Posts mit dem Label Kirche werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Kirche werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Samstag, 11. September 2021

Alltägliches (127)

Mein neues Fahrrad.
Aus dem Schlagloch in die Kirche

Der Taxifahrer schaut nach links, zeigt nach oben: "Dort ist Decathlon Sao Martinho." Ich stimme ihm zu. Er wendet auf der Estrada Monumental und biegt in eine Straße ab, die steil hinauf führt. 

"Ist ziemlich groß", sagt der Taxifahrer.

"Stimmt. Ich habe dort vorige Woche ein Fahrrad bestellt. Mein altes ist kaputt. Jetzt hole ich das Fahrrad ab."

"Haben Sie keine Angst, dass Sie vom Rad fallen könnten?"

"Nein."

"Aber einige Straßen auf Madeira sind sehr schlecht."

Ist mir bekannt. Aber in der Stadt, in der ich aufgewachsen bin, kann man von Straßen manchmal gar nicht mehr sprechen. Das sind eher Schlaglochsammelstellen. Der Taxifahrer merkt, dass mich nichts erschüttern kann, und sagt, dass er ebenfalls gern mit dem Rad unterwegs sei. Aber nur in flachen Gegenden. Ich empfehle ihm Hannover

"Dort ist es flach und man kann gut mit dem Rad fahren."

Sehr begeistert ist er nicht. Statt dessen scheint er sehr begeistert von der Kirche in Sao Martinho zu sein, die links oben steht. Sieht er mich dort schon in einem Sarg liegen, während die Gemeinde meinen Sturz vom Fahrrad mit Todesfolge beweint?

Meine erste Fahrt mit dem neuen Rad gestalte ich nach dem Motto "Runter kommt man immer". Das Häusermeer öffnet sich für den Atlantik, ich werfe von der Straße aus einen Blick in das Stadion von Maritimo und trinke im Supermarkt "Pingo Doce" einen Kaffee. Ein Mann spricht mich auf mein neues Rad an, bevor ich weiterfahre, sagt er: "Gott schütze dich." Nicht nur Begeisterung, auch Ermutigung sieht anders aus. 

Samstag, 21. August 2021

Betrifft Lesestoff

Japanisch kann doch jeder

Da meine liebe Geschichte aus Funchal "Cliente seguinte" und meine beiden Erzählungen über den verrückten Vogel Red, der in Funchal wegen Brandstiftung in einer Kirche angeklagt und von einem Pater entlastet wird, in Japan immer erfolgreicher werden, hat mir Amazon heute per mail mitgeteilt, dass ich nun für die Honorare aus Japan einen eigenen Zugang habe. 

Die Anmeldung ist für mich selbstverständlich ein Kinderspiel. Für Sie auch?

Betr. Lesestoff (II) Hier klicken


Freitag, 30. Juli 2021

Alltägliches (LVIII)

Die Maske und der Weihnachtsmann

Miguel Albuquerque glaubt weiter an die Maske und an die Ausgangssperre, weil er nicht an den Weihnachtsmann glaubt. Zitiert heute die "Diario de Notícias" den Präsidenten von Madeira. Dabei müsste Albuquerque wissen, dass es den Weihnachtmann gibt, denn 1897 ist der Assistent eines Untersuchungsrichters aus Manhattan von seiner achtjährigen Tochter gefragt worden, ob es den Weihnachtsmann gibt. Dieser Papa gab seiner Tochter den Rat, sich an die "New York Sun" zu wenden, denn in dieser Zeitung stehe immer die Wahrheit. 

Das tat die kleine Virginia und bekam auf ihren Brief zur Antwort: "Ja, es gibt den Weihnachtsmann, es gibt ihn so sicher, wie es die Liebe, die Großherzigkeit und die Treue gibt." Sie erschien am 21. September 1897 als Leitartikel von Francis C. Church.

Church hatte als Bürgerkriegsberichterstatter viel Elend gesehen, mit seinem Artikel wollte er verhindern, dass die Menschen noch trübsinniger wurden. Dieser Versuch war so erfolgreich, dass dieser Leitartikel bis 1950 Jahr für Jahr in der "Sun" erschien. Dann wurde die Zeitung eingestellt, doch seine Zeilen an die kleine Virginia überdauerten bis heute. 

Auch in diesen Corona-Zeiten haben wir bereits viel Elend gesehen, aber an den Weihnachtsmann glauben sollten wir weiterhin. Zumal der Autor Church heißt und in jeder Church noch ganz andere Dinge geglaubt werden.  Trotzdem würde Miguel Albuquerque wohl niemals sagen, dass er, weil er an die Maske und an die Ausgangssperre glaubt, nicht an die Heilige Katharina glaubt, nach der in Funchal ein Park benannt ist.  

Mittwoch, 7. Juli 2021

Alltägliches (XXXI)

Drei sind inzwischen
vorbestraft.

