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Samstag, 21. Januar 2023

Alltägliches (254 b)

Das Nachtlager 
eines Bettlers.
Foto: Tjaden

Nur die Münze im Blick


Er dreht und wendet das Messer zwischen den beiden Brettern so weit er kann. Er sieht nur die Münze, die er herausholen will. Sein Hund liegt neben dem Weg aus Holzbrettern auf dem Rasen und schläft. Er dreht und wendet das Messer. Er sieht nur die Münze. Über ihm schwebt eine Gondel zum Monte. Die Leute, die auf einen Bus warten, sieht er ebenfalls nicht. Er kniet auf dem Holzweg. Mit dem Messer in der Hand. Er gehört zu den vielen Bettlern in Funchal. Manche von ihnen sitzen neben den Geldautomaten, an denen es in der Innenstadt auch nicht mangelt.

In einem Gebüsch steckt ein Beutel mit dem Nachtlager eines anderen Bettlers, der in einem Hauseingang abwechselnd zwei Flaschen zum Mund führt. Eine mit Wein, die andere mit Schnaps. Er ist gerade erst aufgewacht. Er hat vor einem Supermarkt seinen Rausch ausgeschlafen, sein Nachtlager versteckt und nun will er den nächsten Rausch.  

Zum Beginn der Serie

Bettler mit mehreren Zweigstellen


Montag, 28. November 2022

Alltägliches (248)

Cover-Zeichnung
Monka Schmidt-
Rinke.

Weil Antonio Regensburg nicht kennt

Wenn Antonio vom Altstadt-Restaurant "O Regional" Gäste hat, lässt er seinen ganzen Charme spielen. Sein Standardspruch lautet "Das Essen ist hier fantastisch, die Bedienung taugt nichts". Das allerdings kann man nur über seine geographischen Kenntnisse behaupten. Als ihm zwei weibliche Gäste verraten, dass sie aus Regensburg kommen, stochert er doch sehr auf der Landkarte herum. Diese schöne Stadt an der Donau vermutet er bei Nürnberg. 

Das weiß ich besser. Denn mein Krimi "Die Mörderin, die unschuldig ist" spielt auch in Regensburg. Hauptperson ist eine multiple Persönlichkeit, die deswegen nicht nur Probleme mit dem Jugendamt bekommt, sondern auch mit der Justiz. Dazu sagt eine der beiden Damen: "Multiple Persönlichkeiten sind nicht mehr so selten." Meinen Krimi will sie bei Amazon bestellen, sobald sie wieder zuhause ist. Inzwischen müssten die beiden Damen wieder in Deutschland gelandet sein.

Dass multiple Persönlichkeiten nicht selten sind, habe ich auch auf Madeira erfahren. Eine Frau, die inzwischen verschwunden ist, scheint eine zu sein. Ein Freund von mir, der immer im September nach Madeira kommt, hat das, was ich ihm über diese Frau erzählte, nie ernst genommen. Ausgelöst wird diese psychische Krankheit von einem schlimmen Erlebnis, habe ich vor vielen Jahren in einem Buch mit dem Titel "Vater unser in der Hölle" erfahren, das ich wegen des Titels vor einer Zugfahrt kaufte. Mein Freund hat diese Frau sprunghaft genannt.

Bleiben wir bei dieser Einschätzung. In der Phase des Kennenlernens bekommt sie in meinem Zimmer den Eindruck, dass ich Fan des FC Porto bin und behauptet sogleich, sie sei ebenfalls eine Anhängerin dieses Vereins. Wochen später zeige ich ihr einen Artikel aus der Sportzeitung "A Bola" und sie faucht mich an: "Du weißt doch ganz genau, dass ich mich nicht für Fußball interessiere." Auf ein Foto, das Fußballfans zeigt, reagiert sie mit "Motherfucker". Als ich sie frage, was sie gerade gesagt hat und warum, weiß sie offenbar nicht, worauf ich anspiele.

