Mittwoch, 9. Juni 2021

Alltägliches (XXXV)

Warten auch sie auf
Post? Foto: Tjaden

Post per Präsidenten-Flugzeug?

Derzeit ist der portugiesische Präsident Marcelo de Sousa auf der Insel, denn der 10. Juni ist Nationalfeiertag. Außerdem habe ich heute drei Briefe aus Deutschland bekommen. Sind die im Präsidenten-Flugzeug mitgenommen worden oder wird Post generell nur kurz vor dem Nationalfeiertag zugestellt?

Auf jedem Briefumschlag steht "Priority". Diesen Aufdruck haben die Umschläge in den Niederlanden bekommen. Wann wird nicht vermerkt, nur noch "Port Betaald, Port Paye, Pays-Bas". Das beruhigt mich. Mit Nachporto ist also nicht zu rechnen.

Der älteste Brief kommt von Amazon. Die Rechnung soll ich bis zum 29. März 2021 begleichen. Die beiden anderen Briefe hat mir die Deutsche Rentenversicherung geschickt. Sie stammen vom 16. März und vom 11. Mai und sind beide "sehr eilig", denn die Behörde braucht meine portugiesische Identikationsnummer.

Ich habe heute in der City von Funchal beim Besuch des Präsidenten Fotos gemacht. Hätte ich da schon diese drei Briefe gekannt, hätte ich Marcelo Sousa meine Antworten mitgegeben. Der scheint ja einen guten Draht zur Post zu haben. 

Der Sousa-Bilderbogen

 

Dienstag, 8. Juni 2021

EURO 2020 (II)

Im Netz kommt man
an ihnen nicht vorbei.


Portugal im Netz schon Europameister

Über diese Meldung des Redaktionsnetzwerkes Deutschland (RND) von gestern wundere ich mich gar nicht. Im Netz ist Portugal schon Europameister. Denn dieses Land lebt digital. Bis auf einen Mitbewohner meiner Wohngemeinschaft, der mich täglich am Computer erlebt und sich bis gestern gefragt hat, was ich dort mache. Ich erklärte ihm, dass ich mehrere blogs habe und sogar meine Erzählungen im Netz veröffentliche.

Mittlerweile tobt nicht nur auf dem Fußballplatz der Kampf um Titel - auch im Internet buhlen die internationalen Verbände um die Gunst der User. Der amtierende Europameister Portugal, der seinen Titel bei der ab Freitag startenden EM verteidigen will, schafft das offenbar am Besten. Laut einer Studie der Sportmarketing-Agentur web-netz Sports (hier geht es zum Artikel) sind die Portugiesen um Superstar Cristiano Ronaldo Social-Media-Europameister! Kein EM-Teilnehmerland hat demnach in Relation zur Einwohnerzahl so viele Follower auf Instagram, Facebook und Twitter.

"Um momento", sagte mein Mitbewohner und tobte - um im RND-Jargon zu bleiben- in sein Zimmer und kehrte mit einem Laptop von Sony zurück. Er fragte mich, ob ich ihm die "Funktionen dieser Maschine" erläutern könne. Das sei kein Problem, antwortete ich ihm, wenn der Laptop unter Strom stehe. Dafür brauche er ein Kabel. Das wolle er sich besorgen, sagte er, und lief in die Küche, um mir ein Abendessen zu besorgen. Denn gegessen wird auch auf Madeira immer noch analog.

EURO 2020 (III): Kein Kiosk-Tag in Funchal




Montag, 7. Juni 2021

Alltägliches (XXXIV)

Handelt sie auch mit
Zitronen? Foto: Tjaden
Palmen auf Uferpromenade statt Lemon Tree in Fools Garden

Der Chef der portugiesischen Sozialisten António Costa, der trotzdem auch als Cristiano Ronaldo unter den Sozialdemokraten Europas gilt, hält Madeira für schwierig, wenn es um die Politik geht. Aus Touristen Bürger der Insel zu machen, scheint dagegen zumindest einer Mitarbeiterin der Touristik-Branche leicht zu fallen. Aus dem Fools Garden mit Lemon Tree hat sie mich zu den Palmen auf der Uferpromenade in Funchal geführt. 

Jüngst hat sich eine deutsche Wochenzeitung mit der Wirkung von Musik beschäftigt, denn Musik kann etwas, was keine andere Kunstrichtung so gut kann. Sie kann Gefühle wecken, kann Erinnerungen wach werden lassen und schon sitzt man da und summt "Try to remember of love in september" oder man singt dieses Lied sogar laut, denn auf Madeira wird viel gesungen. 

Im September vorigen Jahres wäre ich eigentlich gar nicht zum sechsten Mal auf der Insel gewesen. Denn ich wollte im Juni die EURO 2020 auf Madeira erleben, als feststand, dass Portugal und Deutschland in einer Gruppe spielen. Doch das Turnier wurde wegen Corona verschoben. Also kam ich im September. Besagte Mitarbeiterin der Touristik-Branche gestand mir - als ich ihr erzählt hatte, dass ich mit dem Gedanken spiele, beim nächsten Mal für immer zu bleiben -, dass sie mich beobachte wie Bob Marley in dem A-la-la-la-Song.  Und zitierte sogleich aus dem Song "Lemon Tree" von Fools Garden "I wonder high, I wonder why". 

Wen ich danach auch fragte, alle hielten das für ein Signal-das wir allerdings wohl alle missverstanden. Denn seit ich auf der Insel bin, gab es nur eine kurze Begegnung mit ihr, dann ging sie ihrer Wege, wahrscheinlich um sich darüber zu freuen, dass sie als Mitarbeiterin der Touristik-Branche es sogar geschafft hatte, aus mir einen Bürger zu machen.

Nun bin ich seit über 100 Tagen ununterbrochen hier. In der Politik gelten 100 Tage als Bewährungsfrist für eine neue Regierung, in der die Neuen geschont werden. Ich habe Madeira nicht geschont. Mich auch nicht. Ich habe mir so schnell wie möglich ein Fahrrad gekauft.