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Montag, 15. August 2022

Alltägliches (232)

Für Maria ist der Fahrstuhl
nach oben nicht besetzt.

Mariä Himmelfahrt: Solch ein Verhältnis ist innig?

Dass der 15. August auf Madeira ein Feiertag ist, erfuhr ich, als ich die Seite einer Behörde aufrief und dort mitgeteilt bekam, dass die Behörde heute geschlossen ist. Soeben googelte ich den Grund für diesen Feiertag. Er lautet: Mariä Himmelfahrt. Das sagte mir nicht viel. Auf katholisch.de fand ich den Hinweis, dass im Mittelpunkt dieses Festes "die innige Beziehung Marias zu ihrem Sohn Jesus" stehe.

Da schoss mir wieder einmal der Gedanke durch den Kopf, dass die katholische Kirche eine gewisse Meisterschaft im Entwickeln von Märchen hat. Wenn wir davon ausgehen (was sehr schwer fällt wegen der vielen unterschiedlichen Darstellungen), dass in der Bibel das Leben von Jesus einigermaßen korrekt geschildert wird, stellen wir erst einmal fest, dass wir über seine Kindheit und Jugend so gut wie nichts erfahren. Es gibt da die Geschichte von Jesus als Kind im Tempel. Bei diesem Tempelbesuch soll er für Verwunderung bei den Gelehrten über seine Erkenntnisse gesorgt haben. Allerdings wird dafür kein einziges Beispiel genannt-und über die Eltern von Jesus liest man im Lukas-Evangelium mit großer Verwunderung, dass sie ihren Sohn nach der Reise nach Jerusalem erst gar nicht vermisst  haben: "Nach den Festtagen machten sich die Eltern wieder auf den Heimweg. Jesus aber blieb in Jerusalem, ohne dass sie es bemerkten. Denn sie dachten, er sei mit anderen Reisenden unterwegs." Der Junge soll zu jener Zeit 12 Jahre alt gewesen sein. 

Dann gibt es noch die Geschichte von einer Hochzeit, bei der der Wein knapp wird. Maria weist ihren Sohn darauf hin, er fragt sie laut Johannes-Evangelium: "Was willst du von mir, Frau? Meine Zeit ist noch nicht gekommen." Er nennt sie also nicht Mutter und verhält sich auch noch wie ein Flegel. So soll er sich auch benommen haben, als Maria und seine Brüder mit ihm sprechen wollten. Er ließ sie abweisen, ohne sie auch nur eines Blickes zu würdigen. 

Mein Verhältnis zu meiner Mutter sah anders aus. 

Montag, 11. April 2022

Alltägliches (211)

Der Bischof steht im Regen.
Foto: Heinz-Peter Tjaden
Die Zeugen Jehovas fragen-die katholische Kirche antwortet?

Das "Jornal da Madeira" hat auch religiöse Seiten, auf denen in diesen Tagen die Zeugen Jehovas fragen, ob es noch Hoffnung gibt (Die Antwort müsste lauten: In dieser Sekte stirbt die Hoffnung nicht einmal zuletzt, sondern nie. Trotz aller Irrtümer das Reich Gottes betreffend, sollen alle Zeugen Jehovas weiter hoffen, dass sich die Leitende Körperschaft irgendwann nicht mehr irrt. Wer diese Hoffnung aufgibt, darf sich nicht wundern, wenn er auch nicht mehr auf eine weitere Mitgliedschaft hoffen darf.) und der katholische Bischof von Funchal beklagt, dass Jesus immer weniger ernst genommen wird (Die Frage muss doch wohl lauten, wie ernst katholische Geistliche Jesus nehmen, wenn sie Kinder missbrauchen).

Wenn der katholische Bischof von Funchal auch noch vorschlägt, dass alle mehr auf Gott schauen sollten, dann vergisst er wohl, dass es Gott nach katholischer Lehre irgendwie dreimal gibt, wobei man derzeit feststellen muss, dass niemand von diesen dreien zur Ukraine schaut. Sind sie zu dritt, damit sie ungestraft wegschauen können, obwohl sie der Bibel zufolge dem Grauen ein Ende bereiten könnten?

Montag, 21. März 2022

Alltägliches (206)

Auf dem Kopf
von Miguel bricht
sich immer mehr
Haut Bahn.


