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Sonntag, 31. Januar 2021

Alltägliches (IV)

Die Litanei eines Rechtsanwaltes

Der Rechtsanwalt Joao Paulo Marques hat gestern in der "Diario de Notícias" eine Litanei über die Corona-Pandemie veröffentlicht. Niemand vor ihm fand so viele Schuldige. Am schuldigsten ist natürlich das Virus. Dann die Mutation aus Großbritannien. Auch die Abarten aus Brasilien und Südafrika können nicht von einer gewissen Ansteckungsgefahr freigesprochen werden. 

Doch ein Virus und seine Mutationen machen noch keine Pandemie. Stellt dieser Rechtsanwalt fest. Erforderlich sind auch Rechte und Liberale, gefährlich können auch Privatleute sein. Die Schulen ebenfalls und auch noch Weihnachten. Das glücklicherweise nur einmal im Jahr gefeiert wird. Stets zu verurteilen sind dagegen Spaziergänge. 

Die Litanei beendet Joao Paulo Marques mit einem Schuldspruch für alle, die nicht nach ihren Überzeugungen handeln, sondern die Fahne in den Wind halten. 




Freitag, 29. Januar 2021

Alltägliches (III)

Das CR7-Museum als
Touristenattraktion.

Der arme Onkel von Cristiano Ronaldo

Der Flughafen trägt seinen Namen, die Fußballfans auf der Insel verehren ihn, halten ihn für den besten Fußballer der Welt-und dann gibt es in einem Dorf bei Funchal noch einen armen Onkel?

Das jedenfalls erzählt mir ein Tourist und Pensionär aus dem Sauerland, der immer wieder nach Madeira fliegt und sich am 1. Februar als mein Nachbar eine Wohnung in Sao Martinho nimmt. Er habe im vorigen Jahr Cristiano Ronaldo mit seiner Frau auf der Uferpromenade von Funchal getroffen und nach diesem Onkel gefragt, den er persönlich kenne, erzählt er. Der Onkel lebe in ärmlichen Verhältnissen und müsse mit gut 400 Euro im Monat auskommen. 

"Kümmerst du dich um deinen Onkel?", will dieser Tourist Ronaldo bei der Begegnung auf der Uferpromenade gefragt haben. Der Fußballstar, der nächste Woche 36 Jahre alt wird, habe sich kurz umgedreht und freundlich gelächelt. 

Der Kapitän, Rekordspieler und Rekordtorschütze der portugiesischen Nationalmannschaft taucht, so mein zukünftiger Nachbar, nur selten in dem Dorf des Onkels auf, fahre mit seinem Luxusschlitten vor, grüße seinen Verwandten und dann "war es das". 

"Ich werde diesen Onkel demnächst mal wieder besuchen", sagt der Pensionär aus dem Sauerland, "mal sehen, ob sich Cristiano Ronaldo um ihn gekümmert hat."


Mittwoch, 27. Januar 2021

Alltägliches (II)

Diario de Notícias, 
27. Januar 2021

Regionalregierung will Beschränkungen lockern-Grund zur Freude für Sonia?

"Das bringt keinen Spaß mehr. In unsere Straße verirrt sich kaum noch jemand."

Begrüßt mich Sonia Alexandre Peschet Teixeira in der City von Funchal, während ich im Stehen vor einem kleinen Café eine Tasse Kaffee trinke und die Morgensonne genieße. 

"Die Regionalregierung wird in dieser Woche die Entwicklung der Pandemie bewerten, der Wirtschaftsminister geht davon aus, dass die Beschränkungen in den kommenden Wochen gelockert werden können."

Meldet die "Diario de Notícias" auf Seite 1. Ist das eine Nachricht, über die sich Sonia freuen kann? Sie hat mit ihrem Mann ein Restaurant in der Altstadt, das wie so viele andere Lokale in Funchal vom Tourismus lebt. 

Doch die Touristen bleiben weitgehend aus. Auf Seite 23 meldet die "Diario de Notícias" lediglich vier Flugzeuge, die heute auf dem nach Christiano Ronaldo benannten Flughafen starten oder landen. Sie kommen aus oder fliegen nach Lissabon und Porto Santo. Davon haben Sonia und ihr Mann kaum etwas. 

Sonia ist auf Madeira geboren, ihr Mann in Nagold, die beiden haben 25 Jahre in Tübingen gewohnt, bevor sie sich für die Insel entschieden haben. Sonia schnorrt noch eine Zigarette von mir und macht sich auf den Weg in die Altstadt. 

Die "Bild"-Zeitung, die neben einem Kiosk in einem Zeitungsständer steckt, titelt weitere Verschärfungen in Deutschland. Der Flugverkehr solle nahezu eingestellt werden. Sonia kommt an diesem Kiosk vorbei-und liest die Schlagzeile hoffentlich nicht. Sie wird sich wohl noch lange vor ihrem Restaurant die Beine in den Bauch stehen müssen.