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Montag, 28. November 2022

Alltägliches (248)

Cover-Zeichnung
Monka Schmidt-
Rinke.

Weil Antonio Regensburg nicht kennt

Wenn Antonio vom Altstadt-Restaurant "O Regional" Gäste hat, lässt er seinen ganzen Charme spielen. Sein Standardspruch lautet "Das Essen ist hier fantastisch, die Bedienung taugt nichts". Das allerdings kann man nur über seine geographischen Kenntnisse behaupten. Als ihm zwei weibliche Gäste verraten, dass sie aus Regensburg kommen, stochert er doch sehr auf der Landkarte herum. Diese schöne Stadt an der Donau vermutet er bei Nürnberg. 

Das weiß ich besser. Denn mein Krimi "Die Mörderin, die unschuldig ist" spielt auch in Regensburg. Hauptperson ist eine multiple Persönlichkeit, die deswegen nicht nur Probleme mit dem Jugendamt bekommt, sondern auch mit der Justiz. Dazu sagt eine der beiden Damen: "Multiple Persönlichkeiten sind nicht mehr so selten." Meinen Krimi will sie bei Amazon bestellen, sobald sie wieder zuhause ist. Inzwischen müssten die beiden Damen wieder in Deutschland gelandet sein.

Dass multiple Persönlichkeiten nicht selten sind, habe ich auch auf Madeira erfahren. Eine Frau, die inzwischen verschwunden ist, scheint eine zu sein. Ein Freund von mir, der immer im September nach Madeira kommt, hat das, was ich ihm über diese Frau erzählte, nie ernst genommen. Ausgelöst wird diese psychische Krankheit von einem schlimmen Erlebnis, habe ich vor vielen Jahren in einem Buch mit dem Titel "Vater unser in der Hölle" erfahren, das ich wegen des Titels vor einer Zugfahrt kaufte. Mein Freund hat diese Frau sprunghaft genannt.

Bleiben wir bei dieser Einschätzung. In der Phase des Kennenlernens bekommt sie in meinem Zimmer den Eindruck, dass ich Fan des FC Porto bin und behauptet sogleich, sie sei ebenfalls eine Anhängerin dieses Vereins. Wochen später zeige ich ihr einen Artikel aus der Sportzeitung "A Bola" und sie faucht mich an: "Du weißt doch ganz genau, dass ich mich nicht für Fußball interessiere." Auf ein Foto, das Fußballfans zeigt, reagiert sie mit "Motherfucker". Als ich sie frage, was sie gerade gesagt hat und warum, weiß sie offenbar nicht, worauf ich anspiele.

Je länger wir uns kennen, desto häufiger versucht sie, die böse Persönlichkeit, die sie nun immer seltener ist, zu bekämpfen. Eines Tages will sie diese Persönlichkeit sogar auslöschen, sie wirft ihren Personalausweis und ihre Kreditkarten weg, weil es ihr nicht gelungen ist, sie anzustecken. Ich finde diese Karten und frage sie, wer das gemacht hat. Das weiß sie angeblich nicht. Sie fragt mich auch nicht, ob sie diese Karten zurück haben kann. Ich gebe sie ihr bei anderer Gelegenheit zurück. Vorher scanne ich sie ein. Als ich ihr die Fotos zeige, tut sie völlig unbeteiligt. 

Sie tut aber nicht nur völlig unbeteiligt, sie ist es auch. Denn die böse Persönlichkeit, die sie mit Kreditkarten inzwischen in die Schulden getrieben hat, bekommt wieder die Oberhand. Sie muss nur noch dafür sorgen, dass die Persönlichkeit, die sie nicht sein will, aus meiner Nähe wieder verschwindet. Dafür zieht sie alle Register. Sie zerstört Sachen, die ihr und die mir gehören. Sie bietet mir Sex nur noch gegen Geld an, weil sie weiß, dass ich das strikt ablehnen werde. In dem Lokal, in dem sie arbeitet, behandelt sie mich nicht wie einen Gast, sondern wie jemanden, den man vertreiben muss. Eines Tages komme ich in das Lokal, es scheint Zoff gegeben zu haben. Danach ist sie weg. Eine Ex-Kollegin erzählt mir, sie liege in einem Krankenhaus. Ich versuche mehrfach, sie anzurufen. Ich bekomme keinen Anschluss mehr. Ihre Ex-Kollegin auch nicht. 

In der Kennenlernphase hat sie sich noch mit Alkohol zugeschüttet und mit Drogen betäubt, darüber war sie hinweg, das muss die böse Persönlichkeit sehr böse gemacht haben. "Ich hasse mich", hat sie einmal zu mir gesagt und ist in Tränen ausgebrochen. 

Mittwoch, 16. November 2022

Alltägliches (246)

Von der Polizei
beschlagnahmtes Bloom. 
Wieviel Kriminalität blüht der Blumeninsel noch?

"A Madeira é a região do país com maior tráfico e consumo de drogas sintéticas. O bloom é a maior preocupação neste momento porque é a principal causa da crescente violência no Funchal."

