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Dienstag, 1. November 2022

Alltägliches (243)

Sie ist wieder aufgetaucht,
deshalb habe ich ihr Gesicht
unkenntlich gemacht.
Foto: Heinz-Peter Tjaden

Unter dem Hütchen ist nichts

Um die Leute übers Ohr zu hauen, reichen ein Tisch, drei Becher und eine Münze. Die Münze wird unter einem der Becher versteckt, die Becher werden blitzschnell hin- und hergeschoben, die Leute machen ihre Einsätze und raten, wo sich die Münze befindet. Dieses Hütchenspiel ist in Deutschland zwar verboten, denn die Münze befindet sich unter keinem der Becher, sondern in der Hand oder in der Hosentasche des Hütchenspielers, aber Leute, die sich hereinlegen lassen, gibt es immer wieder.

Um sich selbst übers Ohr zu hauen, braucht man auf Madeira zwar auch Tische, aber die werden nur für Wutausbrüche gebraucht. Hat man genug Mobiliar zerstört, zieht man einfach um. Um eine neue Wohnung zu finden, braucht man eigentlich keinen Hütchenspieler,  ihre Dienste bieten sie aber trotzdem gern an. Der Hütchenspieler verspricht am neuen Wohnort einen tollen Job mit einem hohen Verdienst. Dann muss man zwar nicht unbedingt verschwinden, wie die Münze in der Hand oder in der Hosentasche des Hütchenspielers, aber auch das kann passieren. Auf diese Weise ist einer Wohngemeinschaft aus Funchal eine 29-jährige Mieterin abhanden gekommen, die inzwischen angeblich in Monte lebt. 

Dass dieses plötzliche Verschwinden Probleme mit sich bringt, wen kümmert es schon? Den Hütchenspieler bestimmt nicht. In diesem Fall kümmert es immerhin die ehemaligen Kolleginnen und Kollegen der 29-Jährigen in einem Pub. Sie versuchen seit Tagen vergeblich, sie per Handy zu erreichen. Auch auf mails reagiert sie nicht, wie ich inzwischen festgestellt habe. 

Donnerstag, 8. September 2022

Alltägliches (235)

Ich trenne mich jetzt erst auf der Estrada
Monumental von Plastik. Foto: Tjaden
 
Mülltrennung mit dem Fahrrad

Als die gelbe, die blaue und die grüne Tonne noch auf dem Hof unseres Hauses im Caminho do Arieiro de Baixo 5  gestanden haben, gab es keine Probleme mit der Mülltrennung. Als diese Tonnen am 28. August von unten nach oben vor das Eingangstor wanderten, endete noch am gleichen Tag die Mülltrennung. Denn die beiden älteren Damen, die dort oben wohnen, hatten die gelbe, die blaue und die grüne Tonne so lange im Blick, bis sie verschwanden. Ich hatte einen Joghurtbecher in die gelbe Tonne geworfen. Danach wurde ich von den beiden älteren Damen treppab bis zur Küche verfolgt. In Minutenschnelle gab es keine Mülltrennung mehr.

Wo diese drei Tonnen blitzartig geblieben sind, weiß im Haus angeblich niemand. Ob meine Vermutung zutrifft, dass diese beiden älteren Damen zu oft Sesamstraße gesehen haben und deshalb in ihren Zimmern Oskar dem Grautsch nacheifern (der lebt in einer Mülltonne), kann ich nicht beurteilen. Dafür spricht: Die Nachbarn haben noch gelbe, blaue und grüne Tonnen.

Wir haben nur noch zwei große Tonnen. In die gehört Plastikmüll aber nicht. Deshalb nehme ich neuerdings meine Plastikflaschen bei meinen Radtouren bis zum ersten gelben Abfallbehälter in der Estrada Monumental mit. 

Montag, 25. Januar 2021

Alltägliches (I)

Da ist er ja!

Der verschwundene Briefumschlag

Das ist ein ungewohntes Funchal: Meine Maske beschäftigt mich, linke Hand, rechte Hand, aufsetzen, versetzen, absetzen, Karte schreiben, in einen Briefumschlag stecken, sich wieder mit der Maske beschäftigen, vor einem Restaurant draußen sitzen ohne Maske, ansonsten draußen sitzen mit Maske, etwas fehlt, die in einem Briefumschlag steckende Karte, wo steckt sie?

Das ist das gewohnte Funchal: Ich laufe zurück, ein städtischer Mitarbeiter gibt Zeichen, er hat den Briefumschlag gefunden und hochkant auf eine Bank gestellt, damit ich ihn nicht übersehen kann.  Ich bedanke mich. Er bedankt sich auch. Wieder verschwindet der Umschlag. Aber dieses Mal in einem Briefkasten.