Mittwoch, 9. September 2020

Sechste Reise (VI)

Gleich schwimmen sie. Foto: Tjaden
Kinder aus Funchal als Virenschleudern

Wir haben als Kinder noch Boote aus Zeitungspapier gebaut und dann zu Badewasser gelassen. Das machen die Kinder aus Funchal nicht mehr. Die treffen sich am Nachmittag an einem der beiden Brunnen auf der Uferpromenade und haben auf andere Weise ihren Riesenspaß. Sie machen dies: Masken abnehmen und auf dem Wasser schwimmen lassen. Bekommen diese Masken einen Schubs von hinten (kann auch von vorn sein), werden sie ganz schön weit geschleudert. 

Wie sich dieses immer beliebter werdende Kinderspiel auf das Corona-Virus auswirkt, muss wissenschaftlich natürlich noch genau untersucht werden. Das sollte aber kein deutscher Virologe übernehmen. Die verstehen da keinen Spaß und behaupten vielleicht sogar noch, dass sich nun bewahrheitet, was sie immer gesagt haben: "Kinder sind Virenschleudern."

Die sechste Reise (VII)

Sonntag, 6. September 2020

Sechste Reise (V)

Zeitungsmann vor der
Markthalle in Funchal.
Foto: Heinz-Peter Tjaden
Ein entzündeter Zeh und die Mauer der Hoffnung

Im Auftaktspiel beim Nationencup hat Christiano Ronaldo auf sein 100. Tor für die Portugiesen verzichten müssen. Meldet "Diario de noticias" auf Seite 17 und zeigt den Star mit Maske in der rechten Hand auf der Tribüne stehend. Auch ohne ihn siegte der Titelverteidiger mit 4 : 1 gegen Kroatien. Ronaldos Zeh ist entzündet.

Gelesen wird die Sonntagsausgabe gehend oder stehend  im langsam munter werdenden Funchal. Für das Blumenfest wirbt auf der Titelseite ein farbiges Foto von zwei Frauen in bunten Kleidern. Auf den Seiten 36 und 37 erklärt der Kultursekretär Eduardo Jesus, welche Bedeutung dieses Fest in Zeiten "fehlender wirtschaftlicher Aktivitäten" für die Insel hat: "Die Region setzt weiter auf ausdrucksstarke deutsche und englische Märkte." Derzeit seien rund 30 Prozent der Hotelkapazitäten ausgelastet: "Auf der Mauer der Hoffnung gibt es viele Symbole."

Sechste Reise (VI)


Mittwoch, 2. September 2020

Sechste Reise (IV)

Funchal erwacht.
Foto: Heinz-Peter Tjaden
Alles muito bem

Der Weg ist das Ziel: Am Flughafen  von Funchal ist er eine blaue Linie. Während man sich am Flughafen von Hannover die Durchsagen zu den Corona-Tests aufschreiben und mindestens dreimal lesen müsste, um sie zu begreifen (bis dahin kann man allerdings niemanden mehr anstecken), ist hier alles ganz einfach.

Vor dem Flughafengebäude gibt es kein Entrinnen mehr, eine Dame am PC prüft meine Daten und schickt mich zu den Kabinen. In einer der Kabinen erwartet mich eine resolute Frau, die in meiner Nase herumstochert und in meinem Mund. Ob ich meine Mandeln noch habe, werde ich nach der Rückkehr feststellen lassen. Das Testergebnis bekomme ich um 5.34 Uhr per mail. Negativ.

Bei meinem ersten Spaziergang durch Funchal wundere ich mich über die Masken-Lässigkeit in der Stadt. Obwohl man die Maske auch im Freien tragen soll, tragen sie die meisten in der Hand baumelnd. Nur im Supermarkt sind die Leute nicht so lässig. Allerdings muss man sich keinen Einkaufswagen nehmen. In meinem Markt gibt es auch nur einen davon.

Derweil bereitet sich Funchal auf das Winzer- und das Blumenfest vor. Überall wird geputzt und gehämmert. Auf einer Bank sitzend lese ich den Roman "Nachtzug nach Lissabon". Ein Mann lässt sich von mir den Umschlag zeigen und hebt den Daumen. "Muito bom", sagt er. Das Wetter ist genauso.

Die sechste Reise (V)