CNN Portugal am 15. November

Dass nirgendwo sonst in Portugal so viele synthetische Drogen konsumiert werden wie auf Madeira und dass sich laut CNN Portugal wegen "Bloom" auf der Blumeninsel die Gewaltspirale immer schneller dreht, kollidiert mit den derzeitigen Beschwichtigungsversuchen der Insel-Regierung, die sich heute im "Jornal da Madeira" in einer Statistik niedergeschlagen haben. Mit dieser Statistik sollte bewiesen werden, dass auf Madeira die Kriminalität nicht steigt, sondern sinkt. 

Gleichzeitig hört und liest man, dass die Polizei zu immer mehr Einsätzen gegen die Rauschgiftkriminalität ausrückt und dabei immer größere Mengen von diesem Teufelszeug beschlagnahmt. Festgenommen werden nicht nur Männer, sondern auch Frauen, die sich wohl keine Gedanken darüber machen, was sie mit synthetischen Drogen anrichten. Die sollte man einmal in die Altstadt von Funchal schicken, damit sie sehen, was den Konsumenten blüht.

Ich habe heute vergeblich versucht, auf einer Bank in der Rua de Santa Maria in Ruhe meine Zeitung zu lesen. An mir torkelten heruntergekommene Gestalten vorbei, in der Nähe wurde gepöbelt, ein etwa 30-Jähriger in zerrissenen und verdreckten Klamotten schaute alle paar Sekunden in einen grünen Abfallbehälter, weil er hoffte, dort doch noch etwas zu finden. 

Auf der gleichen Bank erzählte mir der Koch eines Altstadt-Restaurants vor einiger Zeit von Bloom-Konsumenten, die aufeinander losgingen, als gebe es kein Morgen mehr und von einer Frau, die mit einem elektrischen Messer Passanten bedrohte. Dass die Schnur sinnlos am Messer baumelte, habe diese Frau gar nicht mehr mitbekommen. Ich erinnerte mich an eine abgemagerte Frau, die mich schon oft angesprochen hat, weil sie angeblich Wasser zum Trinken braucht.

Da lobt man sich fast schon die blöde aus der Wäsche glotzenden Kiffer aus meiner Jugendzeit, die in der Disco nicht mehr mitbekommen haben, dass man das schönste Girl des Abends mit nach Hause nahm. Die waren einfach nur auf den Spruch "Am Morgen ein Joint und der Tag ist dein Freund" hereingefallen und hatten deshalb am Abend weder Freund noch Freundin.

Teil 2: Aber vorher üben wir Mathe 

Dienstag, 4. Oktober 2022

Alltägliches (238)

Das war nur früher so?

Eine Frau mit zwei Berufen

Wo ich mir einen blasen lassen kann, hat mir ein deutscher Tourist schon am zweiten Tag meines ersten Aufenthaltes auf Madeira verraten. "Kostet 30 Euro", hat er im Dezember 2018 gesagt. Wie der Tarif heute aussieht, weiß ich nicht. Doch rund um die Altstadt kann man noch mehr erleben. Außer Drogenhandel. 

In Portugal ist Prostitution nicht verboten. Meines Wissens darf aber kein Dritter mitverdienen. Und schon bin ich bei der nächsten Geschichte, die ich so verfremden werde, dass sich niemand wiedererkennen kann. Als Redakteur erzählt man mir inzwischen vieles, weil mein blog immer erfolgreicher wird. 

Ein älterer Tourist lernt eine um die 30 Jahre alte hübsche Frau kennen. Sie hat bei ihm eine Zigarette geschnort. Die beiden kommen ins Gespräch, plötzlich entblößt sie sich vor ihm.

"Wenn du mehr willst", sagt sie, "musst du bezahlen."

Er lehnt entschieden ab. Wo das stattgefunden hat, verrate ich hier nicht. 

Ein paar Tage später sitzt er mit einem Bekannten in der Sonne vor einem Pub. Bedient werden sie von der um die 30 Jahre alten hübschen Frau. Sie scheint sich in ihrer Haut nicht wohlzufühlen, er lässt sich nichts anmerken. Das Lokal schließt um 23 Uhr. Sein Bekannter und er machen einen Bummel, bei dem sie dieser Frau wieder begegnen. Sie hat ihre Berufsbekleidung gegen aufreizende getauscht und ist grell geschminkt. 

"Was ist denn mit der los?", fragt sein Bekannter. "Geht die nebenbei anschaffen?"

"Und das gleich nach ihrer Arbeit im Pub?", entgegnet der ältere Tourist und erzählt seinem Bekannten die Geschichte, die mit dem Schnorren einer Zigarette beginnt. 

Sonntag, 20. März 2022

Alltägliches (205)

Laranja Leaks, "Diario de Notícias", 20. 3. 2022
Regierungschef Miguel Albuquerque (Zweiter
von rechts) und andere Großverdiener. 

"Haben Sie mal einen Euro für mich?"

Ich bin gestern Nachmittag erneut dort gewesen, aufgefallen ist mir das nicht: Die "Diario de Notícias" behauptet heute in einer Reportage, in Camera de Lobos nehme die Zahl der Bettler zu. Auf Seite 1 und im Innenteil werden zwei Fotos veröffentlicht, auf denen gebettelt wird. Dabei handelt es sich aber in beiden Fällen um denselben Mann.  Als ich gestern vor einem Café in der Nähe der Kirche gesessen habe, stand dieser Bettler hinter mir. Nach ihm umdrehen musste ich mich nicht. Ich konnte ihn riechen. Später sah ich ihn auch noch an einem Taxistand, wo er die Taxifahrer mit seinen gelallten Sprüchen unterhielt. 

