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Dienstag, 22. Februar 2022

Alltägliches (196)

Der dämliche Mann

"Du bist ein Mann." 

Diese Mitteilung eines 58-jährigen Mannes aus unserer Wohngemeinschaft hat mich nicht sonderlich überrascht. Dass ich einer bin, hat mir meine erste Ehefrau schon in den 70-er Jahren mit einer Zeichnung aus einer Zeitschrift beigebracht.  Titel "Peter ist ein Junge".

"Du musst hier nicht sauber machen." 

Diese zweite Mitteilung des 58-Jährigen überraschte mich dagegen sehr. Denn schon meine erste Ehefrau freute sich in unserem Haushalt darüber, wenn ich ebenfalls sauber machte.

"Du darfst von einer Frau niemals so abhängig sein, dass du nicht einmal weißt, wie man eine Waschmaschine  betätigt."

Diese Mitteilung behielt ich bis heute. Das hatte mich eine Frau gelehrt, mit der ich während meiner Studentenzeit in Mainz zusammen war.

"Wenn der Mann stirbt, lebt die Frau noch sieben Jahre. Stirbt die Frau, lebt der Mann nicht mehr sehr lange."

Diese Mitteilung war damals für einen meiner Professoren der Beweis dafür, dass nicht die Frauen das schwache Geschlecht sind, sondern die Männer. Da ich mir bis heute bei keiner meiner Frauen gewünscht habe, dass sie jemals stirbt, kann ich dazu nur sagen: Stimmt wahrscheinlich.

"Als Frau wird man nicht geboren, zur Frau wird man gemacht."

Diese Mitteilung einer Frau, auf die sich heutzutage auch viele der sprachlich verwirrten *innen-Befürworter*innen berufen, ist nach meiner Meinung von ähnlicher Dämlichkeit wie die Mitteilung meines 58-jährigen WG-Mitbewohners. 


Dienstag, 16. März 2021

Alltägliches (XV)


Sag es mit Oscar Wilde


Wenn du einen Spruch suchst, der die anderen aufschrecken, nachdenklich machen oder zum Schmunzeln bringen soll, dann schlag bei dem irischen Schriftsteller Oscar Wilde nach. Auch Jacinta Melim von der EGS Santa Cruz hat das als "Chefredakteurin für einen Tag" der "Diário de Notícias"-Beilage "Ponto e Vírgula" getan. Sie zitiert in ihrem Grußwort den 1854 in Dublin geborenen und 1900 in Paris gestorbenen Lyriker, Romanautor, Dramatiker und Kritiker, der viel über Frauen nachgedacht hat und bei jeder Analyse gescheitert ist, der aber dennoch dafür plädierte, Frauen jede Chance zur Entfaltung zu geben. Das könne nur gut für alle sein, meinte Wilde, obwohl er sicher war, dass Frauen und Männer vieles sein können, nur keine Freunde.

Die Tatsache, dass sich eine Schülerin Gedanken über die Gleichberechtigung von Mann und Frau macht, zeugt davon, dass es auch auf Madeira noch viel zu tun gibt. "Normalerweise verbinden wir Freiheit mit Macht und dies wiederum mit etwas Positivem", schreibt Jacinta Melim. Aber? An die Macht sei nur schwer heranzukommen. Einerseits könne man sich als Frau glücklich schätzen, "in dieser Zeit" geboren zu sein, denn es sei ein langer Weg gewesen, bis Frauen nicht mehr unterdrückt worden seien, aber wieder ein Aber  von Jacinta Melim: "Dieser Weg ist jedoch noch lange nicht abgeschlossen, denn die Ungleichheit der Geschlechter bleibt bestehen, und wir werden sicherlich weiter kämpfen müssen, um das Patriarchat zu stürzen."

Da laut Oscar Wilde Unzufriedenheit der erste Schritt zum Erfolg ist, kann eigentlich nichts mehr schiefgehen.

"Ponto e Vírgula" ist ein Projekt von Tageszeitung und Bildungsministerium