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Donnerstag, 8. September 2022

Alltägliches (235)

Ich trenne mich jetzt erst auf der Estrada
Monumental von Plastik. Foto: Tjaden
 
Mülltrennung mit dem Fahrrad

Als die gelbe, die blaue und die grüne Tonne noch auf dem Hof unseres Hauses im Caminho do Arieiro de Baixo 5  gestanden haben, gab es keine Probleme mit der Mülltrennung. Als diese Tonnen am 28. August von unten nach oben vor das Eingangstor wanderten, endete noch am gleichen Tag die Mülltrennung. Denn die beiden älteren Damen, die dort oben wohnen, hatten die gelbe, die blaue und die grüne Tonne so lange im Blick, bis sie verschwanden. Ich hatte einen Joghurtbecher in die gelbe Tonne geworfen. Danach wurde ich von den beiden älteren Damen treppab bis zur Küche verfolgt. In Minutenschnelle gab es keine Mülltrennung mehr.

Wo diese drei Tonnen blitzartig geblieben sind, weiß im Haus angeblich niemand. Ob meine Vermutung zutrifft, dass diese beiden älteren Damen zu oft Sesamstraße gesehen haben und deshalb in ihren Zimmern Oskar dem Grautsch nacheifern (der lebt in einer Mülltonne), kann ich nicht beurteilen. Dafür spricht: Die Nachbarn haben noch gelbe, blaue und grüne Tonnen.

Wir haben nur noch zwei große Tonnen. In die gehört Plastikmüll aber nicht. Deshalb nehme ich neuerdings meine Plastikflaschen bei meinen Radtouren bis zum ersten gelben Abfallbehälter in der Estrada Monumental mit. 

Freitag, 26. August 2022

Alltägliches (234)

Damit das 
Eis nicht läuft.
Foto: Tjaden
Funchal amüsiert sich

Gestern sind mir in Funchal nur fröhliche Menschen begegnet. Ein Mann mit Nickelbrille fiel sogar fast über seine Beine, als er aus dem "Continental"-Supermarkt kam und mich sah. Fröhlich blieb es, bis ich mich vor dem Kiosk am Stadtpark auf mein Fahrrad schwang. Nun war ich zu schnell für weitere fröhliche Begegnungen.

Der Grund für die Heiterkeit: Mein Bilderbogen über Touristinnen und Touristen, die Eis essen. Besonders beliebt scheint das Foto zu sein, das ich vor dem Italiener "Gelataria Italiana da Lorenzo" geschossen habe. Es zeigt eine Frau, die ihr Eis mit dem Smartphone fotografiert. Die Bildunterschrift müssen Sie schon selbst lesen. 

Freitag, 5. August 2022

Alltägliches (230)

Bild 1 "Der Trainer von Benfica
sagt, dass er schon in verschiedenen
Ligen war"
Bild 2 "Und jede Liga habe ihre
Besonderheiten"
Bild 3 "Aber, hallo, Roger, wart ab,
bis du die Besonderheiten der
portugiesischen Liga kennst"

Deutscher Trainer muss sich auf einiges gefasst machen

Da ich täglich eine Taverne besuche, in der sich vornehmlich Fans von Benfica Lissabon treffen und ich immer den FC Porto-Fan mime, muss ich mich vor dem Liga-Start bestens informieren. Das habe ich heute getan. Ich kaufte mir die Sportzeitung "A Bola". 

Zur letzten Seite gehört stets ein gezeichnetes Gespräch von Luis Afonso zwischen einem Friseur und einem Kunden. Heute geht es um den Liga-Einstand von Roger Schmidt (55) als Trainer von Benfica Lissabon. 

Zu den Besonderheiten der portugiesischen Liga zähle ich zu allererst die Spieldauer, die bis zu 100 Minuten betragen kann, weil die Spieler besonders in der Nachspielzeit ihre schauspielerischen Fähigkeiten beweisen.   

Dienstag, 19. Juli 2022

Alltägliches (229)


Beide aus Burgdorf:
Bernd Lange und die
EU-Kommissionschefin
Ursula von der Leyen.
An den Vorsitzenden des Handelsausschusses
Herrn Europabgeordneter Bernd Lange

mail@bernd-lange.de

Lieber Herr Lange, 

erst einmal ein freundlicher Gruß von der Insel Madeira. Ich hoffe, dass Sie gesund und munter sind. Wahrscheinlich sind Sie derzeit häufiger in Burgdorf (mächtigste Kleinstadt Europas) als ich. 

