Montag, 30. August 2021

Alltägliches (LXXVI)

Die 4. Auflage

Kein Nomade, aber digital

Digitale Nomaden auf Madeira sind immer wieder Thema in den Medien, ich bin zwar kein Nomade aber auch digital. Seit vielen Jahren veröffentliche ich meine Bücher bei Amazon. Das ist denkbar einfach: Man klickt auf den Amazon-Seiten "Ihr Buch mit uns veröffentlichen" an, bekommen die Möglichkeit, ein e-book oder eine Printausgabe zu veröffentlichen, der Rest ergibt sich wie von selbst. Das Manuskript (ich bevorzuge bei der Datei das Format 15 mal 21 Zentimeter mit Rand) kann als PDF-Datei hochgeladen werden, für die Gestaltung des Covers gibt es mehrere Möglichkeiten.  

Die Honorarabrechnung erfolgt monatlich und man bekommt sein Geld pünktlich, was bei vielen Verlagen nicht immer üblich ist. Weiß ich aus Erfahrung. Für Politiker ist dieses System allerdings kaum geeignet, denn Plagiate werden sofort erkannt und werden nicht veröffentlicht.

Ich habe heute die 4. Auflage meiner lieben Geschichte "Cliente seguinte" bei Amazon hochgeladen. Die Kurzbeschreibung: "Nicht nur zur Entdeckung von Madeira zu Zeiten von Heinrich dem Seefahrer gehört eine liebe Geschichte, sondern auch zu meinem Umzug von Hannover nach Sao Martinho auf Madeira, wo ich seit Ende Januar 2021 in einer Wohngemeinschaft lebe.

In der ersten lieben Geschichte landen ein Schotte und eine Engländerin vor ungefähr 600 Jahren mit einem Schiff auf der Insel, in der zweiten lande ich im Dezember 2018 mit TUI fly in Funchal und lerne eine Frau kennen, von der ich bis heute vermute, dass sie die Unlogik erfunden hat. An der Erzählung hat sie mit geschrieben.

Zu dieser lieben Geschichte gehören auch Reisetagebücher und ein paar Leseproben aus meinem blog madeiraobserver.eu, der immer beliebter wird."

 

Sonntag, 29. August 2021

Alltägliches (LXXV)

Für Hannover 96 sind wir
sogar nach Berlin gefahren

Erst bei Braunschweig wieder zuhause

Auch mein Fußball-Portugiesisch verbessert sich, seit ich mich nicht mehr sonderlich für die Spiele von Hannover 96 interessiere. Denn sonst wäre es bei dem Wort "derrota" geblieben, was Niederlage bedeutet.  

Von "grande penalidade" hätte ich ohne Cristiano Ronaldo nie etwas gehört, ich hätte deshalb sogar die Rückgabe von Florent Muslija gestern im Spiel gegen Darmstadt für einen großartigen Elfmeter gehalten. Das Wort "vitória" für Sieg wäre mir nur einmal über die Lippen gekommen, das Wort "empate" für Unentschieden ebenfalls. 

Heute gratulieren die Medien dem "jogador" (Spieler) Cristiano Ronaldo zu seiner Rückkehr nach Manchester United, dort sei er von 2003 bis 2009 "feliz" (glücklich) gewesen und werde es hoffentlich auch bei den nächsten "jogos" (Spielen).  Während also der 36-Jährige "de volta para casa" (wieder zuhause) ist, wird Hannover 96 das erst am "final de temporada" (Ende der Saison) sein, und zwar danach zweimal pro Saison bei Eintracht Braunschweig. 

Aber bis dahin werden noch einige "treinadors" (Trainer) ihr "milagre azul" (blaues Wunder) erleben. 

