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Montag, 21. Juni 2021

Alltägliches (XXXIX)

Kein Saco an diesem Obststand.
Foto: Heinz-Peter Tjaden
Nicht zackig genug-oder: Portugiesisch auf Madeira

Bei meinem ersten Besuch auf Madeira im Dezember 2018 bin ich an der Supermarkt-Kasse noch zu langsam gewesen. Meinte ich, weil mir die Kassiererin ein "Zacko" zurief. Also legte ich meinen Einkauf so schnell wie möglich auf das Band und beeilte mich auch sonst. 

Auch den nächsten Kunden begrüßte die Kassiererin  mit "Zacko". Der bekam einen Plastikbeutel. Ohne es zu ahnen, hatte ich meine erste Lektion in Portugiesisch bekommen, und zwar in dem Portugiesisch, das man auf der Insel spricht. Denn "Zacko" schrieb sich "Saco" und würde, wenn die Inselbewohnerinnen und Inselbewohner nicht vieles abkürzen würden, Plastikbeutel bedeuten-Saco de plástico nämlich.

Die Vorliebe für Abkürzungen kennt viele Möglichkeiten und mit den Silben, die eingespart werden, könnte man Romane für mehrere Bibliotheken schreiben: Chal für Funchal, grad statt obrigado oder obrigada, tard für bo tarde...Ein Brasilianer auf Madeira verstünde kaum einen Satz.

Bei meinem zweiten Aufenthalt im Februar 2019 hat mich "Zacko" an der Supermarkt-Kasse nicht mehr beeindruckt, ich nahm nie einen. Dafür wurde ich sogar immer häufiger gelobt.  Nun wohne ich auf Madeira, habe mir ein Fahrrad und einen Rucksack gekauft, die Kassiererinnen fragen mich schon, ob ich heute "nicht einmal ausnahmsweise oder doch vielleicht", um mich zu testen und kommentieren mein Nein mit "good boy", "muito bem", "very good".

Auch am von mir abgelichteten Obststand ist dem Verkäufer meine Einstellung inzwischen bekannt. Als er Bananen in eine durchsichtige Plastiktüte stopfte, wies ich ihn darauf hin, dass diese Frucht nicht nur ihre eigene natürliche Verpackung hat, ich sagte auch "No plastic for the Atlantik". Und schon holte er die Bananen wieder aus der Tüte heraus.  

Wird fortgesetzt

Sonntag, 2. Mai 2021

Alltägliches (XXII)

In einem Supermarkt
gekauft.

Nicht nur der Vater von Jesus, auch ich wurde geschätzt

"Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde.". Heißt es im Evangelium nach Lukas. Auch ich wurde dieser Tage geschätzt. Bei einer Volkszählung, für die ich per Brief einen Code bekam. Nicht, weil ich wie Joseph aus dem Hause David stammte, war ich nach Madeira gezogen, auch nicht, weil ich aus dem Hause Tjaden stamme, sondern weil mir die Insel bei jedem Aufenthalt besser gefiel. 

Der Code funktionierte, gefragt wurde ich online erst einmal nach meinen Personalien, so fand das Volkszählungs-Programm heraus, dass ich ein Ausländer war. Gefragt wurde ich nun, ob ich lesen und schreiben könne. Darüber wunderte ich mich sehr, denn ohne diese Fähigkeiten wäre ich wohl kaum in dem Online-Fragebogen so weit gekommen. 

Lesen und schreiben kann ich zwar, aber mit Portugiesisch habe ich so meine Probleme, deswegen nutze ich jede Gelegenheit zum Lernen. Neulich im Katharinenpark, als ein kleines Mädchen seinem Bruder die Zahlen von eins bis zehn beigebracht hat. Ich lauschte und radelte dann weiter zu einem Supermarkt. Dort kaufte ich mir ein Bilderbuch für Zwei- bis Siebenjährige.

Heute saß ich am Atlantik und staunte darüber, wie viel Portugiesisch die Kleinen auf Madeira in dem Alter bereits beherrschen. Schon den Titel "Historias de Encantar" ("Geschichten der Verzauberung") verstand ich nicht. Dennoch unverzagt schlug ich das Buch auf. Eine der Geschichten handelte von dem SPD-Kanzlerkandidaten Olaf Scholz, Verzeihung, Cum-ex, wieder Verzeihung, Tipp-ex, handelte von "O Pinóquio". Sie wurde so eingeleitet: "Certo dia, Gepeto decidiu fazer um boneco. Era um boneco grande, de madeira, que tinha as pernas e os bracos articulados. Quando o terminou, disse em voz alta: Adorava que tu fosses/Um menino verdadeiro!/ Sempre desjei um filho/um enterno companheiro!"

Was für diese Holzpuppe gelten soll, wünscht sich die SPD auch von ihrem Kanzlerkandidaten? Der dritte Absatz passt übrigens zu dem eingangs erwähnten Joseph: "Durante a noite, uma fada entrou na casa do carpinteiro e, enquanto ele dormia, pegou na varinha mágica e deu vida ao boneco." Nun finden Sie in diesem Satz mal das Wort "Zimmermann". 

Donnerstag, 4. März 2021

Alltägliches (XI)

Hier vergessen: das 
Madeira-Forum.

Wie finden Sie eigentlich das Fundbüro in Funchal?

