Posts mit dem Label Kaffee werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Kaffee werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Freitag, 29. April 2022

Alltägliches (214)

Leckeres Eis gibt es
auch. Foto: Tjaden

What a wonderful world

Ich könnte natürlich sagen, dass ich heute keinen Kaffee trinke. Mache ich aber nicht. Wenn ich mein Fahrrad abstelle, was in Funchal gar nicht so einfach ist, weil es kaum Fahrradständer gibt, wird der Kaffee bereits auf den Tisch gestellt. 

Wenn ich an einem Obststand Bananen kaufe, nimmt der Verkäufer mir die Worte aus dem Mund und weist sich selbst darauf hin, dass ich auf Plastikbeutel verzichte.

Auch die morgendlichen Tavernen-Besuche rund 400 Meter von dem Haus entfernt, in dem ich wohne, sind inzwischen Heimspiele für mich. Denn dass der FC Porto portugiesischer Fußballmeister wird, kann niemand mehr bezweifeln. Inzwischen kläre ich die Gäste über die erstaunlichen Leistungen von Eintracht Frankfurt in der Europa League auf. So wird man zum anerkannten Fußballexperten.

Mir geht es also gut auf Madeira. Besonders, wenn ich unterwegs für meine Artikel, Betrachtungen und Fotos gelobt werde und jeden Samstag im Internet den Verfall einer Wochenzeitung in der Region Hannover verfolge, den es während meiner Zeit als Redakteur nicht gegeben hat. Das lag nicht nur an mir. Aber auch. 

I see skies of blue and clouds of white. 

Mittwoch, 7. Juli 2021

Alltägliches (XXXI)

Drei sind inzwischen
vorbestraft.

Die Insel ohne Montage
28. Mai 2021

Mit der Tauben-Bande aus der Altstadt von Funchal (drei sind inzwischen vorbestraft, das Wort "Schnellgericht" hat für sie eine neue Bedeutung bekommen) verstehe ich mich immer besser. Kaum habe ich die Tasse Kaffee abgestellt, hält eine Taube ihren Schnabel hinein, um festzustellen, ob der Kaffee die richtige Temperatur hat. Während ich mein Fahrrad an die Wand lehne, kostet diese Taube auch noch meinen Kuchen vor. 

Mit solch sympathischen Zeitgenossen kommt man natürlich schnell ins Gespräch. Heute hat es jedoch ein wenig gedauert, denn als ich ankündigte, erst am Montag wiederzukommen, stutzten die Tauben. Ich versuchte es mit dem vertonten Polizeiprotokoll des Verhörs eines Massenmörders, also mit "I don´t like mondays`, doch das half erst einmal nicht weiter. Deswegen brachte ich den Sonntag ins Gespräch. Das half. 

"Du meinst domingo", sagten sie. "Dieser Tag hat auch bei uns einen Namen, weil wir dann alle in die Kirche gehen. Schließlich haben wir einen eigenen Bischof."

"Und welche Tage haben auf Madeira noch einen Namen?", fragte ich. "Der Tag davor. Der heißt sábado. Da beten wir immer, dass Nacional Funchal und Maritimo Funchal nicht schon wieder ein Fußballspiel verlieren."

"Und was ist mit Montag?"

"Das ist segunda-feira."

Der Anführer der Tauben-Bande hat mittlerweile meinen Kuchen hinter meinem Fahrrad versteckt, die anderen Tauben haben meinen Kaffee ausgetrunken, ich melde Zweifel an.

"Der Montag müsste doch primeiro dia heißen. Primeiro für erster und dia für Tag."

"So ein Quatsch. Bei uns steht die Kirche an erster Stelle. Glaubt jedenfalls der Bischof."

Die Tauben gurren nicht, sie kichern. 

Einen habe ich aber noch.

"Ihr feiert auf Madeira doch auch Karneval. Was ist mit Rosenmontag?"

"Segunda-feira rosa", antworten die Tauben.