Freitag, 27. August 2021

Alltägliches (LXXIV)

Jornal da Madeira,
27. August 2021
Zieht den Bayern die Lederhosen aus
Tire o lederhosen dos bávaros

Cristiano Ronaldo scheint im letzten Moment doch noch Juventus Turin zu verlassen. Der italienische Journalist Fabrizio Romano behauptet, Ronaldo habe seine Teamkollegen bereits informiert. Manchester City gilt als Favorit. Allerdings soll es noch Streit um die Ablösesumme geben. Juventus Turin verlange 25 Millionen Euro, Manchester City wolle keine Ablösesumme zahlen, heißt es. 

Für Bayern München wird sich Cristiano Ronaldo aber ganz bestimmt nicht entscheiden. Denn der 36-Jährige wird sich noch allzu gut an das Ausscheiden in der Champions League  gegen den FC Porto erinnern. Als Spieler von Bayern München könnte ihn dieses Ausscheiden sogar schon in der Gruppenphase ereilen, denn dann müsste er mit zwei Niederlagen gegen Benfica Lissabon rechnen. Ob die restlichen Punkte noch für das Weiterkommen reichen würden, dürfte mehr als fraglich sein.

Donnerstag, 26. August 2021

Alltägliches (LXXIII)

Bekommt keinen Stich mehr.

Liebe Mosquitos*innen,

nun bekommt ihr keinen Stich mehr. Seit heute gibt es auf meinem Balkon ein raffiniert gesponnenes Spinnennetz, das euch am Weiterflug in mein Zimmer hindern wird. Mir egal, wie viele eurer Männer zu euren Beerdigungen kommen. Sie hätten besser auf euch aufpassen sollen. 

Wo ich auch gehe, stehe, sitze und liege, sobald ich auf Madeira bin, summt ihr um mich herum. In wenigen Minuten sehen meine Beine und Arme aus wie eine Hügellandschaft, auf meinem Rücken bilden sich sogar kleine Berge, sobald ich mich schlafen lege, bilde ich mir ein, dass ihr von mir mehr Haut fordert. 

Wenn Fliegen um mich herum summen, bis sie auf mir landen, juckt mich das nicht. Ihr wisst schon, warum. Deshalb habe ich mit der Spinne vereinbart, dass wir gemeinsam Fliegen, die ihr ins Netz gehen, gleich wieder befreien. Dieses Entgegenkommen könnt ihr von uns nicht erwarten. 

Man hat mir erzählt, dass Madeira bereits vor Jahren den Kampf gegen euch aufgegeben hat. Aber nun habe ich eine Spinne auf dem Balkon und ihr seid nur noch Mahlzeiten.

Falls ihr mich nicht ernst nehmen solltet, weil ihr in der Überschrift Gender-Sprache vermutet, dann sei euch gesagt: Mit dem Sternchen will ich nur das Wörtchen "innen" betonen.  



Dienstag, 24. August 2021

Alltägliches (LXXII)

So spricht man
in Deutschland

Deutsch noch zu retten?

Bei meinem zweiten Aufenthalt auf Madeira bin ich von einer Russin gefragt worden, wie die aktuellen Standardsprüche junger Leute in Deutschland lauten. Mir fielen "Echt, krass, boah", "Alter, definitiv?" und "Hey, Alter" ein. 

Aus Deutsch könnte aber auch wieder mehr gemacht werden. Dazu müsste man auf die Kinder hoffen, die auf Madeira Deutsch lernen. Diese Kinder müssten nach der Schulzeit nach Deutschland auswandern. Die Chancen auf dem Arbeitsmarkt dürften groß sein. Denn die Konkurrenz beherrscht - siehe oben - die deutsche Sprache heute schon nur noch sehr bedingt und morgen wahrscheinlich noch bedingter. 

Vollständige Sätze mit mehr als fünf Wörtern werden in Deutschland immer seltener verstanden. So habe ich im November vorigen Jahres meine Unfallversicherung auf schriftlichem Wege gefragt, ob ich auch auf Madeira versichert wäre. Da ich darauf keine Antwort bekam, äußerte ich in einem zweiten Schreiben die Vermutung, dass dies nicht der Fall sei. Für diesen Fall teilte ich meine Kündigung mit. Ende Dezember bedauerte meine Versicherung meine Kündigung. Dass ich deshalb davon ausging, dass ich seit meinem Umzug nicht mehr versichert bin, stieß inzwischen bei meiner Versicherung auf mangelndes Verständnis. 

