Donnerstag, 24. März 2022

Estrada Monumental

Schwungvoller Radweg, der
von den Autos und Bussen,
die zum Hotel wollen,
überquert werden muss.
Foto: Heinz-Peter Tjaden

Die Straße, die viele Geschichten erzählen könnte

Wenn die Estrada Monumental Geschichten erzählen könnte, käme sie aus dem Plaudern nicht mehr heraus. Lassen wir doch einmal einen Bogen des neuen Radweges zu Wort kommen, der meines Erachtens nur mit einem Fehler in der Planung zu erklären ist. 

Welche Bogen die Madeirer machen sollen, ist auf Madeira lange Zeit nicht von Straßenbauern, sondern  von der katholischen Kirche bestimmt worden. Als 1838 der schottische Arzt Robert Kalley auf die Insel kam, weil für seine Frau das Klima auf der Insel aus gesundheitlichen Gründen vorteilhaft war, entsetzte ihn die mangelnde Bildung der Bevölkerung. Er lehrte die Menschen Lesen und Schreiben und machte sie auch mit der Bibel bekannt, die es bis dahin nur auf Latein gab. Die katholische Kirche reagierte darauf mit Verboten der Predigten von Kalley, die Polizei stellte sich allen in den Weg, die in das Haus des schottischen Arztes wollten, die Schulen, die er gegründet hatte, wurden geschlossen, seine Anhängerinnen und Anhänger wurden verfolgt. Einige wurden sogar zum Tode verurteilt. 1855 verließ Kalley Madeira und machte einen Bogen um die Insel, bis er als Frau verkleidet in Brasilien ankam.

Die katholische Kirche hatte den Bogen zwar überspannt, aber für die Folgen wurde Robert Kalley nicht von der katholischen Kirche, sondern vom portugiesischen Staat entschädigt. Die Scherben sammelte der Governeur José Silvestre Ribeiro wieder auf, der bis 1852 im Amt war. Während seiner Amtszeit wurde auch die Estrada Monumental gebaut. Damals allerdings noch ohne Radweg, der sehr schwungvoll gestaltet worden ist, weil die Straßen- und Tiefbauunternehmen die Pläne für die Renovierung wohl nur auf Latein bekommen haben. 



Mittwoch, 23. März 2022

Alltägliches (XVII)


Warum Funchal?

31. März 2021. Die Frage, warum Funchal 2027 europäische Kulturhauptstadt sein sollte, wird auf www.funchal2027.net so beantwortet: "Funchal ist die Hauptstadt einer europäischen Region in äußerster Randlage. Die Stadt repräsentiert die europäische Präsenz in einem strategischen Gebiet der Welt und ein kulturelles Erbe von 500 Jahren Geschichte und Traditionen."

Unterwegs aufgeschnappt

"Mama, wenn du Englisch sprichst, merkt man dann eigentlich, dass du keine Engländerin bist?"

Kleines Mädchen mit Zöpfen in der Altstadt von Funchal am 22. März 2021

Fast alle für Funchal als Kulturhauptstadt Europas

31. Mai 2021. Nur eine Nein-Stimme: 23 Leserinnen und Leser des "Madeira Observers" haben sich bisher an der Funchal-Umfrage beteiligt, 12 Einheimische und 11 Touristinnen und Touristen. Die Nein-Stimme kommt von einem Touristen/einer Touristin. Zur Umfrage 

Das 32. Ja aus dem Schwarzwald

28. Juni 2021. Mein blog führt dazu, dass sich bei mir auch alte Bekannte melden, die mich wegen meiner Berichte über Madeira bei google wieder finden. Aus dem Schwarzwald erreichte mich soeben die Nachricht "Ich habe mit Ja gestimmt." Seine Stimme war die 32. Ja-Stimme, es blieb bei einer Nein-Stimme.

