Samstag, 9. Juli 2022

Liebe Kinder (VI)

São bocas tão pequenas que
pronunciam tudo. Nunca se
pode proibi-lo; caso contrário,
nada mais resultará disso.

"Halt die Klappe" ist nicht nur schlechtes Deutsch

Heute bringe ich euch ein wenig Deutsch bei. Nur ein wenig. Denn, was heute am Katharinenpark eine deutsche Mutter zu ihrer kleinen Tochter gesagt hat, müsst ihr eigentlich gar nicht verstehen. Da es aber sein könnte, dass ihr einem traurigen Kind begegnet, das aus Deutschland kommt, wüsstet ihr dann wenigstens warum. 

"Halt die Klappe", hat diese Mutter zu ihrer kleinen Tochter gesagt. Mit Klappe meinte sie den Mund ihrer kleinen Tochter. Sie wollte also der Kleinen den Mund verbieten. Was man bei Kindern nie machen sollte, weil Kinder immer etwas zu erzählen haben. Für erzählen kann man auch berichten, plaudern, plappern, sprechen oder mitteilen sagen. 

Die Kleine antwortete ihrer Mutter in einem ganz ruhigen Ton. Sie sagte: "Dich interessiert doch gar nicht tatsächlich, was ich für einen Fehler gemacht haben soll." Bei Fehlern handelt es sich um etwas, was man eigentlich nicht tun sollte, weil es nicht gut für die anderen oder für einen selbst ist. Wenn man es dennoch getan hat, sollte man aus Fehlern lernen. Das kann man aber nur, wenn man darüber spricht. Die Klappe halten, ist also falsch und kein gutes Deutsch.

Der kleinen Tochter ist zwar der Mund verboten worden, aber zum Schweigen wurde sie von ihrer Mutter nicht gebracht. Sie sagte ihre Meinung in einem ruhigen Ton, weil sie jetzt schon klüger ist als ihre Mutter, der eigentlich der Mund verboten werden müsste.

Liebe Kinder (VII)  

Freitag, 8. Juli 2022

Alltägliches (226)

Vor lauter Musik hört man
den Atlantik nicht. 
Foto: Heinz-Peter Tjaden

Der genervte Mann und das Meer

Jedes Meer singt seine eigene Melodie. An die vielstimmigen Melodien des Schwarzen Meeres mag ich gerade nicht denken, dort will ein Vollidiot aus Moskau das Orchester kapern und dirigieren. Würde ihn doch einer dieser Wellen erfassen! Die Nordsee kann wütend klingen, während die Ostsee nur leise summt. Wenn sich der Wüstensand aus Nordafrika auf das Mittelmeer legt, wird daraus ein stummes Meer. Die Karibische See flüstert nur. 

Der Atlantik dagegen grollt, weil er nie weiter kommt als bis zum Ufer. Der Wind bläst die Wangen auf, bis die Wellen brechen. Auf die Musik des Atlantiks freue ich mich schon, während ich einen schwarzen Tee bestelle und die Zeitung aufschlage. Weitere Gäste kommen. Jemand dreht die Musikanlage auf. Dagegen kommt auch der Atlantik nicht mehr an. Die Sängerin winselt und jammert, als werde sie aufs offene Meer hinaus getrieben. 

Ich bezahle den Tee, radele weiter bis zu einer Mauer, auf die ich mich setzen will, um dem Meer zu lauschen. Jemand setzt sich neben mich-und er macht es wirklich. Was ich befürchte, das tut dieser 18-Jährige. Er holt sein Smartphone heraus und ruft die Liste seiner Lieblingslieder auf. Der Sänger winselt und jammert-hoffentlich, weil er auf das Meer hinausgetrieben wird. 

Donnerstag, 7. Juli 2022

Alltägliches (225)

Spinnweben am
Klingelschild des
deutschen Konsulats.
Foto: Tjaden

Das deutsche Konsulat und die tote Spinne

Unterwegs gefragt, etwa 300 Meter vom Ziel entfernt: Wo ist das deutsche Konsulat in Funchal? Zwei Polizeibeamte kennen nicht einmal die Straße, deren Name ich mir aufgeschrieben habe. Eine Mitarbeiterin des Rathauses hat zumindest eine ungefähre Ahnung und schickt mich nicht in die völlig falsche Richtung.

Das deutsche Konsulat in Funchal wird laut google von einem Honorarkonsul geleitet, der Ricardo Dumont dos Santos heißen soll. Auf die Öffnungszeiten könne man sich nicht verlassen. Doch dos Santos ist gar nicht mehr Honorarkonsul. Da er sein Amt, mit dem er eigentlich Deutschland dienen sollte, für private geschäftliche Interessen missbraucht hat, wurde er laut einem Bericht des Bayerischen Rundfunks 2017 abgesetzt. Vorher bekam er das Bundesverdienstkreuz. 

Seit seiner Absetzung ist wahrscheinlich auch die Spinne tot, die sich am Klingelschild im Largo do Phelps 6 so manchen Leckerbissen ins Netz geholt hat. Die etwas schäbig aussehende Eingangstür fand ich auch nur, weil ich in dem Fachgeschäft "MultiOpticas" eine Angestellte traf, die zu mir sagte: "Wenn Sie das Geschäft verlassen und nach rechts schauen, sehen Sie ein Eiscafé. Dort befindet sich das Konsulat." Dieses Eiscafé kannte ich bereits, denn dort bin ich fast schon ein Stammgast.  Über dem Café fiel mir ein schwarz-rot-goldener Kreis auf. 

Ich klingelte mehrmals. Doch niemand öffnete mir. Ein Schild mit den Öffnungszeiten gab es auch nicht. Die Telefonnummer, die auf einem Zettel am Klingelbrett stand, war fast schon unleserlich.

Mail des Konsulates vom 7. Juli 2022

Sehr geehrter Herr Tjaden,

danke für Ihre email. Sie waren leider an der alten Adresse des Konsulates. Dort ist es schon über 5 Jahren nicht mehr. Unsere neue Adresse lautet: Rua do Amparo 26. So sind wir auch auf der Liste der Konsulate gelistet siehe link:

https://lissabon.diplo.de/pt-de/botschaft/honorarkonsuln.

Gerne machen wir Ihnen einen Termin ab dem 18.07.2022, müssten wir nur genauer absprechen. Der Honorarkonsul befindet sich gerade im Urlaub. Alternativ können Sie auch bei den Gemeindeverwaltungen (Junta da Freguesia) Ihre Lebensbescheinigung beglaubigen lassen.

Melden Sie sich bitte gerne wenn Sie noch Fragen haben bzw. den Termin bestätigen wollen.