beleuchtete Pyramiden."

Bei dem Wort Pyramiden erschrak der Vater von Jesus. Jedes Mal, wenn er dieses Wort hörte, dachte er an die Plagen, die er Ägypten geschickt hatte und bedauerte stets aufs Neue, dass er dergleichen getan hatte.  Doch lange bereute der Vater von Jesus nie etwas. Denn das Wichtigste war für ihn immer sein Sohn, mit dem er wieder einmal Großes vorhatte. 

2. Dezember 2021-19 Uhr. "Mein Sohn", sagte er, "nach deiner zweiten Session auf Erden wird sowas nie wieder passieren. Dann wirst immer du an deinem Geburtstag im Mittelpunkt stehen."

"Da bin ich aber gespannt", dachte Jesus an die vielen negativen Erfahrungen, die er bei seinem ersten Besuch auf Erden gemacht hatte. "Dass mit dem Kreuz lasse ich jedenfalls nicht noch einmal mit mir machen."

"Sei unbesorgt", sagte der Vater von Jesus. "Dieses Mal wird die Strafe angenehmer sein. Niemand wird dir ein Härchen krümmen. Der Fehler begann doch schon bei der Auswahl deiner Eltern. Ein Zimmermann und ein schwangeres junges Mädchen. Besonders beeindruckend war das nicht. Dieses Mal werden ein Fußballstar und eine Musikerin deine Eltern sein."

"Vergiss aber eins nicht."

"Und das wäre?"

"Ich muss aus dem Hause Davids kommen."

Der Vater von Jesus amüsierte sich sehr über seinen Sohn, der manchmal zu oft grübelte.

"Wirst du. Du wirst aus dem Hause von David Beckham kommen. Deine Mutter wird die Desgnerin und Musikerin Victoria sein."

"Die Namen sagen mir nichts."

"Das wird sich ändern. Einen Event-Manager habe ich für dich auch schon gefunden. Schon zu Lebzeiten wird er die Lichtgestalt genannt."

"Ich bin das Licht der Welt."

"Das jetzt auf Madeira an Bäumen und Palmen hängt? Mein Sohn, das hast du doch nicht gewollt. Sonst wärest du ja nicht so aufgeregt zu mir gekommen."

"Also. Sag schon. Wer ist es?"

"Franz Beckenbauer. Ebenfalls ein ehemaliger Fußballstar."

3. Dezember 2021-12 Uhr. Jesus bat sich einen Tag Bedenkzeit aus, denn das Wagnis eines zweiten Besuches der Erde schien ihm sehr groß zu sein. Doch der Erzengel Michael, der dafür zuständig war, solche Besuche vorzubereiten, hatte es an diesem Morgen so eilig wie gestern Jesus, weil in der "Diario de Notícias" zu lesen war, dass der Trainer von Benfica Lissabon ebenfalls Jesus hieß. 

"Doch es kommt noch besser", sagte der Erzengel Michael. "Heute Abend steht das Derby gegen Sporting Lissabon auf dem Spielplan. Alle reden darüber. Auch auf Madeira."

Da Jesus sich nicht daran erinnerte, jemals ein Fußballspiel gesehen zu haben, bat er den Erzengel Michael um weitere Erläuterungen hinsichtlich der Bedeutung des Fußballsportes.

"Das würde zu lange dauern", antwortete der Erzengel Michael, "ich würde dir lieber etwas zeigen."

"Dann zeig mal."

Was der Erzengel Michael Jesus zeigte, war eine App, von der Jesus so viel verstand wie vom Fußball. Damit hatte der Erzengel durchaus gerechnet.

"Wenn du einverstanden bist, dann preisen wir ab sofort diese App erst einmal in Portugal und auf Madeira und den Azoren an. Wer diese App hat, erfährt nicht nur alles über dieses Derby, er erfährt auch, dass es neben dem Trainer von Benfica Lissabon noch einen Jesus gibt."

