Dienstag, 24. August 2021

Alltägliches (LXXII)

So spricht man
in Deutschland

Deutsch noch zu retten?

Bei meinem zweiten Aufenthalt auf Madeira bin ich von einer Russin gefragt worden, wie die aktuellen Standardsprüche junger Leute in Deutschland lauten. Mir fielen "Echt, krass, boah", "Alter, definitiv?" und "Hey, Alter" ein. 

Aus Deutsch könnte aber auch wieder mehr gemacht werden. Dazu müsste man auf die Kinder hoffen, die auf Madeira Deutsch lernen. Diese Kinder müssten nach der Schulzeit nach Deutschland auswandern. Die Chancen auf dem Arbeitsmarkt dürften groß sein. Denn die Konkurrenz beherrscht - siehe oben - die deutsche Sprache heute schon nur noch sehr bedingt und morgen wahrscheinlich noch bedingter. 

Vollständige Sätze mit mehr als fünf Wörtern werden in Deutschland immer seltener verstanden. So habe ich im November vorigen Jahres meine Unfallversicherung auf schriftlichem Wege gefragt, ob ich auch auf Madeira versichert wäre. Da ich darauf keine Antwort bekam, äußerte ich in einem zweiten Schreiben die Vermutung, dass dies nicht der Fall sei. Für diesen Fall teilte ich meine Kündigung mit. Ende Dezember bedauerte meine Versicherung meine Kündigung. Dass ich deshalb davon ausging, dass ich seit meinem Umzug nicht mehr versichert bin, stieß inzwischen bei meiner Versicherung auf mangelndes Verständnis. 

Nun werden Kinder, die derzeit auf Madeira Deutsch lernen, wahrscheinlich einwenden, dass sie nicht in Deutschland arbeiten möchten, weil es auf der Insel viel schöner ist, aber welche Alternative hätten sie in sagen wir einmal zehn Jahren, wenn sie das Gelernte anwenden wollten? Führungen mit Engländerinnen und Engländern machen, die ebenfalls Deutsch gelernt haben? 


Montag, 23. August 2021

Alltägliches (LXXI)

Hier stellt mein Nachbar
seine Wäsche aus.
Foto: Heinz-Peter Tjaden

Todeskampf auf fröhlicher Insel

Dies ist der zweite Bericht über unsere Wohngemeinschaft (drei Frauen, drei Männer, der Professor wohnt schon lange nicht mehr bei uns). Das Haus hat zwei Stockwerke, oben wohnt eine ältere Dame, mein Balkon-Nachbar ist ein junger Mann (grußloser Künstlertyp, niemand geht an den anderen schneller vorbei als er, alle trocknen ihre Wäsche auf dem Hof, er auf seinem Balkon). 

"Die Wände sind wie aus Pappe", hat gestern Abend in einem Fernsehkrimi eine Frau zu einem Mann gesagt. "Man hört hier jedes Geräusch." Diese Pappe ist auch bei unserem Haus verwendet worden. Besonders gut hört man jedes Geräusch aus dem Treppenhaus. 

Auch eines Morgens. Jemand röchelt. Die ältere Dame aus dem ersten Stock? Ich greife nach meinem Handy. Die Notrufnummer in Portugal lautet 112. Ich öffne meine Zimmertür. Mein Daumen berührt schon die 1. Doch das Röcheln kommt gar nicht aus dem ersten Stock.  Das Röcheln kommt aus dem Smartphone meines Balkon-Nachbarn.  Der Tod der Sängerin ist wohl nicht mehr zu vermeiden. 

Bei den Opern, die ich kenne, dauert sowas mehr als fünf Minuten. Moderne Opern dagegen kenne ich überhaupt nicht. Die scheinen nicht nur mit Todeskämpfen zu enden, sondern auch zu beginnen. Das Gejammer von nebenan hört jedenfalls nicht auf. Dann der Schock. Nun singt auch mein Nachbar. Ich schalte mein Radio ein. Eine Geige weint-und ich habe Madeira für eine fröhliche Insel gehalten. 



Samstag, 21. August 2021

Betrifft Lesestoff

Japanisch kann doch jeder

Da meine liebe Geschichte aus Funchal "Cliente seguinte" und meine beiden Erzählungen über den verrückten Vogel Red, der in Funchal wegen Brandstiftung in einer Kirche angeklagt und von einem Pater entlastet wird, in Japan immer erfolgreicher werden, hat mir Amazon heute per mail mitgeteilt, dass ich nun für die Honorare aus Japan einen eigenen Zugang habe. 

Die Anmeldung ist für mich selbstverständlich ein Kinderspiel. Für Sie auch?

Betr. Lesestoff (II) Hier klicken