Je länger wir uns kennen, desto häufiger versucht sie, die böse Persönlichkeit, die sie nun immer seltener ist, zu bekämpfen. Eines Tages will sie diese Persönlichkeit sogar auslöschen, sie wirft ihren Personalausweis und ihre Kreditkarten weg, weil es ihr nicht gelungen ist, sie anzustecken. Ich finde diese Karten und frage sie, wer das gemacht hat. Das weiß sie angeblich nicht. Sie fragt mich auch nicht, ob sie diese Karten zurück haben kann. Ich gebe sie ihr bei anderer Gelegenheit zurück. Vorher scanne ich sie ein. Als ich ihr die Fotos zeige, tut sie völlig unbeteiligt. 

Sie tut aber nicht nur völlig unbeteiligt, sie ist es auch. Denn die böse Persönlichkeit, die sie mit Kreditkarten inzwischen in die Schulden getrieben hat, bekommt wieder die Oberhand. Sie muss nur noch dafür sorgen, dass die Persönlichkeit, die sie nicht sein will, aus meiner Nähe wieder verschwindet. Dafür zieht sie alle Register. Sie zerstört Sachen, die ihr und die mir gehören. Sie bietet mir Sex nur noch gegen Geld an, weil sie weiß, dass ich das strikt ablehnen werde. In dem Lokal, in dem sie arbeitet, behandelt sie mich nicht wie einen Gast, sondern wie jemanden, den man vertreiben muss. Eines Tages komme ich in das Lokal, es scheint Zoff gegeben zu haben. Danach ist sie weg. Eine Ex-Kollegin erzählt mir, sie liege in einem Krankenhaus. Ich versuche mehrfach, sie anzurufen. Ich bekomme keinen Anschluss mehr. Ihre Ex-Kollegin auch nicht. 

In der Kennenlernphase hat sie sich noch mit Alkohol zugeschüttet und mit Drogen betäubt, darüber war sie hinweg, das muss die böse Persönlichkeit sehr böse gemacht haben. "Ich hasse mich", hat sie einmal zu mir gesagt und ist in Tränen ausgebrochen. 

Mittwoch, 20. Juli 2022

Liebe Autofahrer

Durchgezogene Linie=Mauer.
Foto: Heinz-Peter Tjaden

Was ihr sem carta wohl nicht wisst

An die "lieben Kinder" schreibe ich schon, nun schreibe ich auch noch an die "lieben Autofahrer" und erwähne erst einmal "sem carta" und "com alcool", denn das lese ich am häufigsten über Autofahrer in den Zeitungen. 

Bei Kontrollen der Polizei werden viele Autofahrer ohne Führerschein (sem carta) und mit Alkohol (com alcool) erwischt. Wer keinen Führerschein hat, weiß natürlich auch nicht, dass eine durchgezogene Linie auch auf der Estrada Monumental wie eine Mauer wirken soll. Da eine durchgezogene Linie aber nur eine Mauer symbolisiert, wird sie von Autofahrern sem carta überquert. Denn der Radweg ist ein beliebter Parkplatz-nicht nur von Autos, auch von Bussen. Die blockieren dann beide Fahrtrichtungen, als Radfahrer muss man nach rechts auf die Fahrbahn oder auf den Bürgersteig ausweichen. 

Das könnte gefährlich werden-besonders für Kinder, die auf diesem Radweg das Radeln üben. Jedes Mal stelle ich mir vor, ein Kind weicht einem parkenden Auto oder Bus aus und wird auf der Straße von einem entgegenkommenden Fahrzeug erfasst. Dass ich mir das vorstelle könnte daran liegen, dass ich einen Führerschein habe.

Wenn trotzdem einige Falschparker sem carta auch noch so tun, als könnten sie sich Gedanken machen, dann kann passieren, was mir passiert ist: Auf dem Radweg parkt in Höhe Madeira Forum ein Bus, ich halte an und bleibe demonstrativ stehen. Schon werde ich aus dem Bus gefragt, ob ich einen Schwächeanfall hätte.