Regierungschef von Madeira mit immer mehr Haut zwischen den Haaren


Miguel Albuquerque wird am 25. März eine Rede halten, die hoffentlich von allen Rundfunk- und Fernsehanstalten übertragen wird. Denn jünger werden wollen viele. Und wenn man, wie der Regierungschef von Madeira, 60 Jahre alt ist, lohnt sich eine Verjüngung mehr als bei einem 18-Jährigen, der zudem wohl kaum daran denkt, jünger werden zu wollen, weil er erst einmal älter werden will. 

Halten wird Albuquerque diese Rede im Hotel "Melia Madeira Mare Resort & Spa", das er als 60-Jähriger betreten und als 58-Jähriger wieder verlassen wird. Denn in diesem Hotel soll am Freitag eine so genannte "RClinic" eröffnet werden. Laut "Jornal da Madeira" (JM) von heute handelt es sich dabei um eine Klinik für "ästhetische Medizin, die Gesichts-, Körper- und Haarbehandlungen mit mehreren bahnbrechenden Dienstleistungen" anbietet. 

Der Regierungschef von Madeira wird sich sicherlich anfangs für eine Haarbehandlung entscheiden, da sich auf seinem Kopf immer mehr Haut in den Haaren Bahn bricht. Da er im nächsten Jahr noch einmal kandidieren will und bereits ein unglaubliches Programm für seine nächste Amtszeit angekündigt hat, wären wieder mehr Haare schon einmal ein verheißungsvoller Auftakt.

Ob auch Kirchenvertreter an der Eröffnung teilnehmen und nicht nur den "Panorablick über den Atlantik" (O-Ton JM) genießen werden, geht aus dem Zeitungsbericht nicht hervor. Sie könnten darauf verweisen, dass Jesus Jünger gehabt habe. Auch Bahnbrechendes könnte zur Sprache kommen. Die Behauptung, dass es sich bei der katholischen Kirche ebenfalls um eine Verjüngungsklinik handele, sollte von den Kirchenvertretern allerdings vermieden werden, denn die beiden noch lebenden Päpste sind bereits in einem Alter, in dem man nicht mehr jünger werden kann. 

Musik wird bei der Eröffnungsfeier auch gemacht. Bevorzugter Interpret ist dem Vernehmen nach Neil Young. Bei der Verkündung der Klinikpreise soll von dem Discjockey "Heart of Gold" aufgelegt werden, wobei mit Heart Gelbbörse gemeint ist. Der Song "For ever young" ist gleich wieder von der Playlist gestrichen worden. Denn wer für immer jung ist, muss sich nicht verjüngen lassen. 



Freitag, 24. Dezember 2021

Weihnachten 2021

"Jornal da Madeira"
2. Dezember 2021
Und es begab sich zu einer Zeit, als auf Madeira sogar Grashalme beleuchtet wurden

2. Dezember 2021-12 Uhr. "Da ist mächtig was schief gegangen", hätte Jesus beinahe den Erzengel Gabriel über den Haufen gerannt, als er seinem Vater zeigen wollte, was heute in der "Diario de Notícias" stand, denn es ähnelte sehr dem, was das "Jornal da Madeira" berichtete. 

Der Vater von Jesus lächelte milde, als er seinen Sohn derart aufgeregt auf sich zukommen sah, wieder ermahnte er ihn: "Denk daran, dass auch du schon über 2 000 Jahre alt bist. Lass es in deinem Alter endlich etwas langsamer angehen. Hast du eigentlich eine Ahnung, wo ich die Geschenke für Maria und Josef versteckt habe?"

Nicht zum ersten Mal ärgerte sich Jesus über die ruhige Art seines Vaters, die er sich angewöhnt hatte, nachdem er irrtümlicherweise - aufgeregt wie er war - Sodom und Gomorrha in Schutt und Asche gelegt hatte. Doch manchmal wäre er gern genauso wie sein Vater. Jetzt aber nicht.

"Auf Madeira feiert man meinen Geburtstag dieses Jahr mit mehreren 100 000 Lichtern an Bäumen, Palmen und Straßenlaternen. Man stellt Lichterbögen auf und beleuchtete Pyramiden."

Bei dem Wort Pyramiden erschrak der Vater von Jesus. Jedes Mal, wenn er dieses Wort hörte, dachte er an die Plagen, die er Ägypten geschickt hatte und bedauerte stets aufs Neue, dass er dergleichen getan hatte.  Doch lange bereute der Vater von Jesus nie etwas. Denn das Wichtigste war für ihn immer sein Sohn, mit dem er wieder einmal Großes vorhatte. 