"Neben?", zog Jesus seine Stirn in Falten. "Genügt es nicht, dass es auf der Erde jemanden gibt, der behauptet, er vertrete dort meinen Vater? Muss jetzt auch noch sein Sohn mit einem Fußballtrainer konkurrieren?"

"Sei doch nicht so empfindlich", versuchte der Erzengel Michael Jesus zu besänftigen, was ihm auch gelang, denn Jesus galt vielen auch als Lamm. "Es dient deiner Sache."

"Und wenn Benfica Lissabon verliert?", fragte Jesus. "Was dann?"

"Dann werden wir die Schuld bei dem anderen Jesus suchen", antwortete der Erzengel Michael. 

Jesus genehmigte die App, der Erzengel Michael bedankte sich und begab sich auf den Flug nach Lissabon. 

4. Dezember 2021 -11.50 Uhr. "Nur gute Nachrichten", jubelte der Erzengel Michael. "Benfica Lissabon hat im eigenen Stadion des Lichts 1 : 3 verloren. Sporting Lissabon machte Benfica das Licht aus, heißt es in den Medien. Sie werfen dem Trainer taktische Fehler vor. Die er am nächsten Mittwoch in der Champions League gegen Dynamo Kiew nicht wiederholen dürfe."

Jesus zweifelte zwar daran, dass es sich dabei um gute Nachrichten handelte, blieb sich aber treu und sah in allem wieder einmal nur das Gute. Das war dieses Mal das ausgemachte Licht.

"Ich werde für Benfica das Licht schon wieder anmachen", sagte Jesus. "Der Gedanke, ein zweites Mal die Erde zu besuchen, gefällt mir immer besser. Muss ich auch dieses Mal vorher in die Wüste?"

"Mach dir keine Sorgen", antwortete der Erzengel Michael. "Ich rede mit deinem Vater. Auf keinen Fall sollte er dir den Vatikan zumuten."

6. Dezember 2021-11.40 Uhr. "Wir haben ein Problem", eröffnete der Erzengel Michael die täglichen Beratungen zur Vorbereitung des Besuches von Jesus (BVBJ) mit leicht geknickten Flügeln. 

"Was für eins?", fragte Jesus. 

"Für deinen Besuch auf Madeira musst du gegen Corona geimpft sein. Außerdem brauchst du eine Testbescheinigung, die alle sieben Tage erneuert werden muss. Sonst darfst du fast nirgendwo rein."

"Dann halte ich meine Reden eben auf einem Berg. Berge gibt es doch auf Madeira?"

"Die gibt es. Aber wie willst du auf die Insel kommen?"

Jesus lächelte und nannte den Erzengel Michael einen Kleingläubigen, der wohl vergessen habe, wie er vor fast 2 000 Jahren nach der Kreuzigung zu seinem Vater zurückgekehrt ist. 

"Eine umgekehrte Himmelfahrt", strafften sich die Flügel des Erzengels Michael wieder. "Was für eine tolle Idee." 

7. Dezember 2021-10.50 Uhr. "Ritsche, ratsche, voller Tücke in die Brücke eine Lücke" zitierte der Erzengel Michael aus dem Gedächtnis, was Wilhelm Busch über die Streiche von Max und Moritz geschrieben hatte. "Dieser Streich ist gelungen. In der portugiesischen Sportzeitung `A Bola´ stimmt der Kunde in dem Cartoon von Luis Afonso ´Barba e cabelo" schon einen Abgesang auf den anderen Jesus an."

"Abgesang? Du meinst den Jesus von Benfica Lissabon? Diesen Trainer?"