Solche Szenen gehören zum Alltag auf Madeira. Sie häufen sich nicht, die Häufigkeit hängt von der Örtlichkeit ab. Dabei haben es die Bettler vornehmlich auf Touristen abgesehen. Setzt man sich in der City von Funchal vor einem Café an einen Tisch und holt eine Zigarettenschachtel heraus, lassen die Schnorrer nicht lange auf sich warten. Die Augen einiger Bettler in der Altstadt von Funchal sind  sogar schon so sehr geschult, dass sie die Umrisse einer Zigarettenschachtel in einer Hemdtasche erkennen können, bevor man selbst überhaupt ans Rauchen denkt. Wenn man an den Brunnen auf der Avenida do Mar seine Beine ausstreckt, sollte man nichts auf den Rasen legen. Einige Bettler sind nämlich auch raffinierte Diebe. 

Das Verhältnis zwischen Madeirern, die Arbeit haben, und Madeirern, die betteln müssen, dagegen scheint ziemlich entspannt zu sein. Das könnte daran liegen, dass die Arbeitenden schnell zu den Arbeitslosen gehören können. Die "Diario de Notícias" weist ebenfalls heute darauf hin, dass in den vergangenen fünf Jahren 1054 illegale Arbeitsverhältnisse aufgeflogen seien. Über diese Zahl habe ich mich gewundert. Denn: Ich hatte mit über 1000 pro Monat gerechnet. 

Was ich hier schildere, war auch schon vor der Corona-Pandemie so. Damals war ich aber ein Tourist, heute wohne ich hier. Da sieht man mehr. Der Kontrast zwischen Schönheit der Insel und Alltag vieler Menschen, die hier leben, springt mich täglich an. Den Touristinnen und Touristen zuliebe werden auf Madeira immer mehr schöne Ecke mit grässlichen Hotelbauten verschandelt. Manchmal sieht man den Atlantik und die Berge vor lauter Beton schon nicht mehr. Die Personen, die dafür verantwortlich zeichnen, werden heute von der "Diario de Noticias" in einer Karikatur dargestellt. Verlassen können sie sich auf im öffentlichen Dienst Beschäftigte, die im Monat durchschnittlich 767 Euro mehr verdienen als die Beschäftigten im privaten Sektor. Sie bekommen also das Doppelte. Schwarz arbeiten müssen sie auch nicht, deswegen müssen sie auch nicht damit rechnen, eines Tages von der "Diario de Notícias" als Bettler abgelichtet zu werden...  


Mittwoch, 9. Februar 2022

Alltägliches (193)

Die Frau von
Wolfgang Lass.
Foto: Tjaden

Kürzlich im deutschen Fernsehen

Esmeralda aus Funchal, die in der Rua de Santa Maria 158 wohnt, ist kürzlich sogar im deutschen Fernsehen gewesen. Ein Ehepaar aus Berlin erkannte sie deswegen in der Altstadt sofort wieder. Er näherte sich ihr so weit wie möglich und stellte fest: "Das ist sie." 

Sie überzeugte sich, da die beiden wohl schon länger verheiratet sind, vom Wahrheitsgehalt seiner Worte: "Stimmt. Das ist die Frau von Wolfgang Lass.

"Das ist ein Maler von der Ostsee, der in der Altstadt ein Atelier hat", ergänzte ich.

Das wussten die beiden auch schon. Ebenfalls aus dem deutschen Fernsehen. 

"Wir versuchen, einmal im Jahr nach Madeira zu kommen", wechselte er das Thema.

"Und ich lebe seit einem Jahr hier", sagte ich. "Ich habe mich jedes Mal gefragt, warum ich eigentlich nach Hannover zurück fliege."

"Die Mutter meines Mannes wohnt in Hannover", sagte sie.

"In Anderten", sagte er.

Und Esmeralda? Die sagte nichts.

 

Freitag, 4. Februar 2022

Alltägliches (190)


Auch Bankangestellte aus
Polen mögen dieses Lokal.
Foto: Heinz-Peter Tjaden


So ist das nun einmal

Das werde ich nun jeden Monat machen: Mich zwei Tage im 29 Madeira Hostel von meiner Wohngemeinschaft (WG) in Sao Martinho erholen. Wo liegen die Unterschiede zwischen Hostel und WG?

Wenn ich mit einem Informatiker, einem Krankenpfleger und einem Bankmitarbeiter aus Warschau an einem sauberen Tisch sitze, und wir bei einem Glas Wein ins Gespräch kommen, das dazu führt, dass der Pole unbedingt mit uns Poncha trinken will, und zwar in der Altstadt von Funchal in einem Lokal, das sich "Banana´s" nennt und sich die beiden Münchner bei mir danach erkundigen, was Poncha eigentlich ist, dann bin ich in dem Hostel, in dem ich im Dezember 2018 das erste Mal gewohnt habe. Denn dort gehört Geselligkeit zum Service. 