Nun werden Kinder, die derzeit auf Madeira Deutsch lernen, wahrscheinlich einwenden, dass sie nicht in Deutschland arbeiten möchten, weil es auf der Insel viel schöner ist, aber welche Alternative hätten sie in sagen wir einmal zehn Jahren, wenn sie das Gelernte anwenden wollten? Führungen mit Engländerinnen und Engländern machen, die ebenfalls Deutsch gelernt haben? 


Montag, 23. August 2021

Alltägliches (LXXI)

Hier stellt mein Nachbar
seine Wäsche aus.
Foto: Heinz-Peter Tjaden

Todeskampf auf fröhlicher Insel

Dies ist der zweite Bericht über unsere Wohngemeinschaft (drei Frauen, drei Männer, der Professor wohnt schon lange nicht mehr bei uns). Das Haus hat zwei Stockwerke, oben wohnt eine ältere Dame, mein Balkon-Nachbar ist ein junger Mann (grußloser Künstlertyp, niemand geht an den anderen schneller vorbei als er, alle trocknen ihre Wäsche auf dem Hof, er auf seinem Balkon). 

"Die Wände sind wie aus Pappe", hat gestern Abend in einem Fernsehkrimi eine Frau zu einem Mann gesagt. "Man hört hier jedes Geräusch." Diese Pappe ist auch bei unserem Haus verwendet worden. Besonders gut hört man jedes Geräusch aus dem Treppenhaus. 

Auch eines Morgens. Jemand röchelt. Die ältere Dame aus dem ersten Stock? Ich greife nach meinem Handy. Die Notrufnummer in Portugal lautet 112. Ich öffne meine Zimmertür. Mein Daumen berührt schon die 1. Doch das Röcheln kommt gar nicht aus dem ersten Stock.  Das Röcheln kommt aus dem Smartphone meines Balkon-Nachbarn.  Der Tod der Sängerin ist wohl nicht mehr zu vermeiden. 

Bei den Opern, die ich kenne, dauert sowas mehr als fünf Minuten. Moderne Opern dagegen kenne ich überhaupt nicht. Die scheinen nicht nur mit Todeskämpfen zu enden, sondern auch zu beginnen. Das Gejammer von nebenan hört jedenfalls nicht auf. Dann der Schock. Nun singt auch mein Nachbar. Ich schalte mein Radio ein. Eine Geige weint-und ich habe Madeira für eine fröhliche Insel gehalten. 



Samstag, 21. August 2021

Betrifft Lesestoff

Japanisch kann doch jeder

Da meine liebe Geschichte aus Funchal "Cliente seguinte" und meine beiden Erzählungen über den verrückten Vogel Red, der in Funchal wegen Brandstiftung in einer Kirche angeklagt und von einem Pater entlastet wird, in Japan immer erfolgreicher werden, hat mir Amazon heute per mail mitgeteilt, dass ich nun für die Honorare aus Japan einen eigenen Zugang habe. 

Die Anmeldung ist für mich selbstverständlich ein Kinderspiel. Für Sie auch?

Betr. Lesestoff (II) Hier klicken


Freitag, 20. August 2021

Alltägliches (LXX)

Der Papst beim ersten Probetraining.
Foto: KNA

Ronaldo und Messi gehören zum alten Eisen/Der Papst auch?

Das CR7-Museum in Funchal muss Trauer tragen. Cristiano Ronaldo gehört nicht zu den drei Nominierten für die Wahl des UEFA-Spieler des Jahres. Nach einem Jahrzehnt des Platz 1 bis Platz 3-Abos reichte es für den 36-Jährigen nur noch zu Platz 9. Ronaldos Dauerkonkurrent Lionel Messi verfehlte die Nominierung wesentlich knapper. Der 34-jährige Argentinier kam auf Platz 4. Dennoch erklärte das "Jornal da Madeira" die Epoche der beiden Spieler für beendet.