Die Insel ohne Montage
28. Mai 2021

Mit der Tauben-Bande aus der Altstadt von Funchal (drei sind inzwischen vorbestraft, das Wort "Schnellgericht" hat für sie eine neue Bedeutung bekommen) verstehe ich mich immer besser. Kaum habe ich die Tasse Kaffee abgestellt, hält eine Taube ihren Schnabel hinein, um festzustellen, ob der Kaffee die richtige Temperatur hat. Während ich mein Fahrrad an die Wand lehne, kostet diese Taube auch noch meinen Kuchen vor. 

Mit solch sympathischen Zeitgenossen kommt man natürlich schnell ins Gespräch. Heute hat es jedoch ein wenig gedauert, denn als ich ankündigte, erst am Montag wiederzukommen, stutzten die Tauben. Ich versuchte es mit dem vertonten Polizeiprotokoll des Verhörs eines Massenmörders, also mit "I don´t like mondays`, doch das half erst einmal nicht weiter. Deswegen brachte ich den Sonntag ins Gespräch. Das half. 

"Du meinst domingo", sagten sie. "Dieser Tag hat auch bei uns einen Namen, weil wir dann alle in die Kirche gehen. Schließlich haben wir einen eigenen Bischof."

"Und welche Tage haben auf Madeira noch einen Namen?", fragte ich. "Der Tag davor. Der heißt sábado. Da beten wir immer, dass Nacional Funchal und Maritimo Funchal nicht schon wieder ein Fußballspiel verlieren."

"Und was ist mit Montag?"

"Das ist segunda-feira."

Der Anführer der Tauben-Bande hat mittlerweile meinen Kuchen hinter meinem Fahrrad versteckt, die anderen Tauben haben meinen Kaffee ausgetrunken, ich melde Zweifel an.

"Der Montag müsste doch primeiro dia heißen. Primeiro für erster und dia für Tag."

"So ein Quatsch. Bei uns steht die Kirche an erster Stelle. Glaubt jedenfalls der Bischof."

Die Tauben gurren nicht, sie kichern. 

Einen habe ich aber noch.

"Ihr feiert auf Madeira doch auch Karneval. Was ist mit Rosenmontag?"

"Segunda-feira rosa", antworten die Tauben.

"Und am Aschermittwoch ist doch alles vorbei. Wie heißt der bei euch?"

"Keine Ahnung", antworten die Tauben, "da gehen wir alle zur Beichte."

Die Tauben bleiben kriminell.
Fotografiert am 7. Juli 2021. 





Mittwoch, 8. Januar 2020

Fünfte Reise (IV)

Kaffee trinken und einkaufen.
Wadenbeißer besiegt

Bei meinem zweiten Spaziergang habe ich den Wadenbeißer besiegt. Ob bergauf oder bergab: Man darf einfach nicht verkrampfen. Dann schmeckt auch der Kaffee gut. Den habe ich vor dem kleinen Einkaufsmarkt getrunken, der zu Fuß zehn Minuten entfernt ist. So kommt man hin: Nach links gehen, der Straße folgen, bis sie endet, auf der anderen Straßenseite befindet sich der Markt. Eine Tasse Kaffee kostet 85 Cent. 

Vor dem Einkauf bin ich erst einmal weitergelaufen. Damit der Wadenbeißer nicht meint, er könne zurückkehren. Eine Kirche hat auf Madeira jedes Dorf. Mindestens eine. Weinberge aber nicht. Die hat Estreito da Calheta genauso wie ein wunderschönes Bürgerzentrum. Wunderschön habe ich es auch gefunden, dass ich das Zentrum schneller erreichte als die Rentnerinnen und Rentner, die sich dort zu einem geselligen Beisammensein trafen.

Dann wurde es eng. Zwischen die Regale und mich passte in dem Einkaufsmarkt kein Blatt Papier mehr. Doch ich bekam fast alles, was auf meinem Einkaufszettel stand. Joghurt, Konfitüre, Brot, Margarine, Bier...Zigaretten und mit Schokolade gefüllte Mini-Croissants gab es nebenan.

Weitere Fotos

Fünfte Reise (V)

Freitag, 28. Dezember 2018

Ferien auf der Blumeninsel (III)

Felix schläft nur bei
offenem Fenster. 
Nur bei offenem Fenster

22. Dezember 2018. Hinten links schläft Felix aus Aachen. Aber nur bei offenem Fenster zur bis Mitternacht lauten engen Gasse. Dennoch ist er morgens um 9 Uhr an den Frühstückstischen im Innenhof fit genug, um Inge aus der Südstadt von Hannover zu sagen, was in den nächsten Stunden unbedingt besichtigt werden sollte.

Am Rathaus kommen diese beiden betagten Weltenbummler wie alle anderen Hotelgäste vorbei, wenn sie zu ihren Touren aufbrechen. Man kann aber auch hineingehen. Lena küsst dort den Schwan, derlei Sünden werden einem in der Kirche schräg gegenüber gleich wieder vergeben. Danach geht es weiter bergab zum Atlantik, vorbei an der Kathedrale Sé und an vielen kleinen Geschäften, Restaurants und Museen.

Ferien auf der Blumeninsel (IV)