Wenn ich nach meiner Rückkehr aus dem Hostel bei Facebook von einer Bekannten die Mitteilung bekomme, sie habe mich in der Altstadt von Funchal gesehen, und ich ihr erzähle, dass wir das "Banana´s" besucht haben, ist zwar nicht unbedingt damit zu rechnen, dass dieses Lokal ihrem Cousin gehört, der Markus heißt, passt aber ins Bild, denn wenn es um dieses Hostel geht, habe ich schon ganz andere Sachen erlebt, die etwas mit Geselligkeit zu tun haben. 

Wenn ich das Haus erreiche, in dem ich mit drei Frauen und drei Männern lebe, rechne ich mit vielem, aber nicht mit Ereignissen, die mit meinen Erlebnissen im Hostel vergleichbar wären. Dafür gibt es hier seit heute Morgen die beschissenste Toilettenschüssel Madeiras und Türen, die lauter knallen denn je. Bei einem meiner Zimmernachbarn vermute ich bereits, dass er unter einem Aufmerksamkeitsmangelsyndrom leidet und deswegen so viel Krach macht, mit dem er um 2 Uhr morgens beginnt.

Sonntag, 26. Dezember 2021

Alltägliches (172)

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Ende des Jahres über 31 000 Seitenaufrufe eines blogs, der erst seit März 2021 regelmäßig gepflegt wird, das ist schon ein stolzes Ergebnis. 

Die Frage, welche Artikel am häufigsten angeklickt worden sind, ist nicht so leicht zu beantworten, denn bei der Auswertung spielt auch das Veröffentlichungsdatum eine Rolle. Ein Artikel von gestern kann nicht über Nacht auf die Leserzahl eines Artikels aus dem April kommen. 

Bei der "Observer"-Hitliste des Jahres 2021 habe ich das so gut wie möglich berücksichtigt. 

Samstag, 11. Dezember 2021

Alltag (167)

So schön ist Hannover.
Foto: Heinz-Peter Tjaden
(im Maschpark)

Ein längeres Gespräch über die Unterschiede zwischen Deutschland und Portugal

Diese Unterhaltung hat gestern länger gedauert als erwartet. In der Altstadt von Funchal hielt mich ein Mann, der Touristinnen und Touristen mit einem Tretmobil durch die Gegend kutschiert, wegen meines Fahrrades an. Das sei toll, meinte er, er habe auch so eins. Ebenfalls gekauft bei Decathlon in Sao Martinho. 

Die Unterhaltung verlängerte er mit der Frage, woher ich käme. Als ich "aus Hannover" antwortete, fragte er mich, ob diese Stadt in Deutschland liege. Ich erzählte ihm einiges über diese Stadt, die sehr schön sei, er rief auf seinem Smartphone eine Deutschland-Karte auf und stellte fest: "Liegt bei Hamburg."

Diese Antwort stellte mich zwar nicht ganz zufrieden, aber er hatte schon ein anderes Thema, einen Freund aus Düsseldorf, der Portugal möge, weil es dort weniger Regeln gebe. Das fand ich verständlich. Ich nannte ihm ein paar Beispiele für die Regulierungswut in Deutschland, die während der Corona-Pandemie noch gesteigert werde. Als ich auch noch die Bußgelder erwähnte, die bei Verstößen fällig werden, hielt er mich fast schon für einen Märchenerzähler. Ich beruhigte ihn. Die seien gelegentlich so hoch, dass sie kaum jemand bezahlen könne. Deswegen seien sie in vielen Fällen auch wirkungslos. 

Wenn ich während dieser Unterhaltung schon die Pressemitteilung  einer Polizeidienststelle aus Nordwestdeutschland gekannt hätte, hätte ich ihm auch noch ein Musterbeispiel dafür liefern können, wie man sich selbst belügen kann. Diese Polizeidienststelle berichtet über einen Kontrollgang durch über 100 Geschäfte, bei der Einhaltung der Regeln habe es nur einen Verstoß gegeben, die Geschäftsinhaber seien dankbar für die Kontrollen gewesen.

Das erinnert mich an den Witz über den Besuch eines Politikers in einer Nervenheilanstalt: Ein Irrer zieht eine Zahnbürste hinter sich her, der Politiker fragt ihn, ob das ein Hund sei. "Das ist eine Zahnbürste", widerspricht der Irre. Als der Politiker außer Hörweite ist, sagt der Irre zu der Zahnbürste: "Den haben wir aber ganz schön angeschmiert, Fiffi."

Dazu ein Beispiel aus der Anfangszeit der Corona-Pandemie. In meinem Lieblingscafé gibt mir die Kellnerin einen Zettel, auf dem ich meinen Namen, meine Adresse, meine Aufenthaltsdauer und die Tisch-Nummer notieren soll. Für den Zettel gibt es am Eingang einen Karton. Ich fülle den Zettel aus und überlege, welchen Sinn er macht. Im Internet finde ich diese Antwort: Er dient der Kontaktverfolgung.  Die Kontaktverfolgung dient der Unterbrechung der Infektionsketten. Nach drei Tagen sind die Zettel immer noch nicht abgeholt worden. 

