Dienstag, 18. Oktober 2022

Alltägliches (241)

Heute soll ich feiern. Mit linker Mousetaste vergrößern.

Google nicht nur begeistert, sondern auch geizig

Seit heute ist auch eine Suchmaschine begeistert von meinem blog. Wer wissen will, wie auf Madeira Eis gegessen wird, erfährt das bei google bei Aufruf des "Madeira Observers".

Freut mich.

Spendabel ist die Suchmaschine aber nicht. Sie meint zwar, dass ich den Erfolg feiern sollte, lädt mich aber nicht zu einer Feier ein, die von google finanziert wird. Ich soll alles selbst bezahlen. 


Sonntag, 16. Oktober 2022

Alltägliches (240)

Schöne Augenblicke

Ich verstaue meine Einkäufe in meinem Rucksack, draußen vor dem Schaufenster steht die Frau, die mich mit zwei Liedern auf die Insel gelockt hat, sie vergleicht die Einträge in ihrem Smartphone mit den Einträgen in ihrem Notizbuch, von dem, was um sie herum geschieht, nimmt sie nichts wahr. Sie ist schöner denn je. Wir sind zwar kein Paar geworden, wir haben uns auch schon einige Wochen nicht mehr gesehen, aber ich weiß: Wenn ich nicht auf Madeira wäre, hätte ich diesen Augenblick verpasst.

Im Frühjahr hat er noch die Nummer 7 auf seinem kleinen Rücken getragen. Auf seinem Rad war er noch ein wenig wackelig, deswegen freuten sich seine Eltern, wenn ich mit meinem Rad stehen blieb, um den etwa Dreijährigen nicht zu gefährden. Gestern radelte er gar nicht mehr wackelig an mir vorbei, ich saß auf einer Mauer, er blickte sich so lange nach mir um, bis ich den Daumen hob, er grüßte mich mit einer Armbewegung und radelte weiter.

Sie öffnet den roten Umhang, ich gebe ihr einen Kuss auf die linke Brustwarze. Sie bedeckt ihre Brüste wieder, als wolle sie diesen Augenblick für immer bewahren. In ihren Augen lese ich tausend Geschichten, eine neue ist dazu gekommen.

Montag, 10. Oktober 2022

Alltägliches (239)

Deutliche Worte in der
Altstadt von Funchal.
Foto: Heinz-Peter Tjaden
Die düsteren Farben des ehemaligen Professors

Er beugt sich auf der Bank in der Nähe der Gondel-Station nach vorn, öffnet einen Reißverschluss seines Rucksackes und zieht ein Buch heraus.

"Wenn du das gelesen hast", sagt er, "dann weißt du, was uns bevor steht."

Laut Titel ist das nichts Gutes. Da ich kein Interesse zeige, lässt er das Buch wieder in seinem Rucksack verschwinden.

Ich schildere hier keine Begegnung mit Zeugen Jehovas, sondern mit einem ehemaligen Professor von der Universität Bochum, der nach seinen Angaben in der Nähe von Paderborn ein Haus besitzt und die eher ungemütlichen deutschen Monate auf Madeira verbringt.

An seine Versuche, mir die Laune zu verderben, habe ich mich inzwischen gewöhnt. Ich kenne ihn seit Januar 2021. Damals war er noch ein Mathematiker, der bei den Prim-Zahlen vor einem sensationellen Durchbruch stand. Ich sollte schon einmal einen Saal für eine öffentliche Veranstaltung organisieren, bei der er seine unglaublichen Erkenntnisse publik machen wollte.

Einen Tag nach dem Überfall der Ukraine entpuppte sich dieser ehemalige Professor als Putin-Versteher. Der wehre sich doch nur. Meine Meinung: Wenn das so wäre, täte Putin das inzwischen ebenso erfolglos, als wenn es nicht so wäre. Was diesen Präsidenten der russischen Förderation hoffentlich nicht so weit in den vorhandenen Wahnsinn treibt, dass er die atomare Keule herausholt. 

Ich will weder, dass die Zeugen Jehovas mit ihrer Lieblosigkeit Recht behalten noch wünsche ich mir das für diesen ehemaligen Professor, der bei jeder Begegnung mit mir auf die Gelegenheit lauert, mir mit seinen Verschwörungstheorien einen Schrecken einzujagen. Als er das anschließend auch bei einem Lokalbesuch versuchte, stand ich auf und ging. Das hätte ich nicht getan, wenn er behauptet hätte, dass man jede Primzahl doch durch andere Zahlen teilen könne. Ich hätte ihm sogar einen Saal besorgt.