Sonntag, 13. September 2020

Sechste Reise (VII)

Ein Polizeibeamter an der
frischen Luft. Foto: Tjaden
Wenn ein Polizist tief einatmen will

Auch  ein Polizeibeamter aus Funchal braucht gelegentlich frische Luft: Dann heißt es Plexiglasvorhang hoch und tief einatmen. Ich bin stets ohne Plexiglas unterwegs und zum ersten Mal nur zu Fuß. Das fällt inzwischen auf. Unterwegs werde ich immer häufiger gefragt, warum ich kein Mountainbike habe. 

Doch man bemerkt mich auch als Fußgänger
. Ein Kellner aus der Altstadt sogar so oft, dass er mich heute gefragt hat, ob ich täglich die "Bild"-Zeitung lese. Er habe mich mit dieser Zeitung in der Stadt gesehen. Tägliches Lesen habe ich bestritten, dass "Bild" vornehmlich aus "sehr schönen Bildern" besteht, war mir neu. 

"Lieber lese ich Diario de Noticias und A Bola", antwortete ich und schon wurde ich gefragt, wie mein Lieblingsverein aus Portugal heiße. Meine Antwort, das sei der FC Porto, gefiel dem Kellner nicht. Der Kellner bevorzugte Benfica.

Mittwoch, 9. September 2020

Sechste Reise (VI)

Gleich schwimmen sie. Foto: Tjaden
Kinder aus Funchal als Virenschleudern

Wir haben als Kinder noch Boote aus Zeitungspapier gebaut und dann zu Badewasser gelassen. Das machen die Kinder aus Funchal nicht mehr. Die treffen sich am Nachmittag an einem der beiden Brunnen auf der Uferpromenade und haben auf andere Weise ihren Riesenspaß. Sie machen dies: Masken abnehmen und auf dem Wasser schwimmen lassen. Bekommen diese Masken einen Schubs von hinten (kann auch von vorn sein), werden sie ganz schön weit geschleudert. 

Wie sich dieses immer beliebter werdende Kinderspiel auf das Corona-Virus auswirkt, muss wissenschaftlich natürlich noch genau untersucht werden. Das sollte aber kein deutscher Virologe übernehmen. Die verstehen da keinen Spaß und behaupten vielleicht sogar noch, dass sich nun bewahrheitet, was sie immer gesagt haben: "Kinder sind Virenschleudern."

Die sechste Reise (VII)

Sonntag, 6. September 2020

Sechste Reise (V)

Zeitungsmann vor der
Markthalle in Funchal.
Foto: Heinz-Peter Tjaden
Ein entzündeter Zeh und die Mauer der Hoffnung

Im Auftaktspiel beim Nationencup hat Christiano Ronaldo auf sein 100. Tor für die Portugiesen verzichten müssen. Meldet "Diario de noticias" auf Seite 17 und zeigt den Star mit Maske in der rechten Hand auf der Tribüne stehend. Auch ohne ihn siegte der Titelverteidiger mit 4 : 1 gegen Kroatien. Ronaldos Zeh ist entzündet.

Gelesen wird die Sonntagsausgabe gehend oder stehend  im langsam munter werdenden Funchal. Für das Blumenfest wirbt auf der Titelseite ein farbiges Foto von zwei Frauen in bunten Kleidern. Auf den Seiten 36 und 37 erklärt der Kultursekretär Eduardo Jesus, welche Bedeutung dieses Fest in Zeiten "fehlender wirtschaftlicher Aktivitäten" für die Insel hat: "Die Region setzt weiter auf ausdrucksstarke deutsche und englische Märkte." Derzeit seien rund 30 Prozent der Hotelkapazitäten ausgelastet: "Auf der Mauer der Hoffnung gibt es viele Symbole."

Sechste Reise (VI)


Mittwoch, 2. September 2020

Sechste Reise (IV)

Funchal erwacht.
Foto: Heinz-Peter Tjaden
Alles muito bem

Der Weg ist das Ziel: Am Flughafen  von Funchal ist er eine blaue Linie. Während man sich am Flughafen von Hannover die Durchsagen zu den Corona-Tests aufschreiben und mindestens dreimal lesen müsste, um sie zu begreifen (bis dahin kann man allerdings niemanden mehr anstecken), ist hier alles ganz einfach.

Vor dem Flughafengebäude gibt es kein Entrinnen mehr, eine Dame am PC prüft meine Daten und schickt mich zu den Kabinen. In einer der Kabinen erwartet mich eine resolute Frau, die in meiner Nase herumstochert und in meinem Mund. Ob ich meine Mandeln noch habe, werde ich nach der Rückkehr feststellen lassen. Das Testergebnis bekomme ich um 5.34 Uhr per mail. Negativ.