Nun soll ich diesen Zettel bei der Kellnerin abgeben, die mich bedient hat. Sonst könne nicht sichergestellt werden, dass alle Gäste diesen Zettel ausfüllen. Das klappt aber nur einmal. Beim nächsten Besuch bittet mich die Kellnerin, den Zettel auf dem Tisch, an dem ich gesessen habe, zu hinterlassen. Die nächsten Gäste kommen und geben mir den Zettel: "Sie haben da was vergessen."

Eine Kollegin meiner Kellnerin will mir den Zettel nicht abnehmen, weil das gegen die Vorschriften sei, außerdem habe sie gleich Feierabend. Ich nehme den Zettel mit nach Hause und verfolge meine Kontakte ab sofort selbst. Vor dem Café habe ich seinerzeit übrigens drei Männer und zwei Frauen getroffen, die sich darüber unterhielten, dass sie sich seit gestern nur noch mit zwei Personen treffen dürfen. 

 

 



Dienstag, 30. November 2021

Alltägliches (162)

Rua de
Santa Maria
am 30. 11.,
14 Uhr.
Foto:
Sonia 
Teixeira

Viele waren noch niemals in New York

Wenn man dem Eindruck vertrauen darf, den die Regionalregierung in den Medien erweckt, dann ist die Corona-Pandemie am 15. Dezember zu Ende. Dann wird Weihnachten wie eh und je gefeiert und man macht endlich einmal wieder eine Weltreise. Von der ersten nach New York sind schon die Medien voll. Denn es gibt eine neue Flugverbindung zwischen Funchal und New York. 50 Madeirer stehen derzeit vor der Freiheitsstatue.

Wer sich auf eine Weltreise vorbereitet, kann sich natürlich nicht auch noch um Covid-19 und seine Mutanten auf Madeira kümmern, zumal die Regionalregierung gar nicht so genau zu wissen scheint, ob sich das Virus seit dem 20. oder dem 27. November wieder stärker verbreitet. Wenn aber jemand etwas nicht so genau weiß, dann hört man auch nicht auf ihn.

In der Altstadt von Funchal leiden die Restaurants unter den neuen Corona-Maßnahmen, in der bei Touristinnen und Touristen so beliebten Rua de Santa Maria ist in den Abendstunden nichts mehr und vorher kaum noch etwas los, obwohl so mancher Restaurantmitarbeiter sagt, dass er nicht einsieht, warum er Gäste nach Impfausweis und Schnell-Testbescheinigung fragen soll, denn: "Ich bin doch kein Beamter."

Am besten funktioniert haben bisher die Kontrollen, wo sie gar nicht vorgeschrieben sind. Vor einem der Supermärkte bildeten sich am Samstag Schlangen, weil jede Kundin und jeder Kunde Impfausweis und Testbescheinigung vorzeigen musste. Bis der Kontrolleur wieder verschwand. Man muss ihm zugute halten, dass er den neuen Maßnahmenkatalog der Regionalregierung besser verstanden hat als so mancher andere.

Aber wie geschrieben: Am 15. Dezember ist alles vorbei. Dann fliegen wir alle erst einmal nach New York. 

Mittwoch, 27. Oktober 2021

Betr. Lesestoff (III)

 

Schon bald berühmt?
Foto: Heinz-Peter Tjaden


Vater stellt sich schon auf berühmte Tochter ein


"Wow." Sagt eine Bewohnerin unserer Wohngemeinschaft und verschwindet mit meinem Foto-Buch "Madeiras fotogene Touristen" auf ihrem Zimmer.

"Nun wird sie berühmt", sagt der Vater von Marcelis Maltez in der Altstadt von Funchal, als ich der 22-jährigen Malerin ein Exemplar meines Foto-Buches überreiche. Denn seine Tochter wird in der Broschüre nicht nur erwähnt, präsentiert werden auch zwei Beispiele ihres künstlerischen Talentes. 

"Madeiras fotogene Touristen" gibt es als Print und als e-book bei Amazon. In der Print-Ausgabe sind die Fotos schwarz-weiß, im e-book bunt.

Siehe auch Lesestoff 

Freitag, 8. Oktober 2021

Alltägliches (133)


Bringe gern Aschenbecher für Aufräumarbeiten mit

1. Oktober 2021. Die Video-Aufnahmen, die Sonia Teixeira am 28. September 2021 gemacht hat, sind beeindruckend. Die Mitarbeiterin des Fischrestaurants "O velho pescador" glaubte schon, dass nun gründlich aufgeräumt wird. Sie täuschte sich. Der "Madeira Observer" auch.

Der Müll, den die Feuerwehrleute aus der Ruine holten, liegt seitdem vor der Ruine. Viele Touristinnen und Touristen, die durch die Altstadt von Funchal spazieren, bleiben in der Rua Santa Maria vor der Absperrung stehen und trauen ihren Augen nicht.

"Hat es hier gebrannt?", fragt mich eine Frau aus Sachsen.

"Lass uns schnell weitergehen", sagt ihr Mann. "Vielleicht gibt es dort auch schon Ratten."

Auch auf der anderen Seite der Gasse gibt es eine Absperrung-direkt vor dem Eingang eines Souvenir-Shops, in dem ich gestern Nachmittag einen Aschenbecher gekauft habe, den ich gern mitbringe, falls ich beim Wegschaffen des Mülls helfen soll. 

