Montag, 26. Dezember 2022

Wortmeldungen (II)

Facebook-Kommentar vom 24. Dezember  2022 zu den "Observer"-Fotos vom Weihnachtsdorf auf dem Rathausplatz von Funchal. 

Madeira weit voraus vom 26. Dezember 2022

Betr. "Mülltrennung mit dem Fahrrad", 8. September 2022

Muito bem nossa Madeira muito á frente.

Gut gemacht, unser Madeira ganz weit voraus.

Ana Aveiro bei Facebook

Freitag, 23. Dezember 2022

Alltägliches (251)

Schön ist die Insel.
Foto: Heinz-Peter Tjaden
Über Madeira

Lasst uns reden. Über eine Insel, die ihre Schönheit aus ihrer Entstehung bezieht. Entstanden ist Madeira vor 18 Millionen Jahren in mehreren Phasen. Die Insel wurde im Laufe der Jahrmillionen immer größer, vor 740 000 Jahren wuchs Madeira besonders im Westen und Süden. Im Norden und Süden bildeten sich die Steilhänge. Funde deuten darauf hin, dass es erst vor 6450 Jahren aufhörte zu rumoren.

In der Politik ist das nicht der Fall. Dort rumort es bis heute. Auch auf Madeira können Sozialdemoraten das am besten, was sie schon immer am besten gekonnt haben: Sie streiten sich und zerfallen in die rechte und in die linke Sozialdemokratie.

Wenn die Rechten und die Linken auf der Gegenseite keine Schuldigen mehr finden, werden sie in Lissabon gesucht. Wenn man dem Regierungschef von Madeira, Miguel Albuquerque, glauben darf, gibt es in der portugiesischen Hauptstadt sogar Kolonialisten, die allzu gern die Insel unterwerfen würden.

Wer zu den Glückseligen gehört, fürchtet eben dummerweise immer, dass man ihm diese Glückseligkeit streitig machen will. Auch die Kanaren, die Kapverden und die Azoren werden zu den glückseligen Inseln gezählt. Ob man auch von diesen Inseln nur das obere Viertel sieht, weiß ich nicht. Auf Madeira ist das so. Zum Vulkansystem gehören Klippen, die bis zu 4 000 Meter in die Tiefe stürzen.

So ist das auch mit dem Gemüt der Menschen, die auf Madeira leben. Erst bei einem Vulkanausbruch erfährt man, was unter der Oberfläche brodelt. Darüber habe ich mich kürzlich mit einem Mann aus Lissabon unterhalten, den ich in einem Cafè traf. Er fragte mich, wie ich mich auf der Insel fühle. Da ich weder ein Philosoph noch ein Psychologe bin, fasste ich mich kurz.

"Man muss sich daran gewöhnen, dass viele auf der Insel keine seelische Mitte haben. Sie sind entweder obenauf oder wie am Boden zerstört."

Da auch mein Gesprächspartner, ein Mann um die 50 und mit Rucksack auf der Insel unterwegs, kein Philosoph oder Psychologe war, kam auch er gleich zum Wesentlichen.

"Und warum leben Sie seit fast zwei Jahren auf Madeira?"

"Wegen einer Frau", war die für ihn keinesfalls verblüffende Antwort meinerseits.

Auch diese Frau hat ihre Klippen. Sie überraschte mich am 14. September 2020 mit dem Geständnis "Ich beobachte dich". Sie fühle sich wie im "A la la la long" von Bob Marley und wundere sich so sehr über ihre Gefühle wie "Fools Garden" in "Lemon Tree".

In "A la la la long" beobachtet ein Mann eine Frau, Bob Marley singt "Girl I want to make you sweat, sweat `til you can´t sweat no more, and if you cry out I´m gonna push it some more."

Seit meiner Ankunft auf der Insel am 5. Januar 2021 hat mich diese Frau keinesfalls ins Schwitzen gebracht, unsere Begegnungen sind immer nur zufälliger Natur, meiner Frage, ob ich am 14. September 2020 etwas missverstanden habe, weicht sie bis heute aus.

In Deutschland würden diese beiden Lieder zu einer Liebeserklärung gehören, wie sie nicht schöner sein könnte. Ihr anschließendes Verhalten würde man als Angst vor der eigenen Courage bezeichnen.

Auch die Frau aus dieser Geschichte hat offenbar Angst vor der eigenen Courage. Möglicherweise gefällt sie sich inzwischen sogar schon so sehr in der Opferrolle, dass jedes Drama noch dramatischer sein muss als das vorherige. Lässt man sie – wie ich – kein Opfer sein und vertritt auch noch eine eigene Meinung, bricht der Vulkan aus – und als Mann steht man an einer Steilküste.

Aus meiner Erzählung "Dildos sind auf Madeira tabu"


Donnerstag, 15. Dezember 2022

Alltägliches (250)

Soeben bei
Amazon als e-book
erschienen.
Der Gast und der Hitlergruß

Wieder so ein Vorfall. Dieses Mal nicht in unserer Wohngemeinschaft, sondern in dem Lokal, das ich morgens besuche, um einen Kaffee zu trinken und das "Jornal da Madeira" zu lesen. Bevor ich den Wirt grüßen und meine Bestellung aufgeben kann, ruft mir ein Gast, den ich das erste Mal bewusst wahrnehme, "Heil Hitler!" zu. Weiß er etwa nicht, was für ein Verbrecher dieser Hitler gewesen ist? Weiß er ebenfalls nicht, dass er, wenn sich das in einer deutschen Kneipe zugetragen hätte, jetzt zumindest mit einer Geldstrafe rechnen müsste, denn in Deutschland ist dieser Gruß verboten? In Portugal oder auf Madeira nicht?

Vor dem Haus, in dem ich seit Februar 2021 wohne, habe ich mich kürzlich mit einer 29-Jährigen, der ich die Erzählung "Dildos sind auf Madeira tabu" gewidmet habe (auch als Print erhältlich), über Deutschland unterhalten. Sie kannte nicht viel mehr als einige Namen von Politikern, dazu gehörte auch Adolf Hitler. Ich versicherte ihr, dass solch ein Verbrecher in Deutschland nie wieder die Macht an sich reißen könnte, außerdem sei der Rechtsradikalismus in einigen anderen europäischen Staaten ein viel größeres Problem als in Deutschland. Sie hatte mich vor einiger Zeit als "verfickten deutschen Nazi" beschimpft, was sie inzwischen bedauerte. Auch nach Putin und die Deutschen fragte sie mich. Da ich keinen Vortrag halten wollte, beschränkte ich mich auf die Antwort "Das ist ein Kriegsverbrecher. Das sagen fast alle in Deutschland."

Mit ihr hatte ich mich auch schon einmal über Dildos unterhalten, die ihren Ausführungen zufolge auf Madeira tabu sind, in Deutschland aber nicht. Und beim Hitlergruß ist es umgekehrt?