Bei meinem ersten Spaziergang durch Funchal wundere ich mich über die Masken-Lässigkeit in der Stadt. Obwohl man die Maske auch im Freien tragen soll, tragen sie die meisten in der Hand baumelnd. Nur im Supermarkt sind die Leute nicht so lässig. Allerdings muss man sich keinen Einkaufswagen nehmen. In meinem Markt gibt es auch nur einen davon.

Derweil bereitet sich Funchal auf das Winzer- und das Blumenfest vor. Überall wird geputzt und gehämmert. Auf einer Bank sitzend lese ich den Roman "Nachtzug nach Lissabon". Ein Mann lässt sich von mir den Umschlag zeigen und hebt den Daumen. "Muito bom", sagt er. Das Wetter ist genauso.

Die sechste Reise (V)



Montag, 31. August 2020

Sechste Reise (III)

Kein Chaos am Flughafen von Funchal

Wer nach Madeira will, hat beim Corona-Test zwei Möglichkeiten: Einen mitbringen, der nicht älter ist als 72 Stunden, oder einen kostenlos am Flughafen von Funchal machen lassen. Versprochen wird das Testergebnis innerhalb von 12 Stunden.

Während in Deutschland diese Tests an Flughäfen ins Chaos geführt haben und wieder abgeschafft werden, halten die Behörden auf Madeira ihr Versprechen. Diese Erfahrung hat jetzt eine Bekannte von mir gemacht. Mit Rückenwind landete das Flugzeug aus Düsseldorf früher als geplant in Funchal, an Bord lernte sie eine Frau kennen, die seit zwei Jahren auf Madeira lebt, den Test machte sie gegen 16 Uhr - und das Ergebnis hatte sie um 3.34 Uhr per mail. 

Ich lande morgen um 15 Uhr in Funchal...

Der Corona-Test (IV) 

Montag, 24. August 2020

Sechste Reise (II)

Muss Lena im Innenhof
des Rathauses bald
auch eine Maske tragen?
Ist das noch Urlaub?

6. August 2020: Diese Meldung verblüfft mich nicht nur, sie verärgert mich auch: Seit dem 1. August gilt die "Maskenpflicht" auch im Freien, obwohl sich alle Virologen darin einig sind, dass die Ansteckungsgefahr an der frischen Luft sehr gering ist. Und warum muss man dann auch noch Abstand halten? Damit man den Urlaub gar nicht mehr genießen kann?

8. August 2020: Wochenlang hat Madeira keine aktiven Corona-Fälle gemeldet, nun tauchen sie aber in der Statistik wieder auf. Derzeit soll es 23 aktive Fälle geben.

Damit zeigt sich auch auf dieser Insel: Sobald mehr getestet wird, wird auch mehr gefunden. Die Corona-Regeln, die nun gelten, muten seltsam an. Keine Maske tragen muss man als Erwachsener und als Kind ab 10 , wenn man sich im Freien sportlich betätigt, wenn man sich ans Meer begibt (wann darf man in Funchal die Maske abnehmen-auf der Uferpromenade oder erst auf den Wegen, die zum Meer führen?) oder wenn man durch einen Wald spaziert.  Auch für Behinderte, die eine Maske weder aufsetzen noch abnehmen können, gilt die "Maskenpflicht" nicht. Auf Madeira heißen diese Masken übrigens "Gemeinschaftsmasken".

11. August 2020. Die Zahl der registrierten aktiven Fälle verändert sich kaum, sie liegt bei 24. 

14. August 2020. Immerhin: Das Weinfestival soll stattfinden. Das Blütenfest soll vom 3. bis 27. September nachgeholt werden. Hier klicken 

24. August 2020. Keine Maske tragen muss man, wenn...

31. August 2020. Pünktliches Corona-Testergebnis: Sechste Reise (III)

Mittwoch, 22. Juli 2020

Sechste Reise (I)

Schöne Aussichten. Foto: Tjaden
Noch nicht verwirrt

Die "Tiroler Tageszeitung" hat mir heute folgenden Tipp gegeben: "Madeira und Azoren: Auf dem portugiesischen Festland ist eine Einreise für EU-Bürger ohne weiteres möglich, auch wenn seitens Österreich nach wie vor eine Reisewarnung gilt. Auf Madeira und den Azoren hingegen müssen alle Ankommenden entweder ein negatives Corona-Testresultat (nicht älter als 3 Tage) vorweisen oder einen solchen Test direkt bei Einreise durchführen lassen. Auch eine Online-Registrierung ist notwendig."