2. Dezember 2021-19 Uhr. "Mein Sohn", sagte er, "nach deiner zweiten Session auf Erden wird sowas nie wieder passieren. Dann wirst immer du an deinem Geburtstag im Mittelpunkt stehen."

"Da bin ich aber gespannt", dachte Jesus an die vielen negativen Erfahrungen, die er bei seinem ersten Besuch auf Erden gemacht hatte. "Dass mit dem Kreuz lasse ich jedenfalls nicht noch einmal mit mir machen."

"Sei unbesorgt", sagte der Vater von Jesus. "Dieses Mal wird die Strafe angenehmer sein. Niemand wird dir ein Härchen krümmen. Der Fehler begann doch schon bei der Auswahl deiner Eltern. Ein Zimmermann und ein schwangeres junges Mädchen. Besonders beeindruckend war das nicht. Dieses Mal werden ein Fußballstar und eine Musikerin deine Eltern sein."

"Vergiss aber eins nicht."

"Und das wäre?"

"Ich muss aus dem Hause Davids kommen."

Der Vater von Jesus amüsierte sich sehr über seinen Sohn, der manchmal zu oft grübelte.

"Wirst du. Du wirst aus dem Hause von David Beckham kommen. Deine Mutter wird die Desgnerin und Musikerin Victoria sein."

"Die Namen sagen mir nichts."

"Das wird sich ändern. Einen Event-Manager habe ich für dich auch schon gefunden. Schon zu Lebzeiten wird er die Lichtgestalt genannt."

"Ich bin das Licht der Welt."

"Das jetzt auf Madeira an Bäumen und Palmen hängt? Mein Sohn, das hast du doch nicht gewollt. Sonst wärest du ja nicht so aufgeregt zu mir gekommen."

"Also. Sag schon. Wer ist es?"

"Franz Beckenbauer. Ebenfalls ein ehemaliger Fußballstar."

3. Dezember 2021-12 Uhr. Jesus bat sich einen Tag Bedenkzeit aus, denn das Wagnis eines zweiten Besuches der Erde schien ihm sehr groß zu sein. Doch der Erzengel Michael, der dafür zuständig war, solche Besuche vorzubereiten, hatte es an diesem Morgen so eilig wie gestern Jesus, weil in der "Diario de Notícias" zu lesen war, dass der Trainer von Benfica Lissabon ebenfalls Jesus hieß. 

"Doch es kommt noch besser", sagte der Erzengel Michael. "Heute Abend steht das Derby gegen Sporting Lissabon auf dem Spielplan. Alle reden darüber. Auch auf Madeira."

Da Jesus sich nicht daran erinnerte, jemals ein Fußballspiel gesehen zu haben, bat er den Erzengel Michael um weitere Erläuterungen hinsichtlich der Bedeutung des Fußballsportes.

"Das würde zu lange dauern", antwortete der Erzengel Michael, "ich würde dir lieber etwas zeigen."

"Dann zeig mal."

Was der Erzengel Michael Jesus zeigte, war eine App, von der Jesus so viel verstand wie vom Fußball. Damit hatte der Erzengel durchaus gerechnet.

"Wenn du einverstanden bist, dann preisen wir ab sofort diese App erst einmal in Portugal und auf Madeira und den Azoren an. Wer diese App hat, erfährt nicht nur alles über dieses Derby, er erfährt auch, dass es neben dem Trainer von Benfica Lissabon noch einen Jesus gibt."

"Neben?", zog Jesus seine Stirn in Falten. "Genügt es nicht, dass es auf der Erde jemanden gibt, der behauptet, er vertrete dort meinen Vater? Muss jetzt auch noch sein Sohn mit einem Fußballtrainer konkurrieren?"

"Sei doch nicht so empfindlich", versuchte der Erzengel Michael Jesus zu besänftigen, was ihm auch gelang, denn Jesus galt vielen auch als Lamm. "Es dient deiner Sache."

"Und wenn Benfica Lissabon verliert?", fragte Jesus. "Was dann?"

"Dann werden wir die Schuld bei dem anderen Jesus suchen", antwortete der Erzengel Michael. 

Jesus genehmigte die App, der Erzengel Michael bedankte sich und begab sich auf den Flug nach Lissabon. 

4. Dezember 2021 -11.50 Uhr. "Nur gute Nachrichten", jubelte der Erzengel Michael. "Benfica Lissabon hat im eigenen Stadion des Lichts 1 : 3 verloren. Sporting Lissabon machte Benfica das Licht aus, heißt es in den Medien. Sie werfen dem Trainer taktische Fehler vor. Die er am nächsten Mittwoch in der Champions League gegen Dynamo Kiew nicht wiederholen dürfe."