Ich wohne seit Februar 2021 auf Madeira. Wenn ich das Haus verlasse und etwa 40 Meter bergauf gehe, erreiche ich die Estrada Monumental, auf der ich entweder die Innenstadt von Funchal oder Camara de Lobos erreiche. Meistens bin ich mit dem Rad unterwegs. Um die Estrada Monumental geht es in meiner mail. 

Diese Straße ist in den vergangenen Monaten saniert worden. Die Sanierungsarbeiten waren im Herbst vergangenen Jahres auch Wahlkampfthema, als es um den Bürgermeister von Funchal ging. Ich begleitete die Arbeiten in meinem blog "Madeira Observer" eher mit Humor, wie auf Madeira Baustellen aussehen, lässt mich gelegentlich an einen Schutzheiligen für Bauarbeiter glauben, der mehr zu tun hat als alle anderen Schutzheiligen auf Madeira zusammen-und davon gibt es hier wahrlich viele.

Doch ich hatte auch Anlass zur Freude anderer Art. Der Radweg wurde verlängert. Er führte nun bis vor die Stadttore, Funchal hatte inzwischen mit Pedro Calado einen neuen Bürgermeister. Fast ein halbes Jahr lang schien die Estrada Monumental fertig zu sein. Bis zum April 2022. Plötzlich verlautete aus dem Rathaus, bei der Sanierung sei etwas schief gegangen. Doch man habe noch 150 000 Euro, um das in Ordnung zu bringen.

Vor den Stadttoren begann die Buddelei erneut. Auf mehreren hundert Metern wurde neu gemacht, was noch gar nicht so alt war. Den Radweg ließ man wieder verschwinden. Das rief die Opposition auf den Plan, die Verschwendung von Fördergeldern der Europäischen Union witterte und sich deshalb in diesen Tagen Zeitungsberichten zufolge an das Europäische Amt für Betrugsbekämpfung wendete. 

Was ist darüber in Brüssel bekannt? Diese Frage stelle ich auch, weil auf Madeira die Parteien einen merkwürdigen Umgang miteinander pflegen, bei dem es zu vielen Übertreibungen und zu einer Wortwahl kommt, die ich noch nicht erlebt habe. Wahrscheinlich gibt es auf Madeira auch einen Schutzheiligen für die Verbreitung von haltlosen Thesen. Merkwürdig ist allerdings, dass man so schnell einen Radweg wieder verschwinden lässt. Warum der Bau für einen Fehler gehalten wird, verrät hier auch niemand.

Anbei zwei Fotos. Estrada Monumental im Januar und im Juli 2022.

Bei Amt für Betrugsbekämpfung angemeldet

19. Juli 2022. Das Büro von Bernd Lange hat meine Anfrage an das Europäische Amt für Betrugsbekämpfung weitergeleitet. Dort habe ich nun einen Benutzernamen und ein Passwort, so dass ich mich weiter um das Thema kümmern kann.

Dienstag, 12. Juli 2022

Alltägliches (227)

Oben rechts: Meine
Nummer in der 
Warteschlange und
weitere Hinweise.
Unten links: 
Vielleicht bin ich
dort richtig.  
Seguranca Social: Mehr Schein als Service

Der Schein trügt bei der Seguranca Social (Sozialversicherung). Pessoas em Espera: 23. Steht drauf. Also: Vor mir sind noch 23 Personen dran. Tolerancia de Atendimento até 3 senshas. Steht auch drauf. Es können also auch 20 oder 26 sein. Hora prevista de Atendimento: 16.26 Uhr. Stimmt ebenfalls nicht. Denn um 16.26 Uhr bin ich noch lange nicht dran. Eigentlich nie. Vielleicht bin ich hier sogar falsch. 

Seit einer Woche bemühe ich mich um einen Stempel. Den brauche ich für eine Lebensbescheinigung der deutschen Rentenversicherung. Ohne Stempel bekomme ich keine Rente mehr. Die Post kann angeblich nicht bestätigen, dass ich lebe, die Polizei weiß nicht, ob sie mir bestätigen dürfte, dass ich noch lebe, das Rathaus ist sicher, dass man mir auf der anderen Straßenseite bestätigen würde, dass ich noch lebe, doch dort gibt es nicht einmal die Glastür, durch die ich gehen soll.

Doch gestern Nachmittag gegen 15 Uhr war mir eine Behörde hold. Eine nette Mitarbeiterin schrieb mir auf (Foto oben links), wo ich wahrscheinlich richtig sein würde, dort traf ich kurz vor 16 Uhr ein, eine Mitarbeiterin der Seguranca Social begleitete mich bis zum Schalter 21, dort zog sie um 15.51 Uhr die Nummer A  197 für mich. Ich machte einen Spaziergang, kehrte um 16.15 Uhr zurück und stellte laut Anzeige in einem der Wartesäle mit mehreren Schreibtischen, auf denen Computer standen, fest, dass angeblich noch 15 Personen vor mir an der Reihe waren. Das blieb laut Anzeige auch so.