Obwohl ich erst am 1. September fliege, habe ich mir die Online-Registrierung schon einmal zu Gemüte geführt. Nun wissen die Gesundheitsbehörden auf Madeira, wann ich ankomme und wann ich die Insel wieder verlasse. Sie wissen, wo ich wohne, wenn ich nicht auf Madeira bin, und sie wissen, wo ich wohne, wenn ich auf Madeira bin. Auch Fieber habe ich für die Gesundheitsbehörden gemessen, obwohl ich keins habe.

Zu meinem Gesundheitszustand waren meine Antworten durchgängig positiv, sogar die Frage, ob ich verwirrt bin, konnte ich außer Acht lassen. Verwirrt sein werde ich erst wieder auf der Insel,  wenn Carolina aus dem 29 Petit Hostel in Funchal erneut als Erfinderin der Unlogik Sternstunden feiert. Wie ihr diese Sternstunden gelingen, wissen die Leserinnen und Leser meiner Broschüre "Cliente seguinte" bereits. 

Die sechste Reise (II)

Donnerstag, 2. Juli 2020

Sechste Reise

Ihm schmeckt sein Kuchen auch.
Foto: Heinz-Peter Tjaden
Nichts wissen macht nichts?

Hannover-1. Juli 2020. Anruf beim Bürgertelefon wegen Ferien auf Madeira. Ein Auszug: "Warum wollen Sie eigentlich nach Madeira fliegen?" "Weil das eine wunderschöne Insel ist." "Und von wo fliegen Sie ab?" "Von Hannover." "Da haben Sie aber Pech. Der Frankfurter Flughafen bietet einen Corona-Schnelltest an. Hannover nicht."

Trotzdem fliege ich am 1. September wieder von Hannover nach Madeira. Bis dahin sind sich hoffentlich auch alle dafür zuständigen deutschen Behörden darüber einig, welche Einschränkungen auf der Blumeninsel gelten. Derzeit sind sie sich das nicht. So steht auf den Seiten des Auswärtigen Amtes, dass man nach der Ankunft einen Corona-Test machen könne. Bis man das Ergebnis habe, könne man sich in eine freiwillige Quarantäne begeben. Diese Information finde ich auf den Seiten, die es im Netz über Madeira gibt, allerdings nicht. 

Zu den Auskünften, die ich vom Landesgesundheitsamt bekomme, heißt es am Bürgertelefon: "Das stimmt nicht so ganz." 

Sechste Reise (I)


Donnerstag, 19. März 2020

Die EM-Reise (III)

Diese Frau wird am
20. Juni von mir
90 Minuten lang
beobachtet. 
Kein Fußball auf der Insel

Meine EM-Reise nach Madeira kann leider nicht 2020 stattfinden. Denn die Fußball-Europameisterschaft ist verschoben worden. Sie findet vom 11. Juni bis 11. Juli 2021 statt.

Dann ist Christiano Ronaldo wohl schon in Rente. Der ist übrigens derzeit auf der Insel, weil seine Mutter in Funchal im Krankenhaus liegt. Gute Besserung! 

Der Flugverkehr nach Madeira ist derzeit eingeschränkt, möglich sind nur noch wichtige Flüge. Ob ich also am 20. Juni auf der Insel bin, wenn Portugal gegen Deutschland gespielt hätte, steht noch nicht fest. Sollte das so sein, werde ich die Frau, die ich in meiner Erzählung "Cliente seguinte" erwähnt habe, bei der Arbeit beobachten. 90 Minuten lang. Mit Nachspielzeit.  