Der Papst, der sich vor zwei Tagen bei einer Generalaudienz gefragt hat, ob für Katholikinnen und Katholiken die zehn Gebote überhaupt noch gelten, scheint sich inzwischen auch zu fragen, ob sich diese Ungültigkeit auch auf die Gesetze der Biologie erstreckt. Das fragt er sich offenbar nicht nur als Oberhaupt der katholischen Kirche, sondern wahrscheinlich noch viel mehr als weltweit bekannter Fußballfan argentinischer Abstammung. 

"Sollte Gott wollen, dass im nächsten Jahr auch wieder ein Argentinier zu den drei Nominierten gehört, dann würde der Heilige Vater diesem Ruf folgen", heißt es im Vatikan hinter vorgehaltener Hand. 

Kurzentschlossen hat der Papst im Vatikan einen Besucher, dessen Name unbekannt ist, bereits zu einem ersten Probetraining eingeladen. Zumindest beim Tischfußball bewies der 84-Jährige schon einmal seine defensiven und seine offensiven Qualitäten, die er demnächst auch auf dem Rasen bestätigen will. Die Diözese Funchal kündigte inzwischen an, dass sie sich Gedanken darüber machen werde, wen Gott als Ersatz für Cristiano Ronaldo vorgesehen haben könnte. Mehr als mit einem Bischof könne man allerdings nicht dienen.

 


Donnerstag, 19. August 2021

Alltägliches (LXIX)

Jornal da Madeira
19. August 2021

Die erhitzten Corona-Viren

Die Sonne brennt vom Himmel, die Quecksilbersäule steigt auf 37 bis 38 Grad, Felder und Wälder auf Madeira werden nass gespritzt, damit sie nicht in Brand geraten - und alle Virologen haben hitzefrei.

Das Corona-Virus macht bei Hitze nämlich gar nicht schlapp, es verändert sich und fliegt bei sehr hohen Temperaturen wahrscheinlich noch weiter als bei nicht so hohen. Auf Madeira klettert die Zahl der neu registrierten Corona-Kranken auf den Stand von März 2021, obwohl nach offiziellen Angaben schon fast 70 Prozent der Bevölkerung zweimal geimpft worden sind. 

Ende August soll die Herden-Immunität erreicht sein. Doch die Alltagsmaske soll erst bei 80 Prozent Geimpften fallen. Meldet heute das "Jornal da Madeira". Die Alltagsmaske ist zumindest im Freien aber schon gefallen. Täglich begegnen mir immer weniger Menschen, die Nase und Mund mit einem Stück Tuch bedecken.  Mund- und Nase-Bedeckung kann man erstens bei diesen Temperaturen  kaum aushalten und ist zweitens an der frischen Luft immer und überall überflüssig. 


Montag, 16. August 2021

Alltägliches (LXVIII)

Jornal da Madeira,
16. August 2021
Jugend ist immer nur vorübergehend

Jugend ist immer nur vorübergehend. Deshalb könnte die derzeitige Beliebtheit von Madeira gerade bei jungen Leuten auch nur vorübergehend sein. Laut "Jornal da Madeira" kommen jetzt sogar schon junge Leute aus Ländern, die sich bisher hier haben nicht blicken lassen. Für die wünscht sich beispielsweise António Trindade aus Porto Bau: "Die Insel sollte von einem alternativen Reiseziel zur ersten Wahl werden."

Bereits erste Wahl bei Jugendlichen ist, wenn man den Medien glauben darf, Porto Santo. Was der Regionspräsident Miguel Albuqerque allerdings für ein Problem hält, denn junge Leute neigen auch zu privaten Partys, bei denen das "Jornal da Madeira" sogar Fotos macht, auf denen man glücklicherweise aber niemanden erkennen kann. "Das ist schwierig", sollte  der Insel-Präsident Miguel Albuquerque  nicht zu diesen Feiern sagen, sondern zu solchen Veröffentlichungen, denn die nächsten Fotos könnten deutlicher sein. 

