Dienstag, 19. Juli 2022

Alltägliches (229)


Beide aus Burgdorf:
Bernd Lange und die
EU-Kommissionschefin
Ursula von der Leyen.
An den Vorsitzenden des Handelsausschusses
Herrn Europabgeordneter Bernd Lange

mail@bernd-lange.de

Lieber Herr Lange, 

erst einmal ein freundlicher Gruß von der Insel Madeira. Ich hoffe, dass Sie gesund und munter sind. Wahrscheinlich sind Sie derzeit häufiger in Burgdorf (mächtigste Kleinstadt Europas) als ich. 

Ich wohne seit Februar 2021 auf Madeira. Wenn ich das Haus verlasse und etwa 40 Meter bergauf gehe, erreiche ich die Estrada Monumental, auf der ich entweder die Innenstadt von Funchal oder Camara de Lobos erreiche. Meistens bin ich mit dem Rad unterwegs. Um die Estrada Monumental geht es in meiner mail. 

Diese Straße ist in den vergangenen Monaten saniert worden. Die Sanierungsarbeiten waren im Herbst vergangenen Jahres auch Wahlkampfthema, als es um den Bürgermeister von Funchal ging. Ich begleitete die Arbeiten in meinem blog "Madeira Observer" eher mit Humor, wie auf Madeira Baustellen aussehen, lässt mich gelegentlich an einen Schutzheiligen für Bauarbeiter glauben, der mehr zu tun hat als alle anderen Schutzheiligen auf Madeira zusammen-und davon gibt es hier wahrlich viele.

Doch ich hatte auch Anlass zur Freude anderer Art. Der Radweg wurde verlängert. Er führte nun bis vor die Stadttore, Funchal hatte inzwischen mit Pedro Calado einen neuen Bürgermeister. Fast ein halbes Jahr lang schien die Estrada Monumental fertig zu sein. Bis zum April 2022. Plötzlich verlautete aus dem Rathaus, bei der Sanierung sei etwas schief gegangen. Doch man habe noch 150 000 Euro, um das in Ordnung zu bringen.

Vor den Stadttoren begann die Buddelei erneut. Auf mehreren hundert Metern wurde neu gemacht, was noch gar nicht so alt war. Den Radweg ließ man wieder verschwinden. Das rief die Opposition auf den Plan, die Verschwendung von Fördergeldern der Europäischen Union witterte und sich deshalb in diesen Tagen Zeitungsberichten zufolge an das Europäische Amt für Betrugsbekämpfung wendete. 

Was ist darüber in Brüssel bekannt? Diese Frage stelle ich auch, weil auf Madeira die Parteien einen merkwürdigen Umgang miteinander pflegen, bei dem es zu vielen Übertreibungen und zu einer Wortwahl kommt, die ich noch nicht erlebt habe. Wahrscheinlich gibt es auf Madeira auch einen Schutzheiligen für die Verbreitung von haltlosen Thesen. Merkwürdig ist allerdings, dass man so schnell einen Radweg wieder verschwinden lässt. Warum der Bau für einen Fehler gehalten wird, verrät hier auch niemand.

Anbei zwei Fotos. Estrada Monumental im Januar und im Juli 2022.

Bei Amt für Betrugsbekämpfung angemeldet

19. Juli 2022. Das Büro von Bernd Lange hat meine Anfrage an das Europäische Amt für Betrugsbekämpfung weitergeleitet. Dort habe ich nun einen Benutzernamen und ein Passwort, so dass ich mich weiter um das Thema kümmern kann.

Mittwoch, 13. Juli 2022

Alltägliches (228)

In der Küche gefunden.


Wüste Beschimpfungen auf dem Küchentisch

Madeira ist und bleibt für mich eine faszinierende Insel, und ich bleibe dabei, dass die Mentalität auf dieser Insel der im Berner Oberland gleicht. Ein Gesprächspartner von mir bestritt das zwar, weil er meinte, dass die besagten Schweizerinnen und Schweizer inzwischen etwas umsichtiger seien, aber mit seinem Vorschlag, mich für die Katalanen zu entscheiden, konnte ich mich nicht so recht anfreunden, weil Madeira bereits autonom ist. 