P. S. Seit heute Nachmittag liegt dem Rathaus eine weitere Beschwerde vor. Beschwerdeführer ist ein Restaurantbesitzer aus der Altstadt. 

Foto: Heinz-Peter Tjaden
8. Oktober 2021. Die Absperrung ist wieder verschwunden, die Gasse ist besenrein, die Fenster und andere Öffnungen der Ruine sind mit Brettern zugenagelt worden. 



Mittwoch, 6. Oktober 2021

Alltägliches (134)

Eine Hand voll
Bilder. 
Foto: Tjaden

Die Bilder einer 22-Jährigen machen Eindruck

Bei dem Segelschiff, mit dem die 22-Jährige ein Altstadtgebäude in der Rua Santa Maria verziert hat, möchte man gleich an Bord gehen und die Weltmeere erobern, aus der Kaffeetasse auf einem anderen Bild würde man am liebsten sofort trinken: So eindrucksvoll malt und zeichnet Marcelis Maltez aus Venezuela, die seit fünf Jahren in Funchal lebt und ihrem Vater im "Toka de Baco" hilft. 

"Ich male, woran ich denke", sagt sie über ihre Aquarelle, Ölbilder und Bleistiftzeichnungen. Als Siebenjährige hat sie ihr Talent entdeckt, was ihr jetzt nur noch fehlt, ist ein Atelier. Dann dürfte auch die erste Ausstellung nicht mehr lange auf sich warten lassen. 

Die Gäste des Pubs in der Rua Santa Maria 29 jedenfalls mögen die Bilder der 22-Jährigen, die sie auf Karten gedruckt als Erinnerung an den Altstadtbesuch verschenkt. 

Dienstag, 28. September 2021

Alltägliches (132)

Große Aufmerksamkeit für Ruine

22. September 2021. Schon in Deutschland haben meine blogs große Aufmerksamkeit erregt. Auf der einen Seite meines Schreibtisches häuften sich die Klageandrohungen und Klagen von dubiosen sozialen Einrichtungen, Sekten und Politikern, auf der anderen Seite die Nachrichten über meine Wirkungstreffer, die zur Schließung dubioser Einrichtungen, zum Scheitern von Klagen und zu Blamagen für Politiker geführt hatten.  Niederlagen erlebte ich  sehr selten. 

Nun erregt ein zweites Mal mein Bericht vom 8. August 2021 über eine Ruine in der Altstadt von Funchal große Aufmerksamkeit, weil ich bei Facebook erneut ein Foto veröffentlicht habe, das ich dieses Mal mit einem Spruch versah. Denn es ist nicht zu fassen: Der Missstand wird nicht behoben, er wird größer. 

Und manchmal schaut jemand Wichtiges vorbei und nimmt anschließend das Gesehene nicht so wichtig?

Foto: Sonia
Teixeira
29. September 2021. Nach dem Feuerwehr-Einsatz am 28. September ist die Ruine in der Altstadt von Funchal abgesperrt worden. 

Endlich abgesperrt.
Foto: Heinz-Peter Tjaden
Leider gibt es auch noch einen dritten Teil



Sonntag, 8. August 2021

Alltägliches (LXII)

"Wings of ocean" im April vor der Ruine.
Foto: Heinz-Peter Tjaden

Diese Ruine in der Altstadt von Funchal stinkt vielen

Dieses verfallene Haus in der Altstadt von Funchal stinkt immer mehr Leuten: Während des Erdbebens im Frühjahr vorigen Jahres sind Steinbrocken vom Dach gefallen, verletzt wurde glücklicherweise niemand, bei einer Aktion der Umweltschutzorganisation "Wings of the ocean" im April haben sich die Bretter, mit denen eines der Fenster zugenagelt worden ist, gelockert. Ein Obdachloser entfernte sie, kletterte in das Innere der Ruine und richtete sich dort einen Schlafplatz ein. 

Aber: Dieser Obdachlose schläft dort nicht nur, er verrichtet in der Ruine auch seine Geschäfte. Die angelockten Fliegen summen fröhlich um diese Mahlzeiten herum, während sich Restaurant-Gäste keine zwei Meter entfernt andere Mahlzeiten schmecken lassen.

Aus dem Rathaus verlautet, dass demnächst das offene Fenster wieder zugenagelt werden soll. Das allein sollte es aber nicht gewesen sein. 

22. September 2021. Alles ist schlimmer geworden

Freitag, 9. Juli 2021

Alltägliches (XXXXVII)


Pratik Silval schreibt auf,
was Touristen unbedingt
probieren sollten.
Foto: Heinz-Peter Tjaden


Was Touristen unbedingt probieren müssen

"Ein Madeira-Tourist muss Lapas, Fleischspieß und Poncha probieren", sagt Pratik Silwal, dem in der Altstadt von Funchal das Restaurant "O velho pescador" gehört. Der 34-Jährige kommt aus Nepal. 

Sehr beliebt sei auf Madeira auch der Degenfisch mit Passionsfrucht und Bananen. Zum Unterschied zwischen portugiesischer und madeirianischer Küche sagt er: "Das ist eine ähnliche Küche, aber nicht dieselbe." Da Madeira im Atlantik liege, gebe es bei Fischen und tropischen Früchten eine größere Auswahl. 