Mehrheit immer größer

10. Juli 2021. Die Zahl der abgegebenen Stimmen ist auf 40 gestiegen, 39 entfielen auf ja.

101 Stimmen für Kulturhauptstadt

14. November  2021. Die Umfrage endet mit 102 Stimmabgaben, 48 von Einheimischen, 54 von Touristinnen und Touristen. Es gibt eine Nein-Stimme, die kommt von einem Touristen. 

Funchal misst sich mit 11 anderen Städten

28. Februar 2022. In Lissabon muss sich Funchal am 9. März der nationalen Konkurrenz stellen, die aus elf Städten besteht. Bürgermeister Pedro Calado und seine Mitstreiterin Sandra Nóbrega vom städtischen Kulturamt und seine Mitstreiter Maurício Marques als Organisator der Kandidatur und Raquel Brazao als Kulturchef der Insel werden die Stadt ins rechte Licht rücken. Sollte Funchal tatsächlich Kulturhauptstadt Europas 2027 werden, stünden auch 139 Projekte von 87 internationalen Partnern aus 18 Ländern auf dem Programm. 

Aus dem Rennen

23. März 2022. Funchal ist aus dem Rennen. Ponta Delgada, Braga, Aveiro und Evora können noch Kulturhauptstadt Europas 2027 werden. 
  

Montag, 21. März 2022

Alltägliches (206)

Auf dem Kopf
von Miguel bricht
sich immer mehr
Haut Bahn.


Regierungschef von Madeira mit immer mehr Haut zwischen den Haaren


Miguel Albuquerque wird am 25. März eine Rede halten, die hoffentlich von allen Rundfunk- und Fernsehanstalten übertragen wird. Denn jünger werden wollen viele. Und wenn man, wie der Regierungschef von Madeira, 60 Jahre alt ist, lohnt sich eine Verjüngung mehr als bei einem 18-Jährigen, der zudem wohl kaum daran denkt, jünger werden zu wollen, weil er erst einmal älter werden will. 

Halten wird Albuquerque diese Rede im Hotel "Melia Madeira Mare Resort & Spa", das er als 60-Jähriger betreten und als 58-Jähriger wieder verlassen wird. Denn in diesem Hotel soll am Freitag eine so genannte "RClinic" eröffnet werden. Laut "Jornal da Madeira" (JM) von heute handelt es sich dabei um eine Klinik für "ästhetische Medizin, die Gesichts-, Körper- und Haarbehandlungen mit mehreren bahnbrechenden Dienstleistungen" anbietet. 

Der Regierungschef von Madeira wird sich sicherlich anfangs für eine Haarbehandlung entscheiden, da sich auf seinem Kopf immer mehr Haut in den Haaren Bahn bricht. Da er im nächsten Jahr noch einmal kandidieren will und bereits ein unglaubliches Programm für seine nächste Amtszeit angekündigt hat, wären wieder mehr Haare schon einmal ein verheißungsvoller Auftakt.

Ob auch Kirchenvertreter an der Eröffnung teilnehmen und nicht nur den "Panorablick über den Atlantik" (O-Ton JM) genießen werden, geht aus dem Zeitungsbericht nicht hervor. Sie könnten darauf verweisen, dass Jesus Jünger gehabt habe. Auch Bahnbrechendes könnte zur Sprache kommen. Die Behauptung, dass es sich bei der katholischen Kirche ebenfalls um eine Verjüngungsklinik handele, sollte von den Kirchenvertretern allerdings vermieden werden, denn die beiden noch lebenden Päpste sind bereits in einem Alter, in dem man nicht mehr jünger werden kann. 

Musik wird bei der Eröffnungsfeier auch gemacht. Bevorzugter Interpret ist dem Vernehmen nach Neil Young. Bei der Verkündung der Klinikpreise soll von dem Discjockey "Heart of Gold" aufgelegt werden, wobei mit Heart Gelbbörse gemeint ist. Der Song "For ever young" ist gleich wieder von der Playlist gestrichen worden. Denn wer für immer jung ist, muss sich nicht verjüngen lassen.