Jesus zweifelte zwar daran, dass es sich dabei um gute Nachrichten handelte, blieb sich aber treu und sah in allem wieder einmal nur das Gute. Das war dieses Mal das ausgemachte Licht.

"Ich werde für Benfica das Licht schon wieder anmachen", sagte Jesus. "Der Gedanke, ein zweites Mal die Erde zu besuchen, gefällt mir immer besser. Muss ich auch dieses Mal vorher in die Wüste?"

"Mach dir keine Sorgen", antwortete der Erzengel Michael. "Ich rede mit deinem Vater. Auf keinen Fall sollte er dir den Vatikan zumuten."

6. Dezember 2021-11.40 Uhr. "Wir haben ein Problem", eröffnete der Erzengel Michael die täglichen Beratungen zur Vorbereitung des Besuches von Jesus (BVBJ) mit leicht geknickten Flügeln. 

"Was für eins?", fragte Jesus. 

"Für deinen Besuch auf Madeira musst du gegen Corona geimpft sein. Außerdem brauchst du eine Testbescheinigung, die alle sieben Tage erneuert werden muss. Sonst darfst du fast nirgendwo rein."

"Dann halte ich meine Reden eben auf einem Berg. Berge gibt es doch auf Madeira?"

"Die gibt es. Aber wie willst du auf die Insel kommen?"

Jesus lächelte und nannte den Erzengel Michael einen Kleingläubigen, der wohl vergessen habe, wie er vor fast 2 000 Jahren nach der Kreuzigung zu seinem Vater zurückgekehrt ist. 

"Eine umgekehrte Himmelfahrt", strafften sich die Flügel des Erzengels Michael wieder. "Was für eine tolle Idee." 

7. Dezember 2021-10.50 Uhr. "Ritsche, ratsche, voller Tücke in die Brücke eine Lücke" zitierte der Erzengel Michael aus dem Gedächtnis, was Wilhelm Busch über die Streiche von Max und Moritz geschrieben hatte. "Dieser Streich ist gelungen. In der portugiesischen Sportzeitung `A Bola´ stimmt der Kunde in dem Cartoon von Luis Afonso ´Barba e cabelo" schon einen Abgesang auf den anderen Jesus an."

"Abgesang? Du meinst den Jesus von Benfica Lissabon? Diesen Trainer?"

Der Erzengel Michael holte die Sportzeitung aus der Tasche, die über seinem linken Flügel hing und las vor: "Erstes Bild, der Kunde: `Os Jogos até ao natal vao ser decisivos para Jesus.´ Zweites Bild, der Friseur: ´Percebo.´ Drittes Bild, wieder der Kunde: ´Se correr mal, quando chegarem os reis magos, Jesus é bem capaz de ja nao estar no presépio do Benfica.´"

"Wie hast du das denn geschafft?", bewunderte Jesus den Erzengel Michael nicht zum ersten Mal. "Der andere Jesus liegt also, wenn er bei Benfica nicht schnell wieder erfolgreich ist, Weihachten nicht mehr in der Krippe. Heißt das auch, dass die Menschen sich  in diesem Fall Weihnachten auch wieder auf meinen Geburtstag konzentrieren?"

Da war sich der Erzengel Michael alles andere als sicher. Doch er versprach: "Ich werde weiter mein Bestes tun. Dem Luis Afonso habe ich für sein Entgegenkommen einen Platz im Paradies versprochen. Das war doch in Ordnung?"

"War es."

9. Dezember 2021-12.10 Uhr. Der Erzengel Michael trug einen schwarzen Anzug, dazu eine schwarze Krawatte. Seine Flügel hatte er zur Altflügelsammlung gegeben. Doch Jesus war gut gelaunt. Das konnte der Erzengel Michael nicht verstehen.

"Warum so fröhlich?", fragte der Erzengel. "Benfica Lissabon hat gegen Dynamo Kiew gewonnen, und da Bayern München..."

Jesus gebot dem drohenden Redefluss des Erzengels Michael Einhalt.

"Ich habe mit meiner Mutter gesprochen."

"Du redest wieder mit deiner Mutter? Als sie während deines ersten Erdenbesuches  mit dir sprechen wollte und deine Brüder auch, hast du sie abgewimmelt, weil dir das, was du den anderen zu sagen hattest, wichtiger war als die Sorgen deiner Mutter und deiner Brüder."