Gegen viertel vor fünf kam mir das, was auf meinem Schein mit der Nummer A 197 stand, nicht mehr sehr vertrauenswürdig vor. Ich ging wieder zum Informationsschalter, dort saß  eine andere Mitarbeiterin, die ins Grübeln kam. Der Schalter, an dem ich wahrscheinlich richtig sei, sei seit 15 Uhr geschlossen. Dabei handele es sich auch nicht um den Schalter 21, sondern um den Schalter 19. Sie schrieb mir die Schalternummer und die Öffnungszeit auf. Das sah ziemlich vertrauenswürdig aus. 

Samstag, 9. Juli 2022

Liebe Kinder (VI)

São bocas tão pequenas que
pronunciam tudo. Nunca se
pode proibi-lo; caso contrário,
nada mais resultará disso.

"Halt die Klappe" ist nicht nur schlechtes Deutsch

Heute bringe ich euch ein wenig Deutsch bei. Nur ein wenig. Denn, was heute am Katharinenpark eine deutsche Mutter zu ihrer kleinen Tochter gesagt hat, müsst ihr eigentlich gar nicht verstehen. Da es aber sein könnte, dass ihr einem traurigen Kind begegnet, das aus Deutschland kommt, wüsstet ihr dann wenigstens warum. 

"Halt die Klappe", hat diese Mutter zu ihrer kleinen Tochter gesagt. Mit Klappe meinte sie den Mund ihrer kleinen Tochter. Sie wollte also der Kleinen den Mund verbieten. Was man bei Kindern nie machen sollte, weil Kinder immer etwas zu erzählen haben. Für erzählen kann man auch berichten, plaudern, plappern, sprechen oder mitteilen sagen. 

Die Kleine antwortete ihrer Mutter in einem ganz ruhigen Ton. Sie sagte: "Dich interessiert doch gar nicht tatsächlich, was ich für einen Fehler gemacht haben soll." Bei Fehlern handelt es sich um etwas, was man eigentlich nicht tun sollte, weil es nicht gut für die anderen oder für einen selbst ist. Wenn man es dennoch getan hat, sollte man aus Fehlern lernen. Das kann man aber nur, wenn man darüber spricht. Die Klappe halten, ist also falsch und kein gutes Deutsch.

Der kleinen Tochter ist zwar der Mund verboten worden, aber zum Schweigen wurde sie von ihrer Mutter nicht gebracht. Sie sagte ihre Meinung in einem ruhigen Ton, weil sie jetzt schon klüger ist als ihre Mutter, der eigentlich der Mund verboten werden müsste.

Liebe Kinder (VII)  

Donnerstag, 7. Juli 2022

Alltägliches (225)

Spinnweben am
Klingelschild des
deutschen Konsulats.
Foto: Tjaden

Das deutsche Konsulat und die tote Spinne

Unterwegs gefragt, etwa 300 Meter vom Ziel entfernt: Wo ist das deutsche Konsulat in Funchal? Zwei Polizeibeamte kennen nicht einmal die Straße, deren Name ich mir aufgeschrieben habe. Eine Mitarbeiterin des Rathauses hat zumindest eine ungefähre Ahnung und schickt mich nicht in die völlig falsche Richtung.

Das deutsche Konsulat in Funchal wird laut google von einem Honorarkonsul geleitet, der Ricardo Dumont dos Santos heißen soll. Auf die Öffnungszeiten könne man sich nicht verlassen. Doch dos Santos ist gar nicht mehr Honorarkonsul. Da er sein Amt, mit dem er eigentlich Deutschland dienen sollte, für private geschäftliche Interessen missbraucht hat, wurde er laut einem Bericht des Bayerischen Rundfunks 2017 abgesetzt. Vorher bekam er das Bundesverdienstkreuz. 

Seit seiner Absetzung ist wahrscheinlich auch die Spinne tot, die sich am Klingelschild im Largo do Phelps 6 so manchen Leckerbissen ins Netz geholt hat. Die etwas schäbig aussehende Eingangstür fand ich auch nur, weil ich in dem Fachgeschäft "MultiOpticas" eine Angestellte traf, die zu mir sagte: "Wenn Sie das Geschäft verlassen und nach rechts schauen, sehen Sie ein Eiscafé. Dort befindet sich das Konsulat." Dieses Eiscafé kannte ich bereits, denn dort bin ich fast schon ein Stammgast.  Über dem Café fiel mir ein schwarz-rot-goldener Kreis auf. 