"Und am Aschermittwoch ist doch alles vorbei. Wie heißt der bei euch?"

"Keine Ahnung", antworten die Tauben, "da gehen wir alle zur Beichte."

Die Tauben bleiben kriminell.
Fotografiert am 7. Juli 2021. 





Freitag, 2. Juli 2021

Alltägliches (XXXXIV)

Nicht nur der Flughafen
wird immer lebendiger, 
die Statistiker werden
es auch.
 
Madeira muss anbauen

Das ist die beeindruckendste Statistik, die ich jemals gesehen habe. Jede Steigerungsrate geht bei den Prozentzahlen in die Tausende.  Veröffentlicht wird dieses Zahlenwerk heute im "Jornal da Madeira" auf Seite 15, die ich beim Kaffee trinken vor einer Taverne gleich herumgezeigt habe. Die Begeisterung war riesengroß. Wir waren uns einig: Wenn das so weitergeht, muss Madeira mehrere Inseln anbauen.

Als Vergleichsmonate für die Entwicklung im Tourismus-Sektor wurden der Mai 2021 und der Mai 2020 herangezogen. Das konnte nur sensationell klingende Zahlen nach sich ziehen: 4850,2 Prozent plus bei den Gästen, 4035,4 Prozent plus bei den Übernachtungen. Denn im Mai 2020 war die Insel wegen Corona dicht. Kein Restaurant war geöffnet, kein Café, kein Museum, kaum etwas hätte Touristinnen und Touristen nach Madeira locken können, bereits gebuchte Reisen mussten storniert, Flüge und Kreuzfahrten gestrichen werden. 

Nur ein Vergleich der Monate Mai 2021 und Mai 1421 wäre noch beeindruckender ausgefallen. Denn vor 700 Jahren soll sich ein Liebespaar auf die Insel verirrt haben, das zudem nicht lange zu zweit war. Sie stammte aus England und starb schon bald, er stammte aus Schottland und starb kurz darauf.    

Samstag, 10. April 2021

Alltägliches (XIX)

Wer kennt diese kriminelle
Taubenbande?

Überfall in der Altstadt von Funchal

Auf Madeira ist die Kriminalität gering. Jedenfalls bei den Menschen. Doch bei den Tauben scheint sie zu steigen. Heute Nachmittag hat mir eine gurrende Bande in der Altstadt von Funchal den Blätterteig gestohlen. Vorher wurde meine Kaffeetasse umgestoßen.

Der Tathergang: Ich bestelle in meiner Lieblingsbäckerei eine Tasse Kaffee und einen Blätterteig. Mit der Tasse und dem Blätterteig, der sich auf einem kleinen Teller auf einer Serviette befindet, begebe ich mich nach draußen. Ich stelle beides vor der Nachbartür auf die Stufe, die ich als Sitzplatz nutzen will. Während ich meine Maske an den Fahrradlenker hänge, landet hinter mir eine Taube, die wohl für ihre Bande die Lage checken soll. 

Ich setze mich, nehme die Tasse in die Hand und gönne mir einen Schluck. Bevor ich nach dem Teller mit dem Kuchen greife, stelle ich die Tasse vor mir auf die Pflastersteine. Die Taube stößt mit dem Schnabel meine Tasse um. Ich versuche zu retten, was an Trinkbarem noch zu retten ist, die Taube zerrt derweil an der Serviette und zieht so den Kuchen zu sich heran. Der Blätterteig fällt auf die Pflastersteine.

Nach wenigen Sekunden ist die gurrende Bande vollzählig. Bevor mir diese kriminelle Horde auch noch den restlichen Kaffee stiehlt, trinke ich die Tasse aus. Der Blätterteig befindet sich inzwischen außerhalb meiner Reichweite und wird von den gefiederten Kriminellen mit Genuss verzehrt. Nach getaner Straftat fliegt die Bande davon. 

Der nächste Überfall

Donnerstag, 18. März 2021

Alltägliches (XVI)

Dort lasse ich mir Zeit.