Der Erzengel Michael holte die Sportzeitung aus der Tasche, die über seinem linken Flügel hing und las vor: "Erstes Bild, der Kunde: `Os Jogos até ao natal vao ser decisivos para Jesus.´ Zweites Bild, der Friseur: ´Percebo.´ Drittes Bild, wieder der Kunde: ´Se correr mal, quando chegarem os reis magos, Jesus é bem capaz de ja nao estar no presépio do Benfica.´"

"Wie hast du das denn geschafft?", bewunderte Jesus den Erzengel Michael nicht zum ersten Mal. "Der andere Jesus liegt also, wenn er bei Benfica nicht schnell wieder erfolgreich ist, Weihachten nicht mehr in der Krippe. Heißt das auch, dass die Menschen sich  in diesem Fall Weihnachten auch wieder auf meinen Geburtstag konzentrieren?"

Da war sich der Erzengel Michael alles andere als sicher. Doch er versprach: "Ich werde weiter mein Bestes tun. Dem Luis Afonso habe ich für sein Entgegenkommen einen Platz im Paradies versprochen. Das war doch in Ordnung?"

"War es."

9. Dezember 2021-12.10 Uhr. Der Erzengel Michael trug einen schwarzen Anzug, dazu eine schwarze Krawatte. Seine Flügel hatte er zur Altflügelsammlung gegeben. Doch Jesus war gut gelaunt. Das konnte der Erzengel Michael nicht verstehen.

"Warum so fröhlich?", fragte der Erzengel. "Benfica Lissabon hat gegen Dynamo Kiew gewonnen, und da Bayern München..."

Jesus gebot dem drohenden Redefluss des Erzengels Michael Einhalt.

"Ich habe mit meiner Mutter gesprochen."

"Du redest wieder mit deiner Mutter? Als sie während deines ersten Erdenbesuches  mit dir sprechen wollte und deine Brüder auch, hast du sie abgewimmelt, weil dir das, was du den anderen zu sagen hattest, wichtiger war als die Sorgen deiner Mutter und deiner Brüder."

"Alles vergeben und vergessen. Zum Glück. Obwohl meine Mutter deswegen beinahe katholisch geworden wäre."

"Erinnere mich bloß nicht daran", schlug der Erzengel Michael seine Hände vors Gesicht.

"Kein Irrtum irrt sich immer", philosophierte Jesus. "Wenn die katholische Kirche nicht versucht hätte, meiner Mutter beizubringen, dass sie Teil meines Körpers geworden ist, als ich zu meinem Vater zurückkehrte, wäre sie wahrscheinlich katholisch geworden.  Trotzdem glauben das immer noch viele Katholiken. Da der Jesus von Benfica Lissabon wieder erfolgreich ist, könnte ich doch bei meinem zweiten Erdenbesuch behaupten, dass ich Teil des Körpers von Jorge Jesus geworden bin."

Da fiel der Erzengel Michael in Ohnmacht und Jesus konnte nur hoffen, dass er noch vor Weihnachten wieder wach werden würde.

12. Dezember 2021. Maria Magdalena ist außer sich. Beinahe hätte sie Petrus sogar noch einen Fußtritt verpasst. Jesus bat Petrus, die Wohnung zu verlassen und begrüßte die Frau von Pontius Pilatus. 

"Was war denn los?", fragte Jesus die beiden Frauen, die auch in schweren Zeiten zu ihm gehalten hatten. 

"Der Heini hat schon wieder behauptet, dass Frauen keine Menschen sind", schimpfte Maria Magdalena. 

Die Frau von Pontius Pilatus dagegen schmunzelte nur. 

"Du darfst Männer nie zu ernst nehmen."

Maria Magdalena fing den Blick von Jesus auf und machte sich Sorgen um ihren Ehemann wie seit seiner Hinrichtung nicht mehr, über die es in der römischen Geschichtsschreibung nur einen Satz gab. 

"Anwesende natürlich ausgeschlossen", fügte die Frau von Pontius Pilatus sogleich hinzu. "Was damals wirklich geschehen ist, wissen doch nur wir drei. Und dein Vater natürlich."

"Wenn ich euch nicht hätte", stieg die Laune von Jesus wieder. "Ich schau jetzt mal nach dem Erzengel Michael. Vielleicht ist er wieder wach geworden."

Doch der Erzengel war immer noch nicht wieder wach.