Ich klingelte mehrmals. Doch niemand öffnete mir. Ein Schild mit den Öffnungszeiten gab es auch nicht. Die Telefonnummer, die auf einem Zettel am Klingelbrett stand, war fast schon unleserlich.

Mail des Konsulates vom 7. Juli 2022

Sehr geehrter Herr Tjaden,

danke für Ihre email. Sie waren leider an der alten Adresse des Konsulates. Dort ist es schon über 5 Jahren nicht mehr. Unsere neue Adresse lautet: Rua do Amparo 26. So sind wir auch auf der Liste der Konsulate gelistet siehe link:

https://lissabon.diplo.de/pt-de/botschaft/honorarkonsuln.

Gerne machen wir Ihnen einen Termin ab dem 18.07.2022, müssten wir nur genauer absprechen. Der Honorarkonsul befindet sich gerade im Urlaub. Alternativ können Sie auch bei den Gemeindeverwaltungen (Junta da Freguesia) Ihre Lebensbescheinigung beglaubigen lassen.

Melden Sie sich bitte gerne wenn Sie noch Fragen haben bzw. den Termin bestätigen wollen. 

Alltägliches (224)

Hat vor einem halben Jahr
wie fertig ausgesehen.
Foto: Heinz-Peter Tjaden

Als der Bus den Radweg verließ

27. Juni 2022. Über die Estrada Monumental in Funchal gibt es viele schöne Geschichten. Die schönste endet stets mit den Worten "Die Straße ist fertig!" Doch dann tauchen sie wieder auf, die Männer in den gelben Westen, die irgendwo Löcher buddeln, Pflastersteine auf einen Haufen werfen und Straßenabschnitte sperren, in denen es angeblich schon seit längerer Zeit keinen Grund mehr gibt, den Verkehr zu behindern. 

Wer gern buddelt, buddelt natürlich auch auf dem Radweg. Wo das gerade geschieht, kann man hören. Dort bin ich derjenige, der klingelt, weil die Autofahrer hinter mir hupen. Einige Autofahrer hupen ausgesprochen schön. Aber nicht schön genug.

Wie neue MAN-Busse hupen, weiß ich noch nicht. Auf dem Radweg in Höhe Forum Madeira hat er heute Abend plötzlich vor mir gestanden und blockierte beide Fahrtrichtungen des Radweges.  Kein Millimeter war mehr frei. Ich hielt direkt vor dem Bus an und redete der Fahrerin ins Gewissen. Die Bedeutung von "Bicicleta", "Bicycle" und "Fahrrad" klingelte ich ihr ins Gewissen, bis sie davon fuhr. Auf der Estrada Monumental, die schon lange fertig ist.

Die Estrada Monumental
wird asphaltiert. Wo bleibt
der Radweg? Foto: Tjaden

Betrug beim Straßenbau?

7. Juli 2022. Die Confianca-Koalition wittert Betrug. Die Verwaltung von Funchal verschleudere Mittel der Europäischen Union. Anlass sind die Sanierungsarbeiten in der Estrada Monumental, die auch mir seltsam vorkommen. Da wird ein Radweg wieder beseitigt und die Fahrbahn auf mehreren hundert Metern weggefräst, die vor wenigen Monaten noch fertig zu sein schien. Die Beschwerde über vermeintliche Steuerverschwendung liegt nun dem Europäischen Amt für Betrugsbekämpfung vor. Bürgermeister Pedro Calado hat darauf leicht säuerlich reagiert. Die Confianca-Koalition habe ihre Wahlniederlage noch nicht verwunden, meint er.  Siehe auch hier 

Freitag, 24. Juni 2022

Alltägliches (223)

Nicht zu viel quatschen.

Plakate mit Maulkorb für Bürgermeister von Funchal

Der Bürgermeister von Funchal hätte sein Zelt auch gern mitgebracht. Doch da hing sein Rock schon am Ring. Als Heardliner ist nicht wie bei dem weltberühmten Festival am Nürburgring Jan Delay aufgetreten, sondern der Regierungschef von Madeira, Miguel Albuquerque. Im Gegensatz zu dem Hamburger Musiker, der für seine Wandlungsfähigkeit bekannt ist, blieb sich Albuquerque treu. Er sorgte für Misstöne. Nichts klang irgendwann wieder besser.  