Wenn man dann auch noch aus dem "Jornal da Madeira" erfährt, dass die Insel-Regierung über eine Verlängerung der Ausgangssperre nachdenkt, könnte die Furcht wachsen, dass herumlungernden Fotografen deutlichere Schnappschüsse gelingen.  

Samstag, 14. August 2021

Alltägliches (LXVII)

 

Zäune wie diesen findet man
zuhauf am Persischen Golf.
Ein bisschen Scheich muss sein

Dubai ist die größte Stadt der Vereinigten Arabischen Emirate, Funchal ist die größte Stadt auf Madeira. Da kann ein bisschen Scheich an der Estrada Monumental nicht schaden. Zumal der Unterschied zwischen den Einwohnerzahlen lediglich 3 Millionen beträgt. 

Die Investitionssumme für dieses Projekt ist übrigens wesentlich höher. Sie liegt laut Konsortium Socicorreira-AFA bei 45 Millionen Euro.

Allerdings darf man nicht bei jedem Scheich hinter den Zaun gucken. Das ist auch in der Estrada Monumental so. 

Aber: Gibt es in Dubai auch
solche Wiesen?
Fotos: Heinz-Peter Tjaden


Freitag, 13. August 2021

Alltägliches (LXVI)

Was kommt nach ihr?

Wahlkampf im Boxring

Meines Wissens ist die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel nur einmal auf Madeira gewesen, sie kam auch nicht, um die Schönheit der Insel zu genießen, sondern um der Inselregierung zu bescheinigen, dass sie Geld von der EU sehr schnell in den Bau schneller Straßen gesteckt hatte. Danach war Merkel schnell wieder weg, wie in ihrer Amtszeit so manche Ministerin und so mancher Minister, denen sie als Entlassungsgrund ihr "vollstes Vertrauen" ins Zeugnis geschrieben hatte. 

Obwohl Merkel nur einmal auf Madeira gewesen ist, scheint sie auch hier zu Insel einen gewissen Bekanntheitsgrad zu genießen. Darum beneide ich sie ein wenig. Ich bin im Dezember 2018 das erste Mal auf Madeira gewesen. Daran würde sich kaum jemand noch erinnern, wenn ich nicht wiedergekommen wäre. Angela Merkel muss also etwas an sich haben, was mir fehlt. Das ist nun auch ein ausführlicher Bericht in der Lokalzeitung. 

Das "Jornal da Madeira" (JM) titelte heute "Sondagem revela cenário incerto na sucessao de Merkel". Was nach Merkel komme, sei ungewiss: "Etwas mehr als einen Monat vor den Bundestagswahlen in Deutschland zeigt die jüngste Umfrage, dass die Nachfolge von Bundeskanzlerin Angela Merkel ungewiss bleibt und Konservative, die als Favoriten gelten, an Boden verlieren."

Das ist zwar nicht bei allen Umfragen so, aber in der Tendenz richtig. Armin Laschet, Kanzlerkandidat von CDU und CSU, werde darauf wohl mit einem harten Wahlkampf reagieren. Die Tatsache, dass "ein Boxtrainings-Zentrum für junge Leute in der Stadt Frankfurt ...der Standort (war), den der Führer der deutschen Konservativen gewählt hat, um den Marathon der Wahlkampfauftritte zu starten", wertet JM als Versuch, wieder Stärke zu zeigen: "Der CDU-Chef stieg in den Ring, zog blaue Boxhandschuhe an und versetzte dem Trainer einen Rechts- und einen Linksstoß."

 

Donnerstag, 12. August 2021

Alltägliches (LXV)

Hans M. im August
in Berlin: blutend
am Boden. Foto: privat
In Funchal schnarchen-in Berlin bluten

Im 29 Madeira Hostel haben wir ab Anfang Januar in einem Mehrbett-Zimmer die Städtepartnerschaft zwischen Leipzig und Hannover gepflegt: Im Bett über mir schnarchte Hans M. so laut, dass ich mich auf den Sonnenaufgang freute. Wir erkundeten Funchal und die Umgebung. In der Altstadt von Funchal tranken wir Kaffee, an der Festung tauchte der 40-Jährige im Wasser unter. Aus Meerestier-Kreisen verlautete, dass Hans M. beim Schnorcheln nicht geschnarcht hatte. Das hob er sich stets für die Nacht auf.