13. Dezember 2021-19.21 Uhr. Wichtige Gespräche führte auch die Familie von Jesus erst einmal im engsten Kreise. In bequemen Sesseln saßen Maria, Josef, Maria Magdalena, die drei Brüder von Jesus, der Vater von Jesus und Jesus. Die Frau von Pontius Pilatus servierte Messwein und hielt sich im Hintergrund. Der Vater von Jesus zeigte sich erbost über den Event-Manager.

"Diese angebliche Lichtgestalt unterstand sich, einen Engel zu sich zu locken, dem er einen Vertragsentwurf mitgab. Vertragspartner wären die Lufthansa und du mein Sohn. Man bietet dir unendlich viele Bonusmeilen für den Spruch `Schon Jesus wäre mit uns zum Himmel gefahren´. Dann könnten die ja auch mit dem Spruch ´Mohammed hätte bei uns den Pilotenschein gemacht´werben."

Maria Magdalena kannte Mohammed nur flüchtig, seine zehn Ehefrauen traf sie ebenfalls nur selten, dennoch war sie sicher, dass Mohammed durchaus ein guter Lufthansa-Pilot gewesen wäre. Dafür sprachen nach ihrer Auffassung schon allein seine hochfliegenden Pläne für eine einzige Weltreligion. Diese Gedanken äußerte sie aber nicht laut, der Vater von Jesus bat um Abstimmung über den Vertragsentwurf per Handzeichen, der jüngste Bruder von Jesus beantragte eine schriftliche Abstimmung, weil er immer noch sauer auf Jesus war, der ihn nicht einmal besucht hatte, als er vor 2000 Jahren nach Tiberias umgezogen war. 

"Die Abkürzung über die Steine im See Genezareth  hattest du doch schon gefunden", hielt er aufs Neue seinem Bruder Jesus vor. 

Da die beiden anderen Brüder weniger nachtragend waren, wurde der Antrag auf schriftliche Abstimmung abgelehnt. So erging es auch dem Vertragsentwurf. Der Engel, der sich auf die Erde hatte locken lassen, sollte Franz Beckenbauer darüber unterrichten. In diesem Moment betrat der Erzengel Michael den Raum. Alle freuten sich. Das Familientreffen wurde unterbrochen.

16. Dezember 2021-12.45 Uhr. Ohne Flügel sah der Erzengel Michael noch besser aus als mit Flügeln. Ohne Flügel fiel er auf der Erde auch weniger auf. Aufmerksamkeit erregte er allerdings, weil er in vielen Ländern alle Frauenzeitschriften kaufte, die es gab-und das waren eine Menge. Diese Frauenzeitschriften legte er Jesus und seinem Vater vor.

"Zeitungen und Zeitschriften werden auf der Erde kaum noch gelesen", sagte er. "Aber diese Zeitschriften sind immer noch sehr beliebt. Ich weiß inzwischen auch, warum."

Da waren Jesus und sein Vater aber sehr gespannt.

"Weil sie über Hochzeiten und Scheidungen von Prominenten berichten. Auch Kochrezepte tragen zum Erfolg bei."

Nun waren Jesus und sein Vater noch gespannter.

"Wenn du bei deinem zweiten Erdenbesuch Aufmerksamkeit erregen willst, dann musst du dich entweder von Maria Magdalena scheiden lassen oder das Rezept verraten, das du bei der Speisung der 5 000 für die Brote und die Fische verwendet hast", sagte der Erzengel Michael  zu Jesus.

Jesus schloss eine Scheidung von Maria Magdalena sogleich aus. Über das Rezept wollte er nachdenken.