Der Campingplatz von Chao da Lagoa ist natürlich nicht so berühmt wie der Nürburgring, bei der Party, die dort am 24. Juli von den rechten Sozialdemokraten Madeiras gefeiert wird, gibt es die harten Rhythmen aber schon vor dem Fest. Um zu verhindern, dass auch Pedro Caledo etwas zu den Partygästen sagt, ließ sich Albuquerque schriftlich versichern, dass er allein das Sagen hat, wenn jemand etwas zu sagen hätte.

Das wurde Bürgermeister Pedro Caledo inzwischen auch auf Plakatwänden mitgeteilt. Der Generalsekretär der rechten Sozialdemokraten, José Prada, veröffentlichte an den Straßenrändern von Funchal die Namen der geduldeten Redner bei der Party am 24. Juli 2022. Der Bürgermeister reagierte darauf scheinbar gelassen. Er bescheinigte seiner Partei, dass sie gar nicht so wichtig sei, er habe oft genug die Möglichkeit, sich auch ohne die Partei öffentlich zu äußern, außerdem werde am 24. Juli sowieso zu viel gequatscht. 

Könnte bedeuten: Sollte Miguel Albuquerque beim Fest der rechten Sozialdemokraten etwas sagen, wäre jedes Wort schon zu viel.

Dienstag, 21. Juni 2022

Alltägliches (222)

Diesen Besen habe ich 
kürzlich entsorgt.
Die werden nie erwachsen

Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft. Aber nicht in der Wohngemeinschaft, in der ich auf Madeira lebe. Zu meinen Freundschaftsdiensten gehört die Sauberkeit im Haus, die zwar nicht leicht aufrecht zu erhalten ist, aber ich gebe mir jeden Morgen die größte Mühe. Dafür habe ich jüngst zwei neue Besen gekauft. Den einen habe ich in den Waschmaschinenraum gestellt, den anderen auf meinen Balkon. Eine Woche später gibt es diese Besen nicht mehr. Der aus dem Waschmaschinenraum ist kaputt, die Einzelteile hat jemand auf dem Hof verstreut,  der andere ist von meinem Balkon gestohlen worden. 

Für den Diebstahl von meinem Balkon kommt nur einer infrage. Ich habe ihn soeben im Treppenhaus zur Rede gestellt. Er bekam seine Zähne nicht auseinander und verschwand wieder in seinem Zimmer. Das ist typisch für diese Wohngemeinschaft. Alle benehmen sich wie die kleinen Kinder, die sich die Augen zuhalten, wenn sie etwas angestellt haben, weil sie meinen, dass sie nicht gesehen werden können, wenn sie selbst nichts sehen.

Weitere Informationen über diese Wohngemeinschaft 

Mittwoch, 15. Juni 2022

Alltägliches (221)

Im Katalog der Nationalbibliothek
Portugal.

Brasilianer mögen unlogische Frau

Die liebe Geschichte "Cliente seguinte" über die Erfinderin der Unlogik und "Immer Ärger mit Red" sind schon länger auf dem Buchmarkt, das Foto-Buch "Madeiras fotogene Touristen" ist die Nummer 3 in dieser Madeira-Serie und steht nun auch in den Regalen der portugiesischen Nationalbibliothek in Lissabon. 

Gelesen werden diese Broschüren nicht nur in Deutschland. Neu sind seit einigen Tagen Bestellungen aus Brasilien. Dort interessiert man sich besonders für die unlogische Frau, die in der Nähe des Flughafens von Madeira zur Welt gekommen ist. 

Sonntag, 5. Juni 2022

Liebe Kinder (V)

Gemalt für die Semana
do Ambiente. 
Foto: Heinz-Peter Tjaden

War in Wirklichkeit ein Elefant

Ich habe während meiner Grundschulzeit nur einmal ein Lob von meiner Kunstlehrerin für ein Bild bekommen. Sie war begeistert von der Maus, die ich gezeichnet hatte. Dass es sich um einen Elefanten handelte, verriet ich ihr nicht. Sonst hätte sie ihr Lob vielleicht noch zurückgenommen.

Was ihr dagegen zeichnet, beeindruckt mich immer wieder. Zu jedem Thema, das auf Madeira diskutiert wird, habt ihr etwas zu malen. Damit eure Kunstwerke unvergänglich werden, veröffentliche ich sie bei Facebook. Damit auch viele andere auf der Welt erfahren: Ihr seid wahre Künstlerinnen und Künstler. Hier klicken  

Samstag, 4. Juni 2022

Liebe Kinder (IV)

Sieht auch noch schick aus.