Mehrfach verschob er seinen Rückflug nach Leipzig, dann hieß es doch Abschied nehmen. Inzwischen hatte Deutschland wegen Corona Abschied von immer mehr Grundrechten der Bürgerinnen und Bürger genommen. Dagegen wollte Hans M. Anfang August in Berlin demonstrieren. 

Doch die Demonstration  wurde verboten, obwohl eine andere Demonstration mit ähnlich vielen Teilnehmerinnen und Teilnehmern eine Woche zuvor genehmigt worden war, Hans M. wurde von der Polizei blutig geschlagen. Deswegen erstattete er Strafantrag, über seinen Bruder berichtete er mir: "Der steht immer noch unter Schock." Mich dagegen beneidete er: "Sei froh, dass du auf Madeira bist." Bin ich.  

Hans M. im März an der
Festung in Funchal:
Fertig machen zum
Schnorcheln. Foto: Tjaden

Mittwoch, 11. August 2021

Alltägliches (LXIV)

Ganz Paris träumt mit einer Heulsuse

Wochenlang haben sich die Medien mit Wechsel-Gerüchten die Zeit vertrieben, bei denen es um Cristiano Ronaldo ging. Deshalb übersahen sie eine höchst raffinierte Heulsuse, die fast so alt ist wie Ronaldo und ebenfalls gut Fußball spielen kann, was bekanntlich für Millionen-Gehälter reicht. 

Wenn Lionel Messi beim FC Barcelona geblieben wäre, hätte er weiter ein Millionen-Gehalt bekommen, aber nicht mehr ganz so viele Millionen wie vorher. Deshalb brach er bei einer Pressekonferenz in Tränen aus, Unvorstellbares sei geschehen, er müsse den Verein verlassen, den er so sehr liebe und mit dem er so viele Erfolge erzielt habe. Alle waren gerührt und bedauerten diesen armen 34-Jährigen und bangten mit ihm um seine finanzielle Zukunft.

Doch bange sein musste allen nur kurze Zeit. Die Tränen flossen nicht lange. In Paris sicherte sich Lionel Messi so viele Banknoten, dass er jedes seiner Augen wieder trocknen konnte. Die Fans träumten sogleich mit der Heulsuse, dass sie nie wieder würde weinen müssen, während der Verein, bei dem Ronaldo auf Madeira als kleiner Fußballer angefangen hat, inzwischen in der 2. Liga Fußball zum Heulen spielt.  

Montag, 9. August 2021

Alltägliches (LXIII)

Das muss
reichen.

Eintracht eliminado

Diese Überschrift auf Seite 37 des Sportteils des "Jornal da Madeira" sagt natürlich jedem Fußballfan auf Madeira etwas. Denn auf einer Insel, auf der Cristiano Ronaldo geboren ist, wimmelt es nur so von Experten, die sich im internationalen Fußball bestens auskennen. Mehr als diese Überschrift und 16 Zeilen über den DFB-Pokalsonntag brauchen die nicht, um zu wissen, was sich in diesem Wettbewerb getan hat.

Eintracht Frankfurt ist also von Waldhof Mannheim mit 2 : 0 aus dem Pokal geworfen worden, außerdem erfährt man, dass Mainz 05 und der 1. FC Köln in Elversberg und Jena ins Schwitzen gekommen sind. Die Ergebnisse werden aber nicht verraten. Schwer getan habe sich ebenfalls Wolfsburg in Münster. Zur Belohnung gibt es auch das Ergebnis: 3 : 1 nach Verlängerung und die Anmerkung, dass auch Preußen Münster eigentlich kein erstklassiger Verein ist. 