"Alles vergeben und vergessen. Zum Glück. Obwohl meine Mutter deswegen beinahe katholisch geworden wäre."

"Erinnere mich bloß nicht daran", schlug der Erzengel Michael seine Hände vors Gesicht.

"Kein Irrtum irrt sich immer", philosophierte Jesus. "Wenn die katholische Kirche nicht versucht hätte, meiner Mutter beizubringen, dass sie Teil meines Körpers geworden ist, als ich zu meinem Vater zurückkehrte, wäre sie wahrscheinlich katholisch geworden.  Trotzdem glauben das immer noch viele Katholiken. Da der Jesus von Benfica Lissabon wieder erfolgreich ist, könnte ich doch bei meinem zweiten Erdenbesuch behaupten, dass ich Teil des Körpers von Jorge Jesus geworden bin."

Da fiel der Erzengel Michael in Ohnmacht und Jesus konnte nur hoffen, dass er noch vor Weihnachten wieder wach werden würde.

12. Dezember 2021. Maria Magdalena ist außer sich. Beinahe hätte sie Petrus sogar noch einen Fußtritt verpasst. Jesus bat Petrus, die Wohnung zu verlassen und begrüßte die Frau von Pontius Pilatus. 

"Was war denn los?", fragte Jesus die beiden Frauen, die auch in schweren Zeiten zu ihm gehalten hatten. 

"Der Heini hat schon wieder behauptet, dass Frauen keine Menschen sind", schimpfte Maria Magdalena. 

Die Frau von Pontius Pilatus dagegen schmunzelte nur. 

"Du darfst Männer nie zu ernst nehmen."

Maria Magdalena fing den Blick von Jesus auf und machte sich Sorgen um ihren Ehemann wie seit seiner Hinrichtung nicht mehr, über die es in der römischen Geschichtsschreibung nur einen Satz gab. 

"Anwesende natürlich ausgeschlossen", fügte die Frau von Pontius Pilatus sogleich hinzu. "Was damals wirklich geschehen ist, wissen doch nur wir drei. Und dein Vater natürlich."

"Wenn ich euch nicht hätte", stieg die Laune von Jesus wieder. "Ich schau jetzt mal nach dem Erzengel Michael. Vielleicht ist er wieder wach geworden."

Doch der Erzengel war immer noch nicht wieder wach.

13. Dezember 2021-19.21 Uhr. Wichtige Gespräche führte auch die Familie von Jesus erst einmal im engsten Kreise. In bequemen Sesseln saßen Maria, Josef, Maria Magdalena, die drei Brüder von Jesus, der Vater von Jesus und Jesus. Die Frau von Pontius Pilatus servierte Messwein und hielt sich im Hintergrund. Der Vater von Jesus zeigte sich erbost über den Event-Manager.

"Diese angebliche Lichtgestalt unterstand sich, einen Engel zu sich zu locken, dem er einen Vertragsentwurf mitgab. Vertragspartner wären die Lufthansa und du mein Sohn. Man bietet dir unendlich viele Bonusmeilen für den Spruch `Schon Jesus wäre mit uns zum Himmel gefahren´. Dann könnten die ja auch mit dem Spruch ´Mohammed hätte bei uns den Pilotenschein gemacht´werben."

Maria Magdalena kannte Mohammed nur flüchtig, seine zehn Ehefrauen traf sie ebenfalls nur selten, dennoch war sie sicher, dass Mohammed durchaus ein guter Lufthansa-Pilot gewesen wäre. Dafür sprachen nach ihrer Auffassung schon allein seine hochfliegenden Pläne für eine einzige Weltreligion. Diese Gedanken äußerte sie aber nicht laut, der Vater von Jesus bat um Abstimmung über den Vertragsentwurf per Handzeichen, der jüngste Bruder von Jesus beantragte eine schriftliche Abstimmung, weil er immer noch sauer auf Jesus war, der ihn nicht einmal besucht hatte, als er vor 2000 Jahren nach Tiberias umgezogen war. 

"Die Abkürzung über die Steine im See Genezareth  hattest du doch schon gefunden", hielt er aufs Neue seinem Bruder Jesus vor. 

