Dienstag, 18. Mai 2021

Der Zarco und ich

Zwei wichtige Männer und ein Liebespaar

Zur Frühgeschichte von Madeira gehören zwei wichtige Männer. Vaz Teixeira habe ich bereits vorgestellt, Goncalves Zarco ist der Zweite. Als Heinrich der Seefahrer verantwortlich wurde für die Besiedlung und wirtschaftliche Entwicklung der Inselgruppe, kümmerte sich Teixeira um den Norden und Zarco um den Süden von Madeira. Deswegen steht Teixeiras Denkmal in Machico, Zarcos Denkmal in Funchal. 

Doch zur Frühgeschichte gehört auch eine Liebesgeschichte. Die habe ich gelesen, als ich in Estreito da Calheta bei einer niederländischen Malerin wohnte. Die Geschichte dieses Paares dürfte aber frei erfunden sein. Sie beginnt während der Regierungszeit von König Edward III (1327 bis 1377). Ein junger schottischer Ritter, der Robert Machim hieß (für möglich gehalten werden auch drei weitere Namen), verliebte sich in eine junge Frau aus dem Hochadel. Da sich Schotten und Engländer schon damals nicht grün waren, machte sich das Paar aus dem Staub und landete mit einem Schiff auf Madeira. Nach der Erkundung der Insel war das Schiff weg. Das Paar musste also bleiben und war demnach schon da, als Teixeira und Zarco erst noch kamen. Sie starb an Verzweiflung, er an Kummer über ihren Tod. Robert Machim wurde angeblich in Machico beerdigt. Der Ort trägt seinen Namen.

Um eine verlässlichere Geschichtsschreibung dürfte es sich bei dem Buch "History of Funchal" handeln, das 2017 im Verlag der Studentenvereinigung der Universität Madeira, Imprensa Académica, erschienen ist und bei www.wook.pt 22,21 Euro kostet.  Zum Inhalt heißt es: "Funchal, was the first city instituted by the Portuguese Crown in the vast domains of the Portuguese Empire during the Portuguese Discoveries. In the 16th century Funchal was established to meet the developments achieved through the blossoming sugar cane industry and had the short term objective of reorganising the territory discovered by the Portuguese. The city, settled in the 15th century, was seen as a cosmopolitan centre with many foreign communities, being also a port of call for fleets heading towards the South Atlantic. As the first experience in colonising uninhabited lands in the Atlantic, Funchal became a sort of model for Portuguese expansion. Within a short period of time, Funchal and its harbour emerged as the cosmopolitan and international gateway from Europe to the New World. This work by the acclaimed Portuguese historian Rui Carita considers five centuries of history of the city of Funchal and is the first university work translated into English."


Sonntag, 16. Mai 2021

Alltägliches (XXVII)

Pünktlich sein.

Auf die Minute genaue Verspeisung des einwandfreien Inhaltes von "pingo doce"-Joghurtbechern

"Consumir até 28. Mai 15.17 Uhr." Das passt mir. Denn der 28. Mai ist ein Freitag. Um 15.17 Uhr alle vier Joghurt-Becher ausgelöffelt zu haben, dürfte kein Problem sein. Ich muss vorher nur alle Uhren kontrollieren. Nicht auszudenken, wenn ich nicht pünktlich fertig wäre.

Auch sonst nimmt es "pingo doce" sehr genau. Jeder Joghurt-Becher ist ein Lesebuch. Nur der Deckel ist spärlich beschriftet. Bis auf die minutengenaue Verfallszeit wird dort nur die Sorte verraten. Ich habe Morango genommen. Und zwar in kleinen Stücken. Pedacos Morango also.

Besonders beeindruckend ist die Rückseite des Bechers. Dort wird mir nicht nur schriftlich, sondern auch mit Symbolen  versichert, dass der Inhalt in jeder Hinsicht einwandfrei ist. Dafür garantieren demnach anerkannte Institute. Erinnert werde ich auch an die minutengenaue Verfallszeit: "Consumir até: ver tampa."

Auf den Joghurt-Bechern nennt das 41 Jahre alte Unternehmen zudem eine Service-Nummer, die ich Tag und Nacht anrufen kann: 808 20 45 45. Sollte ich also die minutengenaue Verfallszeit während des Joghurt-Genusses überschreiten, könnte ich mich in Lissabon erkundigen, was nun zu tun ist oder gemacht werden muss. 

Von das Beste hoffen bis Magen auspumpen lassen, dürfte es für mich viele Möglichkeiten geben. Die auf dem Becher unter der Telefonnummer empfohlene "Visite o site" empfiehlt sich dann wohl nicht mehr. Zeit im Überfluss hätte ich erst wieder nach der ersten Visite eines Krankenhausarztes. Auch für www.pingodoce.pt.



Donnerstag, 13. Mai 2021

Alltägliches (XXVI)

Was ist da
drauf?
In Beilage deutlich erkennbar: Auch in Calheta wimmelt es von Präsidenten

Der Kampf um die Rathäuser auf Madeira hat begonnen. Das "Journal Madeira" (JM) ist bestens darauf vorbereitet. Versichert der stellvertretende JM-Chefredakteur Miguel Silva auf Seite 3 der heutigen Beilage über Calheta. Um die Sache nicht zu kompliziert zu machen: Auf Madeira wimmelt es in der Politik nur so von Präsidenten, wer an der Spitze von irgendwas steht, ist einer. 

Das läppert sich, denn zum Landkreis Calheta gehören Arco da Calheta (3168 Einwohner), Estreito da Calheta (1605 Einwohner), Ponta do Pargo (909 Einwohner), Prazeres (704 Einwohner), Faja da Ovelha (899 Einwohner), Calheta (3160 Einwohner), Jardim do Mar (204 Einwohner) und Paul do Mar (871 Einwohner). Das sind schon einmal acht Orte mit acht Präsidenten. 

Wie die derzeitigen aussehen, kann man in der Beilage auf den Fotos erkennen. Das kann man von den anderen Fotos nur selten sagen. Was außer den Präsidenten abgebildet wird, erfährt man meistens nur aus der Bildunterschrift. "Ein Kunstwerk an jeder Ecke" soll man auf Seite 3 entdecken. 

Links oben in dem Bilderbogen erahnt man vier Blumentöpfe, darunter ein Fahrrad an einer Mauer und schließlich einen Mann, der einen Sonnenuntergang bewundert. Die Mitte von der Mitte des Bilderbogens wird mit zwei völlig misslungenen Abbildungen gefüllt, auch links versagen die Sehnerven der Betrachterinnen und Betrachter. 

In Calheta sind laut JM-Bilderbogen die Details wichtig, die Besucherinnen und Besucher seien in der Natur in bester Gesellschaft. Das hätte man dem Fotografen sagen sollen. Oder der Druckerei?