Keine Sorgen auf dem Laufrad

Wenn ihr mich in Funchal auf dem Rad seht, macht ihr euch keine Sorgen. Ihr seid begeistert, eure Eltern reagieren mit "Bicicleta". Und schon lernt ihr: Wer auf einem Rad unterwegs ist, darf sich keine Sorgen machen. Dazu gehört: Man muss dafür sorgen, dass man mit dem Rad nicht umfällt. 

Das lernt ihr am besten auf einem Laufrad. Kinderfahrräder mit Stützrädern findet ihr sicherlich auch nicht so spannend. Auf denen sehen Kinder aus, als würden sie es nie lernen. Wenn ihr aber mit einem Laufrad immer schneller werdet und dann eure Beine hoch nehmt, ohne umzufallen, dann wissen alle Erwachsenen: Ihr lernt schnell. 

Das kann man nicht von allen Erwachsenen sagen. Schaut euch doch einmal auf der Avenida do Infante die Autos an, die auf dem Bürgersteig stehen, wenn sich dort Erwachsene in einem Haus treffen, weil sie angeblich so klug sind. Die sind nicht einmal klug genug, um zu wissen, wie kleine Pflastersteine reagieren, wenn auf ihnen Autos stehen. Gestern habe ich dort ungefähr 100 Autos gezählt, die dicht an dicht nebeneinander standen. Die wiegen zusammen 1 400 Tonnen. Also soviel wie 5 000 Kinder. Ohne Laufrad.

Wenn ihr dort Laufräder ausprobiert, passiert dem Bürgersteig nichts. Er bekommt keine Löcher und keine Risse , er wird nicht rund.  Wenn dort so viele Autos parken, passiert dem Bürgersteig sehr viel. Das muss dann repariert werden. Kaum ist das passiert, findet wieder ein Treffen von Erwachsenen statt, die sich für klug halten. 

Liebe Kinder (V)

Freitag, 27. Mai 2022

Alltägliches (220)

Kapelle für eine Heilige,
die nie gelebt hat.
Foto: Heinz-Peter Tjaden

Über die christlichen Feiertage auf Madeira
 

Ab Ostern können auch die Kirchen mit den christlichen Feiertagen kaum noch etwas anfangen. In Deutschland muss trotzdem auch an diesen Tagen nicht gearbeitet werden. Je katholischer ein deutsches Bundesland ist, desto mehr christliche Feiertage gibt es. Da Madeira zu über 90 Prozent katholisch ist (die Tier- und Pflanzenwelt nicht mitgezählt), rechnete ich bei meinem ersten Besuch der Insel damit, dass ich mich rechtzeitig mit Lebensmitteln eindecken müsste, weil Weihnachten - wie es so schön heißt - vor der Tür stand. Doch auch Heiligabend waren die Supermärkte geöffnet. Mein "Feliz natal" ("Frohe Weihnachten") erregte mehr Verwunderung als  freundliche Erwiderung. Am ersten Weihnachtsfeiertag flog ich wieder nach Hannover. In der Küche des Hostels stand ein Aufsteller mit dem Hinweis, dass dieser Tag der Familie gehöre und deswegen müssten sich die Gäste um sich selbst kümmern.

Mein dritter Besuch fiel in die Osterzeit. Doch nicht einmal die Hinrichtung von Jesus konnte das Leben auf der Insel stoppen. Der Karfreitag, an dem in Deutschland nicht einmal öffentlich ein fröhliches Lied gesungen werden darf, war ein Tag wie jeder andere. Auch um das glimpfliche Ende der Hinrichtung kümmerte sich kaum jemand.

Deswegen dürfte es auch niemanden mehr verwundern, dass ich gestern ohne das deutsche Fernsehen gar nicht mitbekommen hätte, dass es nach Ostern noch einen christlichen Feiertag gibt, bevor mit Pfingsten auch in Deutschland ein Feiertag begangen wird, den niemand mehr erklären kann. Die einen sagen, das sei der Geburtstag der Kirche, die anderen sagen, das sei doch Unsinn, denn die Kirche habe es noch gar nicht gegeben, als die Jünger von Jesus plötzlich mehrere Sprachen beherrschten. Womit Pfingsten wohl der Geburtstag der Volkshochschulen in Deutschland wäre. 

Dafür aber werden auf Madeira immer wieder irgendwelche Figuren durch die Straßen getragen, die Heilige darstellen. Einer der Parks in Funchal ist sogar einer Heiligen gewidmet, die nie gelebt hat. Dennoch reichte es sogar für eine Kapelle im Katharinenpark.

Donnerstag, 19. Mai 2022

Alltägliches (219)

Plakatwerbung für den
Messias. Foto: Shishkoff

Warten auf den Messias?