Da die beiden anderen Brüder weniger nachtragend waren, wurde der Antrag auf schriftliche Abstimmung abgelehnt. So erging es auch dem Vertragsentwurf. Der Engel, der sich auf die Erde hatte locken lassen, sollte Franz Beckenbauer darüber unterrichten. In diesem Moment betrat der Erzengel Michael den Raum. Alle freuten sich. Das Familientreffen wurde unterbrochen.

16. Dezember 2021-12.45 Uhr. Ohne Flügel sah der Erzengel Michael noch besser aus als mit Flügeln. Ohne Flügel fiel er auf der Erde auch weniger auf. Aufmerksamkeit erregte er allerdings, weil er in vielen Ländern alle Frauenzeitschriften kaufte, die es gab-und das waren eine Menge. Diese Frauenzeitschriften legte er Jesus und seinem Vater vor.

"Zeitungen und Zeitschriften werden auf der Erde kaum noch gelesen", sagte er. "Aber diese Zeitschriften sind immer noch sehr beliebt. Ich weiß inzwischen auch, warum."

Da waren Jesus und sein Vater aber sehr gespannt.

"Weil sie über Hochzeiten und Scheidungen von Prominenten berichten. Auch Kochrezepte tragen zum Erfolg bei."

Nun waren Jesus und sein Vater noch gespannter.

"Wenn du bei deinem zweiten Erdenbesuch Aufmerksamkeit erregen willst, dann musst du dich entweder von Maria Magdalena scheiden lassen oder das Rezept verraten, das du bei der Speisung der 5 000 für die Brote und die Fische verwendet hast", sagte der Erzengel Michael  zu Jesus.

Jesus schloss eine Scheidung von Maria Magdalena sogleich aus. Über das Rezept wollte er nachdenken.

17. Dezember 2021-11.17 Uhr. Der Erzengel stöberte weiter in allem, was auf der Erde gedruckt wurde. Als er in Leipzig ein Antiquariat betrat, wünschte er sich eine halbe Stunde später, dieses Antiquariat nie betreten zu haben. Denn aus einem Stapel alter Bücher zog er einen Roman, der sich mit König David beschäftigte und von einem Juden geschrieben worden war. Erzählt wurde, was der Historiker Ethan ben Hoshaja, der in der Bibel zweimal erwähnt wird, erfuhr, als er den "Einen und Einzigen Wahren und Autoritativen, Historisch Genauen und Amtlich Anerkannten Bericht über den Erstaunlichen Aufstieg, das Gottesfürchtige Leben, sowie die Heroischen Taten und Wunderbaren Leistungen des David ben Jesse, Königs von Juda während Sieben und beider Juda und Israel während Dreiunddreißig Jahren, des Erwählten Gottes [!] und Vaters von König Salomo" verfassen sollte und sich dem Zwang widersetzte, der auf ihn auf der Suche nach der Wahrheit ausgeübt wurde. 

Wenn auch nur ein Zehntel der Geschichten, die man sich über König David erzählte, stimmte, dann müsste das Urteil immer noch vernichtend sein. Trotzdem wollte Jesus immer noch aus dem Hause David stammen? 

18. Dezember 2021-11.32 Uhr. "Das kläre ich sofort mit meinem Vater", sagte Jesus, als der Erzengel Michael seine Ausführungen beendet hatte. "Ich stamme also angeblich von einem Haus ab, das einen Mörder hervorgebracht hat, der auch noch seine spätere Ehefrau vergewaltigte. Und diesem Haus soll mein Vater prophezeit haben, dass es ewig herrschen wird."

Der Erzengel Michael bat Jesus, seinen Vater schonend zu behandeln, diese Prophezeiung habe er schon oft genug bereut.

"Außerdem hat dein Vater, als du zum ersten Mal auf der Erde warst, nicht darauf bestanden, dass du dich im Namen des Königs David zum Herrscher der Welt aufschwingst."

"Toller Trost. Dafür bin ich unschuldig hingerichtet worden."

Wenn Jesus etwas in den Kopf schoss, dann sah man ihm das an.

"Wie ist eigentlich dieser andere David, den mir auch mein Vater so sehr empfohlen hat?"

"Du meinst David Beckham?"

"Den meine ich."

"Der vergewaltigt keine Frauen und bringt auch keine Ehemänner um. Wenn der früher Fußball spielte, dann kamen die meisten Männer wegen seiner Ehefrau Victoria ins Stadion. Trotzdem wurde keinem dieser Verehrer auch nur ein Härchen gekrümmt."

Jesus liebte seinen Vater plötzlich wieder sehr.