Sonntag, 8. August 2021

Alltägliches (LXII)

"Wings of ocean" im April vor der Ruine.
Foto: Heinz-Peter Tjaden

Diese Ruine in der Altstadt von Funchal stinkt vielen

Dieses verfallene Haus in der Altstadt von Funchal stinkt immer mehr Leuten: Während des Erdbebens im Frühjahr vorigen Jahres sind Steinbrocken vom Dach gefallen, verletzt wurde glücklicherweise niemand, bei einer Aktion der Umweltschutzorganisation "Wings of the ocean" im April haben sich die Bretter, mit denen eines der Fenster zugenagelt worden ist, gelockert. Ein Obdachloser entfernte sie, kletterte in das Innere der Ruine und richtete sich dort einen Schlafplatz ein. 

Aber: Dieser Obdachlose schläft dort nicht nur, er verrichtet in der Ruine auch seine Geschäfte. Die angelockten Fliegen summen fröhlich um diese Mahlzeiten herum, während sich Restaurant-Gäste keine zwei Meter entfernt andere Mahlzeiten schmecken lassen.

Aus dem Rathaus verlautet, dass demnächst das offene Fenster wieder zugenagelt werden soll. Das allein sollte es aber nicht gewesen sein. 

22. September 2021. Alles ist schlimmer geworden

Freitag, 6. August 2021

Alltägliches (LXI)

Liebe Mithündinnen, liebe Mithunde, 

nun schaut erst einmal nach links. "Niedlich", werdet ihr sagen, "hoffentlich finde ich auch so ein Frauchen." Doch diese Aktion von "Protection society of domesticated animal" und "Diaro de Notícias" könnte für euch auch schlimm enden. Mit einem Herrchen, wie ich es gehabt habe.

Keine Bange, am ersten Tag wird er nicht gleich kommen, dieser Heini am anderen Ende der Leine plant genau, was er euch antun will. Dafür braucht er Zeit. Da jedoch diese Tiervermittlungsaktion bis zum 23. August dauert, hat er genug davon. Zu nächtlicher Stunde wird er sein Opfer erst einmal ausspähen oder er wird so dreist sein und euch abfangen, bevor ihr überhaupt die Chance bekommt, ein nettes Frauchen oder Herrchen zu finden.

Bei mir ist das so gelaufen: Mein Frauchen geht zum Tierheim, wo sie einen Zettel an das Schwarze Brett heften will, weil sie mich hübschen Jagdterrier nicht mehr ernähren kann. Er lässt sie gar nicht erst ins Tierheim, sondern zeigt geheucheltes Interesse an mir. Sie fällt darauf herein, vereinbart ein Treffen mit ihm, und ich laufe in die Falle. Anfangs habe ich diesen Heini am anderen Ende der Leine sogar nett gefunden.

Bis wir in seiner Wohnung waren. Obwohl Jagdterrier viel Auslauf brauchen, war diese Wohnung nur gut 40 Quadratmeter groß, das hätte mich nicht gestört, wenn er mir im Wohnzimmer das Sofa überlassen hätte, doch das nahm er sofort in Beschlag, um sich im Fernsehen ein Fußballspiel anzuschauen. Das grenzte schon an Terrierquälerei, denn ich liebte Bälle, bis ich sie völlig zerfetzt hatte. Den Ball im Fernsehen bekam ich aber gar nicht zu fassen. Vor Wut hätte ich am liebsten in die Fernbedienung gebissen. Doch das durfte ich so wenig wie auf dem Sofa liegen.

Für die Nacht wies er mir ein so genanntes Körbchen zu, das viel kleiner war als das Sofa. Dort sollte ich schlafen, während er es sich in einem so genannten Bett bequem machte, das noch größer war als das Sofa. Ich nutzte die Nacht, um mich in der Wohnung umzusehen. Die leckeren Sachen lagerte er in einem so genannten Kühlschrank, den ich nicht öffnen konnte. Außerdem teilte er mir am nächsten Morgen mein Fressen zu. In einem so genannten Napf. Er dagegen hatte Teller, Tassen, Gläser.

