Posts mit dem Label Festung werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Festung werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Donnerstag, 12. August 2021

Alltägliches (LXV)

Hans M. im August
in Berlin: blutend
am Boden. Foto: privat
In Funchal schnarchen-in Berlin bluten

Im 29 Madeira Hostel haben wir ab Anfang Januar in einem Mehrbett-Zimmer die Städtepartnerschaft zwischen Leipzig und Hannover gepflegt: Im Bett über mir schnarchte Hans M. so laut, dass ich mich auf den Sonnenaufgang freute. Wir erkundeten Funchal und die Umgebung. In der Altstadt von Funchal tranken wir Kaffee, an der Festung tauchte der 40-Jährige im Wasser unter. Aus Meerestier-Kreisen verlautete, dass Hans M. beim Schnorcheln nicht geschnarcht hatte. Das hob er sich stets für die Nacht auf.

Mehrfach verschob er seinen Rückflug nach Leipzig, dann hieß es doch Abschied nehmen. Inzwischen hatte Deutschland wegen Corona Abschied von immer mehr Grundrechten der Bürgerinnen und Bürger genommen. Dagegen wollte Hans M. Anfang August in Berlin demonstrieren. 

Doch die Demonstration  wurde verboten, obwohl eine andere Demonstration mit ähnlich vielen Teilnehmerinnen und Teilnehmern eine Woche zuvor genehmigt worden war, Hans M. wurde von der Polizei blutig geschlagen. Deswegen erstattete er Strafantrag, über seinen Bruder berichtete er mir: "Der steht immer noch unter Schock." Mich dagegen beneidete er: "Sei froh, dass du auf Madeira bist." Bin ich.  

Hans M. im März an der
Festung in Funchal:
Fertig machen zum
Schnorcheln. Foto: Tjaden

Dienstag, 27. Juli 2021

Alltägliches (LVI)

Findet man in keinem
Luxus-Schuppen.
Foto: Heinz-Peter Tjaden

Schlechte Zeiten für teure Schuppen

Madeira wird nie das Sylt des Atlantiks. Das wird in diesem Jahr noch deutlicher als sonst. Aus dem Tourismus-Ministerium hört man laut "Jornal da Madeira" von heute, dass sich auf der Insel immer mehr Touristinnen und Touristen einfinden, die lieber draußen etwas erleben wollen als sich im Hotel zu langweilen . Wenn aber jemand lieber wandert als an der Hotelbar Champagner zu schlürfen, dann erwartet er von seiner Unterkunft auch nicht viel mehr als ein bequemes Bett, ausreichende Sauberkeit und ein nahrhaftes Frühstück. 

Für die teuren Schuppen, die im Hotel-Viertel von Funchal stehen, sieht es 2021 also fast so schlecht aus wie sie von draußen aussehen.  Wer solch einen Kasten in die Gegend stellt, muss wohl kaum Architektur studiert haben. Kürzlich bin ich in Sao Martinho nach oben geschlendert, bis ich mich fragte, ob ich das Hotel, an dem ich vorbeikam, nicht schon einmal gesehen hatte.  War ich froh, als ich wieder am Atlantik war. Wenn der von einem dieser Hotel-Hinsteller gestaltet worden wäre, sähe er aus wie jedes andere Meer. 

Ich kenne solche Luxus-Hotels übrigens auch von innen. Dort sehen sie auch alle ähnlich aus. Diese große Ähnlichkeit von außen und von innen kann ungeahnte Folgen haben. Diese zum Beispiel: Ich lande, werde zu meinem Hotel gebracht, bringe meinen Koffer aufs Zimmer, nehme an der Pressekonferenz teil, mache anschließend einen Bummel und gehe in das Hotel, das neben meinem Hotel steht, mit der Schlüsselkarte, die man mir an der Rezeption aushändigt, öffne ich die Zimmertür, in dem Zimmer stehen mehrere noch nicht ausgepackte Koffer. Mir wird klar: Ich bin im falschen Hotel, gebe die Schlüsselkarte wieder ab und täusche einen weiteren Bummel vor. 

Auch deswegen wird Madeira nie das neue Sylt: Auf der Insel trifft man auch Rucksacktouristen, die in der freien Natur übernachten oder am Atlantik ein Nickerchen machen. Beliebt als Schlafplatz ist auch die Festung in Funchal.