"Was du über diesen David erzählst, spricht auch für meinen Vater. Bei dem anderen David hat er sich einfach nur versehen. Ich werde dieses Thema ruhen lassen."

19. Dezember 2021-19.10 Uhr. Jesus schlug sich mit der flachen Hand immer wieder an die Stirn. 

"Ich bin so dumm. So ein Esel."

Die Frau von Pontius Pilatus, die mit Jesus allein war, fragte Jesus, ob sie sich Sorgen machen müsse. Das verneinte Jesus und schalt sich weiter einen Dummkopf, für Sorgen sei es zu spät.

"Maria Magdalena hat mir ihr Tagebuch gezeigt. Aus Nazaret. Dort lernten wir uns kennen. Sie kannte sogar noch das Datum. 8. März 8 nach Christi Geburt. Sie lief mir über den Weg, als ich aus der Werkstatt meines Vaters kam. In Gedanken versunken, weil ich mit meiner Familie den Tempel in Jerusalem besuchen wollte. Ich erzählte ihr davon. Sie half mir bei der Vorbereitung."

"Verstehe", sagte die Frau von Pontius Pilatus. "Deswegen hast du die Schriftgelehrten im Tempel so sehr verblüfft."

"Das tut doch hier..."

Jesus fing sich gerade noch rechtzeitig.

"Du hast damit angefangen."

"Entschuldige. Was ich eigentlich erzählen wollte. Sie beschreibt in ihrem Tagebuch, wie wir uns über jedes Wiedersehen gefreut haben, wie wir uns küssten und herzten."

"Und?"

"Sie warf mir vor, dass inzwischen aus unserer Ehe die Luft raus sei."

"Ist nun mal so nach 2 000 Jahren."

"Auch, dass sie sich eher wie meine Schwester als meine Frau fühlt?"

Die Frau des Ponitius Pilatus hatte sich zu jener Zeit, als sie für Jesus eintrat, an der Seite ihres Mannes nicht einmal mehr wie eine Schwester gefühlt.

"Ich werde sie wieder häufiger herzen und küssen. Ich werde nicht länger ein Esel sein."

21. Dezember 2021-19.15 Uhr. Der Erzengel Michael schaute täglich nach, der Vater von Jesus ließ sich täglich berichten.  An der Wohnungstür von Maria Magdalena und Jesus hing das Schild

الرجاء عدم الازعاج

24. Dezember 2021-10.4o Uhr. Petrus, der manchmal noch sauer ist, weil Maria Magdalena beim ersten Erden-Besuch für Jesus oft wichtiger war als er, erfuhr es dieses Mal zuerst. Maria Magdalena und Jesus hatten hinter verschlossenen Türen ein neues Christkind gezeugt. "Es soll ein Mädchen werden", sagten Maria Magdalena und Jesus. Da wurde Petrus saurer denn er je war. Maria und Josef aber freuten sich: "2000 Jahre mussten wir warten. Aber nun werden wir doch noch Großeltern."   

Mittwoch, 20. Oktober 2021

Alltägliches (141)

"kicker"-Tabelle Gruppe E


Ob Jesus oder Darwin: Die Antwort lautet immer Benfica

"Benfica quer fazer história" ("Benfica will Geschichte schreiben")-oder: Ich kann sagen, was ich will. Ich sitze da mit dem "Jornal da Madeira" und stolpere über einen Fehler im Spielbericht FC Porto gegen AC Milan (1 : 0). Angeblich ist Atletico Madrid in der Gruppe  B Zweiter mit fünf Punkten, FC Porto Dritter mit vier Punkten. Beide Teams haben aber vier Punkte. 

Ein Gast der Taberna do Ariero in Sao Martinho bringt mir meinen Kaffee nach draußen, ich weise ihn auf den Fehler hin. Er sagt nur: "Benfica." Auch meine Freude über den Sieg von Sporting Lissabon teilt er nicht. Für ihn zählt nur Benfica. Wie für viele andere Fußballfans auf Madeira. 

Das Team löst jedoch nicht nur Begeisterung aus, manchmal ist auch Fürsorge im Spiel. So hat die Sportzeitung "A Bola" am Montag dem derzeitigen Tabellenführer in der portugiesischen Liga den Hinweis gegeben, dass der heutige Champions-League-Gegner Bayern München in hervorragender Form ist. Das dürfte Benfica Lissabon neu gewesen sein, wahrscheinlich ist man davon ausgegangen, dass Bayern München nur deshalb 1 : 5 in Leverkusen gewonnen hat, weil der Gastgeber, der nie mehr werden wird als in jedem Wettbewerb Zweiter,  Schlaftabletten aus dem eigenen Konzern nahm. 