Auch bei unserem ersten gemeinsamen längeren Spaziergang schikanierte er mich. Er bestimmte, wo es lang ging. Zudem hatte er ein Fahrrad, ich nicht. Dass alle mich niedlich fanden und niemand ihn ebenfalls niedlich fand, tröstete mich nur wenig. Dann kam die günstige Gelegenheit. Während er von seinem Fahrrad stieg, um in einem Supermarkt für sich etwas einzukaufen, lief ich weg. Meine Pfoten trugen mich bis zu dem Tierheim, vor dem er mein Frauchen abgefangen hatte. Dort fanden mich einige Besucherinnen und Besucher so niedlich, dass sie mich gleich mitnehmen wollten. Aber ich landete wieder bei diesem Heini am anderen Ende der Leine. 

So lief das über viele Jahre, bis ich in den Hundehimmel kam. Bei meiner Ankunft wurde mir versichert, dass Menschen hier nicht rein dürfen.

Nun schaut noch einmal nach links: Das bin ich, Mike Tjaden, Jagdterrier, dieses Auto fahren durfte ich auch nicht. Ich wünsche euch ein final feliz.
   

 

Donnerstag, 5. August 2021

Alltägliches (LX)

Wirbt für Urlaub auf
Madeira.

Über Reisen ins Ausland während der Corona-Pandemie

Madeira hat ein neues Markenzeichen, das bei jeder Veranstaltung auftaucht und nicht unumstritten ist, wobei für Grafiker gilt, heftige Diskussionen über ein Logo sind immer noch besser als betretenes Schweigen. 

Manchmal allerdings wäre auch Schweigen gut. Warum jetzt auf Madeira Stimmen laut werden, die wegen der Corona-Pandemie der Inselbevölkerung von Reisen ins Ausland abraten, erscheint rätselhaft, denn wenn beispielsweise Engländer nach Madeira fliegen, sind das auch Reisen ins Ausland. Für diese Auslandsreisen hat die Regierung von Madeira bei Einführung der neuen Marke auf rund 100 Taxis geworben, die in London unterwegs sind.

Wer "kommt her" sagt, der sollte auch "fahrt hin" sagen.   

Montag, 2. August 2021

Alltägliches (LIX)

Bisher von mir
übersehen. Foto: Tjaden
Absperrung lässt Gedenkstein aus dem Schatten treten

Im Katharinenpark von Funchal führt ein Gedenkstein ein Schattendasein- für mich aus dem Schatten getreten ist er heute wegen einer Absperrung. Erinnert wird an die rund 2 000 Flüchtlinge aus Gibraltar, die im Juli und August 1940 Zuflucht auf Madeira gefunden haben. 

Obwohl auch Portugal in jener Zeit von einem Diktator regiert wurde, der mit Hilfe der katholischen Kirche ein Ein-Parteien-System installiert hatte, war António de Oliveira Salazar kein Freund Adolf Hitlers, beide hatten allerdings einen gemeinsamen Freund: den italienischen Diktator Benito Mussulini. Das ist irgendwie portugiesisch, denn Portugal ist ein Land der Widersprüchlichkeiten. 

Als Hitler den Zweiten Weltkrieg anzettelte, fürchtete Großbritannien um seine Leute auf Gibraltar und brachte sie erst einmal nach Casablanca. Für alle überraschend entschlossen sich aber Salazar und der Ebenfalls-Diktator Francisco Franco, der nicht ganz ohne Zutun von Adolf Hitler an die Macht gekommen war, zur Neutralität. In Französisch-Marokko waren die Flüchtlinge aus Gibraltar inzwischen nicht mehr sicher, also erinnerten sich die Briten wieder an Madeira als Zufluchtsort. Der portugiesische Diktator Salazar stimmte zu.

Auch verfolgte Juden flüchteten damals nach Portugal, denn auch den Judenhass Hitlers teilte Salazar nicht.