17. Dezember 2021-11.17 Uhr. Der Erzengel stöberte weiter in allem, was auf der Erde gedruckt wurde. Als er in Leipzig ein Antiquariat betrat, wünschte er sich eine halbe Stunde später, dieses Antiquariat nie betreten zu haben. Denn aus einem Stapel alter Bücher zog er einen Roman, der sich mit König David beschäftigte und von einem Juden geschrieben worden war. Erzählt wurde, was der Historiker Ethan ben Hoshaja, der in der Bibel zweimal erwähnt wird, erfuhr, als er den "Einen und Einzigen Wahren und Autoritativen, Historisch Genauen und Amtlich Anerkannten Bericht über den Erstaunlichen Aufstieg, das Gottesfürchtige Leben, sowie die Heroischen Taten und Wunderbaren Leistungen des David ben Jesse, Königs von Juda während Sieben und beider Juda und Israel während Dreiunddreißig Jahren, des Erwählten Gottes [!] und Vaters von König Salomo" verfassen sollte und sich dem Zwang widersetzte, der auf ihn auf der Suche nach der Wahrheit ausgeübt wurde. 

Wenn auch nur ein Zehntel der Geschichten, die man sich über König David erzählte, stimmte, dann müsste das Urteil immer noch vernichtend sein. Trotzdem wollte Jesus immer noch aus dem Hause David stammen? 

18. Dezember 2021-11.32 Uhr. "Das kläre ich sofort mit meinem Vater", sagte Jesus, als der Erzengel Michael seine Ausführungen beendet hatte. "Ich stamme also angeblich von einem Haus ab, das einen Mörder hervorgebracht hat, der auch noch seine spätere Ehefrau vergewaltigte. Und diesem Haus soll mein Vater prophezeit haben, dass es ewig herrschen wird."

Der Erzengel Michael bat Jesus, seinen Vater schonend zu behandeln, diese Prophezeiung habe er schon oft genug bereut.

"Außerdem hat dein Vater, als du zum ersten Mal auf der Erde warst, nicht darauf bestanden, dass du dich im Namen des Königs David zum Herrscher der Welt aufschwingst."

"Toller Trost. Dafür bin ich unschuldig hingerichtet worden."

Wenn Jesus etwas in den Kopf schoss, dann sah man ihm das an.

"Wie ist eigentlich dieser andere David, den mir auch mein Vater so sehr empfohlen hat?"

"Du meinst David Beckham?"

"Den meine ich."

"Der vergewaltigt keine Frauen und bringt auch keine Ehemänner um. Wenn der früher Fußball spielte, dann kamen die meisten Männer wegen seiner Ehefrau Victoria ins Stadion. Trotzdem wurde keinem dieser Verehrer auch nur ein Härchen gekrümmt."

Jesus liebte seinen Vater plötzlich wieder sehr.

"Was du über diesen David erzählst, spricht auch für meinen Vater. Bei dem anderen David hat er sich einfach nur versehen. Ich werde dieses Thema ruhen lassen."

19. Dezember 2021-19.10 Uhr. Jesus schlug sich mit der flachen Hand immer wieder an die Stirn. 

"Ich bin so dumm. So ein Esel."

Die Frau von Pontius Pilatus, die mit Jesus allein war, fragte Jesus, ob sie sich Sorgen machen müsse. Das verneinte Jesus und schalt sich weiter einen Dummkopf, für Sorgen sei es zu spät.

"Maria Magdalena hat mir ihr Tagebuch gezeigt. Aus Nazaret. Dort lernten wir uns kennen. Sie kannte sogar noch das Datum. 8. März 8 nach Christi Geburt. Sie lief mir über den Weg, als ich aus der Werkstatt meines Vaters kam. In Gedanken versunken, weil ich mit meiner Familie den Tempel in Jerusalem besuchen wollte. Ich erzählte ihr davon. Sie half mir bei der Vorbereitung."

"Verstehe", sagte die Frau von Pontius Pilatus. "Deswegen hast du die Schriftgelehrten im Tempel so sehr verblüfft."

"Das tut doch hier..."

Jesus fing sich gerade noch rechtzeitig.

"Du hast damit angefangen."

"Entschuldige. Was ich eigentlich erzählen wollte. Sie beschreibt in ihrem Tagebuch, wie wir uns über jedes Wiedersehen gefreut haben, wie wir uns küssten und herzten."