Begeisterung und Fürsorge könnten etwas damit zu tun haben, dass der Trainer Jesus und ein wichtiger Spieler Darwin heißt. Religiös betrachtet ist der Trainer also für die Wunder da und der Stürmer, der auch schon von Vereinen aus der Fußballbundesliga umworben worden ist, für die wissenschaftliche Analyse des Spielgeschehens mit entsprechender Anpassung. Das könnte durchaus für den Punkt reichen, mit dem Jorge Jesus zufrieden wäre. 


Donnerstag, 14. Oktober 2021

Alltägliches (137)

Vorarbeiten für die 
Weihnachtsbeleuchtung.
Foto: Heinz-Peter Tjaden
In Funchal brennt viel Licht

Gestern habe ich meiner Vermieterin mitgeteilt, dass ich länger als ein Jahr in meiner Unterkunft bleiben möchte. Ich bin also auch nach dem 31. Januar 2022 noch auf Madeira. Und schon steigen in Funchal Arbeiter auf Leitern und verlegen Leitungen, um die City und den Hafen hell erleuchten zu lassen. 

Eine ähnliche Ehre ist mir auch schon Anfang des Jahres zuteil geworden. Als ich am 5. Januar ankam, erstrahlte die Stadt im Lichterglanze. Das war auch noch so, als ich am 27. Januar den Mietvertrag unterschrieb. Auch Anfang Februar brannte in Funchal immer noch viel Licht.

Natürlich ist mir bekannt, dass es Leute gibt, die andere Gründe für die helle Beleuchtung nennen. Ihren Behauptungen zufolge soll vor über 2000 Jahren an einem 24. Dezember in Bethlehem ein Kind geboren worden sein, das als Erwachsener Missstände anprangerte und unschuldig hingerichtet wurde. Vorher soll Jesus noch die katholische Kirche gegründet haben. Angeblich steht das so in einem Buch, das Bibel genannt wird.

Das steht dort aber gar nicht. Und noch eine Frage: Wenn jemand am 24. Dezember Geburtstag hat, bestellt man dann die Torte bereits im Oktober?  


 

Samstag, 26. Juni 2021

Alltägliches (XXXXIII)

Foto: Hans Michel

Nicht mehr lange katholisch

Madeira ist katholisch geblieben. Als die Franzosen behaupteten, Gott sei einer der Ihren, was dann unausgesprochen auch für seinen Sohn Jesus galt, blieb sie es. 

Madeira gehört zur Europäischen Union. Als Ursula von der Leyen als Protestantin, die sich  in der Sankt-Pankratius-Kirche zu Burgdorf zuhause fühlt, Kommissionspräsidentin wurde, spielte niemand auch nur einen Augenblick mit Austrittsgedanken. 

Madeira wird aber nicht mehr lange katholisch bleiben. Denn nun ist etwas Unverzeihliches geschehen. Bei katholischen Messen soll der Gaumen der Geistlichen und der Gläubigen nicht mit Madeira-Wein verwöhnt werden, sondern weiterhin mit Portwein, der seinen Namen nach der portugiesischen Hafenstadt Porto trägt, wo er gelagert wird, bis er reif genug ist für das Gedenken an Jesus in den katholischen Kirchen Madeiras.

Über das letzte Abendmahl, das Jesus mit seinen Jüngern kurz vor seiner Hinrichtung gefeiert haben soll, heißt es im Matthäus-Evangelium: "Als es Abend wurde, begab er sich mit den zwölf Jüngern zu Tisch. Und während sie aßen, sprach er: Amen, ich sage euch: Einer von euch wird mich verraten..." (Kapitel 26)

Das geschieht nun ein zweites Mal. In der Diözese Funchal. Berichtet heute "Diario de Notícias".  Die Schlagzeile heißt "Diocese compra Vinho do Porto em vez de Vinho Madeira" ("Die Diözese kauft Portwein statt Wein von Madeira"). Die Begründung lautet: "Trata-se de um vinho macio, encorpado e doce que simboliza o sangue derramado por Jesus." ("Es ist ein weicher, vollmundiger, süßer Wein, der das von Jesus vergossene Blut symbolisiert.")

In vielen deutschen Kirchen wird Traubensaft serviert, um Alkoholiker nicht vom Abendmahl auszuschließen. Was symbolisiert der?