Die Opposition im Parlament von Madeira benimmt sich so, als warte sie auf den Messias. Behauptet jedenfalls die rechte Sozialdemokratie über die linke Sozialdemokratie. Dazu kann ich nichts sagen. Ich warte in dem Haus, in dem ich wohne, nicht einmal auf die Putzfrau, die alle 14 Tage kommt. Ich mache so oft wie möglich sauber. So oft wie nötig schaffe nicht einmal ich.

Pedro Ramos will mehr für das Wohlbefinden der Bevölkerung tun. Beibringen will der Gesundheitsminister von Madeira  den Inselbewohnerinnen und -bewohnern auch, wie wichtig Hygiene ist. In unserem Haus sollte er mit der Aufklärung nicht anfangen, sonst wäre seine Mission schon im Caminho do Areeiro de Baixo 5 beendet. Aus lauter Verzweiflung. Verspotten lassen müsste er sich auch noch. Dass die linke Sozialdemokratie auf solch einen Messias wartet, würde wahrscheinlich nicht einmal die rechte Sozialdemokratie behaupten.

In Israel wird gerade auf Plakatwänden verkündet, wie man das Kommen des Messias´ beschleunigen kann. Die Botschaft lautet "Eine kleine gute Tat und er wird kommen". Diese Plakate sollten keinesfalls auch auf Madeira aufgehängt werden. Sonst würde die rechte Sozialdemokratie künftig auf jede noch so kleine gute Tat verzichten, um den linken Sozialdemokraten eins auszuwischen und was in unserem Haus geschehen würde, wage ich mir gar nicht auszumalen.  Vielleicht würde sich so mancher sogar häufiger die Hände waschen. Wegen der Unschuld.

Mehr über unser Haus 


Donnerstag, 12. Mai 2022

Alltägliches (218)

Dieser Kastenwagen ähnelt
dem Schrei-Wagen.
Foto: Heinz-Peter Tjaden

Schreie aus blauem Kastenwagen

Eine Zeitlang ist Ruhe gewesen. Doch jetzt passiert es wieder. Immer kurz nach 18 Uhr auf der Estrada Monumental, wenige Meter vor der Abzweigung Caminho do Arreeiro de Baixo in Sao Martinho, fährt so dicht wie möglich ein blauer Kastenwagen an mir vorbei und einer der Insassen schreit mich an. Offensichtlich beabsichtigt er, mich vor Schreck mit meinem Rad stürzen zu lassen. 

Jedes Mal fährt dieser blaue Kastenwagen mit unverminderter  Geschwindigkeit weiter in Richtung Camara de Lobos. Da ich diesem Kastenwagen stets zur gleichen Zeit begegne, vermute ich, dass die Insassen gegen 18 Uhr Feierabend haben. Wahrscheinlich arbeiten sie in Funchal. Der Fahrer duldet offenbar dieses für mich gefährliche Verhalten.

Da alles immer so schnell geht, kann ich die Automarke nicht nennen. Der Kastenwagen sieht dem abgebildeten VW Caddy ähnlich. Ich sehe einen Zusammenhang mit gewissen Begegnungen während meiner Radtouren, die es eine Zeitlang nicht gegeben hat. 

Dienstag, 10. Mai 2022

Alltägliches (217)

 

Hier wird immer viel diskutiert.
Foto: Heinz-Peter Tjaden

Und Conny hat gesagt

"Außerdem braucht Europa eine gemeinsame Armee."

"Stimmt. Letzten Endes würden dann auch für jedes Land die Verteidigungsausgaben sinken."

Gesagt haben wir das im April 2019 im 29 Madeira Hostel in Funchal, wo wir vor drei Jahren im Innenhof an einem Tisch saßen. Conny kam aus Wien, war 18 Jahre alt und diskutierte mit mir über Europa, das uns viel zu kompliziert und inkonsequent war. Wir einigten uns schnell darauf, dass Europa eine gemeinsame Regierung für die Kernbereiche Wirtschaft, Bildung, Soziales, Umwelt und Verteidigung braucht. Der Chef der Regierung müsse direkt gewählt werden. Das europäische Parlament war uns viel zu schwach.

Man stelle sich einmal vor, man hätte auf uns gehört. Hätte sich dann Putin immer noch getraut, die Ukraine zu überfallen? Müsste man dann immer noch fürchten, dass dieser Kriegsverbrecher unermessliches Leid auch noch über weitere Völker bringt? Würde dieser Psychopath nicht vielmehr im Kreml allein schon bei dem Gedanken, dass eine europäische Armee sein Gegner werden würde, nach dem Beistand des orthodoxen Gottes rufen und zur Antwort bekommen: Dieses Mal muss ich dir leider sagen, dass nicht einmal ich dir noch helfen könnte?