Dienstag, 10. März 2020

Erdbeben

Tausende verlassen ihre Häuser

Ein Erdbeben der Stärke 5,1 hat die portugiesische Urlaubsinsel Madeira im Atlantik erschüttert. Das örtliche meteorologische Institut IPMA hatte das Beben zunächst auf die Stärke 5,3 beziffert, dies aber später revidiert.
Nennenswerte Schäden oder Verletzte gab es einer IPMA-Mitteilung zufolge nicht. Die Erdstöße, die bis auf die Kanarischen Inseln Teneriffa und La Palma spürbar waren, ereigneten sich am Samstagabend um kurz vor 21 Uhr. Später gab es noch ein leichtes Nachbeben. Das Epizentrum lag etwa 40 Kilometer südlich von Funchal im Meer.
Tausende Menschen seien aus Sorge vor eventuellen weiteren Erschütterungen aus ihren Häusern auf die Straßen gelaufen, so die Zeitung "Público". Viele hätten sich vor allem deshalb Sorgen gemacht, weil stärkere Erdbeben in der Region sehr ungewöhnlich seien. Das letzte sei im Mai 1975 verzeichnet worden, damals habe es Schäden an einigen Gebäuden gegeben.
Die gebirgige "Blumeninsel" vor der Nordwestküste Afrikas ist vulkanischen Ursprungs und für ihr mildes Klima bekannt. Neben der Algarve ist Madeira das beliebteste Reiseziel der Deutschen in Portugal.
Eßlinger Zeitung, 8. März 2020

    Mittwoch, 5. Februar 2020

    Die EM-Reise (II)

    Mit dem Fotoapparat habe ich
    Christiano Ronaldo in Funchal
    schon getunnelt. 
    Fliegen mit der deutschen Elf

    Bei der Fußball-Europameisterschaft spielt Deutschland in einer Gruppe mit Frankreich und Portugal. Bei der EM könnte es also genauso laufen wie 2018 bei der WM: Die deutsche Elf scheidet in der Gruppenphase aus. 

    Ob das passiert, könnte sich im Spiel gegen Portugal entscheiden. Zu dieser Begegnung kommt es am 20. Juni. Dann bin ich wieder aus Madeira-und schaue mir das an.

    Ich fliege am 16. Juni nach Funchal und fliege möglicherweise einen Tag vor der deutschen Elf wieder nach Hause. Also am 23. Juni.

    Die EM-Reise (III)  

    Samstag, 11. Januar 2020

    Fünfte Reise (VI)

    "A Bola",
    11. Januar 2020
    Der Sieg-Bringer

    "Extraordinário!" Titelt die Sportzeitung "A Bola". "Portugal verga Franca Favorita". Titelt "O Jornal da Madeira".

    Wenn ich auf Madeira bin, gewinnt Portugal. Die Sportart ist gleichgültig. Im Juni war´s Fußball. Jetzt ist´s Handball. 

    Den Nationen-Cup feierten wir damals mit Poncha nach einem endlosen Spaziergang (hier klicken), den Starterfolg bei der Handball-EM feierte ich mit Wein, der nur deshalb vorzüglich schmeckte, weil im 17. Jahrhundert ein Matrose auf einem britischen Segelschiff ein Querkopf war. 

    Statt den Wein vor Hongkong - wie vom Kapitän gefordert - ins Meer zu schütten, weil er nicht verkauft werden konnte, gönnte sich dieser Matrose einen Schluck und stellte fest, dass der angeblich umgekippte Wein hervorragend mundete. 

    Freitag, 10. Januar 2020

    Fünfte Reise (V)

    "Reis magos" von Yvonne 
    Caspanni Pessers.
    Der Hahn im Dorf

    Heute bin ich der Hahn im Dorf. Denn ich war früher wach als mein krähender Kumpel. Der versucht nun, Versäumtes nachzuholen. So weckt er auch die schlafenden Hunde. Die Kinder aus der Schule muss er nicht wecken. Die freuen sich lärmend auf den Unterricht. 

    Und ich freue mich bereits auf meinen Kaffee. Wie die anderen Männer werde ich in der Sonne sitzen und die Sportzeitung "A Bola" ("Der Ball") lesen. Die erscheint täglich - und nie ohne eine Meldung über Christiano Ronaldo, der auf der Insel geboren ist. Derzeit wird er mit Pele verglichen. 

    Mit den Schlagzeilen dieser Sportzeitung und von "Diário de Notícias" habe ich bei meinem ersten Aufenthalt in Funchal noch so meine Probleme gehabt. Ich wunderte mich über das häufige "no". Bis ich herausfand, dass "no" "in" bedeutet. 

    Was "Reis magos" bedeutet, habe ich gerade gegoogelt. Denn so heißt das Bild, das vor mir an der Wand hängt und von meiner Gastgeberin Yvonne Caspanni Pessers gemalt worden ist. Es bedeutet "Königsmagier". Warum das so ist, werde ich die Malerin noch fragen. Sie stammt übrigens aus Brabant (Niederlande) und beantwortet gern meine Fragen.

    P. S. Nun ist das Bild klarer geworden. "Reis magos" ist ein Dorf in der Nähe von Funchal mit einem kleinen, aber feinen Strand.

    Die fünfte Reise (VI)