Dienstag, 16. März 2021

Alltägliches (XV)


Sag es mit Oscar Wilde


Wenn du einen Spruch suchst, der die anderen aufschrecken, nachdenklich machen oder zum Schmunzeln bringen soll, dann schlag bei dem irischen Schriftsteller Oscar Wilde nach. Auch Jacinta Melim von der EGS Santa Cruz hat das als "Chefredakteurin für einen Tag" der "Diário de Notícias"-Beilage "Ponto e Vírgula" getan. Sie zitiert in ihrem Grußwort den 1854 in Dublin geborenen und 1900 in Paris gestorbenen Lyriker, Romanautor, Dramatiker und Kritiker, der viel über Frauen nachgedacht hat und bei jeder Analyse gescheitert ist, der aber dennoch dafür plädierte, Frauen jede Chance zur Entfaltung zu geben. Das könne nur gut für alle sein, meinte Wilde, obwohl er sicher war, dass Frauen und Männer vieles sein können, nur keine Freunde.

Die Tatsache, dass sich eine Schülerin Gedanken über die Gleichberechtigung von Mann und Frau macht, zeugt davon, dass es auch auf Madeira noch viel zu tun gibt. "Normalerweise verbinden wir Freiheit mit Macht und dies wiederum mit etwas Positivem", schreibt Jacinta Melim. Aber? An die Macht sei nur schwer heranzukommen. Einerseits könne man sich als Frau glücklich schätzen, "in dieser Zeit" geboren zu sein, denn es sei ein langer Weg gewesen, bis Frauen nicht mehr unterdrückt worden seien, aber wieder ein Aber  von Jacinta Melim: "Dieser Weg ist jedoch noch lange nicht abgeschlossen, denn die Ungleichheit der Geschlechter bleibt bestehen, und wir werden sicherlich weiter kämpfen müssen, um das Patriarchat zu stürzen."

Da laut Oscar Wilde Unzufriedenheit der erste Schritt zum Erfolg ist, kann eigentlich nichts mehr schiefgehen.

"Ponto e Vírgula" ist ein Projekt von Tageszeitung und Bildungsministerium  

 

Montag, 15. März 2021

Alltägliches (XIV)

"Journal Madeira" feiert
Handballer und 
Christiano Ronaldo. 
Cristiano Ronaldo: Kann von den Medien endlich wieder gefeiert werden

Das macht man nicht. Sind sich die Printmedien am Mittwoch auf Madeira einig gewesen: Man nimmt nicht Cristiano Ronaldo als abgelichtetes Symbol für das Ausscheiden von Juventus Turin gegen den FC Porto in der Champions League. Der 36-Jährige spielte zwar seltsam verhalten, traf zweimal sogar den Ball nicht und verfehlte einmal auf seltsame Weise das gegnerische Tor, aber auf Madeira geboren ist und bleibt auf Madeira geboren. 

Das macht man dagegen gern. Heute feiern die Printmedien auf Madeira Cristiano Ronaldo als "besten Torschützen in der Geschichte des Weltfußballs", denn nach einem Hattrick in der italienischen Serie A gegen Cagliari Calcio schraubte er sein Trefferkonto auf 770. Bis dahin führte die brasilianische Fußball-Legende Pele mit 667 Toren. 

Als neuer Rekordhalter dachte Cristiano Ronaldo laut "Journal Madeira" auch gleich an seinen Geburtsort: "Das ist etwas, von dem ich als Kind auf Madeira nie geträumt habe." So weit konnte er damals wohl auch noch nicht zählen: 450 Tore für Real Madrid, 118 Tore für Manchester United, 102 Tore für Portugal, 95 Tore für Juventus Turin und fünf Tore für Sporting Lissabon. 

Sonntag, 14. März 2021

Alltägliches (XIII)

Hat den schnellsten
Bettler von
Funchal stets
beeindruckt. 

Der schnellste Bettler von Funchal

Bettlerinnen und Bettler gehören zum Straßenbild in Funchal, nicht nur im Zentrum, sondern auch im Hotelviertel. Die beiden im Hotelviertel nehmen die Passanten allerdings kaum wahr, weil sie mit ihren Smartphones beschäftigt sind. Nur, wenn sie nicht  zu zweit sind, sprechen sie die Vorübergehenden gelegentlich auch einmal an. 

Den schnellsten Bettler gibt es im Zentrum von Funchal. Ihn kenne ich schon seit meinem ersten Aufenthalt auf der Blumeninsel im Dezember 2018. Geld wollte er nie von mir. Er lobte mich nur jedes Mal dafür, dass ich mit einem Bike von "Happy Bike" unterwegs war. 

Doch das änderte sich im vergangenen Jahr. Denn nun war ich ein Fußgänger-und nie so schnell wie er. Obwohl er nur noch ein Bein hat und Krücken braucht, holte er mich jedes Mal ein, wenn ich in der Nähe der Kathedrale Sé auftauchte. Er dachte sich wohl, wenn ich kein Geld mehr für die Bike-Miete brauche, habe ich Geld für ihn übrig. Womit er seit September recht hat.

Betteln macht er öffentlich, nur eins macht er eher heimlich: Immer, wenn er an der Kathedrale vorbeikommt, bekreuzigt er sich. Demnächst habe ich wieder ein Fahrrad. Ein eigenes. Mit dem ich schneller bin als er. Mal sehen, wie er darauf reagiert.