Für mich bezahlt der Supermarkt "Continente"

Eigentlich bin ich nirgendwo schneller als in einem Supermarkt. Durch die Gänge eilen, zur Kasse gehen, raus. Anders in Funchal. Dort lasse ich mir Zeit. Denn bei "Continente" schnell sein, kann teuer werden. Dann bezahlt man für eine Tüte Schoko-Croissants 1,07 Euro, für 0,3 Liter Bier 64 Cent, für sechs Becher Joghurt 1,99 Euro. Beispielsweise. Das sehe ich nicht ein. Denn bei "Continente" purzeln und steigen die Preise schneller als so manche Aktienkurse. 

Super preço lautet das Zauberwort, das Eile teuer und Spaziergänge zwischen den Einkäufen lohnend macht. Eine Stunde später kostet die Tüte Schoko-Croissants 67 Cent. Die nehme ich mit, Bier- und Joghurt-Preis sind unverändert. Nehme ich noch nicht mit. Wieder eine Stunde später hat auch der Joghurt einen Superpreis. 99 Cent für sechs Becher. Die Schoko-Croissants haben keinen Superpreis mehr. 1,14 Euro. Bier unverändert. Joghurt nehme ich mit. 

Dritter Einkauf. Bierpreis ebenfalls gesunken. 0,3 Liter kosten zwar immer noch 64 Cent, ein Liter aber 1,49 Euro statt 1,99 Euro. Inzwischen habe ich bei meinem Lieblingsbäcker in der Altstadt eine Tasse Kaffee für 80 Cent getrunken und ein Stück Kuchen für 60 Cent gegessen. Finanziert von "Continente". Bekomme ich nun auch noch das Toastbrot preiswerter, kostet mich auch die Busfahrt nichts mehr. 

Donnerstag, 18. Februar 2021

Alltägliches (IX)

Nur noch wenige Schritte
bis zu unserem Haus.

Petrus zieht den Nebelvorhang beiseite

Der Busfahrer bedankt sich bei mir dafür, dass ich meine Mund-Nase-Bedeckung nach dem Einsteigen auch über mein Kinn ziehe, Petrus schiebt den Nebelvorhang um halb eins über dem Atlantik weg, ich schlendere vor blauer Kulisse und ohne Mund-Nase-Bedeckung in die Altstadt, gehe in meine Lieblingsbäckerei und bekomme für 1,40 Euro eine Tasse Kaffee und einen leckeren Kuchen. Vor der Bäckerei setze ich mich vor einer Haustür auf eine Stufe, es dauert, bis die Tasse einigermaßen gerade steht. Die ersten Tauben lauern auf Kuchenkrümel. Doch der Kuchen ist so lecker, den teile ich mit keiner Taube. Ein junger Mann, der nebenan in einem Restaurant arbeitet, hebt den Daumen und sagt, dass er sich freue, mich wieder in der Altstadt zu sehen. Viel los ist dort immer noch nicht.

Nach einem Bummel durch die City von Funchal schlendere ich zum Katharinenpark und lese mit Blick auf den Hafen und das Ronaldo-Museum (Ronaldo hat gestern Abend mit Juventus Turin beim FC Porto 2 : 1 verloren)  "Bauern, Bonzen und Bomben" von Hans Fallada. Mir fällt ein, dass mir der Beststellerautor Johannes Mario Simmel ("Alle Mensch werden Brüder", "Es muss nicht immer Kaviar sein") vor Jahren einen Roman ähnlicher Qualität zugetraut hat und entdecke in dem Roman aus dem Jahre 1931 viele Parallelen zum Elend der heutigen Sozialdemokratie. 

Den Heimweg trete ich zu Fuß an. In einem kleinen Supermarkt kaufe ich ein. Ein deutsches Ehepaar stellt fest, dass die Packungen mit den Erfrischungsgetränken keine "Strohhalme" haben und entscheiden sich deswegen gegen den Kauf. Ich denke: Der Atlantik wird sich über die Vermeidung von Plastik freuen. 

