Freitag, 21. Januar 2022

Alltägliches (182)

 

Nicht im Bild: dreckige
Klamotten Foto: Tjaden

Zentraldeponie angelegt

15. Januar 2022. Da die Hausverwaltung meint, dass man die Bewohner der Zimmer D und F in unserer Wohngemeinschaft nicht zur Einhaltung der unterschriebenen Mietverträge zwingen kann, da wir anderen also auf Rücksichtnahme und Sauberkeit verzichten sollen, sind eigene Ideen gefragt. Weil das von den Männern genutzte Badezimmer wegen des Drecks und des Mülls aus Zimmer F irgendwann nicht mehr betreten werden kann, habe ich heute in einer Ecke des Treppenhauses eine Zentraldeponie für die Hinterlassenschaften aus Zimmer F eingerichtet. "Very good", heißt es schon in der Etage, in der drei Frauen leben. Das Putzmittel, das ich für die Reinigung des Badezimmers gekauft habe, ist leider verschwunden. Aber gewischt habe ich. 

16. Januar 2022. M. aus Zimmer F repariert am Sonntagmorgen den Abfluss in der Küche. Dabei hört er lautstark die jedem WG-Bewohner bereits hinlänglich bekannten Rammstein-Songs, die durch das ganze Haus hallen. Im ersten Stock kränkelt derzeit eine ältere Bewohnerin. Wohl um sicher zu gehen, dass alle endlich wach geworden sind, macht er nach der Reparatur einen Rundgang durch das Haus mit Smartphone in der Hand. Dabei kennen doch alle bereits Rammstein.

Eine Stunde später. M. will das Haus jetzt wohl unbewohnbar machen. Der Mieter auf Zimmer D hat bereits das Haus verlassen. Ich werde gleich meine Radtour machen. Dann kann M. mit lauter Rammstein-Musik nur noch die Frauen im ersten Stock belästigen. Jedenfalls läuft er seit Minuten vor das Haus, dann durch das Haus. Jetzt kommt er wieder. Küche. Treppenhaus.

Die leere Zigarettenschachtel.
Foto: Heinz-Peter Tjaden
17. Januar 2022. Da M. in einem Zimmer ohne Balkon wohnt, benutzt er gern meinen, ohne mich zu fragen. Heute hat er dort meinen Tisch umgeworfen, der Aschenbecher fiel herunter und ist kaputt. Darum kümmerte er sich nicht. Die leere Zigarettenschachtel (portugiesische Marke) warf er in eine Ecke. Zutritt verschaffte er sich wieder über eine zweite still gelegte Balkontür.

18. Januar 2022. Da sage noch jemand, in Sao Martinho gebe es kein Nachtleben. In unserer Wohngemeinschaft beginnt es um 0.40 Uhr in der Küche. Die Regie bei Gepolter und Bruchlandungen führt Raum F. Als Lärmverstärker tritt sogleich der Bewohner von Raum D auf, der möglichst viele Türen knallen lässt. Da er immer noch nicht weiß, wie die Spülung der Toilette funktioniert, spült er seit geraumer Zeit schon gar nicht mehr.

19. Januar 2022. Da sich mein Nachbar aus Zimmer F nur Zutritt zu meinem Balkon verschaffen kann, wenn er meine Balkonmöbel gewaltsam verschiebt und dabei so manches zu Bruch geht, habe ich gestern beim Chinesen in Funchal Bruchsicheres gekauft. Raum D hat inzwischen seine Lärmbelästigung zeitlich auf nach 3 Uhr morgens  verlagert. Darauf scheint er sehr stolz zu sein, denn heute Morgen stolzierte er an mir vorbei wie ein Pfau. Natürlich ließ er sich dabei von dem Geplärre seines Smartphones begleiten. 

21. Januar 2022. Der Astrologe des "Jornal da Madeira" gibt mir für heute den Rat, meine Intelligenz für die Vorbereitung auf kommende Ereignisse einzusetzen. Intelligenz? Vorbereitung? Auf der Etage der Wohngemeinschaft, auf der ich wohne? Sogar die Küchentür denkt schon, die haben doch einen Knall und ächzt nur noch. Einen Ausfall-Schritt weiter ist bereits die Tür zum Zimmer F. Die lässt sich inzwischen so schwer schließen, dass sie häufig geöffnet bleibt. Besonders kurz vor Mitternacht bei lautem Fernseher. Sorgen mache ich mir auch um das Zimmer D. Sollte das jemals gelüftet werden, bekommt es einen Sauerstoffschock. Das schmutzige Geschirr, dass sich heute Morgen in der Küche getürmt hat, habe ich eine große Plastikschüssel getan und nach draußen gestellt. Mitsamt kaputter Pfanne und angebranntem Topf. 

Donnerstag, 20. Januar 2022

Alltägliches (184)

Der letzte Pokalsieger

Was soll ich da viele Worte machen, ich kann nur der Reporterin beipflichten, die gestern festgestellt hat: "Von den Pokalsiegern der vergangenen 30 Jahre ist nur noch Hannover 96 im Wettbewerb." Und gegen wen gewannen damals die "Roten"? Gegen Borussia Mönchengladbach, weil Jörg Sievers zwei Elfmeter hielt. 

Nun wünsche ich mir das Finale FC Sankt Pauli gegen Hannover 96, und zwar auch bis zum Elfmeterschießen. Denn Sankt Pauli war die Überraschung des Dienstags im DFB-Pokal, als sie die Stammformation Borussia Dortmund mit 2 : 1 besiegte...

Die 2. Bundesliga-Formation Hannover war die Überraschung des gestrigen Tages im DFB-Pokal, als sie die Stammformation M´gladbach mit 3:0 besiegte und den Pass für die nächste Phase stempelte.

Jornal da Madeira, 20. Januar 2022

Mittwoch, 19. Januar 2022

Alltägliches (183)

Portugal hat am 30.
die Parlamentswahl.
Foto: Heinz-Peter Tjaden

Wahlkampf auf Madeira

Gestern habe ich für Aufsehen in der Küche unserer Wohngemeinschaft (WG) gesorgt, denn ich brachte die Wahlwerbung einer Partei mit, die im Briefkasten steckte. 

"Wegwerfen", hieß es. 

Was in unserer Wohngemeinschaft durchaus üblich ist. Sie wird aus dem Briefkasten genommen und auf die Straße geworfen. Was wohl der Verschönerung der Wohngegend dienen soll. Der Blick auf den Atlantik ohne Müll zu den Füßen wäre wahrscheinlich nur halb so schön.

Die Parteien, die bei den Parlamentswahlen in Portugal Stimmen holen wollen, legen sich derzeit mächtig ins Zeug. Mit gegenseitigen Schuldzuweisungen für die Missstände im Land. Am lautesten schimpft meistens der Chef der Regionalregierung von Madeira, Miguel Albuquerque. Das Gute auf Madeira schreibt er sich zu, das Schlechte Lissabon.

Albuquerque  ist zwar Sozialdemokrat wie der portugiesische Premierminister António Costa, aber aus der Geschichte der Sozialdemokatie wissen wir, dass sich niemand so heftig streiten kann wie diese Partei, aus der in Portugal fast schon zwangsläufig zwei Parteien geworden sind. Während die linken Sozialdemokraten bei der portugiesischen Parlamentswahl ohne Bündnispartner auskommen , setzen die rechten Sozialdemokraten auf Bündnispartner. Die kommen also nicht einmal mehr allein zurecht. 

Wie die Wahlen ausgehen werden, ist schwer zu sagen. Leicht zu sagen ist aber: Nach dem 30. Januar gibt es weniger Müll vor unserem Haus.