Das ist die steilste Treppe, die ich in Funchal kenne. Sie führt ins Polizeirevier. Zehn Meter über der Erde empfängt mich ein Polizeibeamter am Glaseingang und fragt mich, was ich wolle. "Ich will zum Fundbüro", antworte ich auf Englisch. Er versteht mich nicht und fragt mich, ob ich auch Portugiesisch beherrsche. Was ich verneine. Der Polizeibeamte verschwindet. Ich warte vor dem Eingang. 

Vorige Woche Freitag habe ich mir in der Altstadt von Funchal in einem Souvenir-Shop (den ich nur empfehlen kann) eine kleine Tasche aus Kork gekauft, damit Handy und Kamera nicht immer meine Hosentaschen ausbeulen. Am Montag kaufe ich gegen 16 Uhr im Supermarkt des Madeira-Forums ein und nehme einen Einkaufskorb, in dem ich die Korktasche vergesse. Zuhause bemerke ich den Verlust und kehre sofort um. Meine Korktasche mit Handy und Kamera ist nicht gefunden worden. Am Dienstag und Mittwoch versuche ich es wieder.

Bleibt noch das Fundbüro im Polizeirevier von Funchal. Dort stehe ich nun vor dem Glaseingang. Der Polizeibeamte kehrt zurück, er tippt etwas in sein Smartphone, hält es mir hin. Eine Frauenstimme fragt mich auf Englisch, was ich wolle. "Ich will zum Fundbüro", antworte ich auf Englisch. Der Polizeibeamte verschwindet erneut. Ich warte vor dem Eingang.

Beim dritten Mal schlage ich dem Polizeibeamten vor, dass ich ihm das Fundbüro zeige, denn ich sei schon einmal dort gewesen. Danach lässt er mich noch länger vor dem Eingang warten. Schließlich schlägt er mir vor, es morgen noch einmal zu versuchen...

Dienstag, 9. Februar 2021

Alltägliches (VII)

Taberna do Arieiro. Foto:
Heinz-Peter Tjaden

So kann man auch Portugiesisch lernen

"Sente-se em outro lugar."

Das Gebäude ähnelt einer Garage, ist aber ein Lokal  und ein Treffpunkt der Nachbarn, der Lieferanten und der Postboten. Ich trinke dort jeden Morgen meinen Kaffee, sitze draußen und lese - so gut ich das kann - die Lokalzeitung "Diário de Notícias". Heute ist es etwas kühler als sonst. 

Der Wirt bringt mir meinen Kaffee, mit der Tasse in der Hand wiederholt er immer wieder den oben zitierten Satz. Ich wiederhole immer wieder, dass ich ihn nicht verstehe. Schließlich setzt er die Tasse ab und kehrt in sein Lokal zurück. Zu Hause angekommen, frage ich mich, was der Wirt zu mir gesagt hat. Ich lasse mir von Google den Satz übersetzen. 

Die Übersetzung lautet: "Setzen Sie sich doch woanders hin."

Der Wirt hat sich also Sorgen um mich gemacht. Er wollte, dass ich meinen Kaffee in seinem Lokal trinke. 

"A estrada não continua."

Die Straße, in der ich wohne, gabelt sich. Zu unserem Haus geht es steil bergab. Ich komme auf die Weggabelung zu. Eine Autofahrerin hält neben mir an, lässt das Beifahrerfenster nach unten gleiten. Wiederholt den oben zitierten Satz immer wieder. Ich wiederhole immer wieder, dass ich sie nicht verstehe. Schließlich fährt sie weiter. Zu Hause angekommen, frage ich mich, was die Frau zu mir gesagt hat. Auch diesen Satz lasse ich mir von Google übersetzen. 

Die Übersetzung lautet: "Die Straße führt nicht weiter."

Die Autofahrerin hat sich also Sorgen um mich gemacht. Sie wollte, dass ich nicht vergeblich nach unten laufe und mich dann wieder hochquälen muss. 

Samstag, 9. Februar 2019

Die zweite Reise (III)

Nicht so langweilig wie Birken. 
Spannendes Hostel

Da habe ich mir wirklich ein spannendes Hostel in Funchal ausgesucht: Ich sitze hier neben dem Medien- und sonstigen Berater der Grünen im Berliner Senat, der in Potsdam Politikwissenschaften studiert hat, ein 65-Jähriger aus Heilbronn, der in Kanada und in Aurich gearbeitet hat, erzählt mir, sein Vater sei Nationalspieler gewesen, doch seinen Namen Eduard Bauer suche ich vergeblich in der DFB-Liste, eine Niederländerin will mir beibringen, dass Den Haag die Hauptstadt ihres Landes ist, die 25-jährige Conny aus Wien meint, dass "ihr Land völlig verrückt" geworden ist, und ein Ehepaar aus Zürich bestellt meine Broschüre "Immer Ärger mit Red", die auf Madeira und in Duisburg spielt. 

Felix, der schon im Dezember hier gewesen ist und nach einer Woche Deutschland wieder zurückkehrte, räumt derweil das Geschirr weg. Auf meinem geliehenen Bike zeige ich den Autofahrern, dass es noch ein anderes Verkehrsmittel gibt. Auch die Fußgänger staunen. Im Supermarkt grüße ich auf Portugiesisch und werde deshalb an der Kasse vorgelassen.

Die zweite Reise (IV)