Begrüßt werden die Gäste am Eingang des Restaurants von einem alten Fischer. Den hat Wolfgang Lass aus Rerik gemalt, der mit seiner Frau in der Altstadt von Funchal eine Galerie besitzt.   

Kennengelernt haben sich der Maler und der Restaurant-Besitzer, als Künstlerinnen und Künstler ein Projekt starteten, um die Altstadt von Funchal zu retten. Sie bemalten Türen.

"Wolfgang machte einen großen Job", sagt Pratik Silwal über den Maler von der Ostsee. "Da er neben meinem Restaurant ´Novo Piano´ eine hübsche Meerjungfrau auf eine Tür gemalt hatte, bat ich ihn um Unterstützung bei der Eröffnung des alten Fischers."

Früher ein Obstgeschäft.
Begrüßt werden die Gäste nicht nur von dem gemalten alten Fischer, sondern auch von Sonia Teixeira, die perfekt Deutsch spricht, weil sie lange in Tübingen gelebt hat. Sie kennt die Geschichte dieses Lokals wie keine andere. Sie zeigt den Gästen gern ein Wandgemälde, das ein altes Obstgeschäft zeigt. Dieses Geschäft gehört zur Vorgeschichte des Restaurants in der Rua de Santa Maria.





Freitag, 2. Juli 2021

Alltägliches (XXXXV)

Foto: Heinz-Peter Tjaden
Sonia und der alte Fischer

Reisen bildet. Besonders, wenn man - wie ich - mit dem Fahrrad unterwegs ist und dieses Rad manchmal auch schiebt. Durch die Altstadt von Funchal nämlich. Denn Sonia, über die ich bereits im Januar berichtet habe, will nicht nur bei jeder Begegnung wissen, was ich von den Spielen bei der EURO 2020 halte, sie liest auch regelmäßig den "Madeira Observer", der natürlich immer besser werden soll, damit auch die Gäste des Restaurants "O velho pescador" ("Der alte Fischer") weiterhin gern diese internette Zeitung lesen.

Der Name des Restaurants, in dem Sonia und ihr Mann arbeiten, ist die erste Verbesserung, denn diesen Namen habe ich im Januar noch nicht erwähnt. Neben dem Eingang gibt es ein Bild von einem alten Fischer. Das hat Wolfgang Lass aus dem Ostseebad Rerik 2020 gemalt. Auch der Schriftzug über dem Eingang stammt von ihm. Außerdem die Meerjungfrau auf einer Tür in der Nähe des Lokals. Bei diesen im Januar noch fehlenden oder mangelhaften Informationen handelt es sich um weitere Verbesserungen. 

Donnerstag, 3. Juni 2021

Alltägliches (XXXII)

Sie sind wieder da.
Foto: Heinz-Peter Tjaden
Wenn die Köpfe in den Nacken gelegt werden

Das wird "Diario de Notícias" und das "Journal Madeira", die seit einigen Tagen jeden Touristen und jede Touristin in der Altstadt von Funchal und auf der Uferpromenade ablichten, neidisch machen: Mir ist heute im Katharinenpark ein Schnappschuss gelungen, auf dem mehr Urlauberinnen und Urlauber zu sehen sind als bisher in diesen beiden Zeitungen zusammen.

Auch sonst habe ich Grund zur Freude. Ich kann wieder auf meine Armbanduhr verzichten, denn um 10 Uhr stehen die geführten Reisegruppen vor der Kathedrale Sé, um 17 Uhr ganz in der Nähe vor dem Basar des Volkes. Pick up ist eben später auch immer drop off. 

Zu den Regelmäßigkeiten gehört zudem: Bleibt jemand stehen, bleiben alle stehen, alle legen dann den Kopf in den Nacken, halten das Smartphone oder die Kamera schräg und fotografieren das, was sich seltsamerweise meistens oberhalb befindet, um es anschließend mit dem zu vergleichen, was die anderen fotografiert haben. 

Aus Deutschland kommen die Gäste noch spärlich, die meisten kommen aus England und Frankreich. Seit wieder mehr Flugzeuge als die täglich sechs vom Festland in Funchal landen, wird darüber diskutiert, ob es auf Madeira genug Unterkünfte für die Touristinnen und Touristen gibt. Die Hoteliers sagen nein. Doch viele sagen auch ja. Sie fürchten um den Charakter der Insel. 

  

Samstag, 10. April 2021

Alltägliches (XIX)

Wer kennt diese kriminelle
Taubenbande?

Überfall in der Altstadt von Funchal

Auf Madeira ist die Kriminalität gering. Jedenfalls bei den Menschen. Doch bei den Tauben scheint sie zu steigen. Heute Nachmittag hat mir eine gurrende Bande in der Altstadt von Funchal den Blätterteig gestohlen. Vorher wurde meine Kaffeetasse umgestoßen.

Der Tathergang: Ich bestelle in meiner Lieblingsbäckerei eine Tasse Kaffee und einen Blätterteig. Mit der Tasse und dem Blätterteig, der sich auf einem kleinen Teller auf einer Serviette befindet, begebe ich mich nach draußen. Ich stelle beides vor der Nachbartür auf die Stufe, die ich als Sitzplatz nutzen will. Während ich meine Maske an den Fahrradlenker hänge, landet hinter mir eine Taube, die wohl für ihre Bande die Lage checken soll. 