Was würde wohl Conny dazu sagen?  

Samstag, 7. Mai 2022

Alltägliches (216)

"Jornal da Madeira", 7. Mai 2022

Dummer Sex in öffentlichen Videos

Wie Medien Themen machen und dann Diskussionen anzetteln, die zu nichts führen, führt in diesen Tagen das "Jornal da Madeira" vor. Erst führt diese Zeitung mit drei Fotos, auf denen angeblich (junge?) Paare auf öffentlichen Straßen Sex haben, ihre Leserinnen und Leser vor, denn erkennen kann man gar nichts. Dann führt eine Community-Projektmanagerin (was macht die eigentlich, wenn sie nicht Sex auf öffentlichen Straßen zu einem Projekt macht?)  in einem Meinungsbeitrag das Wort zum Wenn und Aber, bis man sich fragt, was sie eigentlich im Schilde führt.

Kurz zusammengefasst tritt sie dafür ein, dass das, was sie Gefühle nennt, wieder Konsequenzen hat. Angeblich ist das derzeit nicht der Fall. Wie sie eine Generation, in der so etwas ungestraft vorkommt, nennen soll, scheint sie nicht zu wissen. Sie versucht es mit einer Anlehnung an "verlorene Generation". Dieser Begriff ist aber bereits vergeben. Der amerikanische Schauspieler James Dean, der 1955 tödlich verunglückte, stand für diese Generation, von denen aber die meisten gar nicht wussten, wie verloren sie waren, die Beseitigung der Weltkriegs-Trümmer ließ ihnen gar keine Zeit dafür. 

Als Projektmanagerin ist man wahrscheinlich immer auf der Suche nach zündenden Begriffen. Doch bei Sex in der Öffentlichkeit kann es leicht zu Fehlzündungen kommen. Sexualtherapeuten beispielsweise halten es für eine zündende Idee, wenn Paare ihr langweiliges Eheleben mit Sex in der Öffentlichkeit aufpeppen. Da dieser Sex aber sogar Spaß macht, wenn man sich gar nicht langweilt, braucht man noch einen Kick. Dafür sorgt der Gesetzgeber. Er stellt Sex in der Öffentlichkeit als öffentliches Ärgernis unter Strafe. Man darf sich also nicht erwischen lassen. 

Worin der Kick liegen soll, wenn man sich dabei filmen und danach vom "Jornal da Madeira" vorführen lässt, weiß ich nicht.  Mir kommt das nur dumm und deswegen peinlich vor. 

 
 

Donnerstag, 5. Mai 2022

Alltägliches (215)

 

Sie können es besser haben.
Foto: Heinz-Peter Tjaden
Liebe Tauben aus Funchal,

das Leben in der Stadt bedeutet für euch Stress. Deshalb lebt ihr nicht so lange wie Tauben in freier Natur. Doch auch in der Stadt muss Stress nicht sein. Ich sage nur:

Männer!

Hat meine erste Frau immer gesagt, wenn sie nicht mehr in der Lage war, das Verhalten männlicher Wesen, die ihr im Alltag und am Arbeitsplatz begegneten, einzuordnen. Nicht dazu in der Lage war auch ein deutscher Liedermacher, der sich fragte "Wann ist ein Mann ein Mann?"

Und nun, liebe Tauben, habe ich trotzdem eine gute Nachricht für euch. Die handelt von Manuel und Raul, die in Sao Martinho in einem Haus wohnen und sich in der Küche wie Hänsel und Gretel benehmen, die in einem Märchen Brotkrumen im Wald ausstreuen, um den Rückweg zu finden. Das machen auch Manuel und Raul. Nicht in einem Wald, sondern in der Küche, obwohl sie den Rückweg zu ihrem Zimmer auch ohne Brotkrumen finden könnten. 

Wenn ihr also zu diesem Haus fliegen würdet, hättet ihr genug zu fressen und deshalb keinen Stress. Auch ein schlechtes Gewissen müsstet ihr nicht haben. Denn die Brotkrumen, die Manuel und Raul überall in der Küche verstreuen, brauchen sie nicht wirklich.

Männer?

Hat  meine erste Frau manchmal eine Freundin gefragt. Gibt es denn wirklich keine anderen Männer als den? Eine Häusermaklerin erzählte kürzlich einem Bekannten und mir, dass sich auf Madeira immer mehr Frauen diese Frage stellen. "Sie schmeißen die Kerle raus. Deswegen werden kleine Wohnungen zu günstigen Preisen immer knapper."