Dienstag, 9. Februar 2021

Alltägliches (VII)

Taberna do Arieiro. Foto:
Heinz-Peter Tjaden

So kann man auch Portugiesisch lernen

"Sente-se em outro lugar."

Das Gebäude ähnelt einer Garage, ist aber ein Lokal  und ein Treffpunkt der Nachbarn, der Lieferanten und der Postboten. Ich trinke dort jeden Morgen meinen Kaffee, sitze draußen und lese - so gut ich das kann - die Lokalzeitung "Diário de Notícias". Heute ist es etwas kühler als sonst. 

Der Wirt bringt mir meinen Kaffee, mit der Tasse in der Hand wiederholt er immer wieder den oben zitierten Satz. Ich wiederhole immer wieder, dass ich ihn nicht verstehe. Schließlich setzt er die Tasse ab und kehrt in sein Lokal zurück. Zu Hause angekommen, frage ich mich, was der Wirt zu mir gesagt hat. Ich lasse mir von Google den Satz übersetzen. 

Die Übersetzung lautet: "Setzen Sie sich doch woanders hin."

Der Wirt hat sich also Sorgen um mich gemacht. Er wollte, dass ich meinen Kaffee in seinem Lokal trinke. 

"A estrada não continua."

Die Straße, in der ich wohne, gabelt sich. Zu unserem Haus geht es steil bergab. Ich komme auf die Weggabelung zu. Eine Autofahrerin hält neben mir an, lässt das Beifahrerfenster nach unten gleiten. Wiederholt den oben zitierten Satz immer wieder. Ich wiederhole immer wieder, dass ich sie nicht verstehe. Schließlich fährt sie weiter. Zu Hause angekommen, frage ich mich, was die Frau zu mir gesagt hat. Auch diesen Satz lasse ich mir von Google übersetzen. 

Die Übersetzung lautet: "Die Straße führt nicht weiter."

Die Autofahrerin hat sich also Sorgen um mich gemacht. Sie wollte, dass ich nicht vergeblich nach unten laufe und mich dann wieder hochquälen muss. 

Freitag, 15. März 2019

Vor Reise 3 (II)


Das ist sie.
Madeira und Burgdorf verleihen Red Flügel

13. März 2019. Madeira und Kaffee in Burgdorf (Region Hannover) verleihen Flügel-zumindest dem verrückten Vogel Red, dem ich schon im Dezember nach meinem ersten Aufenthalt in Funchal eine Erzählung gewidmet habe, die in Duisburg und in Funchal spielt. Bei meiner zweiten Reise nahm ich drei dieser Broschüren mit, eine für das Hostel, in dem sich Rucksacktouristen aus vielen Ländern so wohl fühlen wie ich, eine für einen Mitarbeiter der Tourist-Information und eine für die Stadtbibliothek. 

Im Kreise der Hostel-Gäste kündigte ich eine Fortsetzung an. Gestern Morgen endete die Geschichte auf Seite 20. Ich wusste nicht mehr weiter. Also fuhr ich nach Burgdorf und genehmigte mir zwei Tassen Kaffee. Und schon kam mir ein Pater in den Sinn, der schon in der ersten Folge eine wichtige Rolle gespielt hatte.

Die spielte er nun wieder. Nach meiner Rückkehr schrieb sich der Rest von "Immer Ärger mit Red Teil 2" wie von selbst und endete auch für mich überraschend. 

Drei Exemplare werde ich bei meiner dritten Reise im April mitnehmen.

Der Klick zur Bestellung für alle, die im April nicht auf Madeira sind. Für alle anderen natürlich auch.

P. S. In Funchal gibt es viele bemalte Haustüren. Dieses Bild stammt von Olga Drak aus Polen. Die Künstlerin lebt auf Madeira. Hier klicken

15. März 2019. Nun auch als Print erhältlich. Hier klicken