"Und?"

"Sie warf mir vor, dass inzwischen aus unserer Ehe die Luft raus sei."

"Ist nun mal so nach 2 000 Jahren."

"Auch, dass sie sich eher wie meine Schwester als meine Frau fühlt?"

Die Frau des Ponitius Pilatus hatte sich zu jener Zeit, als sie für Jesus eintrat, an der Seite ihres Mannes nicht einmal mehr wie eine Schwester gefühlt.

"Ich werde sie wieder häufiger herzen und küssen. Ich werde nicht länger ein Esel sein."

21. Dezember 2021-19.15 Uhr. Der Erzengel Michael schaute täglich nach, der Vater von Jesus ließ sich täglich berichten.  An der Wohnungstür von Maria Magdalena und Jesus hing das Schild

الرجاء عدم الازعاج

24. Dezember 2021-10.4o Uhr. Petrus, der manchmal noch sauer ist, weil Maria Magdalena beim ersten Erden-Besuch für Jesus oft wichtiger war als er, erfuhr es dieses Mal zuerst. Maria Magdalena und Jesus hatten hinter verschlossenen Türen ein neues Christkind gezeugt. "Es soll ein Mädchen werden", sagten Maria Magdalena und Jesus. Da wurde Petrus saurer denn er je war. Maria und Josef aber freuten sich: "2000 Jahre mussten wir warten. Aber nun werden wir doch noch Großeltern."   

Mittwoch, 21. April 2021

Alltägliches (XXI)

Auch 2017 kann nur Papi
lesen. Gefunden im Facebook
unter "Campanha assinaturas".
Assinaturas para famílias felizes-oder: Nur der Mann kann lesen

Vater und Mutter sitzen auf dem Sofa, die beiden Töchter und der Sohn hocken auf dem Teppichboden, Oma lächelt auf einem Sessel, die Sitzmöbel sind hell-wie bei allen Familien mit Kindern?: "Diario de Notícias" gönnt sich heute eine ganze Seite für Eigenwerbung um "ein Abo mit Wert für die ganze Familie", wobei die Zeitung wohl nur einen Wert für den Vater hat, während die Werbegeschenke wie die Konfitüre, der Wein, der Streaming-Dienst und der Videoclub für die anderen Familienmitglieder attraktiv sind.

Schon 2017 ist die "Diario de Notícias" nur etwas für Männer gewesen. An einem Tisch auf der Uferpromenade studiert er die Zeitung, die Mutter kümmert sich um die Kinder. Sind übrigens ebenfalls drei. Immerhin hat es auch schon einmal eine Werbekampagne gegeben, bei der sie ihm beim Lesen der Zeitung über die Schulter blicken durfte.

Bei der aktuellen Aktion liest er die Zeitung wieder allein, während seine Frau Wein trinkt und Oma die Weinflasche neben sich auf einem Tisch gebunkert hat. Bei den drei Kindern gibt es ebenfalls eine klare Rollenverteilung. Für die Mädchen gibt es Kekse, der große Bruder hat die Fernbedienung für den Fernseher in der Hand.


Donnerstag, 4. Februar 2021

Alltägliches (V)

Fotografiert bei Camara de
Lobos: "Herrchen ist
wohl zu weit rausgeschwommen."

Neidisch auf den Vater und auf mich

Auch Madeira leidet unter der Corona-Pandemie: Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Hotelübernachtungen um fünf Millionen gesunken. Doch: Die Insel bleibt attraktiv. Habe ich gestern wieder einmal erfahren.

Kaum hatte ich eine Bekannte von der Nordseeküste darüber informiert, dass ich nun in Sao Martinho wohne, antwortete sie mir: "Mein Vater ist vor zwei Jahren nach Funchal gezogen. Wir haben ihn dort voriges Jahr besucht." 

Später fügte sie noch hinzu: "Ich beneide euch beide." Meine Antwort: "Zu Recht."