Faszinierend sind auch die Baustellen auf Madeira. Man stellt ein Schild hin und mit allem sonst müssen die Leute fertig werden. Was in dieser Hinsicht gerade auf der Estrada Monumental geschieht, hat schon etwas Wundersames. Auf Baustellensicherung scheint dort niemand Wert zu legen, trotzdem hat es dort noch keine Toten gegeben.  Manchmal habe ich das Gefühl: Ich soll der Erste sein. 

Doch vorher noch will mich ein weibliches Mitglied der Wohngemeinschaft, in der ich lebe und in der ich für Nachtruhe von Mitternacht bis 6 Uhr morgens und Sauberkeit kämpfe, mit der vielleicht auch wieder die Kakerlaken vertrieben werden könnten, vor Gericht zerren. Das hat sie mir heute in einem Brief mitgeteilt, der auf dem Küchentisch lag. Sie beruft sich dabei auf den Krach der anderen, den es allerdings seit ein paar Tagen nachts nicht mehr gibt, und nennt mich einen "doofen alten Mann". Was Stalking ist, scheint sie nicht zu wissen, denn ich spreche nur mit ihr, wenn sie wieder einmal zu laut ist, ich sage nicht einmal etwas, wenn sie sich von mir etwas leiht, was ich dann beschädigt wieder bekomme. Auch sonst vergreift sie sich ziemlich im Ton, und ich frage mich, warum.

Den Brief habe ich eingescannt, um ihn der Nachwelt zu erhalten, dann ging ich zu der nahegelegenen Taverne, ein Gast drückte mir wie jeden Morgen die Zeitung in die Hand und plauderte mit mir über Fußball. Dass ich kein Fan von Benfica Lissabon bin, wird mir nicht mehr angekreidet. Ich bin gern dort und gern gesehen.  

Dienstag, 12. Juli 2022

Alltägliches (227)

Oben rechts: Meine
Nummer in der 
Warteschlange und
weitere Hinweise.
Unten links: 
Vielleicht bin ich
dort richtig.  
Seguranca Social: Mehr Schein als Service

Der Schein trügt bei der Seguranca Social (Sozialversicherung). Pessoas em Espera: 23. Steht drauf. Also: Vor mir sind noch 23 Personen dran. Tolerancia de Atendimento até 3 senshas. Steht auch drauf. Es können also auch 20 oder 26 sein. Hora prevista de Atendimento: 16.26 Uhr. Stimmt ebenfalls nicht. Denn um 16.26 Uhr bin ich noch lange nicht dran. Eigentlich nie. Vielleicht bin ich hier sogar falsch. 

Seit einer Woche bemühe ich mich um einen Stempel. Den brauche ich für eine Lebensbescheinigung der deutschen Rentenversicherung. Ohne Stempel bekomme ich keine Rente mehr. Die Post kann angeblich nicht bestätigen, dass ich lebe, die Polizei weiß nicht, ob sie mir bestätigen dürfte, dass ich noch lebe, das Rathaus ist sicher, dass man mir auf der anderen Straßenseite bestätigen würde, dass ich noch lebe, doch dort gibt es nicht einmal die Glastür, durch die ich gehen soll.

Doch gestern Nachmittag gegen 15 Uhr war mir eine Behörde hold. Eine nette Mitarbeiterin schrieb mir auf (Foto oben links), wo ich wahrscheinlich richtig sein würde, dort traf ich kurz vor 16 Uhr ein, eine Mitarbeiterin der Seguranca Social begleitete mich bis zum Schalter 21, dort zog sie um 15.51 Uhr die Nummer A  197 für mich. Ich machte einen Spaziergang, kehrte um 16.15 Uhr zurück und stellte laut Anzeige in einem der Wartesäle mit mehreren Schreibtischen, auf denen Computer standen, fest, dass angeblich noch 15 Personen vor mir an der Reihe waren. Das blieb laut Anzeige auch so.

Gegen viertel vor fünf kam mir das, was auf meinem Schein mit der Nummer A 197 stand, nicht mehr sehr vertrauenswürdig vor. Ich ging wieder zum Informationsschalter, dort saß  eine andere Mitarbeiterin, die ins Grübeln kam. Der Schalter, an dem ich wahrscheinlich richtig sei, sei seit 15 Uhr geschlossen. Dabei handele es sich auch nicht um den Schalter 21, sondern um den Schalter 19. Sie schrieb mir die Schalternummer und die Öffnungszeit auf. Das sah ziemlich vertrauenswürdig aus.