Mittwoch, 19. Januar 2022

Alltägliches (183)

Portugal hat am 30.
die Parlamentswahl.
Foto: Heinz-Peter Tjaden

Wahlkampf auf Madeira

Gestern habe ich für Aufsehen in der Küche unserer Wohngemeinschaft (WG) gesorgt, denn ich brachte die Wahlwerbung einer Partei mit, die im Briefkasten steckte. 

"Wegwerfen", hieß es. 

Was in unserer Wohngemeinschaft durchaus üblich ist. Sie wird aus dem Briefkasten genommen und auf die Straße geworfen. Was wohl der Verschönerung der Wohngegend dienen soll. Der Blick auf den Atlantik ohne Müll zu den Füßen wäre wahrscheinlich nur halb so schön.

Die Parteien, die bei den Parlamentswahlen in Portugal Stimmen holen wollen, legen sich derzeit mächtig ins Zeug. Mit gegenseitigen Schuldzuweisungen für die Missstände im Land. Am lautesten schimpft meistens der Chef der Regionalregierung von Madeira, Miguel Albuquerque. Das Gute auf Madeira schreibt er sich zu, das Schlechte Lissabon.

Albuquerque  ist zwar Sozialdemokrat wie der portugiesische Premierminister António Costa, aber aus der Geschichte der Sozialdemokatie wissen wir, dass sich niemand so heftig streiten kann wie diese Partei, aus der in Portugal fast schon zwangsläufig zwei Parteien geworden sind. Während die linken Sozialdemokraten bei der portugiesischen Parlamentswahl ohne Bündnispartner auskommen , setzen die rechten Sozialdemokraten auf Bündnispartner. Die kommen also nicht einmal mehr allein zurecht. 

Wie die Wahlen ausgehen werden, ist schwer zu sagen. Leicht zu sagen ist aber: Nach dem 30. Januar gibt es weniger Müll vor unserem Haus.    

Freitag, 14. Januar 2022

Alltägliches (181)

Gilt nicht in unserer WG. Gehirnaktivität
auf der männlichen Etage ist eher selten. 


Auch Schlaf wird überschätzt

13. Januar 2022. Die Frage, ob das Sein das Bewusstsein bestimmt oder das Bewusstsein das Sein, verlangt genauso vergeblich nach einer Antwort wie die aktuellere Frage, ob die Sprache das Verhalten beeinflusst oder das Verhalten die Sprache. Alles Kappes. 

Auf Madeira habe ich inzwischen sogar gelernt, dass bestimmte Redewendungen und vermeintlich ernst gemeinte Bekundungen so häufig verwendet werden, dass es gar nicht mehr darauf ankommt, ob man sich kennt oder nicht, ob sie wahr sind oder nicht. Mindestens ein Dutzend Mal am Tag bin ich ein Amigo, ein besonderer Mensch und jemand, dem man gern begegnet. Im nächsten Moment gilt: Aus dem Augen aus dem Sinn. 

Über die Probleme in unserer Wohngemeinschaft habe ich bereits berichtet. Auch die Hausverwaltung weiß davon. Sie hat mir jüngst mitgeteilt, dass sie machtlos sei und an den Missständen nichts ändern könne. Damit stärkt sie den Flegeln den Rücken. Trotzdem schickt sie mir heute die Abrechnungen für Januar und fragt mich in der Begleit-mail, wie es mir geht. Statt mir zum Beispiel mitzuteilen, ob ich die Miete wegen der Lärmbelästigungen mindern darf oder nicht. 

Ich habe die Frage nach meinem Befinden so beantwortet:  "When you ask how I am doing, I answer: Sleep, consideration and cleanliness in the house are completely overestimated."

Wahr ist und bleibt: "Für die Welt bist du irgend jemand, aber für irgend jemand bist du die ganze Welt."

Ein paar Stunden später. Die Verwaltung reagiert auf meine mail und auf vorherige Hinweise auf Krach und Unsauberkeit im Haus erneut mit einem unverschämten Vorschlag. Motto: Wer sich an den Mietvertrag hält, geht besser wieder? Ich wohne seit dem 1. Februar 2021 hier. Inzwischen gilt der Vertrag drei weitere Jahre. Die Verwaltung weiß auch, dass ich in diesem Haus bereits einen Gewaltausbruch verhindert habe.

Mail vom 13. Januar 2022





14. Januar 2022. Würden Sie doch sicher auch annehmen: Wenn sich zwei Mitglieder einer Wohngemeinschaft (WG) regelmäßig daneben benehmen und fünf WG-Mitglieder darunter leiden, schützt man die leidenden Mitglieder. Nicht aber die Verwaltung unseres Hauses: Sie will, dass ich gehe, obwohl ich auch für vier andere, die aus ihren Fehlern gelernt haben, spreche. Die wissen noch gar nicht, dass mir die Verwaltung in den Rücken fällt. Sie begrüßen mich weiter mit Daumen nach oben, mit Kuchen (den ich allerdings nur selten essen kann, weil er mir gestohlen wird). Der Bruder des Rüpels aus Raum F wollte mir sogar einen alten Drucker schenken, der allerdings nicht mehr funktioniert. 

Eine Stunde später. Nun behauptet die Verwaltung in einer mail an mich, dass ich die Miete unter keinen Umständen kürzen dürfe. Außerdem schlägt sie ein Gespräch zwischen meinem Anwalt und dem Anwalt des Hauseigentümers vor. Dem habe ich zugestimmt. Bedingung: Der Hauseigentümer trägt die Kosten.

Montag, 10. Januar 2022

Alltägliches (180)

Ta Tü Ta Ta, heute wäre die Polizei sogar da?

Gestern Abend bin ich Augen- und Ohrenzeuge häuslicher Gewalt geworden. Eine Frau und ein Mann gingen aufeinander los, eine ältere Dame stand hilflos daneben. Um noch Schlimmeres zu verhindern, kündigte ich an: "Ich rufe die Polizei." Der Streit tobte weiter.

Berichtete ich am 17. Dezember 2021

Schließlich wählte ich die Notrufnummer 112. Ein Polizeibeamter bestätigte mir, als er den Krach mitgehört hatte, dass es wohl ein Problem gebe. Auf einen Streifenwagen wartete ich vergeblich. Inzwischen hatte ich die Streitenden getrennt.

Heute Morgen-noch vor dem Frühstück-klingelte mein Handy. Eine Frauenstimme meldete sich mit "Polizeirevier. Spreche ich mit heinzpetertjaden.wordpress.com (dort hatte ich ebenfalls über diesen Fall berichtet)?" Dann wollte die Anruferin wissen, wie es mir heute geht. 

Prächtig, kann ich da nur sagen.