Ich setze mich, nehme die Tasse in die Hand und gönne mir einen Schluck. Bevor ich nach dem Teller mit dem Kuchen greife, stelle ich die Tasse vor mir auf die Pflastersteine. Die Taube stößt mit dem Schnabel meine Tasse um. Ich versuche zu retten, was an Trinkbarem noch zu retten ist, die Taube zerrt derweil an der Serviette und zieht so den Kuchen zu sich heran. Der Blätterteig fällt auf die Pflastersteine.

Nach wenigen Sekunden ist die gurrende Bande vollzählig. Bevor mir diese kriminelle Horde auch noch den restlichen Kaffee stiehlt, trinke ich die Tasse aus. Der Blätterteig befindet sich inzwischen außerhalb meiner Reichweite und wird von den gefiederten Kriminellen mit Genuss verzehrt. Nach getaner Straftat fliegt die Bande davon. 

Der nächste Überfall

Donnerstag, 18. März 2021

Alltägliches (XVI)

Dort lasse ich mir Zeit.

Für mich bezahlt der Supermarkt "Continente"

Eigentlich bin ich nirgendwo schneller als in einem Supermarkt. Durch die Gänge eilen, zur Kasse gehen, raus. Anders in Funchal. Dort lasse ich mir Zeit. Denn bei "Continente" schnell sein, kann teuer werden. Dann bezahlt man für eine Tüte Schoko-Croissants 1,07 Euro, für 0,3 Liter Bier 64 Cent, für sechs Becher Joghurt 1,99 Euro. Beispielsweise. Das sehe ich nicht ein. Denn bei "Continente" purzeln und steigen die Preise schneller als so manche Aktienkurse. 

Super preço lautet das Zauberwort, das Eile teuer und Spaziergänge zwischen den Einkäufen lohnend macht. Eine Stunde später kostet die Tüte Schoko-Croissants 67 Cent. Die nehme ich mit, Bier- und Joghurt-Preis sind unverändert. Nehme ich noch nicht mit. Wieder eine Stunde später hat auch der Joghurt einen Superpreis. 99 Cent für sechs Becher. Die Schoko-Croissants haben keinen Superpreis mehr. 1,14 Euro. Bier unverändert. Joghurt nehme ich mit. 

Dritter Einkauf. Bierpreis ebenfalls gesunken. 0,3 Liter kosten zwar immer noch 64 Cent, ein Liter aber 1,49 Euro statt 1,99 Euro. Inzwischen habe ich bei meinem Lieblingsbäcker in der Altstadt eine Tasse Kaffee für 80 Cent getrunken und ein Stück Kuchen für 60 Cent gegessen. Finanziert von "Continente". Bekomme ich nun auch noch das Toastbrot preiswerter, kostet mich auch die Busfahrt nichts mehr. 

Donnerstag, 18. Februar 2021

Alltägliches (IX)

Nur noch wenige Schritte
bis zu unserem Haus.

Petrus zieht den Nebelvorhang beiseite

Der Busfahrer bedankt sich bei mir dafür, dass ich meine Mund-Nase-Bedeckung nach dem Einsteigen auch über mein Kinn ziehe, Petrus schiebt den Nebelvorhang um halb eins über dem Atlantik weg, ich schlendere vor blauer Kulisse und ohne Mund-Nase-Bedeckung in die Altstadt, gehe in meine Lieblingsbäckerei und bekomme für 1,40 Euro eine Tasse Kaffee und einen leckeren Kuchen. Vor der Bäckerei setze ich mich vor einer Haustür auf eine Stufe, es dauert, bis die Tasse einigermaßen gerade steht. Die ersten Tauben lauern auf Kuchenkrümel. Doch der Kuchen ist so lecker, den teile ich mit keiner Taube. Ein junger Mann, der nebenan in einem Restaurant arbeitet, hebt den Daumen und sagt, dass er sich freue, mich wieder in der Altstadt zu sehen. Viel los ist dort immer noch nicht.

Nach einem Bummel durch die City von Funchal schlendere ich zum Katharinenpark und lese mit Blick auf den Hafen und das Ronaldo-Museum (Ronaldo hat gestern Abend mit Juventus Turin beim FC Porto 2 : 1 verloren)  "Bauern, Bonzen und Bomben" von Hans Fallada. Mir fällt ein, dass mir der Beststellerautor Johannes Mario Simmel ("Alle Mensch werden Brüder", "Es muss nicht immer Kaviar sein") vor Jahren einen Roman ähnlicher Qualität zugetraut hat und entdecke in dem Roman aus dem Jahre 1931 viele Parallelen zum Elend der heutigen Sozialdemokratie. 

Den Heimweg trete ich zu Fuß an. In einem kleinen Supermarkt kaufe ich ein. Ein deutsches Ehepaar stellt fest, dass die Packungen mit den Erfrischungsgetränken keine "Strohhalme" haben und entscheiden sich deswegen gegen den Kauf. Ich denke: Der Atlantik wird sich über die Vermeidung von Plastik freuen.